Hellēnikon Hēmerologion
Der hellenische Jahreskalender
Der Kalender
Der meistgenutzte und sicher bekannteste hellenische Kalender ist der «Attische Kalender». Er stammt aus Athen und ist der am genauesten überlieferte Kalender des Hellenismos. Die Hellenen besaßen lange Zeit keinen einheitlichen Kalender. Jede Polis, so hießen die alten hellenischen Staaten, war autonom, besaß ureigene Kalender, zuweilen mit unterschiedlichen Monatsnamen. Jeder dieser Kalender lässt sich einer Stammesgruppe zuordnen, ist das Abbild unterschiedlicher Dialekte, sozialer Strukturen, regionaler Bedingungen und lokaler Heiligtümer. Manche hellenische Kalender sind nur fragmentarisch erhalten, andere haben einen deutlichen Bedeutungswechsel erfahren. Der attische ist der einzige, der eine überregionale Bedeutung besitzt. Das hat sowohl historische als auch praktische Gründe. Er ist der am weitesten verbreitete Kalender, spielt insbesondere bei der Wahrnehmung religiöser Pflichten eine kaum zu überschätzende Rolle. Er dient der Orientierung und Zeitbestimmung, aber ebenso auch der Berechnung der hellenischen Feste und Feiertage, und orientiert sich am Lauf von Sonne und Mond. Alle attischen Monate lehnen sich am Mondzyklus an, jeder Monat zählt traditionell 29 bis 30 Tage. Die religiösen Feste richten sich nach dem Mondkalender, während im Alltag der Sonnenkalender ausschlaggebend ist. In der Antike führte das zur Notwendigkeit einer Anpassung des Mondjahres an das Sonnenjahr. Aus diesem Grund wurde von Zeit zu Zeit ein Schaltmonat eingefügt, so dass der Mondkalender der Jahreslänge des Sonnenjahres entsprach.
Spätestens im Spätmittelalter wurden wichtige Impulse für die Schaffung eines einheitlichen hellenischen Kalenders gesetzt. Die Folgen dieser Entwicklungen wirken weiterhin fort und prägen den Hellenismos der Gegenwart. Die vom Philosophen Simplikios (ca. 490-560) in Harran gegründete Akademie hielt bis zu ihrem Untergang im 11. Jahrhundert am attischen Kalender fest. Der Philosoph Georgios Gemistos-Plethon (1355-1452) überarbeitete den attischen Kalender unter Berücksichtigung der astronomischen Gegebenheiten seiner Zeit und legte ihn seinem Entwurf für eine neue Gesellschaft bei. Er reformierte die hellenische Religion und stufte den attischen zum allgemeinen Kultkalender herauf. Auf diese Weise wurde dieser in gewisser Hinsicht hellenisches Allgemeingut. Die Bedeutung des attischen Kalenders für den Hellenismos kann kaum überschätzt werden, zumal es sich bei ihm um den am längsten gebrauchten hellenischen Kalender handelt. Aber das schmälert nicht den Wert anderer Kalender, da nicht alle Hellenen dem attischen folgen oder dem ionischen Stamm angehören. Andere Kalender sind im Vergleich zum attischen jedoch nur lückenhaft überliefert. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass Kalender anderer Regionen zu Rate gezogen werden, um bestehende Lücken sinnvoll zu schließen. Ob ein Kalender als Komplementärquelle oder Vergleichsmaterial in Betracht gezogen wird, hängt von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise der Stammeszugehörigkeit oder der Geschichte der eigenen Region. Welchem Kalender eine Familie folgt, ist ihr selbst überlassen. Die großen hellenischen Gemeinschaften halten sich am attischen Kalender.
Jede Gemeinschaft handelt eigenständig, kümmert sich um ihre Belange in eigener Verantwortung, denn der Hellenismos ist dezentral organisiert, vom lokalen Moment abhängig und darüber hinaus kennt er keine übergeordnete Instanz, welche Regeln beschließen könnte, die von allen Gemeinschaften zu befolgen wären. Viele Feste, die im attischen Kalender aufgeführt sind, wurden nicht nur in Athen, sondern auch in anderen Regionen gefeiert.
Darüber hinaus gibt es Feste, die selbst dann nicht mehr abgehalten werden könnten, wenn genügend Informationen für ihre Revitalisierung vorliegen, weil die zuständigen Behörden die entsprechenden Tempel nicht für religiöse Zeremonien freigeben, was zur Folge hat, dass bestimmte Feste nicht mehr begangen werden, weil sie nicht nur lokal, sondern darüber hinaus auch an bestimmte Heiligtümer gebunden sind. Aber das gilt nur für die Polis-Feste, d.h. Feste, die außerhalb des Hauskultes fallen. Neben den lokal gebundenen Festen gibt es überregionale Feste, welche die Einheit des Hellenentums betonen (siehe: Panhellenische Feste). Die Durchführung der großen Polis-Feste liegt in der Hand der Gemeinschaft, während der viel wichtigere Hauskult im Zuständigkeitsbereich der Familie liegt. In der Vergangenheit wurden bestimmte Kulte nur von bestimmten Thiasoi (Kultvereinigungen) gepflegt, die heute keine Rolle mehr spielen. Neben dem Polis- und Hauskult gibt es noch eine weitere Dimension, nämlich die der Mysterienkulte, die im Hellenismos der Gegenwart ebenfalls nicht gepflegt werden, weil die Kette der Einweihungen in die Mysterien gewaltsam unterbrochen und das entsprechende Wissen verloren ging. Aber an erster Stelle standen weder die großen Feierlichkeiten noch die Mysterien, sondern der Hauskult. Dieser bildet weiterhin den Mittelpunkt der hellenischen Religion, ist heute sogar wichtiger denn je, zum einen weil die Polis-Feste aufgrund äußerer Zwänge nicht wie früher abgehalten werden und die Gemeinden nicht alle Funktionen der Polis-Religion ausfüllen können. Aber selbst der Hauskult ist nicht überall der gleiche, denn auch hier gibt es lokale und andere Unterschiede.
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Zeitrechnung
Bis zum 4. Jh. besaßen die Hellenen keine allgemein-griechische Zeitrechnung. Dies sollte sich erst um das Jahr 300 v.chr.Z. ändern, als die gesamthellenische Zeitrechnung eingeführt wurde: die Olympiade. Eine Olympiade umfasst eine Zeitspanne von vier Jahren. Diese vier Jahre werden als erstes, zweites, drittes und viertes Jahr der jeweiligen Olympiade gezählt. Nach Ablauf einer Olympiade fanden die panhellenischen Olympischen Spiele statt. Offiziell wurden die ersten Olympischen Spiele erstmals im Sommer des Jahres 776 v.chr.Z. abgehalten. Demnach hatten wir im Juli des Jahres 776 v.chr.Z. das 1. Jahr der 1. Olympiade. Vor der Einführung der olympischen Zeitrechnung wurden Ereignisse (Geburt, Hochzeit, Tod) nach dem Namen der Person datiert, die zu diesem Zeitpunkt das Amt des Archonten inne hatte. Ein Vater würde über das Geburtsdatum seines Sohnes sagen: «Mein Sohn Kleanthes wurde geboren, als X Archon war.» Allerdings ist zwischen dem zivilen und rituellen Kalender zu unterscheiden.
Beispiele
Das lokale Moment und die regionale Typizität war und ist im Hellenismos, wie in jeder anderen ethnischen Tradition, der entscheidende Faktor. Darum tendiert er zu Vielfalt und Inhomogenität. Die Ethnosphäre entspricht in gewisser Weise der Biosphäre: Vielfalt und Verschiedenheit zwischen und innerhalb der Ethnien stellt eine natürliche Gegebenheit dar. Die Verletzung dieses natürlichen Prinzips hat Konsequenzen für Land und Mensch. Der Hellenismos legt großes Gewicht auf dieses Prinzip und versucht zu bewahren, was übrig geblieben, um sukzessiv die natürliche Ordnung wiederherzustellen.
Anhand der Kalender der hellenischen Organisationen YSEE und Labrys wollen wir an dieser Stelle zwei Beispiele für die hellenische Inhomogenität geben. 1. YSEE: der YSEE macht ein großes Zugeständnis an die heutige Zeit, denn er zählt die Jahre seit Beginn der ersten aufgezeichneten Olympiade hoch. Sein Kalender beginnt mit dem Monat Gamelion (Januar-Februar) anstatt mit Hekatombaion (Juli–August), zudem entspricht er in Beginn und Zeitspanne dem Gregorianischen. Die 12 Jahresfeste werden dementsprechend angepasst. Die Tage sind wie üblich in drei Dekaden gegliedert, jedoch zählt er generell vom 1. bis zum 30./31. Tag eines heutigen Monats aufwärts. Aufgrund dieser seiner Entscheidung erübrigt sich für ihn die Notwendigkeit eines Schaltmonats. 2. Labrys: Labrys hält sich genauestens am traditionellen attischen Kalender, sprich: die Gemeinschaft behält die traditionelle Zeitrechnung (Olympiade) bei und unterteilt den Monat in drei Dekaden zu je 10 Tagen. Die letzte Dekas wird rückläufig gezählt. Ein jeder Monat beginnt traditionell mit dem Neulichtabend (Noumēnía-νουμηνία). Labrys kennt aber auch eine Kombination von Alt und Neu, welche insbesondere auf ihrer Webseite Anwendung findet und Neulingen bei ihren ersten Schritten unterstützt. Mehr dazu unter: die «Wochen».
Der attische Kalender
Die Monate
- Hekatombaion (Εκατομβαιών, Juli–August)
- Metageitnion (Μεταγειτνιών, August–September)
- Boedromion (Βοηδρομιών, September–Oktober)
- Pyanepsion (Πυανοψιών, Oktober–November)
- Maimakterion (Μαιμακτηριών, November–Dezember)
- Poseideon (Ποσειδεών, Dezember–Januar),
- Gamelion (Γαμηλιών, Januar–Februar)
- Anthesterion (Ανθεστηριών, Februar–März)
- Elaphebolion (Ελαφηβολιών, März–April)
- Mounykhion (Μουνυχιών, April–Mai)
- Thargelion (Θαργηλιών, Mai–Juni)
- Skirophorion (Σκιροφοριών, Juni–Juli)
Die «Wochen»
Die griechische «Woche» heißt Dekás (Dekade). Jeder hellenische Monat ist in drei Dekaden zu je zehn Tagen gegliedert. Die Dekaden heißen Dekás prótē [Erste Dekas], histámenos/Wachsender Mond (1-10. Tag), Dekás deutéra (Zweite Dekas), mesoúntos/Voller Mond (11-20. Tag) und Dekás trítē (Dritte Dekas), fthínontos/Abnehmender Mond (21-30. Tag), wobei die Tage der letzten Dekade traditionell rückläufig gezählt werden, d.h. von 10 bis 1. Da dies in der heutigen Zeit zu Irritationen führen könnte, wird diese Regelung, abgesehen von Labrys, eher selten nach außen dargestellt und außerhalb Griechenlands nicht groß beachtet. Ein Beispiel zur Veranschauulichung: der 10./11. Februar 2021 im Gregorianischen Kalender entspricht im Attischen Kalender dem 2. fthínontos des Gamelion oder genauer gesagt, dem 2. fthínontos des Gamelion des 4. Jahres der 699. Olympiade. Der 11./12. Februar entspricht dem 1. fthínontos des Gamelion des 4. Jahres der 699. Olympiade usw. (Histaménou, mesoúntos und fthínontos sind histámenos, méson und fthínon im Genitiv.) Wenn die letzte «Woche» nicht rückläufig, sondern alle Tage des Monats hochgezählt werden, entspricht der 10./11. Februar 2021 dem 28. Gamelion. Bei der Bekanntmachung von Terminen auf ihrer Webseite greift Labrys auf den Gregorianischen Kalender zurück. Wenn der Gregorianische Kalender Verwendung findet, wird das Jahr i.d.R. in Anführungsstrichen gesetzt («2015»). Einzelne Mitglieder eines Kollektivs können eine andere Zeitrechnung bevorzugen, als die in ihrem Kollektiv etablierte. Mehr dazu auf folgender Webseite: Der altgriechische Kalender.
Erste «Woche» (histaménou = zunehmender Mond): noumēnía, diytéra oder deutéra istaménou, tritomenís, trítē istaménou, tetrás istaménou, pémptē istaménou, héktē istaménou, evdómē istaménou, ogdóē istaménou, henátē istaménou, dekátē istaménou oder dekáte protéra.
Zweite «Woche» (mesoúntos = Mittmond): prôtē, deutéra, trítē etc. Mesúntos. Der zehnte Tag der zweiten «Woche» oder zwanzigste des Monats heißt hēkás oder auch hēkosas.
Dritte «Woche» (fthínontos = abnehmender Mond): prôtē, deutéra, trítē etc. fthínontos. Der zehnte Tag der dritten «Woche» oder dreißigste des Monats heißt hénē kai néa oder Triakás.
Die Tage
Der erste Tag eines jeden Monats ist der Neumondtag (noumenia). Jeder Monat besteht aus drei «Wochen», die ihrerseits aus zehn Tagen bestehen: die erste «Woche» ist die des zunehmenden Mondes, die zweite die des vollen Mondes und die dritte die des abnehmenden Mondes. Die alten Griechen oder zumindest manche von ihnen fingen ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte an, ihren Wochen-Rhythmus der Sieben-Tage-Woche aus dem ptolemäischen Ägypten anzugleichen. So wurden nicht nur die Tage, sondern auch die damals bekannten fünf Planeten nach den Göttern Ares (Mars), Hermes (Merkur), Zeus (Jupiter) und Aphrodite (Venus) genannt. Einige Hellenen greifen diese Entwicklung wieder auf und ersetzen auf diese Weise die christlichen Namen der Wochentage, während die allermeisten dem Sieben-Tages-Rhythmus überhaupt keine Beachtung schenken und auch in dieser Frage dem Attischen bzw. dem Kalender ihrer Region folgen. Im ersten Fall wird Sabbato/Samstag zu hēméra Krónou/Tag des Kronos, Kyriaki/Sonntag zu hēméra Hēlíou/Tag des Helios, Deutera/Montag zu hēméra Selénēs/Tag der Selene usw.
Die Tage beginnen im Hellenentum traditionell mit bzw. nach Sonnenuntergang. Der letzte Tag eines jeden Monats, ob mit 29 oder 30 Tagen, wird Hene kai Nea oder Triakas genannt («Dreißigster-Triakás» bzw. «Dreißigster, Erster und Neuer»), weil die Tage der letzten «Woche» traditionell rückläufig gezählt werden. Der Neumond liegt grundsätzlich auf dem letzten oder vorletzten Tag des hellenischen Monats (weshalb der Kalender auch «beweglich» oder «flexibel» sein musste). Noumenia ist der erste Tag des sichtbaren Neumonds, wenn der neue Silberstreifen am Himmel sichtbar wird und die Mondsichel wieder zu wachsen beginnt. Alle Tage sind in 12 Nacht- und 12 Tagesstunden aufgeteilt und dauern von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang.
«Der 1. Tag des Monats wurde ‹neuer Monat [Tag]› genannt. Die Tage 2 bis 10 wurden mit ‹der zweite [Tag] des zunehmenden Monats›, ‹der dritte [Tag] …› und so weiter nummeriert. Die Tage vom 11. bis zum 20. wurden einfach durchnummeriert: ‹der elfte [Tag]› und so weiter, und markierten die Zeit des Vollmondes. Aber vom 21. Tag bis zum Ende des Monats wurden die Tage rückwärts gezählt: der Tag 21 wurde ‹der zehnte [Tag] vom sterbenden [Monat]›, Tag 22 ‹der neunte …› und Tag 29 ‹der zweite …› genannt. Den letzten Tag des Monats, den Tag 30, nannte man ‹den alten und neuen›, um den Übergang von einem Monat zum nächsten kenntlich zu machen. In einem Monat von 29 statt 30 Tagen, war es der Tag 29, der weggelassen wurde. Der Begriff ‹der alte und neue› (hene kai nea) für den letzten Tag des Monats spiegelt die Vorstellung wider, dass der Mond vom Vorabend teilweise der Mond des alten Monats war, der zu Ende ging, und teilweise der Mond des neuen Monats, der im Aufkommen begriffen ist. Obwohl Hesiodos den letzten Tag des Monats als ‹den Dreißigsten› bezeichnet, nennt er den ersten des folgenden Monats ‹den alten› (Werke und Tage 766, 771), als sei der alte Monat im Beginn des neuen eingedrungen» (Robert Hannah: Greek and Roman Calendars: Constructions of Time in the Classical World, S. 43-44, London 2005).
Allmonatliche feste Opfertage
Die ersten acht Tage, genauer gesagt die Tage 1-4, 6-8 und der letzte Tag eines jeden Monats im attischen Kalender sind «feste Tage», will heißen: diese Tage sind bestimmten Göttern geweiht und fallen unter die Kategorie «Hauskult». Sie gelten jeden Monat.
- 01. Noumenia-νουμηνία (panhellenischer erster Tag eines jeden neuen Monats): Apollon Noumenios, Artemis Noumenia, Zeus, Hermes, Hera, Hekate, Agathos Daimon und die Ahnen. Dieser Tag ist quasi den Hausgöttern gewidmet. Es ist der heiligste Tag des Monats. An den Götterstatuen wird Weihrauch angebracht, außerdem werden sie mit Lorbeerzweigen und Eiresionen geschmückt. Die Noumenia ist der heiligste Tag eines jeden Monats.
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter.
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten.
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis (der 6. Tag eines jeden Monats ist der Artemis gewidmet), Selēnai (Familienrunden mit traditionellem halbmondförmigen Gebäck).
- 07. Apollons Geburtsfest (dieser Tag war bei allen Hellenen dem Apollon geweiht).
- 08. Poseidon und Theseus.
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten (vor allem nach der Mittagszeit gemäß Proklos, Kommentare zu Hesiods Werke und Tage, 810.
- Letzter Tag eines jeden Monats: Heiliger Tag der Hekate, Hekates Deipnon, Nekysia zu Ehren der Toten. (Dieser letzte Tag eines Monats heißt Triakas, Hénē kai Néa: «Dreißigster, Erster und Neuer», ganz gleich, ob der Monat 29 oder 30 Tage zählt. Die dritte «Woche» wird auch rückläufig gezählt, weshalb der letzte Tag dann nur Hénē kai Néa genannt wird. Aber ob nun rückläufig gezählt oder nicht, die Bezeichnung «Hénē kai Néa» bleibt.)
Panhellenische Feste
Wie bereits erwähnt, gibt es Feste, die einen panhellenischen Charakter besitzen und die Einheit der Hellenen in den Vordergrund stellen. Nicht alle davon werden im attischen Kalender berücksichtigt. Zu diesen Festen und Festspielen gehören die folgenden: Aphrodisia, Heraia, Genesia, Lemaia, Mysterien von Eleusis, Soteria, Thalysia, Olympische Spiele, Pythische Spiele, Nemäische Spiele, Isthmische Spiele. Gedenkzeremonien für die Krieger, die in den Schlachten bei den Thermopylen, Plataiai und Salamis ihr Leben für die Heimat und die Autonomie der hellenischen Ethnie ließen.
Es folgt nun der attische Kalender in seiner traditionellen Reihenfolge. Es wurden nur die Tage vermerkt, die von religiöser Relevanz sind. Alle Leser, die sich einen detaillierten Einblick in den Attischen Kalender verschaffen möchten, seien auf die Anmerkungen und Links am Ende der Seite verwiesen. (Die allgemein relevanten Festtage des Hellenismos sind in blauer Farbe dargestellt.)
01. Hekatombaion. (Εκατομβαιών, Juli–August)
- 01. Noumenia, hellenisches Neujahr
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros. Aphrodisia
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus
- 12. Kronia, Wettkämpfe zu Ehren des Kronos und der Moiren in Olympia
- 16. Synoikia zu Ehren der Athena, jährliches Opfer an Eirene
- 17. Private Opferungen an die Heroinen und Heroen
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 19. Nemesia megala zu Ehren der Nemesis und Themis, Nackt-Wettkämpfe der Epheben (in der Gemeinde Rhamnous)
- 20. Delphisches Fest zu Ehren des Apollon
- 21. Opferungen an Kourotrophos und Artemis (im Demos Erchia)
- 23. Sponde an Hermes, Opfer an den Heros und Seher Amphiaraos
- 23.-30. Panathenaia (das größte attische Fest. Pferderennen, musikalische und andere Wettkämpfe für Erwachsene, Epheben und Kinder)
- 28. Opfergaben an Athena Polias, Athena Hygeia, Athena Nike und Eros. (Es wird der Peplos der Athena gezeigt und ein Fackellauf organisiert.)
02. Metageitnion. (Μεταγειτνιών, August–September)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter. Herakleia zu Ehren des Herakles (?)
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest. Metageitnia zu Ehren des Apollon Metageitnios (?)
- 08. Poseidon und Theseus
- 12. Opfergaben an Zeus Polieus, Athena Polias, Demeter und Apollon Lykeios (?)
- 14. Private Opfergaben an Dionysos
- 15. Kosmesis des Agalmas der Hera, Heraia zu Ehren der Hera (auf Delos)
- 16. Opfer an Kourotrophos, Hekate und Artemis (im Demos Erchia)
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 19. Opfer an die Heroinen
- 20. Opfer an Hera Telchinia
- 25. Opfer an Zeus Epoptes (im Demos Erchia)
- 28. Trankopfer an Persephone und Demeter
03. Boedromion. (Βοηδρομιών, September–Oktober)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter. Niketeria zu Ehren der Nike
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten. Plataia (Gedenktag an die Schlacht bei Plataiai)
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros. Opfer an Zeus Eleftherios
- 05. Genesia zu Ehren der Vorfahren
- 06. Artemis. Artemis Agrotera, Marathon-Tag (Es wird der Sieg in der Schlacht bei Marathon gefeiert; Ehrung der Krieger, die in der Schlacht bei Marathon für die Heimat fielen)
- 07. Apollons Geburtsfest. Boedromia zu Ehren des Apollon Boedromios
- 08. Poseidon und Theseus
- 12. Charisteria, Opfer an Athena (Dankesgaben für die Freiheit)
- 12. Demokratia zu Ehren der Demokratie und Freiheit
- 13. Private Opfer an Demeter, Kore, Dionysos u.a.
- 15.-21. Eleusinia ta megala / Die großen Eleusinischen Mysterien (Reinigungen, Große Opferriten, Pompe/Prozession, Die heiligen Riten, Fasten, Zeremonie im Telesterion, Heimkehr der Mysten)
- 17. oder 18. Epidauria / Asklepieia zu Ehren des Asklepios
- 18. Private Opfer an Dionysos und die anderen Götter
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 27. Opfer an die Nymphen, Acheloos, Alochos, Hermes, Gaia (Erchia) und Athena (Teithras)
- 28. Trankopfer an Poseidon
04. Pyanepsion. (Πυανεψιών, Oktober–November)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis. Proerosia (Fest der ersten Früchte), Oschophoria/Oskhophória zu Ehren der Athena Skira
- 07. Apollons Geburtsfest. Pyanepsia zu Ehren des Apollon (eine Eiresione wird an der Haustür angebracht), Private Opfer an Apollon und Artemis
- 08. Poseidon und Theseus. Theseia, Kybernesia
- 09. Stenia zu Ehren der Demeter und Kore
- 10. Opfer an Demeter
- 11.-13. Thesmophoria zu Ehren der Demeter Thesmophoros (nur für Frauen)
- 14. Opfergaben an die Heroinen
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 26.-28. Apatoureia (26. Dorpia, 27. Anarrhusis, 28. Koureotis), Festgelage unter Verwandten und den Phratrien; Opfergaben an Zeus Phratrios, Athena Phratria und Dionysos
- 29. Chalkeia zu Ehren der Athena Ergane und des Hephaistos, Opfer an Athena Archegetida
05. Maimakterion. (Μαιμακτηριών, November–Dezember)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter. Trankopfer an Ares
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus
- 10. oder 23. Pompaia zu Ehren des Zeus (kathartische Riten)
- 14. Nyktophylaxia zu Ehren der Demeter und Kore auf Delos
- 16. Trankopfer an Zeus und Hermes; Trankopfer an alle, die in der Schlacht bei Plataiai ihr Leben für die Freiheit von Hellas opferten
- 17. Dramaturgische Wettbewerbe
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 20. Opfer an Zeus Georgos
- 30. Trankopfer an Dionysos
- ?. Opfer an Zeus Meilichios (für einen milden Winter und eine gute Ernte für das neue Jahr). Das traditionelle Datum ist nicht überliefert
- Maimakteria zu Ehren des Zeus Maimaktes. Das traditionelle Datum ist nicht überliefert
06. Poseideon. (Ποσειδεών, Dezember–Januar)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 05. Plerosia (Opfer an Zeus)
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus. Poseidea zu Ehren des Poseidon (am 14. auf Delos)
- 10. Die ländlichen Dionysia zu Ehren des Dionysos (?)
- 14. Opfer an Poseidon Asphaleios, Orthosios, Themeliouchos. Box-Wettkämpfe
- 16. Opfer an Zeus Horios und Petreus
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 19. Private Opfergaben an die Anemoi (Winde)
- 22. Galaxia zu Ehren des Apollon (?)
- 26. Haloa zu Ehren der Demeter Haloaie, Poseidon Phytalmios und Dionysos
- die letzte Nacht des Poseideons ist Nyx und Dike geweiht
07. Gamelion. (Γαμηλιών, Januar–Februar)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest. Opfer an Apollon Delphinios und Lykeios, Kourotrophos
- 08. Poseidon und Theseus. Opfer an Apollon Apotropäos und Musagetes, und die Nymphen
- 09. Opfer an Athena Herosouriois («der milden Winde»)
- 10. Opfergaben an Demeter, Kore und Zeus Boulaios
- 12. Wettbewerbe für Dramaturgie, Opfer an Dionysos Lenaios auf Mykonos
- 12.-15. Lenaia zu Ehren des Dionysos
- 16. Opfer in den Heiligtümern der Artemis, Opfergaben an Wegkreuzungen
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 19. Die Statuen des Dionysos werden mit Efeu bekränzt (kittóseis)
- 24. Trankopfer an Aphrodite
- 27. Theogamia zu Ehren des Zeus und der Hera (Hieros Gamos von Zeus und Hera). Opfer an Poseidon und Kourotrophos
08. Anthesterion. (Ανθεστηριών, Februar–März)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter. Opfer an Dionysos Eriphos
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus
- 11. Anthesteria Pithiogia
- 12. Anthesteria Khoēs
- 13. Anthesteria Khýtroi (Opfer an den chthonischen Hermes, Hydrophoria)
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 20.-26. Mysteria ta mikra (Die kleinen Mysterien)
- 23. Diasia zu Ehren des Zeus Meilichios, Trankopfer an Hephaistos
- 27. Artemiria oder Amarynthia zu Ehren der Artemis Amarysia, Musikalische Wettbewerbe
09. Elaphebolion. (Ελαφηβολιών, März–April)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis. Elaphebolia zu Ehren der Artemis Elaphebolos (?)
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus. Asklepieia zu Ehren des Asklepios, Opfer an Asklepios
- 10.-17. Dionysia ta astika (Die städtischen Dionysia), Opfer an Dionysos und Gaia
- 15. Opfer an Kronos
- 17. Pandia zu Ehren des Zeus
- 18. Anakeia zu Ehren der Dioskuren
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 21. Trankopfer an Artemis
- 22. Galaxia zu Ehren der Rhea
- 28. Sotēria zu Ehren des Zeus Soter und Apollon Pythios (panhellenisches Fest in Delphi; Wettkämpfe und Opfergaben)
10. Mounykhion. (Μουνυχιών, April–Mai)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros. Eroteia zu Ehren des Eros, Ehrenopfer an Hermaphroditos
- 06. Artemis. Delphinia zu Ehren des Apollon Delphinios, Opfer an Artemis Soteira
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus
- 14. Fest der Artemis Brauronia
- 16. Mounykhia zu Ehren der Artemis Mounykhia (in Peiraieus), Gedenktag an den Sieg bei der Schlacht von Salamis (480)
- 18. Katharmoi (Reinigungsriten)
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 19. Olympieia zu Ehren des Zeus Olympios, Anthypasiai (Wettkämpfe)
- 20. Opfer an Leukaspis und Trankopfer an Apollon
- 21. Opfer an die Tritopatores
- 28. Geburtsfest der Göttin Athena
11. Thargelion. (Θαργηλιών, Mai–Juni)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros. Opfer an Zeus, Apollon Pythios und Apollon Päon, Leto, Hermes und die Dioskuren
- 05. Fasten auf Thargelia
- 06. Artemis. Opfer an Demeter-Khloe auf der Akropolis. Delia zu Ehren der Artemis und des Apollons auf Delos
- 06./07. Thargelia zu Ehren des Apollon und der Artemis Thargelia (am 7. finden Wettkämpfe statt)
- 07. Apollons Geburtsfest. Heiliger Tag des Apollon Delios, Pythios, Patroos und Alexikakos, des Helios und der Horen. Eine Eiresione wird am Tempel des Apollon Pythios und an allen Häusern in Athen angebracht
- 08. Poseidon und Theseus
- 16. Opfer an Zeus Epakrios
- 18. Menedeios («der sich behauptet»), Opfer in der Gemeinde Erchia
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 25. Kallynteria – Plynteria zu Ehren der Athena Polias (wurden ursprünglich getrennt gefeiert)
- 26. Opfer an Zeus
12. Skirophorion. (Σκιροφοριών, Juni–Juli)
- 01. Noumenia
- 02. Agathos Daimon, Heroen und alle Daimonen und chthonischen Götter
- 03. Tritomenis Athena (Geburtsfest der Athena) und die Chariten. Kourotrophos, Athena Polias, Aglauros, Zeus Polieus, Poseidon, Pandrosos. Arrephoria
- 04. Herakles, Hermes, (Geburtsfest der) Aphrodite Pandemos, Eros
- 06. Artemis
- 07. Apollons Geburtsfest
- 08. Poseidon und Theseus
- 09. Opfer an Herakles, Tritopatores, Hyakinthiden (Nymphen)
- 12. Skirophoria (Opfer an Athena Skirada, Poseidon Erechtheus, Helios); Opfer an die Tritopatores (Marathon)
- 14. Diipoleia zu Ehren des Zeus Polieus
- 18./19. Apotropäische und kathartische Riten
- 24. Sponde an Athena
- 29. oder 30. (?) Diisoteria zu Ehren des Zeus Soter, Opfer an Zeus Soter, Athena Soteira, Asklepios, Hygeia
Anmerkungen
Auf der englischsprachigen Webseite «HMEPA» wird jedes Jahr des Attischen Kalenders den astronomischen Gegebenheiten des aktuellen Jahres angepasst (Mondphasen und Tage); dieser ist für Nicht-Hellenen sicher übersichtlicher und deshalb benutzerfreundlicher, als der von Labrys, weil nicht nur die hellenischen, sondern auch die entsprechenden Gregorianischen Monate und Tage angegeben werden. Der Kalender des YSEE steht am unteren Ende zur Verfügung und entspricht, abgesehen von den Monatsnamen, ganz dem Gregorianischen.
Für weitere Informationen zum Attischen Kalender (Feier-, Reinigungs-, Opfer- und besondere Tage etc.) siehe: Christos Pandion Panopoulos, Vasilios Cheiron Tsantilas: Hellenic Polytheism: Household Worship, S. 81-84 (Athen 2014), das entsprechende Kapitel in Die Religion der Griechen: Kult und Mythos (München 1994) von Louise Bruit-Zaidman und Pauline Schmitt-Pantel, Athenische Feste von Herbert W. Parke (Mainz am Rhein 1987) und die Webseite HMEPA.
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