Glossar

Erklärung von Begriffen, die in hellenischen Texten häufig auftauchen. Das Glossar wird stetig erweitert. 

 

A

Ábaton: eine heilige Stätte, die nicht betreten werden darf. Das Allerheiligste der griechischen Tempel.

Aberglauben: siehe Deisidamonia.

Achaioi, Achaier: ein hellenischer Stamm. Die Achaier zählen neben den Äolern, Doriern und Ioniern zu den Hauptstämmen der Hellenen. Sie bevölkerten den Norden der Peloponnes. Die Achaier sprachen keinen eigenen Dialekt, sondern eine Eigenform des Dorischen. Bei Homer sind die «Achaier» eine Sammelbezeichnung für die Griechen.

Acheloos: der zweitgrößte Fluss Griechenlands. Ein Flussgott.

Adyton: eine geheime Kammer oder Räumlichkeit im Heiligtum, die allein den mit der Pflege des Kultes oder des Orakels Anvertrauten vorbehalten ist; das Allerheiligste eines Tempels.

Ágalma: Statue, Kultbild, Götterbildnis.

Agápe: absolute Akzeptanz. Freundschaftliche oder erotische Beziehung zu einem anderen Menschen. Liebe.

Agathón: das Gute.

Agathodaimon: «guter Geist». Bezeichnung für einen wohlwollenden, freundlich gesinnten oder guten Geist. Die Bezeichnung setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «agathos» (gut) und «Daimon» (Geist) zusammen. Die Pluralform von Agathodaimon lautet «Agathodaimonen» (agathodaimones).

Agathós Daimon: «der gute Geist». Bezeichnung für den segensreicheen Hausgeist, der zumeist in Schlangengestalt dargestellt wird. Traditionell wird ihm nach dem Mittagsmahl etwas Wein dargebracht. Kann in der täglichen Andacht eine zentrale Rolle einnehmen. Sein Symbol ist die Schlange, die heute noch auf Naxos als Glücksbotin gesehen und gemäß den alten Weisungen nicht getötet werden darf. In einem allgemeinen Sinn bezeichnet der «agathos daimon» einen wohlwollenden Geist.

Agieus, Agyieus: Beiname Apollons als Gott der Straßen, Wege und Hauseingänge, der den Bereich an der Grenze zum Haus bewacht. Zusammen mit Hermes Strophaios und Hekate Prothyraia wacht er über den Bereich außerhalb des eigentlichen Heimes.

Aglauros: «Funken, Glanz». Eine Göttin der Fruchtbarkeit von Feldern und Weiden.

Agon: Wettkämpfe und Wettbewerbe zu Ehren der Götter. Bekannte Beispiele: die Olympischen und die Nemeischen Spiele zu Ehren des Zeus.

Aídos: Ehrfurcht, heilige Scheu. Aidos ist außerdem der Name des Daimons der Ehrfurcht, der Achtung und Selbstachtung. Aidos ist die Begleiterin der Göttin Nemesis.

Aigeiroi: die Nymphen der Schwarzpappeln.

Aioloi, Äoler: ein hellenischer Stamm. Die Aioler zählen neben den Achaiern, Doriern und Ioniern zu den Hauptstämmen der Hellenen. Die wichtigste Stadt der Aioler war Mytilene auf der Insel Lesbos. Die Aioler sprachen einen eigenen Dialekt des Griechischen, der als aiolischer Dialekt bekannt ist.

Aither: siehe Äther.

Akademie: siehe Platonismus.

Akademos: ein attischer Heros.

Aletheia: Daimon der Ehrlichkeit, Wahrheit und Aufrichtigkeit. Ihr Name bedeutet «Wahrheit».

Alexikakos: «Unheilabwehrer, Unheilabwender». Ein Beiname verschiedener Götter (Zeus, Apollon, Herakles), die Schlechtes abwehren und vor Unheil schützen.

Alke: Daimon der Tapferkeit, des Mutes und der Kampfkraft. Ihr Name bedeutet «Kampf, Wächterin».

Allophobie: Angst oder Abscheu vor Alterität, Diversität, Andersheit, Vielheit. Unbehagen vor dem Fremden. Eine gegen das «Andere», das jeweils Fremde oder Andersartige gerichtete Aversion. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern «άλλος/állos» (anderer, anders) und «φόβος/phóbos» (Angst, Furcht, Schrecken) zusammen.

Alochos, Alokhos: «sich niederlegen». Bettgefährtin, Liebhaberin, Gattin.

Amarynthia: ein großes Fest zu Ehren der Artemis Amarysia in Amarynthos in Euböa.

Amarysia: «die Leuchtende» oder «von Amarynthos». Ein Kulttitel der Göttin Artemis. Das Hauptheiligtum der Artemis Amarysia lag in Amarynthos bei Eretria.

Ampeloi: die Nymphen der Weinreben.

Amphiaraos: Daimon des Wahrsagens. Sein Name bedeutet «sehr heilig».

Amphidrómien, amphidromia: ein attisches Familienfest. Das Neugeborene wird einige Tage nach der Geburt um das Herdfeuer (hestía) getragen, unter dem Schutz der Familien- bzw. Hausgötter gestellt und offiziell in den Haushalt (oikos) eingegliedert. Wird durch d. Vater oder d. Mutter ausgeführt. Im Anschluss oder ca. drei Tage danach folgt die Namensgebung (onomatodosía).

Anemoi, hoi: die Winde, die Götter der vier Winde. Boreas, Euros, Notos und Zephyros. Die Anemoi werden mit den Winden, Stürmen und den vier Jahreszeiten in Verbindung gebracht. Boreas ist der Gott des Nordwindes und des eisigen Winters. Euros ist der Gott des Ostwindes und des Herbstes. Notos ist der Gott des Südwindes und der Sommerstürme. Zephyros ist der Gott des Westwindes und des Frühlings. In der Mythologie erscheinen sie als Verbündete des Zeus. In der Kunst werden sie zumeist als geflügelte junge Männer dargestellt. Die alten Griechen opferten den Anemoi, damit diese ihnen u.a. im Krieg beistehen, so geschehen im legendären Krieg gegen die einfallenden Perser. Auf Rat des Orakels von Delphi opferten die Griechen den Winden und baten sie um Hilfe im Befreiungskrieg gegen die zahlenmäßig überlegenen Perser. Daraufhin brach ein Sturm los, der drei Tage lang wütete. Am vierten Tag waren unzählige persische Schiffe zerstört (Herod., 7.178). Dies verschaffte der griechischen Seite einen großen Vorteil und markierte den Anfang vom Ende der persischen Invasion.

Anakeia: ein attisches Fest zu Ehren der Dioskuren, die u.a. als «ánakes» («die Herren») bezeichnet werden.

Ananke, anágke: «Notwendigkeit». Das unentrinnbare Schicksal. Ein dem Willen der Götter übergeordnetes kosmisches Gesetz.

Anáthima: (Plur. Anathímata) Weihgabe, Votivgabe. Wird den Göttern für eine Bitte gespendet, die erhört wurde oder von der man ausgeht, dass sie erhört wird.

Animismus: siehe Pandaimonismus.

Anthesteria: ein dreitägiges Fest zu Ehren des Dionysos. Der erste Tag heißt Pithoigia, der zweite Khoes und der dritte Khytroi. In der Antike wurden am ersten Tag die Weinfässer geöffnet und junge Kinder mit Blumen bekranzt. Am zweiten Tag wurden Wettkämpfe abgehalten und dem Dionysos geopfert. Am dritten Tag wurde dem Hermes Chthonios und den Seelen der Verstorbenen Opfergaben dargebracht.

Anthesterion: «Blüten-, Blumenmonat». Der A. ist der achte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Februar/März des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von anthos (Blume, Blüte) ab. Im Anthesterion wird das große Fest der Anthesterien gefeiert.

Anthippasia: Kavalleriewettkampf.

Antihellenismus: Hellenenfeindlichkeit, Hellenenhass. Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Hellenen, ihrer Religion, Sprache und Kultur. Verfolgung der Hellenen aufgrund ihrer Sprache, Religion oder kulturellen Zugehörigkeit. Verfälschung der hellenischen Geschichte, Instrumentalisierung der hellenischen Tradition. Enteignung hellenischen Erbes, Entmündigung der Hellenen. Delegitimierung hellenischer Souveränität, Aushöhlung hellenischer Selbstbestimmung. Kolonialistische Haltung gegenüber den Hellenen und ihrer Geschichte. Darstellung des Hellenismos als Vorläufer oder Vergangenheit einer anderen Kultur, wodurch der hellenischen Kultur ihr Eigenwert abgesprochen wird. Historisch gab es drei unterschiedliche Formen des Antihellenismus: den makkabäischen (die Hasmonäer Mattatias und Judaus), den römischen (Cato der Ältere) und den christlichen (Basilius von Caesarea, Johannes Chrysostomos, Justinian). Eine Sonderform des christlichen ist der romäische, d.h. byzantinische Antihellenismus (Gennadios II. Scholarios). Im heutigen Griechenland wirkt der romäische Antihellenismus unter dem Gewand des «Antipaganismus» in kirchlichen und nationalistischen Kreisen fort. In den letzten Jahren haben sich im angloamerikanischen Raum zwei neue Formen des Antihellenismus gebildet: ein paganer und ein neofaschistischer. Der pagane Antihellenismus ist kolonialistisch konnotiert und zeichnet sich hauptsächlich durch eine Aneignung hellenischer Identität aus. Dieser richtet sich vor allem gegen Hellenen, die gegen die kulturelle Aneignung und Kommerzialisierung des Hellenismos öffentlich Stellung beziehen. Der neofaschistische Antihellenismus ist im Bereich des Faschismus und der diesem nahestehenden «White Supremacy»-Ideologie beheimatet. Er enhält eine deutlich rassistische Komponente, knüpft bewusst an die nationalsozialistische Instrumentalisierung einer undefinierten «griechischen Antike» an, relativiert Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland und reklamiert neuerdings das Etikett «Aristokratie» für sich. Dieser Antihellenismus zielt in erster Linie gegen Hellenen, die sich der ideologisch motivierten Vereinnahmung und Verfälschung der hellenischen Geschichte entgegenstellen, indem er ihnen beispielsweise ihre Hellenizität abspricht oder ihr eigentliches Motiv auf denunziatorische Art in Frage stellt. Bei diesen neuen Formen des Antihellenismus handelt es sich vorwiegend um mediale Phänomene, die in den sozialen Medien Ausdruck finden. Beiden gemein ist das Festhalten am Narrativ der «westlichen Zivilisation», das die Unterschiede zwischen den als westlich bezeichneten Gesellschaften ignoriert und den Hellenismos zum Allgemeingut deklariert, wodurch der ideologisch motivierten Instrumentalisierung und Vereinnahmung der auf die «Antike» reduzierten hellenischen Kultur der Anschein des Unbedenklichen verliehen werden soll. Der Antihellenismus ist nicht mit der Kritik am Hellenismos oder seiner Ablehnung zu verwechseln.

Anzestral: der Vorfahren, auf die Vorfahren zurückgehend, von den Vorfahren überliefert.

Anzestrale Religionen: siehe Ethnische Religionen.

Aparchē: das erste Opfer, die erste Opfergabe zu Beginn einer religiösen Zeremonie.

Apatoureia, apatouria: ein dreitägiges Bürgerfest in Athen. Es fanden Festgelage unter Verwandten und den Phratrien statt. Die Söhne wurden von ihren Vätern in die Bürgerliste eingeschrieben.

Apeiron, to: «das Unbegrenzte». Ein Begriff der griechischen Philosophie. Das Unbegrenzte, Unendliche. Bei Anaximander der Urgrund aller Dinge, aus dem alles hervorgeht.

Aphrodisia: ein privates Fest zu Ehren der Göttin Aphrodite.

Aphrodite: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Liebe, der Sexualität, des Krieges, der Erneuerung des Lebens, der Gewässer, der Schönheit und Lust, der Geburt, des Wachsens und Entstehens.

Apollon: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott der Weissagung und Wahrheit, der Musik und des Tanzes, der Dichtkunst und Heilkunst, der Reinheit und des Lichtes, der Weisheit und Vernunft, der Verkündigung und Rechtsprechung. Schutzgott der Stadt Milet.

Aposynthese, aposýnthesis: Zersetzung, Abbau, Auflösung, Demontage, Zerfall, etwas in seine Bestandteile zerlegen.

Apotropaion: ein religiöser oder talismanartiger Gegenstand, der Unheil und üble Einflüsse (z.B. den «bösen Blick») abwehren soll. Ein Apotropaion kann als Talisman getragen, im Haus angebracht oder über der Haustür aufgehängt werden. Außerdem kann ein Apotropaion als Geschenk dienen. Zu den bekanntesten apotropäischen Symbolen zählen der Hund und das Gorgonenhaupt.

Apotropäisch: Unheil abwendend, Übles abwehrend.

Apotropaios: «Abwender, Abwehrer». Beiname verschiedener Götter, die Unheil und Schaden abwenden.

Archaios nómos, Arkhaios nomos: die alte Sitte (bezieht sich auf die sakralen Angelegenheiten).

Archäolatrie: bed. so viel wie Verehrung, Anbetung der Antike, auch Glorifizierung des Altertums (von archaiótita = Antike und latreía = Verehrung). Eigentlich ein abwertender Begriff, wurde früher vereinzelt von ethnischen Hellenen positiv verwendet, seit einigen Jahren aber vermehrt fallen gelassen, teilweise abgelehnt, weil er zunehmend negativ konnotiert und von religiösen Fundamentalisten in Griechenland mit dem sog. Archäozentrismus und dessen Ufo-Kult in Zusammenhang gebracht wurde.

Archäothrēsksos: der altreligiöse Mensch, Altgläubige, Polytheist oder Animist (von Archaiotita = Antike und thrēskeia = Religion).

Archäozentrismus: eine esoterisch-rassistische Bewegung in Griechenland. Unter dem Begriff des A. werden in erster Linie pseudo-philologische und pseudo-historische Phänomene zusammengefasst, die sich in den letzten drei Jahrzehnten in Griechenland gebildet haben. Die Entstehung des A. geht auf eine Gruppe von Personen zurück, die im Teleshopping, in Videos auf YouTube, Interviews im Radio und Fernsehen, in einschlägigen Zeitschriften, auf Webseiten, in Foren und Blogs ein loses religiöses und verschwörungsideologisches Weltbild vertreten, das zunehmend den Charakter einer Bewegung angenommen hat. Der A. ist ein pejorativer Begriff, seine Anhänger bezeichnen sich selber als «Hellenozentristen» oder «Hellenen» und ihre Bewegung «Hellenozentrismus». Die Bewegung wird von der Außenwelt auch mit Bezeichnungen wie «Archäolatrie», «Hellenolatrie», «Antikeritis» u.a. bestimmt. Die Archäozentristen verstehen sich nicht als eine Bewegung, die sich vom Rest der Gesellschaft absetzt, sondern identifizieren sich mit der vorherrschenden Kultur und der offiziellen staatlichen Geschichtsschreibung. Sie verstehen sich schlicht als Griechen, die im Besitz einer Wahrheit sind, die den allermeisten Menschen verschlossen bleibt. Das Weltbild des Archäozentrismus kreist um das antike Griechenland und die sog. «Omada Epsilon». In gewisser Hinsicht stellt der A. das romäische Pendant zur Ariosophie dar. Zudem gibt es Parallelen zur New-Age-Bewegung in den USA (Indigo-Kinder, neues Zeitalter). Die Bewegung besteht aus verschiedenen Strömungen, die sich teilweise widersprechen. Allerdings weisen sie alle Elemente auf, die allen archäozentrischen Erzählungen gemein sind, dazu gehören: Antijudaismus, Biologismus, Pseudophilologie, Geschichtsrevisionismus, Soteriologie, Annahme einer Überlegenheit der antiken Griechen oder der «weißen Rasse», ein auf Selbstvergottung ausgerichteter Hellenenkult und die Ablehnung der Evolutionstheorie. Das Positive Christentum spielt ebenfalls eine große Rolle im A.
Vorherrschend ist die Idee einer Abstammung der Griechen vom Sirius oder von den auf Engeln oder Außerirdischen herabgestuften griechischen Göttern, die «Elohim» oder «El» genannt und mit Elementen aus den Apokryphen vermengt werden. Allerdings ist die semitische Herkunft der Namen «Elohim» und «El» den allermeisten Anhängern des A. unbekannt, vielmehr assoziieren sie diese mit den griechischen Wörtern für Griechenland (Ellas, Ellada) und Griechen (Ellines, Hellines). Laut dem A. hätten diese Überwesen Ende 2012 auf der Erde landen und ein Goldenes Zeitalter einleiten sollen. Apokalyptische Szenen aus der Bibel vermischen sich mit christlicher Soteriologie und dem griechischen Mythos vom Goldenen Zeitalter.
Fast sämtliche Erzählungen des A. sind von der Vorstellung einer genetischen Überlegenheit der «griechischen Rasse» durchzogen. Dem «griechischen Blut» wird durchgehend eine große Bedeutung beigemessen, die «griechischen Gene» in einen beinahe sakralen Rang erhoben. So sollen sich die Griechen von allen anderen Menschen biologisch unterscheiden, «echte Griechen» durch besondere physiologische Merkmale auszeichnen. Erzählungen über die Überlegenheit der eigenen Nation sind in Griechenland gewiss keine Seltenheit, allerdings werden diese in den meisten Fällen mit dem Verweis auf «die glorreiche Antike» begründet. Der A. verzichtet auf derlei historische Rationalisierungen und postuliert eine Überlegenheit der «griechischen Rasse» durch Abstammung. Nicht
selten werden die Überlegenheitsgeschichten des A. rezipiert und verbreitet, ohne Wissen um ihre Quellen. Das liegt sicher auch daran, dass der A. schwer zu fassen und einzuordnen ist, seine Kernelemente kaum differenziert betrachtet, seine Geschichte bisher nicht tiefgehend untersucht wurde. Hinzu kommt, dass der A. in erster Linie ein mediales Phänomen darstellt, das seine Popularität Radio- und Fernsehsendungen verdankt. Dadurch ist es ihm gelungen, an den Mainstream anzudocken, zumal er sich nicht als spezifische Bewegung oder literarische Strömung zu erkennen gab. Die Themen des A. wurden bereits vom Mainstream gesetzt, seine Geschichten wurden in der einen oder anderen Form bereits in Umlauf gebracht, seine Hauptmotive stammen aus der gleichen Quelle wie die Legenden um den Marmor-Kaiser und die Wiederauferstehung des byzantinischen Reiches. Der A. greift auf populäre Volkslegenden zurück. Er fordert den Mainstream nicht heraus, vielmehr bietet er diesem eine neue Bühne.
Wie viele orthodoxe Hardliner, behaupten auch die A., dass die Philosophen unter den Hellenen Monotheisten gewesen, den sogenannten «wahren Gott» gekannt hätten. Auch der A. legt großen Wert auf die Betonung einer Einheit des orthodoxen Christentums mit dem Hellenentum, wobei der Tanach entweder ignoriert oder ausgeklammert wird. Der Antijudaismus des A. ist in weiten Teilen mit dem in Griechenland weit verbreiteten Antijudaismus identisch, welcher von der orthodoxen Theologie herrührt und antagonistisch ausgerichtet ist, nur dass diesem zusätzlich eine kosmische Dimension verliehen und die postulierte Feindschaft zwischen der mit dem Hellenentum gleichgesetzten Romiosini und dem Zionismus pseudohistorisch begründet wird. Der A. ist dem historischen Hellenismos, meist
«Götzendienst» und «Paganismus» genannt, eher feindlich gesinnt. Vertreter des Hellenismos und Archäozentrismus sind seit den 1990er Jahren aneinandergeraten. Die Archäozentristen sind orthodoxe Christen, welche die Bibel unter Einbeziehung der Theosophie neu auslegen und das sog. «Alte Testament» gegenüber dem Neuen abwerten. Einige von ihnen unterhalten enge Beziehungen zu Mönchen aus der Mönchsrepublik Athos, verwerten Aufnahmen von Exorzismen als Belege für ihre Thesen oder vertreten die Ansicht, dass Jesus Grieche gewesen sei, wofür sie auch von kirchlichen Kreisen kritisiert wurden.
Von hellenischer Seite wird ihnen die Missinterpretation und Instrumentalisierung griechischer Mythen vorgeworfen. Gewissen Autoren aus der Szene, wie zum Beispiel Anestis Keramydas, wurde eine Nähe zum Hellenismos nachgesagt, indes ist dieses Bild dahingehend zu korrigieren, dass diese Personen als Vertreter eines neuartigen, esoterischen Euherismus auftreten, der wiederum auf eine Vergöttlichung griechischer Gene ausgerichtet scheint. Unter den Archäozentristen gibt es außerdem eine kleine Fraktion von Atheisten und völkischen Neuheiden, die eben diesen esoterischen Euhemerismus vertreten. Letztere profilieren sich als Kritiker der orthodoxen Kirche und Anwälte der hellenischen Kultur. Die Ansichten dieser Splittergruppe werden von einer dualistischen Polarisierung von Licht und Finsternis respektive Hellenentum und Judentum beherrscht. So wird beispielsweise behauptet, dass das Christentum von den Juden mit der Absicht erfunden wurde, die hellenische Kultur zu vernichten. Hinter dem zur Schau getragenen Philhellenismus verbirgt sich nicht selten ein hartnäckiger Antijudaismus, der (scheinbar von hellenischen Flügeln getragen) sich an der Ideenkammer des Nationalsozialismus bedient. Hinter allen, von archäozentrischer und nationalistischer Seite ausgemachten «degenerativen» Erscheinungsformen in der neuromäischen Gesellschaft werden die Juden als Drahtzieher oder Geldgeber vermutet.
Aber unter «Degeneration» fallen die im Zuge der «Modernisierung» fortschreitende sexuelle Liberalisierung, der Atheismus, die rechtliche Besserstellung von Schwulen und Lesben, gewisse Anzeichen einer beginnenden staatlichen Säkularisierung und die Kritik an der Kirche. Dennoch ist der Archäozentrismus bemüht, seinen Aussagen einen Anschein von Humanität zu verleihen und den Vorwurf des Rassismus mit Hilfe von Differenzierungen zu umgehen. So geht zum Beispiel der archäozentrische, seit neustem auch der kirchliche Antijudaismus im antizionistischen Gewand einher. Einem aufmerksamen Beobachter der Szene fällt jedoch auf, dass nicht der
Nationalismus per se abgelehnt wird, sondern lediglich seine jüdische
(Zionismus) oder türkische (Kemalismus) Variante. Der eigene Nationalismus wird nicht hinterfragt, erst recht nicht verworfen. Die gleiche selektive Einstellung beobachten wir im Umgang mit Muslimen.
So gehört der Judenhass und die Islamophobie zum festen Bestandteil archäozentrischen Denkens, wird die Eindämmung einer angenommenen Islamisierung Europas an Forderungen nach einer Umkehr zu den «
eigenen Wurzeln» gekoppelt, womit das Christentum oder ein Phantasiehellenentum gemeint ist, doch sind von dieser feindseligen Einstellung nur das Judentum und der Islam betroffen, d.h. die jüdische und islamische Variante des Monotheismus, aber nicht der Monotheismus selbst. Mitunter wird die Verteidigung des Rechts aller Menschen auf Religionsfreiheit als «Islamophilie» oder «Judenfreundlichkeit» ausgelegt, obwohl die Verteidigung dieses Rechts objektiv nichts über eine bestimmte Religion aussagt, schließlich wird nicht die Religion eines Menschen verteidigt, sondern dessen Recht auf die freie Ausübung seiner Religion.
Der von romäischen Nationalisten und Archäozentristen gepflegte Antibolschewismus, ein Relikt des Bürgerkrieges, ist ein weiteres Beispiel selektiver Einstellung. Gilt der Kampf gegen «
kommunistische Auswüchse» als lobenswerte Tugend, wittert man hinter jeder Ablehnung des Nationalismus bolschewistische Überzeugungen, Verrat, unterdessen wird der Nationalismus und Faschismus verharmlost und seine Verbrechen geleugnet oder rationalisiert. Eine Form des Totalitarismus wird glorifiziert und eine andere an den Pranger gestellt, aber der Totalitarismus selbst bleibt unangetastet. Auf der anderen Seite lehnt die hellenische Tradition, welche gemäß den Wünschen der Archäozentristen, sie selbst und die Romiosini miteinschließt, den Monotheismus, den Nationalismus und den Totalitarismus kategorisch ab, zumal sie aufgrund ihres Ethnismus in sich selbst verankert und daher nicht auf eine negative Definition angewiesen ist.
Die populärste, mittlerweile zur Volkslegende avancierte Richtung innerhalb des archäozentrischen Spektrums ist zweifelsfrei das Theoriegebilde um die imaginäre
Omada E (Gruppe Epsilon), mit deren Erfindung durch den Antijudaisten und Antihellenen Ioannis Fourakis eine eigene verschwörungsideologische und pseudophilologische Literaturgattung in Griechenland etabliert wurde. Mehr dazu unter: Omada Epsilon.

Ares: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Krieges, der Schlacht und des Mutes. Schutzgott der Stadt Biennos.

Arete: die Tugend. Tapferkeit, Exzellenz, Tüchtigkeit. Das Wort Arete dient als allgemeiner Oberbegriff zur Bezeichnung des hellenischen Wertesystems. Arete ist auch der Name des Daimons der Tugend, Exzellenz, Güte und des Mutes, der laut der Volkstradition den Göttern nahe steht.

Agrotera: «die Wilde, Ländliche, Bäuerliche». Ein Beiname der Göttin Artemis als Göttin der Jagd.

Archegetida: «oberste Anführerin». Ein Beiname verschiedener Göttinnen als Göttinnen, die der Auswanderung und Gründung neuer Städte (Kolonien) vorstehen. 

Archegetes: «oberster Anführer». Ein Beiname verschiedener Götter als Götter, die der Auswanderung und der Gründung neuer Städte (Kolonien) vorstehen.

Aristokratie: Bestherrschaft, Herrschaft der Besten. Die Aristokratie (von griech. aristos = bester und griech. kratos = Herrschaft, Macht) ist eine Staatsform, in der die besten und kompetentesten Bürger regieren. Die aristokratische Politik orientiert sich am Gemeinwohl. Die Frage nach der besten Verfassung oder Staatsform (politeia) bildet dabei den zentralen Punkt aller politischen Diskurse. Nach dem aristokratischen Konzept sind Ämter anhand der Fachkompetenz und den Fähigkeiten der einzelnen Bürger zu vergeben. Ihr Gegenteil ist die Oligarchie (Herrschaft der Wenigen), die sich an der Wahrung der Interessen einer Minderheit orientiert. Ohne anerkannte Bürgerrechte und kostenlosen Zugang zu Bildung (paideia) unabhängig vom sozioökonomischen Status des Elternhauses kann die Aristokratie allerdings in Plutokratie (Herrschaft der Reichen) und institutionelle Ausbeutung ausarten. Die Aristokratie zählt zu den typischen Staatsformen der griechischen Kultur. In ihrer konkret existierenden Wirklichkeit wiesen viele dieser Staatsformen Merkmale unterschiedlicher Modelle auf, weshalb sie als «Mischformen» bezeichnet werden könnten. In der heutigen Zeit wird die Aristokratie mit dem Feudalismus identifiziert und mit einer auf dem Prinzip der Erbfolge beruhenden Herrschaftsform assoziiert.

Arrephoria: ein attisches Fest zu Ehren der Athena, in dessen Mittelpunkt zwei junge Mädchen standen, die geheime Riten vollzogen.

Artemis: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Jagd, der Geburt, der Wälder und Bergspitzen, der Freiheit, Vielheit und der Tiere. Göttin des Übergangs der Jungen und Mädchen zu erwachsenen Männern und Frauen. Schutzgöttin der Stadt Ephesos.

Asklepieia: ein Fest zu Ehren des Gottes Asklepios. Die bekanntesten Asklepieia wurden in Epidauros abgehalten. In Städten wie Olympia, Delphi oder Isthmia bildeten die A. Festspiele, die einen panhellenischen Charakter hatten.

Asklepios: griechischer Gott der Gesundheit, Heilung und Medizin. Zu seinem Gefolge gehören Epione, Hygia und der Daimon Telesphoros. Schutzgott der Stadt Pergamon.

Asphaleios: «der Sichernde, Sicherheitsgeber». Ein Beiname des Gottes Poseidon als Gott, der Sicherheit auf See verleiht.

Astrologie: eine Protowissenschaft, aus der die Astronomie hervorgegangen ist, wobei sich die beiden Disziplinen im Altertum kaum voneinander unterscheiden ließen. Die Astrologie befasst sich mit dem Studium der Sterne, Planeten und astronomischen Ereignisse, um daraus einen Zusammenhang zwischen dem Geschehen im All und dem Leben des Menschen auf Erden herzustellen. Die Astrologie gründet sich auf der Beobachtung der Sterne und der Annahme, dass die Himmelskörper und Gestirnkonstellationen Einfluss Leben und Charakter der Menschen nehmen. Ihren Ursprung hat die Astrologie in Babylonien. Von dort kam sie über Mesopotamien und Ägypten schließlich nach Griechenland.
Auf jeder ihrer Stationen wurde die Astrologie mit neuen Elementen angereichert und von den verschiedenen Völkern und ihren Weltanschauungen geprägt. So stammen die Tierkreiszeichen aus Babylon, die Dekane aus Ägypten und die Elemente aus Griechenland. Tatsächlich ist die klassische Astrologie das Ergebnis eines Kulturtransfers und blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. In der alten Welt wurde sie von Spezialisten ausgeübt, besaß aber zu keiner Zeit eine einheitliche Theorie. So war es nur natürlich, dass es verschiedene Theorien über den Einfluss der Sterne und Planeten gab.
Einige wollten den Charakter und Lebensweg des Menschen, sogar das Schicksal ganzer Völker durch die Sterne determiniert wissen, andere betonten die angeblichen Einflüsse der Planeten auf das menschliche Verhalten, während wiederum andere im Himmel Vorzeichen auf zukünftige Ereignisse fanden. Allgemein wurden astronomische Ereignisse wie Kometen oder auffällige Planetenkonstellationen vielfach als Warnungen und Zeichen interpretiert, auch im Krieg. Die Philosophen machten sich eigene Gedanken über den Sinn oder Unsinn der Astrologie.
Im Laufe der Zeit wurde die Astrologie verfeinert und zu einem komplexen, vielseitigen Bezugs- und Bedeutungssystem weiterentwickelt, stand jedoch zu keiner Zeit isoliert von der restlichen Kultur da, sondern war stets
eingebunden in ein reiches Spektrum an Mythen, Astralkulten, astronomischen Erkenntnissen, kosmologischen Hypothesen, mathematischen Kenntnissen, philosophischen Weltbildern, divinatorischen Vorstellungen, Alchemie, Medizin, Riten, Politik und Psychologie.
Zweifelsohne besitzen die Tierkreiszeichen und Himmelskörper noch heute eine hohe Symbolkraft, sowohl bei den indigenen als auch bei den kapitalistischen Gesellschaften. Aus diesen Gründen stößt die Astrologie seit jeher auf großes Interesse bei Fachvertretern der verschiedensten akademischen Disziplinen (Religions- und Geschichtswissenschaft, Anthropologie, Psychologie). Bisher lassen sich die Hypothesen der Astrologie nicht empirisch belegen. Insbesondere wird kritisiert, dass die Astrologie auf dem Stand von vor 2000 Jahren stehen geblieben ist und sich nicht wesentlich weiterentwickelt hat. 

Ataraxia: Begriff der Philosophie. Unerschütterlichkeit, Seelenruhe.

Athanatoi, hoi Athanatoi: die Unsterblichen. Eine Bezeichnung für die Götter.

Athena: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin des Kampfes und der praktischen Vernunft, des Handwerks und der Handarbeit. Schutzgöttin der Stadt Athen.

Äther: ein kosmogonisches Prinzip. Beim Dichter Hesiod ist Äther der «Sohn» des Erebos (Dunkelheit) und der Nyx (Nacht), ein Urwesen, das mit dem Licht und der obersten Himmelsschicht in Verbindung steht. Später erscheint Äther als das fünfte Element neben Luft, Feuer, Wasser und Erde, nämlich als ein feiner Stoff, der den Bereich außerhalb der Mondsphäre erfüllt oder als göttlicher Stoff, der alle Dinge durchdringt. Der Äther gilt außerdem als Quintessenz der vier Elemente.

Attika: eine griechische Region, die an Mittelgriechenland grenzt. In Attika befindet sich die große Stadt Athen.

Autokrat, Autokrator: «Selbstherrscher». Bezeichnung für das Staatsoberhaupt einer Autokratie. Instanz, von der die unumschränkte Staatsgewalt ausgeht. Im neueren Griechisch bezeichnet der Begriff den Kaiser oder Alleinherrscher.

Autokratie: «Selbstherrschaft». Staatsform, bei welcher die unumschränkte, gesetzgebende und vollziehende Gewalt im Staatsoberhaupt vereinigt ist. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «autos» (selbst) und «kratein» (herrschen) zusammen. Im neueren Griechisch bezeichnet der Begriff das Kaisertum oder Imperium, insbesondere das Römische und Byzantinische Reich.

Autonomia: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Autonomia bezeichnet die Selbstverwaltung der Polis bzw. des Staates. Der Begriff wird heute gemeinhin mit Eigenständigkeit übersetzt, aber eigentlich bedeutet Autonomia «Selbstgesetzgebung», «sich selbst Gesetze geben». Sie ist die Freiheit der Bürger, ihre Gesetze selbst zu beschließen und kann mit dem heutigen Begriff der Volkssouveränität gleichgesetzt werden.


B

Bacchanalia: geheimer Dionysos-Kult, der nur Frauen zugänglich war. Wurde im Jahr 186 v.u.Z. vom Senat in Rom verboten. 7000 der Bacchanalia Überführte wurde der Prozess gemacht und die meisten davon mit dem Tod bestraft. Die B. wurden erst in der Spätantike toleriert.

Barbaren: Menschen, die kein Griechisch sprachen, keine griechische oder griechisch-römische Bildung genossen hatten. Das Besondere an der hellenischen Sprache war ihre Musikalität, die anderen Sprachen fehlte. Wurden diese Sprachen im Beisein von Hellenen gesprochen, verstanden diese deshalb nur «bar-bar-bar», folglich stand der Barbar für den Nicht-Hellenen. Wurde zeitweise geringschätzend verwendet (im Sinne von «unzivilisiert», rückständig oder ungebildet).

Basile: eine lokale attische Wesenheit.

Boedromion: «Monat des zu Hilfe Kommens in der Schlacht». Der B. ist der dritte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten September/Oktober des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Boedromia ab, einem Fest zu Ehren des Apollon Boedromios («der in der Schlacht, in der Not zu Hilfe eilt»).

Boedromios: «der zu Hilfe Eilende in der Schlacht, wenn angerufen». Ein Beiname des Gottes Apollon als Helfer im Kampf. Ihm zu Ehren wird das Fest Boedromia gefeiert.

Boreas: Gott des Nordwindes und des eisigen Winters. Er gehört zu den Anemoi. Siehe auch Anemoi, hoi.

Boulaia: Kulttitel verschiedener Göttinnen in ihrer Eigenschaft als «Ratgeber» und Beschützer des Bouleuterion. Das Bouleuterion war in den griechischen Staaten der Versammlungsraum des Stadtrates.

Boulaios: Kulttitel verschiedener Götter in ihrer Eigenschaft als «Ratgeber» und Beschützer des Bouleuterion. Das Bouleuterion war in den griechischen Staaten der Versammlungsraum des Stadtrates.

Boulaios: «der Ratgebende». Ein Beiname verschiedener Götter in ihrer Funktion als Wächter über die Boule. Siehe auch Boule.

Boule: «Rat, Beschluss, Wille». Die Boule war die Ratsversammlung in den antiken griechischen Staaten. In den demokratischen Staaten übte die Boule eine wichtige Rolle aus.

Brauronia: «von Brauron». Beiname der Göttin Artemis. Verehrung der Artemis in der attischen Gemeinde Brauron. Das Fest zu Ehren der Artemis Brauronia wurde alle fünf Jahre gefeiert.


C

Chalkeia: ein attisches Fest zu Ehren der Göttin Athena und des Gottes Hephaistos, das an die Erfindung der Erzkunst erinnert.

Chaos: gähnende Leere, ungeordneter Urstoff, aus dem Gaia heraustrat.

Charisteria: ein attisches Fest zum Andenken an die Krieger, die im Jahr 490 v.u.Z. in der Schlacht von Marathon gegen die Perser ihr Leben ließen. Zudem ist Charisteria eine allgemeine Bezeichnung für Dankesopfer.

Chariten, Kharites: Göttinnen der Schönheit und Anmut, Freude und Heiterkeit, der Musik und des Tanzes, der Spiele und Feierlichkeiten. In der Kunst werden die Horen als drei junge Frauen dargestellt. Im Mythos erscheinen sie als drei Schwestern, beim Dichter Hesiod als «Töchter» der Eurynome und des Zeus (Theogonie, 907). Ihre Namen lauten Aglaia («Pracht»), Euphrosyne («Frohsinn») und Thaleia («Blühende»). Homer erwähnt eine weitere Charite, die als «Gattin» des Hypnos bekannt ist. Die Chariten begegnen uns oft als Begleiterinnen der Götter, insbesondere der Aphrodite. Zu ihren Symbolen zählen die Rose und der Würfel. Je nach Epoche und Quelle wechseln ihre Namen und ihre Zahl. Ihre römische Entsprechung sind die Grazien.

Chthon: die Erde. Götter, die mit der Erde und der Unterwelt in Beziehung stehen, tragen den Beinahmen «chthonios» (der Erde, zur Erde gehörend). Ein Beispiel dafür ist Hermes Chthonios. Die chthonischen Götter können auch als Götter des Todes, der Vegetation und Fruchtbarkeit in Erscheinung treten.

Chthonia: die weibliche Form von Chthonios.

Chthonios: «der Erde, zur Erde gehörend». Ein Beiname von Göttern und Daimonen, die mit der Erde und der Unterwelt in Beziehung stehen. Siehe auch Chthon.

Cultural appropriation: kulturelle Aneignung, Fremdaneignung. Der Begriff «Cultural Appropriation» stammt aus dem Amerikanischen. Ursprünglich wurde das Phänomen, das wir heute als «cultural appropriation» kennen, mit «cultural colonialism» bestimmt. Kulturelle Aneignung ist die unerlaubte Aneignung von kulturellen Elementen oder Ethnonymen indigener Völker durch außenstehende Dritte. Die Praxis dient häufig dem Kommerz, aber ebenso der Betonung einer angenommenen Singularität der eigenen Person, dem Prestige des aneignenden Außenstehenden, der nicht selten für das betreffende indigene Volk sprechen, dessen öffentliches Bild prägen und dessen Religion definieren oder gar besitzen will, wodurch der kulturellen Aneignung eine kolonialistische Komponente verliehen wird. Die kulturelle Fremdaneignung ist in der Werbung und in religiösen Bewegungen wie der New-Age-Bewegung und dem Neopaganismus weit verbreitet, wird nicht selten vom Bestreben begleitet, die jeweilige indigene Kultur von außen zu «korrigieren» oder zu «modernisieren», d.h. den eigenen kulturellen oder milieuspezifischen Normen zu unterwerfen, gemäß den eigenen Vorlieben und Vorstellungen zu umformen.
In der «Kriegserklärung der Lakota gegen die Ausbeuter der Lakota-Spiritualität» aus dem Jahre 1993 wenden sich fünfhundert Repräsentanten der Lakota, Dakota und Nakota aus den USA und Kanada gegen diese Praxis, die sie auf das Schärfste verurteilen. Denn kulturelle Fremdaneignung ist nicht allein mit Ausbeutung und Machtmissbrauch, sondern ebenso sehr mit der Entweihung, Verspottung und der Stigmatisierung der betroffenen Kulturen verbunden, indem beispielsweise abwertende Stereotype perpetuiert und traditionelle Praktiken verfälscht werden. Der Begriff findet immer häufiger auch in der hellenischen Diaspora Verwendung (hauptsächlich in den USA), um die zunehmende Vereinnahmung des Hellenismos durch faschistische Bewegungen, besonders aber durch den Paganismus und Okkultismus zu bestimmen, die häufig rassistische und ethnozentrische Züge aufweist und auf eine Enteignung der hellenischen Tradition hinausläuft, die zum Allgemeingut oder zum gemeinsamen Erbe der «westlichen Zivilisation» erklärt wird. Dieses Vorgehen wird nicht selten mit biologistischen und historisch nicht zutreffenden Äußerungen begründet, oft sogar von der Aneignung hellenischer Identität getragen, was zu einer anti-paganen Haltung in Teilen der hellenischen Diaspora geführt hat.
Zwischen dieser neuen Vereinnahmung des Hellenismos durch die oben genannten Bewegungen und seiner früheren Vereinnahmung durch die alten Christen gibt es Parallelen. Des Weiteren ist in dieser Vereinnahmung eine unausgesprochene Ablehnung von kultureller Diversität und Alterität zu erkennen, welche in einer intoleranten und missionarischen Haltung ihren deutlichsten Ausdruck findet. Allerdings beschränkt sich dieses Phänomen beinah ausschließlich auf den angloamerikanischen Paganismus und Okkultismus.
Im Cambridge Dictionary wird «Cultural Appropriation» definiert als «Übernahme und Verwendung von Dingen aus einer Kultur, die nicht die eigene ist, vor allem ohne Verständnis oder Respekt für diese zu zeigen» (Cambridge Dictionary, Stichwort: cultural appropriation, zuletzt abgerufen am: 16. August «2019»).
Die kulturelle Fremdaneignung ist nicht mit dem Austausch oder der Wertschätzung zwischen unterschiedlichen Kulturen zu verwechseln.


D

Daimon: Geist, Geistwesen. Der Begriff bedeutete ursprünglich Gott, Göttin, Gottheit, etwas Göttliches, das Schicksal, eine nicht näher bestimmte Wesenheit. Damit konnten auch die Toten gemeint sein. Der «Daimon» umfasste auch den Schutzgeist des Menschen, der diesen von Geburt an begleitet. Demnach kann der Begriff ganz unterschiedliche Geistwesen bezeichnen. Daimonen gelten als Mittelwesen zwischen Göttern und Menschen. Boten, Begleiter oder Diener der Götter. Gemäß den Platonikern stehen sie der Sphäre der Menschen näher als die Götter. Die Geistwesen, die laut Tradition in der Natur und den Elementen hausen, zählen ebenfalls zu den Daimonen. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Begriff und konnte fortan sowohl wohlwollende als auch übelwollende Geister bezeichnen. Siehe auch Naturdaimonen und Nymphen.

Daimon genethlios: «Geburtsdaimon», ebenfalls bekannt als genethlios daimon. Der Schutzgeist eines Menschen, der diesen von Geburt an begleitet. Kann ebenso als Lehrer, Ratgeber oder innere Stimme in Erscheinung treten.

Daimonion: göttliche Macht, Gottheit, etwas Göttliches.

Daimosyne: Kenntnis, Wissen.

Daktyles, Daktylen: Erdgeister. Bergdaimonen. Hierzenberger bezeichnet sie als «Zwerge». Hilfreiche Geister, welche den menschlichen Schmieden an die Hand gingen, wenn sie angerufen wurden. Gelten als Erfinder der Metallarbeit.

Danaer: ein griechischer Stamm.

Daphnaiai: die Nymphen der Lorbeerbäume.

Deipnon: die Hauptmahlzeit. Mahl, Opfermahl, Mittagessen. Im religiösen Kontext bezieht sich der Begriff auf ein Opfer an die Götter. Das Deipnon dient primär dem Zweck, Unheil abzuwenden und eine kathartische Wirkung zu entfalten. Die Opfergaben sind nicht zum Verzehr gedacht. Das bekannteste rituelle Deipnon ist das «Deipnon der Hekate». Die Pluralform von Deipnon lautet «Deipna».

Deipnon der Hekate: «Mahl der Hekátē». Einmal im Monat, nämlich am Ende des griechischen Mondmonats, werden der Göttin Hekate an den Dreiwegen Speiseopfer dargebracht. Geopfert werden Nahrungsmittel wie Eier, Fische, Honig und Zwiebeln. Das Deipnon der Hekate soll Unheil abwenden und Gefahren bannen. Die Opfergaben sind nicht zum Verzehr gedacht. Allerdings ist bekannt, dass in der Antike die Speiseopfer von den Armen und Bedürftigen verzehrt wurden. So heißt es an einer Stelle in der Komödie «Plutos» des Aristophanes: «Frag‘ nur die Hekate, ob es besser ist, reich zu sein oder oder zu hungern. Sie wird dir sagen, dass die Reichen ihr jeden Monat eine Mahlzeit schicken und dass die Armen sie wegschnappen, noch bevor sie überhaupt zugerichtet ist» (Plutos, 595). Die Deipna der Hekate können mit häuslichen Reinigungsriten (katharmos) verbunden werden.

Deisidaimonia, Deisidämonie: Furcht oder übermäßige, d.h. unverhältnismäßige Angst vor dem Tod, göttlichen Strafen, Göttern, Geistern und Daimonen. Übertriebenes Interesse an Vorzeichen, Omen und sogenannten «paranormalen» Aktivitäten. Mystizismus. Aberglauben. Viele Vorstellungen und Praktiken des orthodoxen Christentums (z.B. der Leichen- und Reliquienkult), der monotheistische Teufelsglaube und magische Praktiken werden ebenfalls als deisidaimonia aufgefasst.

Delia: ein delisches Fest zu Ehren des Apollon. Auch als Apollonia bekannt.

Delphinia: ein attisches Fest zu Ehren des Apollon Delphinios.

Delphinios: «von Delphi» oder «der Delphine». Ein Beiname des Gottes Apollon als Gott der Schiffer und Seefahrer. Wurde in der Stadt Milet als Hafengott verehrt.

Demeter: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Erde und Landwirtschaft, des Getreides und der Ernte, der Gesetze und der Fruchtbarkeit. Schutzpatronin der Bauern. Schutzgöttin der Stadt Theben.

Demiurg, demiourgos: «der für das Wohl des Volkes Schaffende, der für die Gemeinschaft Wirkende». Bezeichnung für eine wesenhafte Instanz, die als weltformendes, ordnungsstiftends oder lebensschöpfendes Prinzip in Erscheinung tritt. Im neueren Griechisch auch «Urheber, Künstler». Wird im Deutschen mit «Schöpfer» übersetzt.

Demokratia: ein attisches Fest zu Ehren der Demokratie. Opfer an Zeus Agoraios, Athena Agoraia und Themis.

Demokratie: «Volksherrschaft». Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern Demos (Volk) und Kratos (Macht, Herrschaft) zusammen. Die Demokratie ist eine Herrschaftsform, in der alle Bürger zu gleichen Teilen an der Herrschaft partizipieren und die öffentlichen Angelegenheiten («Politik») regeln. Die Demokratie ist die selbstregierte Gesellschaft, das heißt: in der Demokratie herrschen die Bürger über sich selbst. Beschlüsse und Entscheidungen kommen durch Los oder Wahlen zustande. So werden auch Ämter vergeben. Das Gemeinwohl steht im Mittelpunkt alles politischen Geschehens und ist allen Individualinteressen übergeordnet. Daraus ergibt sich das spezifische Wesen dieser Herrschaftsform, die sich stark von der Monarchie und Oligarchie unterscheidet. Die höchste Institution der Demokratie ist die ekklesia (Volksversammlung). Ihre Grundelemente oder Hauptmerkmale sind die Autonomie, Isokratie, Isonomie, Isagorie und Parrhesia. Ohne Verfassung und staatlich garantierte Bürgerrechte kann die Demokratie allerdings in Ochlokratie (Pöbelherrschaft) und Willkür ausarten. Die Demokratie zählt zu den typischen Staatsformen der griechischen Kultur. In ihrer konkret existierenden Wirklichkeit wiesen viele dieser Staatsformen Merkmale unterschiedlicher Modelle auf, weshalb sie als «Mischformen» bezeichnet werden könnten. Heutzutage wird die Demokratie mit dem Parlamentarismus verwechselt und folglich mit Parteien und Parlamenten assoziiert. Diese Vorstellung von «Demokratie» ist der hellenischen Kultur fremd.

Demos: das Volk, Bewohner eines Gebietes, Einwohner einer Gemeinde. Im neueren Griechisch: Gemeinde, Gemeindeverwaltung, kleinste kommunale Verwaltungseinheit.

Diasia: ein attisches Fest zu Ehren des Zeus Meilichios. Ein Sühne- und Versöhnungsfest. Dem Zeus werden Erzeugnisse der Landwirtschaft und Kuchen in Stierform dargebracht. In der Antike wurde das Fest außerhalb der Stadtmauern zelebriert.

Diipoleia: ein attisches Fest zu Ehren des Zeus Polieus. In der Antike wurde zu diesem Anlass ein Ochse geopfert (bouphonia).

Diisoteria: ein attisches Fest zu Ehren des Zeus Soter und der Athena Soteira.

Dike: «Gerechtigkeit». Eine der Horen und Göttin des Rechts. Im Mythos erscheint sie als Beisitzerin des Zeus, dem sie alle ungerechten Taten der Menschen anzeigt. Sie belohnt die Guten und verfolgt die Ungerechten. Zusammen mit ihren «Schwestern» Eirene (Frieden) und Eunomia (gute Ordnung) steht sie für den wohlgeordneten Staat.

Dionysia: Bezeichnung für die ausgelassenen und fröhlichen Feste zu Ehren des Gottes Dionysos.

Dionysos: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Weines und der Vegetation, der Festlichkeit und des Genusses, der Freiheit und Errettung, der Ekstase und Erneuerung des Lebens.

Dioskuren, Dioskouroi: Kastor und Polydeukes. Zwillingssöhne des Zeus. Schutzpatrone junger Menschen, Retter in der Not (vor allem auf See). Ihnen zu Ehren wird das Fest der Dioskouria gefeiert.

Divination: siehe Mantik.

Dodekaeder: ein platonischer Körper mit zwanzig Ecken und zwölf (dodeka) Seitenflächen. Kann als Symbol für die zwölf Götter des Olymp, das Element Äther (griech. aither) oder für das Sein Gebrauch finden.

Dodekatheon, das: die zwölf olympischen Götter (von dodeka = zwölf und theos = Gott). Zum Dodekatheon gehören Zeus, Poseidon, Hephaistos, Demeter, Hera, Artemis, Apollon, Aphrodite, Hermes, Athena, Ares, Hestia. (Manchmal nimmt Dionysos den Platz der Hestia ein).

Dogma: Meinung, Lehrsatz, Ansicht.

Dorier: ein hellenischer Stamm. Die Dorier zählen neben den Achaiern, Äolern und Ioniern zu den Hauptstämmen der Hellenen. Die bekanntesten Angehörigen des dorischen Stammes sind die Spartaner. Die Dorier sprachen einen eigenen Dialekt des Griechischen, der als dorischer Dialekt bekannt ist. 

Dryaden: die Nymphen der Bäume, Haine und Wälder.


E

Eiothóta, iothóta: das von den Vätern und Müttern übernommene Brauchtum. Siehe auch Nomizómena.

Eiothótos: nach den Sitten der Väter, nach alter Sitte.

Eirene: «Frieden». Göttin des Friedens. Sie gehört zur Göttergruppe der «Horen».

Eiresione: Symbol des Reichtums, Glücks und Segens. Die E. ist ein Olivenzweig, der mit Wolle (eiros) umwunden und mit Feigen, Brötchen und kleinen Gefäßen mit Honig, Olivenöl und Wein behangen wird. An Pyanepsia und Thargelia werden an allen Haustüren Eiresionen aufgehängt.

Efktaia Kháris: das Dankesopfer.

Ekdilosi, ekdílosis: Manifestation, Äußerung, Erscheinung, Ausdruck.

Eklektisch: siehe Eklektizismus.

Eklektizismus: Terminus der Philosophie. Zusammenführung und Mischung von Ideen aus unterschiedlichen philosophischen Schulen, beispielsweise aus der Akademie (Platonismus) und der Stoa (Stoizismus). Der Begriff wird heute auch in der Kunst und Architektur verwendet.

Ekklesia: «Versammlung». Volksversammlung, Hauptorgan der Demokratie. In den antiken griechischen Staaten bezeichnete die ekklesia die Versammlung des Souveräns. Die ekklesia fasste Beschlüsse zu allen öffentlichen Angelegenheiten und war für die Wahl der Staatsbeamten zuständig. Die ekklesia tagte mehrere Male im Jahr. Abstimmungen kamen durch Handaufheben, Stimmtäfelchen, Steinchen oder Losverfahren zustande. Die Beschlüsse wurden im Staatsarchiv eingetragen. Während die ekklesia in Athen Beschlüsse fassen und verabschieden konnte, beschränkte sich die Entscheidungsmacht der ekklesia in Sparta auf die Annahme oder Ablehnung von Vorschlägen der beratenden und regierenden Organe. Im neueren Griechisch bedeutet ekklesia «Kirche».

Ekklesiasterion: Versammlungsort der ekklesia.

Ekphorá: Trauerzug. Siehe Kēdhia.

Ékstasis, Ekstase: Zustand des Gelöst-Seins. Aus sich heraustreten, Trance.

Elaphebolion: «Hirschjagdmonat». Der E. ist der neunte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten März/April des gregorianischen Kalenders. Der Name des Monats leitet sich von einem Fest zu Ehren der Artemis Elaphebolos ab.

Elaphebolos: «Hirschtrefferin, Hirschjägerin». Ein Beiname der Göttin Artemis als Göttin der Jagd.

Eleftherios, Eleutherios: «der Freie, der Befreier». Ein Beiname der Götter Zeus und Dionysos. Der Altar des Zeus Eleutherios symbolisierte ein freies Griechenland. Zeus Eleutherios ist der Gott, der die kollektive und individuelle Freiheit verleiht. Dionysos Eleutherios ist der Gott, der die Menschen von ihren Sorgen befreit.

Eleusinia: Fest zu Ehren der Göttin Demeter. Ein Ernte- und Dankfest für die Gabe des Getreides. In der Antike fand das Fest der Eleusinia alle zwei Jahre statt und es beinhaltete Spiele und Wettbewerbe. Das Fest der Eleusinia hat keinen Bezug zu den Eleusinischen Mysterien.

Eleos: Daimon des Mitgefühls, der Gnade und Barmherzigkeit. Sein Name bedeutet «Gnade». Sein Altar stand auf dem athenischen Marktplatz.

Elysion: das Elysion, auch bekannt als die elysinischen Felder, war ursprünglich die Insel der Seligen, wohin die Heroen entrückt wurden, denen die Götter Unsterblichkeit verliehen hatten. Nach der Encyclopedia Britannica hat die hellenische Religion die Vorstellung von den elysinischen Feldern von der ursprünglichen minoischen Religion erhalten und bewahrt. Das E. erscheint zunächst als ein Ort vollkommener Glückseligkeit am äußersten Rand der Welt, an den Ufern des Okeanos. In früheren Zeiten wurde gedacht, dass nur die Auserwählten der Götter ins Elysion eingehen und die Unsterblichkeit verliehen bekommen. Ab dem 6./5. Jahrhundert wird das E. als der Aufenthaltsort der seligen Toten verstanden, der nur denen offen steht, die ein gerechtes bzw. tugendhaftes Leben geführt haben. In manchen Beerdigungszeremonie wird den Toten eine «friedliche Reise», «ein guter Übergang» ins Elysion, in die «lichten und friedlichen Felder», gewünscht.

EN, hen: das Eine (to hen). Einheit, aus der die Götter herausgetreten sind. Deshalb werden die Götter auch Henádes (dt. Henáden) genannt. Die Götter sind also «vervielfältigtes Eines». Zeus bei Plethon. Das Eine ist unpersönlich, daher die Unpersönlichkeit der Götter. Da das Eine außerhalb der Vorstellungskraft des Menschen liegt, kann es nur negativ definiert werden, d.h. über das Eine kann lediglich gesagt werden, was es nicht ist. Diese Methode wird auch «negative Dialektik» genannt.

En kai pan: eins und alles, Eins ist Alles. Ontologische Formel für das Welterleben der Alleinheit, des Universums und der wechselseitigen Verwobenheit allen Seins. Findet sich zuerst bei den Vorsokratikern.

Energie: Tätigkeit, Kraft, Betätigung.

Epakrios: «der Höhen, der auf den Höhen Weilende». Ein Beiname des Gottes Zeus. Der Kult des Zeus Epakrios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika. 

Epanellínisi: Rehellenisierung, Wiederhellenisierung. Bezeichnung für die hellenische Re-Indigenisierungsbewegung.

Epidauria: ein attisches Fest zu Ehren des Gottes Asklepios. In der Antike wurden die E. im Rahmen der kleinen Mysterien von Eleusis abgehalten. Der Name für das Fest verweist auf Epidauros, das bedeutende Kultzentrum des Asklepios in Argolis auf der Peloponnes.

Epidotes: Daimon, der vor Zorn schützt. Sein Name bedeutet «Geber, Schenker, der Hilfsbereite oder der Hilfe gewährt». Er steht den Reinigungsriten vor, die vom Miasma des Mordes befreien.

Epiklese, Epiklesis: die Epiklese ist die Anrufung einer Gottheit unter einem ihrer vielen Beinamen (Epitheta), z.B. des Zeus unter dem Beinamen Hypsistos (Allerhöchster).

Epikureismus: siehe Kēpos.

Epiphron: Daimon der Sorgfalt, Besonnenheit und Klugheit. Sein Name bedeutet «nachdenklich». 

Epistēmē: die Wissenschaft.

Epitheta, die: Beinamen oder Kulttitel, unter denen die Götter angerufen werden.

Epops: «Wiedehopf». Eine lokale attische Wesenheit.

Epoptes: «der Aufseher». Ein Beiname des Gottes Zeus. Der Kult des Zeus Epoptes erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epakrios, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.

Erato: die Muse der lyrischen Liebesdichtung und des Gesangs.

Erechtheus: «der Erderschütterer». Ein Beiname des Gottes Poseidon. Poseidon Erechtheus wurde in Athen verehrt.

Ergane: «der Werke, die Werkerin». Ein Beiname der Göttin Athena als Schutzherrin des Handwerks und der Handarbeiten.

Eros: ursprünglich ein Urgott der Liebe, Ordnung und Harmonie. In dieser Form steht er am Beginn aller Entstehung. In späteren Zeiten erscheint er als der geflügelte Gott der Liebe.

Eroteia: Feste zu Ehren des Eros.

Eriphos: «Böcklein». Ein Beiname des Gottes Dionysos.

Ethnie: siehe Ethnos.

Ethnikerin, ethnikí: siehe Ethnikos.

Ethniker, ethnikós: Bezeichnung für Menschen, die Träger eines indigenen Ethos sind, d.h. die ihren anzestralen Tradition folgen und die Religionen ihrer Ahnen pflegen. Die Kosmotheisten, Polytheisten, Animisten, die von den Monotheisten als «Paganisten» und «Götzendiener» Bezeichneten. Die Griechen und Römer wurden von den Juden und später von den Christen ethnikoi (ta éthnē) genannt. Der Ethniker wurde in christlicher Zeit vollends mit dem «Götzendiener» identifiziert. Im neueren Griechisch kann der E. sowohl Substantiv («Ethniker») als auch Adjektiv («national») sein. Im Rahmen der Rehellenisierung wurde der E. streng im Sinne seiner immanenten Semantik rehabilitiert, von seiner früheren, abwertend konnotierten Bedeutung befreit und mit expliziter Betonung seiner Etymologie (éthos) wieder eingeführt, diesmal als Selbstbezeichnung (ethnische Hellenen, hellenische Ethniker). Da heute «Ethnos» mit «Nation» übersetzt, zwischen Kultur- und Staatsvolk generell nicht differenziert wird, ist die Notwendigkeit nach einer regelmäßigen Erklärung des «Ethnikers» gegeben, was wiederum die graduelle Wiederherstellung seiner ursprünglichen Semantik zur Folge hat. Zudem wird das Adjektiv «ethnisch» im Hellenismos häufig synonym zu indigen, autochthon und polytheistisch gebraucht. Der. E. wird von manchen Hellenen als Selbstbezeichnung abgelehnt, weil der Begriff lange Zeit für den «Götzendiener» («eidololatres») stand und daher historisch vorbelastet ist. Auf diese Ablehnung reagieren andere Hellenen wiederum mit Unverständnis, denn das Wort selber bedeutet «zur Ethnie gehörend». Der deutsche Schriftsteller und Übersetzer Christoph Martin Wieland wies bereits vor über zweihundert Jahren darauf hin: «Das griechische Wort Ethniker bedeutet eigentlich zum Volk gehörig» (C. M. Wieland: Sämmtliche Werke, Bd. 35: Agathodämon, S. 450, Leipzig 1822. Hg. von J. G. Gruber). Die negativen Konnotationen sind ein Zusatz späteren Datums, die in keinem Verhältnis zu seiner Etymologie stehen.

Ethnikós: siehe Ethniker.

Ethnisch: dieses Adjektiv leitet sich aus dem altgriechischen Ethnos ab; bed. vom oder zum Volk, aus dem Volk. Im neueren Griechisch: von der Nation, aus der Nation, national (z.B. «ta ethnika zitimata», dt. «die nationalen Fragen»). Im Hellenismos: polytheistisch, indigen, authochthon, eingeboren, anzestral, zur Ethnie gehörend, die Ethnie betreffend. Es ist interessant, dass das Adjektiv «ethnisch» im Deutschen früher genau in diesem Sinne verwendet wurde, zumindest in literarischen Kreisen: «Der letzte Versuch, die ethnische Weltanschauung philosophisch und religiös zu gestalten, ist durch den Gegensatz gegen das siegreich vordringende Christentum hervorgerufen» (Deutsche Litteraturzeitung, hg. von Dr. Max Roediger, S. 745, II Jahrgang, Nr. 19, Berlin, 7. Mai 1881). Siehe auch Ethnismus.

Ethnische Hellenen: die hellenischen Ethniker. Griechen, die nicht nur ihrer Abstammung, sondern vor allem ihrer Religion, Sprache und ihrem Ethos nach Hellenen sind. Mitglieder der hellenischen Ethnie. Eine Ethnie ist eine Gruppe von Menschen, deren Einheit und Gemeinsinn auf ein gemeinsames Ethos zurückgeht. Ethos bedeutet so viel wie Gepflogenheit, Sitte, Brauch, Charakter und ist die etymologische Grundlage für das Wort Ethnos (Gemoll). Daraus lässt sich die Definition der Ethnie als eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos ableiten. Wer am indigenen Ethos einer Ethnie partizipiert, ist automatisch ein Ethniker im etymologischen Sinn des Wortes, will heißen: ein Mitglied der jeweiligen Ethnie. Die Hellenen sind ein Ethnos, das durch eine gemeinsame Abstammung, Sprache, Religion und ein gemeinsames Ethos bestimmt wird (Herodot, 8.144). Ethnische Hellenen sind alle Menschen griechischer Abstammung, deren ethnische Identität hellenisch ist, dabei ist es nicht relevant, ob sie Staatsbürger eines Nationalstaates sind, der den Namen ihrer Ethnie angenommen hat, denn ethnische Identität und Staatsbürgerschaft sind nicht identisch. Der ethnische Hellene ist ein Angehöriger der hellenischen Ethnie, weil er an ihrem Ethos teilhat und dadurch Träger ihrer Kultur ist (Sprache, Religion, Sitten, Wertesystem). Bis in die Neuzeit hinein wurden nur die ethnischen Hellenen als Hellenen bezeichnet. Später bildete sich der griechische Nationalstaat und verlieh allen seinen Bürgern die Bezeichnung Hellene (Έλλην, Hellen), koppelte aber auch deren Identität an die Orthodoxie. Der bis dahin nur sprachlich-kulturelle und religiöse Begriff Hellene wurde nun auf alle griechischen Staatsbürger ausgeweitet. So wandelte sich das Ethnonym Hellene zur schlichten Bezeichnung einer Staatsangehörigkeit, die nach Jahrhunderten christlicher Schulpolitik für viele Griechen die Bejahung des orthodoxen Glaubens impliziert.
Dabei galten Hellenen und Ethniker lange Zeit als Synonyme:
«die Hellenen, d.h. die Ethniker», heißt es z.B. beim Historiographen Dionysios Sourmelis (Κατάστασις συνοπτική της πόλεως Αθηνών από της πτώσεως αυτής υπό των Ρωμαίων, 2. Aufl., S. 19, Athen 1842, org. 1816). Bei Konstantinos Oikonomou sind es die «ethnischen Hellenen» (Περί των Ο, ερμηνευτών της παλαιάς θείας Γραφής, Buch 4, Band 2, S. 298, Athen 1844), so auch bei Margaritis Dimitsas (Ιστορία της Αλεξανδρείας, S. 696, Athen 1885), G. I. Papadopoulos (Λόγος Πανηγυρικός, S. 5, Konstantinopel 1900) und Panagiotis Ch. Doukas (H Σπάρτη δια μέσου των αιώνων, S. 351, New York 1922). Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts wusste der Philologe Basilios Nikolaos Tatakis «das ethnische Hellenentum» (ethnikós hellēnismós) vom sogenannten «Hellenenchristentum» Neugriechenlands zu differenzieren (Η συμβολή της Καππαδοκίας στη χριστιανική σκέψη, S. 172, Athen 1960). Dem Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika war der Unterschied zwischen «ethnischen Hellenen» (Ethnikoi Hellēnes) und griechischsprachigen orthodoxen Christen ebenfalls bekannt (Εκκλησιαστικός Φάρος, S. 221, Alexandrien 1908-1932). Generell scheint das Bewusstsein vom Unterschied zwischen Hellenen und Rhomäern in kirchlichen Kreisen besonders lange lebendig geblieben zu sein. Das adjektiv «ethnisch» drückt in diesem Kontext den Zustand des Unbekehrten, der «Ethniker» den unbekehrten, freien Hellenen aus. Dies ist vor allem in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Bedeutung. Ein Beispiel dafür liefert der Byzantinist und ehemalige griechische Bildungsminister Konstantinos Ioannou Amantos. In seiner Geschichte des byzantinischen Staates nennt er die noch Unbekehrten auf dem Taygeton zu Zeiten des Konstantin Porphyrogennetos «ethnische Hellenen» (Ιστορία του Βυζαντινού Κράτους, Τόμος Πρώτος: 395-867, 2. Aufl., S. 428, Athen 1953) und die letzten Hellenen und daher dezidierten Nichtchristen von Mani mit «die letzten hellenischen Ethniker von Mani» (S. 33, Athen 1947). Etwa 130 Jahre davor bezeichnete der orthodoxe Priestermönch Athanasios Parios die antiken Athener, die den predigenden Paulus verspotteten, als «ethnische Hellenen» («εθνικοί Έλληνες»), die «vom Licht der Offenbarung, heißt der heiligen Schriften» unberührt waren (Αλεξίκακον Φάρμακον, S. 58-59, Leipzig 1818).
Während sich im Abendland die abwertende Bezeichnung «
Paganist» durchsetzte, bezeichnet der Ethniker in Griechenland noch heute, neben dem Götzendiener, den Polytheisten. So wurde Pierre Chuvins A Chronicle of the Last Pagans (Cambridge/London 1990) unter dem Titel «Οι τελευταίοι εθνικοί» (Oi teleutaioi ethnikoi, Die letzten Ethniker) ins Griechische (Thessaloniki 2003) und E. R. Dodds Pagan and Christian in an Age of Anxiety (Cambridge 1991) unter dem Titel «Εθνικοί και χριστιανοί σε μια εποχή αγωνίας» (Ethnikoi kai christianoi se mia epoche agonias, Ethniker und Christen in einer Zeit der Angst, Athen 1995) übersetzt. Vor seiner Wiedereinführung wurde der «Ethniker» allerdings von der pejorativen Semantik des «Götzendieners» geläutert und auf dem Sockel seiner Etymologie als Selbstbezeichnung neu aufgestellt. Der neugriechische Staat heißt offiziell Hellenische Republik und seine Bürger heißen und verstehen sich alle als Hellenen, darum wird die Bedeutung des Adjektivs ethnisch bei vielen Hellenen stark betont, dient diesen gar zur Abgrenzung von der dominierenden Kultur. Mit der notwendigen Dopplung des ethnischen Hellenen wird die eigene Autonomie gegenüber der rhomäischen Kultur unterstrichen. Einige verzichten auf das Adjektiv ethnisch, da sie die Bezeichnung «Hellene» («Έλληνας») für ausreichend befinden. Im Mittelalter wurden die ethnischen Hellenen auch «Hellenizontes» (Hexabiblos, Bd. 2, Kap. 11, S. 745) und «Hellenisten» (Gennadios Scholarios, An Raoul Oises) genannt.

Ethnische Religion: die ursprüngliche Religionsform der Völker. Als «ethnische Religionen» werden Religionen bezeichnet, die typischerweise ethnisch gebunden, auf ein Gebiet oder Volk begrenzt sind und lokale Besonderheiten aufweisen, wodurch sich ihre Inhomogenität erklärt. Sie sind ebenso bekannt als indigene, autochthone, anzestrale und Stammesreligionen. Ethnische Religionen sind wichtige Bestandteile ethnischer Kulturen und werden durch kulturelle Gemeinsamkeiten (Sitten, Sprache, Werte, Geschichte) bestimmt. Der Begriff bezeichnet im Grunde die anzestralen Riten und Überlieferungen einer Ethnie und schließt den Ahnenkult mit ein.
Die ethnischen Religionen sind parallel zu den Kulturvölkern gewachsen und mit ihrer kollektiven Identität untrennbar verflochten.
Sie bilden eine soziopolitische Gesamtheit und sind als solche in das Bedeutungs- und Wertesystem einer Ethnie eingebunden. Sie können polytheistisch, animistisch oder kosmotheistisch geprägt sein und darüber hinaus noch Einflüsse aufweisen, die heute gemeinhin als «schamanisch» bezeichnet werden. Die ethnischen unterscheiden sich in erheblichem Maße von den sogenannten universalen oder Offenbarungsreligionen, weil es sich bei ihnen um gewachsene, kulturspezifische Religionen handelt, die in besonderer Weise mit der Kosmologie, aber auch mit dem Siedlungsgebiet, der natürlichen Umwelt (Berge, Gewässer, Flora, Tiere) der jeweiligen Ethnie verbunden sind. Aufgrund des für sie üblichen Naturbezuges wurden sie zeitweise mit der irreführenden Bezeichnung «Naturreligion» belegt.
Ethnische Religionen suchen nicht nach neuen Mitgliedern und sind nicht allein Religion, sondern Teil eines Konglomerats, das aus Sprache, Erzählungen, Geboten und Werten besteht. Im heutigen religionswissenschaftlichen Diskurs werden mit dem Begriff der ethnischen Religion üblicherweise nur die traditionellen Religionen der nicht-industrialisierten Völker angesprochen, während im Hellenismos die traditionellen Religionen aller Kulturvölker ethnisch heißen. Im Rahmen einer Politik der Re-Indigenisierung seitens nativistischer Bewegungen ist es während der letzten Jahrzehnte zu einer organisierten Revitalisierung ethnischer Religionen bei einer Reihe von Ethnien gekommen, zu denen beispielsweise das Volk der Lakota in Nord- und das der Kayapo in Südamerika zählen. Ein solches Bestreben geht in aller Regel mit der Restauration der eigenen ethnischen Identität und Lebensweise einher, die durch den Kolonialismus, die damit einhergehende Landwegnahme und Christianisierung einer partiellen oder vollständigen Vernichtung ausgesetzt worden ist (Ethnozid). Die populärsten ethnischen Religionen der Gegenwart sind der Hinduismus und Shintoismus. Im Griechischen lässt sich die Bezeichnung «ethnische Religion» («εθνική θρησκεία») mindestens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, im Deutschen bis ins Jahr 1837 zurückverfolgen.
Ernst Kapp erkannte damals schon in der griechischen Religion eine ethnische Religion: «Die griechische Religion war Polytheismus. Der Polytheismus ist die Spitze der ethnischen Religionen … Im Vorigen ist der Zusammenhang aufgesucht worden, in welchem der griechische Polytheismus als ethnische Religion mit den allgemeinen physischen Mächten steht; es lässt sich aber auch eine weitere Beziehung desselben zur Natur, und zwar zu der Lokalität des Landes erkennen» (Dr. Ernst Kapp, Philosophische oder vergleichende allgemeine Erdkunde als wissenschaftliche Darstellung der Erdverhältnisse und des Menschenlebens nach ihrem inneren Zusammenhang, Bd. 1, S. 191-192, Braunschweig 1845). Interessant scheint zudem, dass bereits damals bekannt war, dass eine ethnische Religion weit über das «Religiöse
» hinausgeht. Der orthodoxe Theologe Anastasios Diomedes Kyriakos hat dazu folgendes geschrieben: «Die ethnische Religion war eng verbunden mit der Geschichte, den Sitten, der Erziehung, der Bildung der Völker, sodass ihr Umsturz notwendiger Weise den Umsturz aller Systeme, der ganzen Welt der Ideen, Gefühle, Institutionen, Sitten zur Folge hatte. Abgesehen davon musste der natürliche Respekt vor der Antike bekämpft werden, wenn die neue Religion sich durchsetzen wollte» (Anastasios Diomedes Kyriakos, Δοκίμιον Εκκλησιαστικής Ιστορίας: Χάριν των περί την θεολογίαν σπουδάζοντων, 2. erweit. Aufl., S. 39, Athen 1874). Der Begriff der ethnischen Religion wird im Hellenismos wertefrei gebraucht.

Ethnismus, Ethnismos: lat. Ethnicum. Ethnische Religion und Tradition (gemeinhin als «Paganismus» und «Götzendienst» bezeichnet). Ethnizität, ethnische Identität, heute auch Nationalbewusstsein. Der Begriff «Ethnismos» («εθνισμός») taucht im Griechischen zum ersten Mal 1826 auf. 1827 erscheint er in Isaak Lowndes’ Modern Greek and English Lexicon als Synonym für «die Religion der Ethniker» («Paganism, ουσ., η θρησκεία των εθνικών, εθνισμός», dt. «Paganismus, Subst., die Religion der Ethniker, Ethnismos», S. 359). Der E. ist ein komplexer und für die Hellenen wichtiger Begriff. Mit ihm wird im Hellenismos die ethnische Identität auf der Grundlage der ethnischen Religion, des ethnischen Wertesystems und der Sprache zum Ausdruck gebracht, zumal Religion, Identität, Wertesystem und Sprache hier als Einheit wahrgenommen werden.
Der Begriff leitet sich aus dem altgriechischen Wort «Ethnos» («Ethnie») ab, das von den ethnischen Hellenen streng im etymologischen Sinne verwendet wird. «Ethnos» selbst stammt wiederum vom altgriechischen «Ethos» ab (Charakter, Brauch, Sitte, Lebensweise). Demzufolge ist die Ethnie eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos. Die westeuropäische oder moderne Semantik von «Ethnos» («Ethnie») und «ethnisch» (wie auch die dahinterstehenden Vorstellungen) werden vom Hellenismos abgelehnt (so zum Beispiel auch die «Rasse», ein westeuropäisches Konzept aus dem 17. Jahrhundert, das den Hellenen logischer Weise fremd war, weshalb es in der hellenischen Sprache auch kein Wort für «Rasse» gab. «Phyle», das Wort, welches im heutigen Griechenland für «Rasse» verwendet wird, stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet «Stamm» oder «Klan». Die «phylai» waren soziale und politische Unterteilungen des Ethnos).
Der Ethnismus wird in modernen Wörterbüchern fast ausschließlich nur mit «Nationalbewusstsein» oder «Nationalität» übersetzt, in manchen englischen und deutschen Lexika gar als Synonym für «Nationalismus» geführt, ein Umstand, der von mangelnder Kenntnis der Materie oder zumindest von der Ausklammerung seiner Geschichte zeugt. Im Gegensatz zum homogenisierenden Nationalismus (der die natürliche Diversität zwischen und innerhalb der Ethnien kontrastiert), setzt der inhomogene Ethnismus die ethnische Identität nicht mit Nationalstaaten oder Staatsbürgerschaften gleich, sondern mit der Kultur und Religion, dem besonderen Ethos der jeweiligen Ethnie. Bereits diese Tatsache zeigt, dass eine sorgfältige Differenzierung zwischen Ethnismus und Nationalismus geboten ist. Der Ethnismus kann schon deshalb nicht mit dem Nationalismus gleichgesetzt werden, weil er so alt ist wie die Ethnien selbst. Der Nationalismus hingegen ist
«eine moderne Bewegung» (Encyclopaedia Britannica: Nationalism) und genau dieses Faktum führt eine solche Gleichsetzung ad absurdum. Siehe auch ethnisch.

Ethnizität: ethnische Zugehörigkeit, ethnische Identität. Identität, welche sich aus der gemeinsamen Abstammung, Kultur, Sprache, Symbolik und Religion speist.

Ethnodiversität: die Vielfalt, Polymorphie und Unterschiedlichkeit zwischen und innerhalb der Ethnien; die Vielfalt von Sprachen, Sitten, Mythen, Religionen, Weltanschauungen und Lebensweisen (Kulturen). Die Ethnodiversität ist das Hauptcharakteristikum der Ethnosphäre. Die ethnokulturelle Vielfalt der Menschheit wurde durch die Christianisierung und Islamisierung stark beschädigt. Heute wird der Erhalt der ethnokulturellen Vielfalt vor allem durch den westlichen Kulturimperialismus und die Folgen des Klimawandels bedroht. 

Ethnos: Volk, Kulturvolk, eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos (Charakter, Verhalten, Sitten, Gepflogenheiten). Das Wort Ethnos stammt vom altgriechischen Begriff éthos ab. Die Ethnien sind inhomogene, polymorphe und durch ein soziokulturelles Netz zusammengehaltene souveräne und selbstständige Einheiten, die sich über ihr Ethos (Herkunft, Sprache, Sitten, Götterkult) definieren. Ethnien werden auch als Kulturvölker bezeichnet. Heute wird der Begriff des «Ethnos» mit der «Nation» gleichgesetzt oder allein auf die Herkunft reduziert. Deshalb bemühen sich viele Hellenen um eine Rückführung des Begriffs auf seine etymologische Semantik.

Ethnosphäre: die ursprüngliche oder natürliche Gesamtheit aller Weltanschauungen, Mythen, Religionen, Sitten, Wertesysteme, Vorstellungen, Denk- und Lebensweisen und Ethnien. Jener Raum, in dem Ethnien wachsen, leben und sterben.

Ethnozid: kultureller Völkermord, Kulturmord. Organisierte oder herbeigeführte Vernichtung der Identität, Religion, Sprache oder Lebensweise («Kultur») eines Stammes, einer Ethnie oder Nation. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern «ethnos» (Volk) und «kteino» (töten, schlachten) zusammen. Nach einer anderen Lesart ist der Begriff aus «ethnos» und «cidere», einer Ableitung des lateinischen «caedere» (töten), zusammengesetzt. Der Ethnozid ist mit dem Genozid inhaltlich verwandt. Beide Phänomene können gleichzeitig auftreten und Züge des jeweils anderen aufweisen, dennoch sind sie nicht miteinander gleichzusetzen; so geht es beim Genozid primär um die massenhafte Ermordung von Angehörigen einer bestimmten Gruppe von Menschen oder die Auslöschung der gesamten Gruppe selbst, während beim Ethnozid die Vernichtung der Identität, Religion, Sprache oder Lebensweise einer Gruppe im Vordergrund steht. Dies kann durch erzwungene Umsiedlung, Zwangsbekehrung, Deportation, Verschleppung, Terror oder andere Formen der Gewalt erfolgen, einschließlich der Zerstörung von Schulen, Denkmälern, Tempeln und Friedhöfen. Insofern ist der Ethnozid vom Genozid abzugrenzen, als es beim Ersteren um die Vernichtung von kulturellen Elementen geht, beim Letzteren um die Auslöschung von Menschenleben. Entscheidend für den Ethnozid ist das Moment der Zwangsassimilation. 

Ethos: Gewohnheit, Verhalten, Charakter, Gepflogenheit, Sitte, Brauch, Seins- oder Lebensweise. Ethos ist das hellenische Wort für «Kultur». Bei Heraklitos wird das Ethos eines Menschen zu seinem Schicksal. Das Ethos eint die verschiedenen Stämme und Sippen und steht somit am Anfang jeder Ethnie, ist ihr Fundament und Bezugspunkt. Das Ethos ist das ethnienbildende Element par excellence.

Euchē, efchē: Bitte, Gebet.

Euhemerismus: eine von Euhemeros aus Messene (340-260) erfundene Theorie, wonach die Götter keine kosmischen Mächte, sondern lediglich verstorbene weise Herrscher gewesen sein sollen, die nach ihrem Tod wegen ihrer Verdienste zu Göttern erhoben wurden. Auf diese Weise soll der Kult der griechischen Götter zustande gekommen sein. Der Euhemerismus gehörte zu den degenerativen Erscheinungsformen der damaligen Epoche. Durch seine entwertende Profanisierung und Vermenschlichung der Götter fügte er den religiösen Sitten des Volkes ernsten Schaden zu.

Eunomia: das gute Gesetz, Wohlgesetzlichkeit, die gute Ordnung. Bezeichnet die Verfasstheit des Rechtssystems eines Staates. Die Eunomia steht in enger Verbindung zur Eutaxia, der guten Ordnung. «Denn das Gesetz ist eine Art von Ordnung [taxis], und gute Gesetze [eunomia] stellen zwangsläufig eine gute Ordnung [eutaxia] dar» (Aristoteles, Politik, 1326a,25-27). Außerdem ist Eunomia der Name einer der drei Horen. Zusammen mit ihren «Schwestern» Dike (Gerechtigkeit) und Eirene (Frieden) steht sie für die gute Ordnung, das Recht und den Frieden innerhalb eines Staates.

Euros: Gott des Ostwindes und des Herbstes. Er gehört zu den Anemoi. Siehe auch Anemoi, hoi.

Eusébeia: Pietät. Der Götterkult, die von den Ahnen tradierten Kulte. Die E. drückt sich im Ritualismus aus. Siehe auch Orthopraxie.

Eusebéo: (Verb) etwas mit Ehrfurcht behandeln, verehren, anbeten.

Eutaxie, Eutaxia: gute Ordnung. Bezeichnet sowohl den Kosmos als auch die innere Verfassung eines Staates. Das Gegenteil von eutaxia ist ataxia (fehlende Ordnung).

Euterpe: die Muse der Musik.

Exeumenisterion: Sühneopfer.


G

Galaxia: ein attisches Fest zu Ehren der Göttermutter Rhea oder der mit ihr gleichgesetzten phrygischen Göttin Kybele. Der Name des Festes leitet sich vom Milchbrei ab, der zu diesem Anlass zubereitet wurde. Darüber hinaus ist Galaxia der Name eines Festes zu Ehren des Apollon Galaxios, der sich aus dem Milchgericht ableitet, das zu diesem Anlass zubereitet und von den Festteilnehmern verzehrt wurde. Galaxias ist der griechische Name für die Milchstraße und geht auf das griechische Wort «gala» (Milch) zurück.

Galaxios: «der Milchweiße». Ein Beiname des Gottes Apollon. Zu Ehren des Apollon Galaxios wird das Fest Galaxia gefeiert.

Gamelion: der siebte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht ungefähr den Monaten Januar/Februar des gregorianischen Kalenders. Der Name des Monats leitet sich von ghamos ab (Tag der Hochzeit). Im Monat Gamelion wurden die meisten Ehen geschlossen.

Genethlios Daimon: siehe Daimon genethlios.

Genozid: Völkermord. Organisierte oder massenhafte Ermordung von Angehörigen einer bestimmten Gruppe von Menschen. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern «genos» (Geschlecht, Sippenverband) und «kteino» (töten, schlachten) zusammen. Nach einer anderen Lesart ist der Begriff aus «genos» und «cidere», einer Ableitung des lateinischen «caedere» (töten), zusammengesetzt. Der Genozid steht dem Ethnozid inhaltlich nahe. Beide Phänomene können zeitgleich auftreten und Züge des jeweils anderen aufweisen, dennoch sind sie nicht miteinander gleichzusetzen. Während beim Ethnozid die Vernichtung der Identität, Religion, Sprache oder Lebensweise («Kultur») einer Gruppe im Vordergrund steht, geht es beim Genozid um die massenhafte Ermordung von Angehörigen einer bestimmten Gruppe oder die Auslöschung der gesamten Gruppe selbst. Eine eigene Subkategorie innerhalb der Kategorie des Genozids bildet die sogenannte «ethnische Säuberung», die sich durch die gezielte Vertreibung einer ethnischen, religiösen oder sprachlichen Gruppe von Menschen aus einem bestimmten Gebiet auszeichnet. Dies kann durch erzwungene Migration, gewaltsame Umsiedlung, Deportation, Verschleppung, Massenmord oder andere Formen der physischen und psychischen Gewalt erfolgen. Die Grenzen zwischen Genozid, Ethnozid und «ethnischer Säuberung» sind fließend. Die sogenannte «ethnische Säuberung» zielt auf die Entfernung einer Gruppe von Menschen aus einem bestimmten Territorium ab, der Genozid auf deren Ermordung, der Ethnozid auf die Vernichtung ihrer Identität. Der Unterschied liegt demnach in der Zielsetzung und den daraus resultierenden Handlungen der Gewalt ausübenden Personen.

Georgos: «Landwirt, Ackerbauer». Ein Beiname des Zeus als Gott des Ackers und Getreides.

Gerousia: «Rat der Alten». Ältestenrat, Senat. Beratendes Organ, bildete insbesondere in Sparta eine einflussreiche staatliche Institution. Entspricht teilweise der Boule in Athen.

Ghámos: (Tag der) Hochzeit; hat einen hochgradig symbolischen Charakter und ist das Fundament der Bürgerschaft.

Goḗteuma: Blendwerk, Trug, Zauberstück.

Goetia, goētía: Zauberei, Hexerei, die «schlechte» oder «üble Kunst» (kakotechnia). Schwarze Magie, Schadenszauber, Blendwerk, Betrug. Im neueren Griechisch «Anziehungskraft, Charm, Ausstrahlung». Goetia ist die Bezeichnung für unterschiedliche, als unmoralisch geltende Praktiken und Aktivitäten, die gemeinhin als schädlich und unheilvoll betrachtet werden. Magie (griech. mageia) ist der Versuch, dem Kosmos den eigenen Willen aufzudrücken, die Götter oder Toten zu «zwingen», die Wünsche des Magiers oder seiner Kunden zu erfüllen. Die griechische Magie ist größtenteils Sympathiemagie. Die Magie ist im Hellenismos äußerst negativ besetzt und gilt als mit dem Prinzip der Pietät unvereinbar. In allen Jahrhunderten hat es Griechen gegeben, die die Dienste von Magiern in Anspruch nahmen, um etwa einem Konkurrenten zu schaden oder einen materiellen Vorteil zu erlangen. Die sogenannten «Fluchtafeln» bezeugen, dass derartige Praktiken weit verbreitet waren. Dennoch war die Magie den Hellenen suspekt, vielen gar ein Gräuel. Für Apollonios von Tyana war der Magier «eine verabscheuungswürdige Kreatur» (Phil., Leben des Apollonios von Tyana, 8.7.3-10). Bei Plotin sind Hexer «schlechte Menschen» (4.4.40-44). In der Volksliteratur erscheinen Hexen und Magier als leichenschändende, frevelhafte Individuen, die nach Macht und die Herrschaft über die Weltordnung streben. Im Hellenismos wird Magie mit Grabschändung, Leichenverstümmelung und Nekromantie assoziiert. Darum werden magische Praktiken oft als miasmatisch gewertet. Das spiegelt sich sowohl in der Literatur als auch in den alten Bezeichnungen für Magier und Zauberinnen wieder. So heißt die Zauberin unter anderem auch «tymbas/τυμβάς» («des Grabes», d.h. die auf Gräbern wütet und den Leichen die Glieder abschneidet) und der Magier «baskanos/βάσκανος» («der Verleumder», jmd. der schlecht über einen redet, im neueren Griechisch der Urheber des «bösen Blickes»). Von vielen als Aberglauben oder Betrug abgetan, steht die Magie mit Vorstellungen in Verbindung, die gemeinhin als unwürdig oder albern gelten. Im neueren Griechenland bildet die traditionelle Magie bis heute einen wichtigen Aspekt der Volkskultur. Vorstellungen und Praktiken der griechischen Volksmagie weisen je nach Region griechische, christliche und muslimische Elemente auf. Darüber hinaus sind manche Praktiken stark religiös konnotiert, so z.B. die unterschiedlichen Rituale zur Heilung des «bösen Blicks».
Was letztendlich unter «Magie» zu verstehen ist, hängt von der jeweiligen kulturellen Prägung und Sichtweise ab. Eine rituelle Praxis kann in einer Kultur als «Hexerei», in der nächsten als «Schamanismus», in einer anderen wiederum als «Religion» verstanden werden. Jede Kultur hat ein eigenes Verständnis des Phänomens entwickelt, das heute gemeinhin als «Magie» bekannt ist. Aus diesem Grund ist eine allgemeingültige Definition der «Magie» schwierig und der Begriff selbst lässt sich nicht ohne Weiteres auf andere Kulturen und frühere Epochen übertragen. Dies ist insbesondere im Bereich der Forschung zu beachten. Der deutsche Religionswissenschaftler Bernd-Christian Otto hält ein «Verstehen einzelner historischer Rezeptionen des Magiebegriffs … nur ausgehend von den jeweils autorspezifischen, kulturell-diskursiven Rahmenbedingungen möglich. Moderne Lesarten oder gar implizite Vorverständnisse sind bei der Rekonstruktion der historischen Semantik(en) des Begriffs … unbedingt auszublenden» (Bernd-Christian Otto, Magie: Rezeptions- und diskursgeschichtliche Analysen von der Antike bis zur Neuzeit, S. 14, Heidelberg 2009).
Bezogen auf die griechische und römische Kultur fasst der US-amerikanische Religionswissenschaftler Andrew Henry das Problem folgendermaßen zusammen: «Wissenschaftler haben in den letzten Jahrzehnten darüber diskutiert: können wir ‹Magie› als etischen Begriff überhaupt verwenden? Sollten wir nur die indigenen Begriffe verwenden, die die Menschen damals in der griechisch-römischen Welt verwendeten? So gibt es Begriffe wie ‹mageia›, die wir heutzutage mit Magie übersetzen, Begriffe wie ‹pharmakeia›, es gibt all diese unterschiedlichen indigenen Begriffe, die unterschiedliche Arten ritueller Praktiken bezeichnen.» Henry weist zurecht darauf hin, dass diese Begriffe nicht genau zum im heutigen Englisch verwendeten Begriff «magic» passen. Darum habe er und viele weitere Forscher großen Wert darauf gelegt, «das englische Wort ‹Magie› nicht auf diese indigenen Begriffe auszuweiten, weil sie auf viele verschiedene Weisen gebraucht werden und sich auf Dinge beziehen», die seiner Meinung nach heute nicht als Magie bezeichnet werden würden (Podcast Hearth of Hellenism vom 6. Juli 2023, Episode 4, 02:57-03:54).
Magische Vorstellungen und Praktiken gehören zum Forschungsobjekt verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen wie Religionswissenschaft, Ethnologie, Kulturanthropologie und Psychologie. Dabei werden jeweils spezifische Schwerpunkte gesetzt, die nicht immer leicht voneinander abzugrenzen sind, zumal das Phänomen komplex und mit anderen Bereichen der Kultur vernetzt ist, zum Beispiel der Medizin. Der Fokus der Forschung liegt unter anderem auf die Geschichte der Magie, den damit verbundenen Vorstellungen und ihrer Beziehung zur jeweiligen Religion.

Gräzistik: Griechische Philologie. Teilgebiet der klassischen Philologie, das sich der Literatur und Sprache der griechischen Antike widmet. Literatur- und sprachwissenschaftliche Erforschung der schriftlichen Hinterlassenschaften der alten Griechen. Mit der neueren griechischen Sprache und Literatur befasst sich die Neogräzistik.

Griechen: eine aus dem Lateinischen stammende Bezeichnung für die Hellenen.


H

Hades: griechischer Gott und König des Totenreiches («Unterwelt»), der in seiner Funktion als Gott des Reichtums, Wohlstands und der Fülle Pluton genannt wird. Hades ist sowohl der Name des Gottes als auch der Name für die Unterwelt.

Haloa: «Tennenfest». Attisches Fest zu Ehren der Demeter Haloaie. Zu Haloa werden den Göttern Poseidon und Dionysos ebenfalls Opfer dargebracht.

Haloaie: «der Tennen». Ein Beiname der Göttin Demeter. Ihr ist das Fest Haloa («Tennenfest») gewidmet.

Hamadryaden: die Nymphen der Eichen und Pappeln. Sie leben und sterben mit ihren Bäumen.

Hausgötter: Götter des Hauses (oikos), des Herdes, Speichers und Zaunes. Des Gartens, der Türen und Tore. Die athenischen und wohl bekanntesten Hausgötter der Griechen sind: Hestia, Zeus Herkeios, Zeus Ktesios, Hermes Strophaios, Apollon Agieus und Hekate Prothyraia. 

Heilkunde, antike: in den Tempeln des Asklepios von Ärzten und Heilern praktiziert. Diät, Kuren, Traumdeutung, Inkubation, Hypnose, Phythotherapie (Pflanzenheilkunde), Aromatherapie, Seelenheilkunde, Bäder, Hypnotherapie, Philosophie. Reinigungs- und Heilungsriten («Geistheilung») waren ebenfalls nicht unüblich. Die hellenische Heilkunde verfolgte einen holistischen Ansatz. Noch heute herrscht im Hellenismos die Ansicht, dass es nicht im Interesse des Patienten ist, die eine Therapie zugunsten einer anderen aufzugeben (Dualismus), außer es liegen medizinische Vorbehalte vor. Im Hellenismos wird kein Gegensatz zwischen Komplementärtherapien und Schulmedizin konstruiert.
Zusätzlich zur traditionellen Heilkunde und Schulmedizin können Hellenen heutzutage die klassische Meditation zur Entspannung und Stressreduktion in ihr Fitnessprogramm aufnehmen. Gleiches gilt für die Aktive Imagination, die z.B. in der Traumatherapie Anwendung findet, oder andere Praktiken.

Heimarmene: «der zugewiesene Anteil». Das Schicksal. Physikalischer Determinismus.

Hekate: griechische Göttin der Übergänge, der Unterwelt und des Mondes. Verleiherin von Ehrungen, Segnungen und Siegen. Schützerin der Kinder («Kourotrophos»), Kreuzungen und Eingänge, die Schaden und Unglück vom Haus abwendet. Hekate und Zeus Panamaros sind die Schutzgötter der karischen Stadt Stratonikeia.

Hekates Deipnon: siehe Deipnon der Hekate.

Hekatombaion: «Monat der Hekatombe». Der H. ist der erste Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Juli/August des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Hekatombe ab, d.h. eines Opfers von hundert Rindern. Im H. wird das große Fest der Panathenaia zu Ehren der athenischen Stadtgöttin Athena gefeiert.

Helladisch: das griechische Land bzw. Festland betreffend. Der Ausdruck Helladisch hat in der Wissenschaft eine andere Bedeutung.

Helladische Staat: der «Griechische Staat», Staat auf griechischem Boden, der moderne griechische Nationalstaat, der im Jahr 1830 ausgerufen wurde und der sich in seinem Selbstverständnis auf die Orthodoxe Kirche des byzantinischen Ritus und die Vorstellung stützt, die griechischen Kultur fortzuführen. Seine Grenzen erstrecken sich über das hellenische Mutterland und andere hellenische Stammgebiete. Demnach bezeichnet der Begriff einen Staat auf hellenischem Boden.

Hellas: Griechenland. Die Eigenbezeichnung Griechenlands. Im neueren Griechisch «Hellada» oder «Ellada».

Hellenen: das hellenische Volk, Angehörige der hellenischen Ethnie. Der «Hellene» ist die Eigenbezeichnung der Griechen. Die Hellenen der «archaischen» und «klassischen Zeit» sind aus der Verbindung der mykenischen mit der minoischen und anderen helladischen Kulturen hervorgegangen.

Hellenen, ethnische: siehe Ethnische Hellenen.

Hellenentum: siehe Hellenismos.

Hellenikon, to: die Totalität alles Hellenischen, bereits bei Herodot dokumentiert (8.144.2), definiert als der Vierklang aus gemeinsamer Abstammung, Lebensweise, Sprache, Religion. Wurde später von den Christen mit der «Idolatrie» («Götzendienst») gleichgesetzt. «To Hellenikon» ist die usprüngliche Bezeichnung für den Hellenismos.

Hellenisch: das die Hellenen und ihre Kultur Betreffende.

Hellenismos: ursprünglich «Hellenikon». Die hellenische Kultur und Lebensweise. Sprache, Religion, Sitten und Lebensweise der Hellenen, die in Summe ihre ethnische Identität ausmacht. Der Begriff stammt aus der Antike und ist von «Hellenes», der Eigenbezeichnung der Griechen, abgeleitet. Hellenismos bedeutet «der Hellenen […]. II. Verwendung eines klaren hellenischen Stils und Idioms» (Liddell/Scott, S. 536). In der Antike «bezeichnete er die Beherrschung der griechischen Sprache, darüber hinaus auch die Aneignung griechischer Kultur und Religion. In diesem letzteren Sinne wurde der Begriff von denjenigen negativ verwendet, die Polytheismus, den ‹Götzendienst›, der Griechen ablehnten, zunächst von Juden, später von den Christen» (Heinz Heinen, Geschichte des Hellenismus, S. 9, München 2003). Das ist einer der Gründe für die später häufig auftretende und undifferenzierte Gleichsetzung des Hellenismos mit «dem Ethnismus».
Zu Zeiten Kaiser Julians (330-363) entwickelte sich der Begriff zum offiziellen Namen der hellenischen Religion, weil diese eben nicht nur den Götterkult, sondern ebenso die politischen Vorstellungen, die Bildung (paideia) und Kultur der Hellenen umfasst (Marion Giebel, Kaiser Julian Apostata: Die Wiederkehr der alten Götter, S. 8, Düsseldorf 2006). Hellenismos ist demnach sowohl Kultur als auch Religion. Im modernen Griechenland war der Begriff noch vor zwei Jahrhunderten negativ konnotiert, wurde mit «Götzendienst», der «hellenischen Irrlehre» und dem «Trug der Götzen» assoziiert. Dies änderte sich nach der Revolution von 1821 und im Zuge der neugriechischen Nationsbildung. Das christliche Griechenland eignete sich sukzessive den Begriff Hellenismos an, identifizierte den H. mit der Romiosini und setzte ihn schließlich offiziell mit der griechischen Staatsbürgerschaft gleich, sodass im heutigen Griechenland unter «Hellenismos» etwas völlig anderes verstanden und bezeichnet wird als im Hellenismos selbst, nämlich ganz allgemein «die Griechen».
Die Wiederaneignung des «Hellenismos» seitens der Hellenen hat in Griechenland zu Konflikten geführt, weil die orthodoxen Christen den Hellenismos nun mit dem orthodoxen Christentum identifizieren und die Rehabilitierung des Begriffs als Angriff auf ihre Identität werten, wobei sie unter Hellenismos nicht diesen selbst meinen, sondern die Romiosini. Die ethnischen Hellenen hingegen halten an der ursprünglichen Bedeutung fest, die im Wort selbst angelegt ist, und gebrauchen den Begriff im griechischen Sinne.
In den USA gibt es seit einigen Jahren neuheidnische Gruppen, die sich «hellenisch» oder «hellenisch-polytheistisch» nennen, aber in keiner Verbindung zum Hellenismos und der hellenischen Diaspora stehen. Im Internet präsentieren sie sich als Teil der hellenischen Community und versuchen diese von außen zu definieren, indem sie beispielsweise ihre Version des Paganismus als «Hellenismos» ausgeben, den sie auf das Religiöse reduzieren. Dabei werden alte, durch das Christentum tradierte Stereotype perpetuiert. Daraus resultiert eine Gegenaufklärung zu Lasten des Hellenismos. Im Rahmen dieser kolonialen Vereinnahmung der hellenischen Kultur wurde die Kontinuität des Hellenischen angezweifelt und der Genozid an den Griechen im Osmanischen Reich offen geleugnet, um dadurch die Fremdaneignung des Hellenismos zu rationalisieren. Immer mehr amerikanische Hellenen wehren sich gegen diese Aneignung, Kommerzialisierung und den Missbrauch ihres Ethnonyms seitens des angloamerikanischen Paganismus, was vor allem auf den sozialen Medien zu heftigen Auseinandersetzungen und in Teilen der hellenischen Community zu einer anti-paganen Einstellung
führte.
Der deutsche Begriff für Hellenismos lautet «Hellenentum».

Hellenismus: im Deutschen die Bezeichnung einer bestimmten Epoche der griechischen Geschichte, konkret verwendet für den Zeitraum 336 v.u.Z. bis 30 u.Z. Für diese Epoche ist die Verschmelzung griechischer und orientalischer Kultur und Religion charakteristisch. Als Epochenbezeichnung wurde der H. vom deutschen Historiker Johann Gustav Droysen (1808-1884) in die Geschichtsforschung eingeführt. Die hellenische Sprache kennt nur den «Hellenismos», der recht häufig mit «Hellenentum» oder «Griechentum» übersetzt wird.

Hellenisten: zunächst eine Bezeichnung für die griechischsprachigen Juden der Diaspora, die im Rahmen der Hellenisierung des Nahen Ostens mit der griechischen Kultur in Kontakt kamen und die griechische Lebensweise übernommen hatten. Die H. waren ebenso bekannt als Hellenizontes («die Griechischlebenden»), d.h. als Juden, die einen griechischen Lebensstil pflegten. Dieses Judentum wird mit dem Begriff «Hellenistisches Judentum» bestimmt. Später eine Bezeichnung für die sogenannten Judenchristen, die ersten Jesus-Anhänger. Paulus von Tarsus, der Gründer des Christentums, war ein hellenistischer Judenchrist. In der Spätantike wandelte sich die Bedeutung des Hellenisten wieder. Unter H. waren nun alle Bewohner des Römischen Reiches gemeint, die nicht nur Griechisch sprachen, sondern den traditionellen Kulten und Traditionen die Treue hielten, so explizit bei Kaiser Julian. Im Mittelalter wurden auch die ethnischen Hellenen selbst als «Hellenisten» bezeichnet (Gennadios Scholarios, An Raoul Oises).
In Neugriechenland werden damit vor allem die Altertumsforscher gemeint, die sich dem Studium der griechischen Sprache und Kultur widmen. Diese spezielle Disziplin der Altertumswissenschaften wird «Hellenistik» genannt. Aus diesem Grund werden z.B. Jean-Pierre Vernant und
Jacqueline de Romilly als Hellenisten bezeichnet. Der Begriff wird manchmal auch für die «Liebhaber» oder «Bewunderer der griechischen Kultur» verwendet. Im Hellenismos wiederum bezeichnet der Hellenist einen Menschen nicht-griechischer Abstammung, der seiner Sprache, Religion und Lebensweise nach «Hellene» ist. Aber vor allem dient der Hellenist diesen Menschen als Selbstbezeichnung.

Hellenistik: Wissenschaft von der griechischen Sprache und Kultur. Wissenschaftliche Erforschung der materiellen und immateriellen Hinterlassenschaften der griechischen Kultur. Zweig der Altertumswissenschaften, der sich mit der griechischen Sprache und Kultur beschäftigt.

Hellenistisch: die im Deutschen als «Hellenismus» bezeichnete Epoche griechischer Geschichte betreffend. Mit dem «hellenistischen Zeitalter» wird der Zeitraum 336 v.u.Z. bis 30 u.Z. gemeint. Für dieses Zeitalter ist die Verschmelzung griechischer und orientalischer Kulturelemente charakteristisch. Diese Epoche ist mit dem Namen Alexanders III. verbunden.

Hellenizität, Hellenikotita: griechisches Gepräge, griechische Identität.

Hellenizontes: die «Griechischlebenden». Im Mittelalter war dies eine weitere Bezeichnung für die Hellenen.

Hellenochristentum, Hellenochristianismus: siehe Kontinuitätslegende.

Henádes, Henáden: «Einheiten». Die Götter. Die Mächte, die aus dem Einen («to en») herausgetreten sind, deshalb auch als «vervielfältigtes Eines» bezeichnet werden. Der Begriff der «Henaden» verweist auf die Ontologie des späteren Platonismus. Siehe auch Theoi.

Hephaistos: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Feuers und der Schmiede, der Handwerkskunst und Metallverarbeitung. Patron der Handwerker.

HER: Abkürzung für «Hellenische ethnische Religion». Die Bezeichnung «Hellenische ethnische Religion» wurde vom YSEE geprägt, der auch den offiziellen Träger der HER bildet. Andere hellenische Organisationen machen keinen Gebrauch von dieser Bezeichnung, zumal die HER mit dem YSEE assoziiert wird und als die hellenische Religion zu verstehen ist, wie allein der YSEE sie interpretiert und praktiziert. Der YSEE definiert die HER als die ungebrochene hellenische Religion, wie sie seit der Zeit des Georgios Gemistos-Plethon bis in die Neuzeit im Untergrund weitergegeben wurde. Laut YSEE ist die «Hellenische ethnische Religion» bereits seit dem Jahr 1730 die offizielle Bezeichnung für die hellenische Religion. Seit dem Jahr 2010 bildet die These der ungebrochenen Kontinuität der hellenischen Religion die offizielle Linie des YSEE. Dabei stützt er sich auf Plethon, die Stratioti-Söldner, die hellenischen Jakobiner der Ionischen Inseln, besonders aber auf die «Mittelalterliche Bibliothek» des griechischen Historikers Konstantinos Sathas und private Familienarchive in Griechenland und Italien. Die HER nimmt expliziten Bezug auf die hellenischen Stratioti und identifiziert sich mit dieser Tradition. Dieses Selbstverständnis kommt vor allem im Gebrauch des Ritualdoches (xifidion) zum Ausdruck, dem in der religiösen Praxis der HER eine besondere Rolle zukommt.  Im Jahr 2017 wurde die HER vom griechischen Staat als «bekannte Religion» anerkannt, wodurch Namensgebungen, Hochzeiten und Beerdigungen staatliche Anerkennung finden. Die HER grenzt sich von anderen Trägern der hellenischen Religion ab. Siehe auch YSEE.

Hera: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Die Göttin der Ehe und Niederkunft, des Himmels und der Materie. Schirmherrin der Ehefrauen und Schutzherrin des Menschengeschlechts. Schutzgöttin der Stadt Argos.

Heraia: ein Fest zu Ehren der Göttin Hera. Heraia ist außerdem der Name einer Stadt des antiken Arkadien und der Spiele, die alle vier Jahre zu Ehren der Göttin Hera in der Stadt Argos abgehalten wurden. Die Heraia-Wettkämpfe in Argos und auf Samos besaßen einen athletischen und musischen Charakter.

Herakleia: ein Fest zu Ehren des Heros Herakles. Besaß im antiken Athen einen athletischen Charakter.

Herakles: ein Hauptheros des Hellenismos und der beliebteste Held der Griechen. Der populärste Mythos über Herkunft und Leben des Herakles berichtet, dass Herakles der «Sohn» des Zeus und der Alkmene war. Der Mythos erzählt, dass Herakles‘ Leben von vielen Abenteuern und großem Leid geprägt war. Er stellte sich zahlreichen Herausforderungen, meisterte gefährliche Aufgaben und kämpfte gegen mächtige Ungeheuer. Auf seinem Weg musste er viele Hindernisse überwinden, doch Herakles gab sich nicht geschlagen und trotzte dabei sogar den Göttern. Am Ende wurde er mit großen Ehren in den Olymp aufgenommen. Im Hellenismos gilt Herakles als Beschützer der Menschen. Er wehrt Gefahren ab und vertreibt alles Schlechte. In dieser Hinsicht ähnelt er dem buddhistischen Mahakala und dem jüdischen Engel Michael. Darüber hinaus steht er für Beharrlichkeit und Tapferkeit, für die Meisterung des Lebens und die Erlangung der Tugend (arete).

Herosouriois, Herosouria: «der milden Winde». Ein Beiname der Göttin Athena. Das Fest der Athena Herosouria ist nicht überliefert.

Herkeios: «des Zaunes». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als ionischer Hausgott und Wächter über den häuslichen Zaun und all dessen, was sich darin befindet.

Hermaphroditos: ein Zwittergott. In der Mythologie erscheint er als «Sohn» des Hermes und der Aphrodite. In der Kunst wird er mit männlichem Glied und weiblicher Brust dargestellt. Sein Mythos geht wohl auf den Kult einer männlichen «Aphrodite» (Aphroditos) auf Zypern zurück. Hermaphroditos steht für das weibliche Element und zählt zu den Liebesgöttern.

Hermes: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott der Wege, Kommunikation, Rhetorik, Gymnastik und Sprache, der Reisen, Wege und Grenzen. Schutzgott der Reisenden, der Hirten und Herden, der Kaufleute und Diebe. Schutzgott der Stadt Tanagra.

Hermetismus, Hermetik: der H. war eine ägyptische Geheimlehre, Produkt des jüdisch-ägyptischen Synkretismus und seiner Vermählung mit griechischem Gedankengut (Platonismus, Stoa). Zudem weist er Einflüsse aus dem Gnostizismus auf. Als Verfasser der hermetischen Schriften wurde unter anderem Hermes Trismegistos ausgegeben. Damit war der Ägyptergott Thoth gemeint. In der Encyclopaedia Britannica lesen wir: «Die in griechischer und lateinischer Sprache verfasste Sammlung [der Texte] stammt wahrscheinlich» aus dem Zeitraum zwischen der Mitte des 1. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Die Schriften wurden in der Form platonischer Dialoge niedergeschrieben und lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: «den ‹populären› Hermetismus, der sich mit Astrologie und den anderen okkulten Wissenschaften befasst; und den ‹erlernten› Hermetismus, der sich mit Theologie und Philosophie befasst.» Beide Formen des Hermetismus scheinen in der «griechisch-ägyptischen Kultur der ptolemäischen und römischen Zeit entstanden zu sein» (Encyclopaedia Britannica: Hermetic writings).
Der H. stand den ethnischen Göttern eher feindlich gegenüber, teilweise degradierte er sie zu bösen Geistern. Vom H. wird oft fälschlich angenommen, dass er zum Hellenismos gehöre, tatsächlich wird der H. in hellenischen Publikationen kaum erwähnt, findet auch auf hellenischen Online-Plattformen keine Beachtung, was sicher auch auf ein mangelndes Interesse an Mystik und Offenbarungen zurückzuführen ist. Christliche Apologeten und Esoteriker in Griechenland rekurrieren häufig auf die hermetischen Schriften, wollen in ihnen den Beweis für einen Monotheismus der alten Griechen gefunden haben, zumindest den ihrer Philosophen. Zudem werden die «Offenbarungen des Hermes Trismegistos» gelegentlich auch als Zeugnis für die Richtigkeit der christlichen Offenbarung und deren postulierte Vereinbarkeit mit dem Hellenentum geführt. Doch nützt der Rekurs auf die hermetischen Schriften nichts, weil der H. nicht zum Hellenismos gehört.

Hestia: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin des Herdfeuers, Heimes und Opferfeuers. Hestia versammelt die Familie um das Herdfeuer, hält den oikos zusammen, bildet vielmehr noch den Mittelpunkt des Hauses. Aus diesem Grund fällt die Zubereitung des Familienmahles in ihren Wirkungsbereich. Ihr Name bedeutet «Herd, Heim, Haus» und steht sowohl mit «stehen» («histemi») wie auch mit «Sein» («ousia, essia») in Verbindung. Hestia ist die Essenz des Wirklichen und das Herz des Feuers. Der platonische Philosoph Proklos Diadochos sagt uns, dass Hestia für «die unablässige Beständigkeit, die Verankerung [der Wesen] in sich selbst und die unauslöschliche Essenz» steht (Proklos, Kommentare zu Platons Kratylos, 139). In seinem Kompendium der Überlieferung zur griechischen Theologie schreibt der stoische Philosoph Cornutus, dass das «ewige Feuer» ihrem Bereich zugeordnet wird, weil auch das Feuer ein Wesen («on») zu sein («esti») scheint oder vielleicht, weil «alle Feuer im Kosmos» von ihr erschaffen und genährt werden (Cornutus, 28.3). Traditionell wird Hestia durch das Herdfeuer und das ewige Feuer des Staatsherdes im Prytaneion, in der heutigen Zeit durch die Opferflammen auf dem Altar dargestellt.

Hiera, ta: die heiligen Kultgeräte, die Gegenstände des Götterkults. Die Singularform von Hiera lautet Hiero.

Hieropraxie: sakraler Akt, heilige Handlung. Der Ausdruck Hieropraxie (von hierós/heilig und práxis/Tat) bezeichnet die heiligen Kultriten der hellenischen Religion, insbesondere die Opferung und Weihung, und wird daher synonym zu Orthopraxie gebraucht. Siehe auch Orthopraxie.

Hieron: das Heiligtum. Im neueren Griechisch «Hiero» oder «Iero».

Hieros Gamos: «heilige Hochzeit». Die rituelle Hochzeit von göttlichen Paaren, allen voran des Zeus Teleios und der Hera Teleia.

Horen, horai: Göttinnen der Jahreszeiten, der Zeit, in einem weiteren Sinne auch der Gesetzlichkeit, des Rechts und des Friedens. Dienerinnen der Götter. In der Kunst werden die Horen als drei junge Frauen dargestellt. Im Mythos erscheinen sie als drei Schwestern. Ihre Namen lauten Eirene («Frieden»), Dike («Recht») und Eunomia («gutes Gesetz»). Bei Homer werden die Horen als Wächterinnen des Himmelstors dargestellt (Ilias, 5.750; 8.393), beim spätantiken Dichter Nonnos von Panopolis wachen die Horen über die Tore des Olymp (Dionysiaka, 13.22). Der Dichter Hesiod bezeichnet die Horen als «Töchter» der Themis und des Zeus (Theogonie, 901). Vier weitere Horen, die mit den vier Jahreszeiten zusammenhängen, sind bekannt als: Eiar («Frühling»), Theros («Sommer»), Phthinoporon («Herbst») und Kheimon («Winter»). In Athen wurden sie u.a. als Vegetationsgeister verehrt. Die Horen stehen demnach für die Ordnung in der Natur und die wohlgeordnete Gemeinschaft der Menschen. Weiter stehen sie für die Verzahnung von Landwirtschaft, Gesetz und Ordnung. Je nach Epoche und Region ändern sich ihre Namen. Neben diesen Horen gibt es eine weitere Gruppe von zwölf Horen, die über die zwölf Stunden des Tages gebieten und den Sonnengott Helios auf seiner Reise über den Himmel begleiten.

Horios: «der Grenzen». Ein Beiname des Gottes Zeus als Wächter von Grenzsteinen und Grenzen. Der Kult des Zeus Horios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Epakrios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.

Humanismus: der Begriff des H. entstammt dem Lateinischen humanitas (Menschsein, Menschlichkeit, Menschennatur). Der Begriff selbst ist neueren Datums. Inhaltlich ist der Begriff mit der griechischen philanthropia (Liebe/Zuneigung zum Menschlichen) und paideia (hellenische Bildung) verwandt. Der Humanismus beschreibt eine edle Lebenshaltung, die sich durch Milde auszeichnet. Darüber hinaus bezeichnet er die sittliche und geistige Bildung des Menschen, welche das Mitempfinden, den angemessenen Umgang mit anderen Menschen und die Selbstachtung in den Mittelpunkt menschlichen Handelns stellt. Die Stoa übte großen Einfluss auf den H. aus, weshalb dieser mit der stoischen Philosophie assoziiert wird. Siehe auch Kalokagathia.

Hyakinthiden, Hyaden: «von Hyakinthos». Naturdaimonen, die mit den nährenden Kräften der Erde, dem Himmel und der Atmosphäre in Beziehung stehen. Ihre Namen lauten Protogeneia («Erstgeborene»), Pandora («Allesgeberin»), Prokris («Tau»), Kreousa («Herrscherin»), Oreithyia («die Gebirgestürmende») und Chthonia («der Erde»). 

Hybris: Überheblichkeit, Zügellosigkeit, Dreistigkeit, Arroganz. Anmaßung in Wort und Tat gegenüber den Göttern.

Hydrophoria: «Wassertragen». Fest des Wassertragens. Ein Frühlingsfest. In Athen wurde der Göttin Gaia geopfert. In Ägina nahm das eine kathartische Form an und wurde zu Ehren des Apollon gefeiert.

Hygeia: «Gesundheit». Heilgöttin und «Tochter» des Medizingottes Asklepios. Außerdem ein Beiname der Göttin Athena.

Hyle: Materie, Stoff, Substanz.

Hylozoismus: Lehre von der Belebtheit oder Beseeltheit der Materie. Der Hylozoismus betrachtet «Materie und Geist als ursprünglich zusammengehörig» und untrennbar miteinander verbunden (Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9). Der Hylozoist Vlassis G. Rassias beschreibt den Hylozoismus mit den Worten: «Alles ist Materie. Die Götter, die Gedanken, eben alles. Alles ist Materie, lebendige Materie». Der Hylozoismus gehört zu den frühesten Vorstellungen der griechischen Philosophie. Die ionische Naturphilosophie sowie die Stoa werden dem Hylozoismus zugeordnet. Der Hylozoismus wird gelegentlich mit dem Materialismus verwechselt. Gemeinhin wird der Hylozoismus als eine Form des Panpsychismus gedeutet. Der Begriff «Hylozoismus» setzt sich aus den griechischen Wörtern «hyle» (Stoff, Materie) und «zoe» (Leben) zusammen.

Hýparxis: Existenz, Dasein.

Hypatos: «der Höchste». Beiname des Gottes Zeus als Gott der Berge und Burgen. Gott, der Gesundheit spendet.

Hypnos: Gott der Träume. Gilt als «Vater» der Oneiroi (Traumgeister) und «Bruder» des Thanatos (Todesgott). In der Kunst wird Hypnos als geflügelter junger Mann dargestellt. Hypnos steht den Musen nahe. Zu seinen Symbolen gehört der Mohnstängel und die umgekehrte Fackel.

Hypobasis: die Abstufung, Herabgehen, Rückschritt. Im Platonismus die Manifestation des Einen von den oberen zu den unteren Ebenen innerhalb einer Hierarchie (Taxis).

Hypostase, Hypostasis: der zugrunde liegende Zustand, Grundlage. Substantialisierung, Verwirklichung, Wirklichkeit, Wesen, Substanz. Im Platonismus die Seinsstufen, die aus dem Einen herausgehen (proodos).


I

Iama: (Plur. Iamata) Heilung durch eine Gottheit, meistens Asklepios. Ein Beispiel aus der Geschichte: Im Jahr 350 besuchte ein Junge zusammen mit seinem Vater das Heiligtum des Asklepios in Epidauros. Der Junge war seit seiner Geburt taubstumm. Nach dem Opferritus und den Riten, die Vater und Sohn gemeinsam verrichteten, kam ein Priester auf die beiden zu und schaute sich den Jungen genauer an. Er sagte dem Vater, dass eine Weihgabe innerhalb des Jahres notwendig sei, um das zu erhalten, was sich der Vater wünschte. Noch bevor der Vater antworten konnte, rief der Junge: «Ich verspreche es!» Sein Vater konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Er bat den Jungen, er möge doch wieder etwas sagen. Der Junge wiederholte, diesmal lauter: «Ich verspreche es!» (Iamatische Inschrift Epidauros, IG IV²,1 121). Solche Heilungserlebnisse werden als Iamata bezeichnet.

Iatromantie, Iatromantik: rituelle Heilkunst. Der Begriff setzt sich aus «iatros» (Arzt, Heiler) und «mantike» (Divination) zusammen. Die Iatromantie ist eine Bezeichnung für Reinigungs- und Heilungsriten, die neben der offiziellen Religion existieren oder in ihren Institutionen (Heiltempel) eingebunden sind. Man könnte sie als das griechische Pendant zum Schamanismus beschreiben. Iatromanten werden auch als Reinigungspriester bezeichnet. Bekannte Iatromanten der Antike waren Abaris, Hermotimos, Aristeas und Epimenides. Mehr dazu unter: Heilkunde.

Idea, Idee: bei Platon sind alle Dinge in der materiellen Welt nur ein Abglanz oder Schattenbilder der ewigen und unveränderlichen Ideen, der Urbilder aus der immateriellen Welt.

Idolon, eidolon: Statue, Skulptur, Bildnis. Seine Pluralform (ta eidola) bezieht sich auf die Götterbildnisse.

Indigenisierung: ein Begriff aus der Ethnologie, der eine innovative Form des Widerstands oder der Selbstbehauptung indigener Völker gegen die Assimilation an die in ihrem Umfeld dominierende Kultur, insbesondere an den Westen, bezeichnet. Dabei werden technische Elemente der westlichen Welt zwar übernommen und den eigenen Rahmenbedingungen angepasst, doch wird damit die Bewahrung der eigenen Kultur und keine Unterwerfung an den Westen beabsichtigt. Demnach ist die Indigenisierung eher als selbstgewählte Erneuerung und nicht etwa als Modernisierung zu werten. Eine Erneuerung setzt auf technischen, medizinischen oder rechtlichen Fortschritt, während die sogenannte «Modernisierung» häufig auf eine Anpassung an den Westen hinausläuft. Dabei fungiert der Westen als Maßstab zivilisatorischer Entwicklung. In diesem Sinne soll die Indigenisierung das Überleben indigener Kulturen in einer veränderten Umwelt nach deren eigenen Vorstellungen sichern. 

Ionier: ein hellenischer Stamm. Die Ionier zählen neben den Achaiern, Äolern und Doriern zu den Hauptstämmen der Hellenen. Die bekanntesten Angehörigen des ionischen Stammes sind die Athener. Die Ionier sprachen einen eigenen Dialekt des Griechischen, der als ionischer Dialekt bekannt ist.

Iris: Botin der Götter, besonders der Hera. Göttin des Regenbogens. Hält die Verbindung des Menschenreiches zum Reich der Götter intakt.

Isegoria: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Isegoria ist eng mit der Parrhesia verwandt und wird heute allgemein als Redefreiheit übersetzt, dabei steht dieses Prinzip für das gleiche Rederecht vor der ekklesia (Volksversammlung), der höchsten Institution der Demokratie.

Isokratie: eines der fünf Grundelemente der Demokratie, das allen Bürgern einen gleichen Anteil an der Macht und öffentlichen Verwaltung des Staates garantiert.

Isonomie: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Isonomie bezeichnet die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz.


K

Kalender: nahezu jede griechische Polis hatte eigene Kalender und teilweise auch andere Namen für die Monate. Heute orientieren sich die meisten Hellenen, weil in Athen lebend, am attischen Kalender, der mit dem Monat Hekatombaion beginnt (Juni-Juli) und mit Skirophorion endet (Mai-Juni). Der attische ist ein Lunarkalender und gehört zu den ionischen Kalendern. Es gibt eine Anzahl von Hellenen, die den attischen an den gregorianischen Kalender anpassen, was die Anzahl der Tage und die Monats- und Jahresanfänge betrifft, indes verwenden sie weiterhin die attischen Monatsnamen: Gamelion (Januar), Anthesterion (Februar), Elaphebolion (März), Mounykhion (April), Thargelion (Mai), Skirophorion (Juni), Hekatombaion (Juli), Metageitnion (August), Boedromion (September), Pyanepsion (Oktober), Maimakterion (November), Poseidion (Dezember). Traditionell werden die Monate in drei 10-Tage-Abschnitte unterteilt. Die erste Woche heißt Istamenos, die zweite meson, die dritte fthinon. Die dritte Woche wird in vielen Fällen rückläufig gezählt.
Je nach Wohnort oder Herkunft wird ein anderer Kalender befolgt, deshalb ergeben sich bei den Monatsnamen Unterschiede und es werden Feste gefeiert, welche lokalabhängig, daher nicht von allen begangen werden. Es kann also sein, dass die Hellenen in Serres beispielsweise einen anderen Namen für den Monat Anthesterion haben und andere Feste feiern, als die Hellenen in Athen oder auf Kreta. Viele Feste sind polisabhängig und würden an anderen Orten keinen Sinn ergeben. Andere sind an bestimmte Heiligtümer gebunden und könnten aus diesem Grund nicht korrekt begangen werden, ohne geltendes Recht zu brechen. Die hellenische Religion ist regional strukturiert und vom lokalen Moment abhängig. Dadurch ergibt sich ihre Polymorphie. Siehe auch Zeitrechnung.

Kalliope: die Muse der Dichtung. Ein beliebter Mädchenname im heutigen Griechenland.

Kalokagathía: das andere, wohl bedeutendere Ziel der Paideia. Die K. beschreibt das Ideal eines schönen (kálos), heißt wohlgeformten Körpers und eines ebenso guten (agathós) Geistes durch die Bildung der körperlichen und geistigen Natur des Menschen und seiner Erziehung zum Schönen und Guten.

Kallynteria: ein kleines Fest zu Ehren der Göttin Athena Polias in Athen. Zu Kallynteria wurde der Tempel der Göttin gereinigt und ausgefegt. Die K. sind eng mit den Plynteria verbunden.

Kakón: Übel. Das Schlechte. Eine Person oder Sache, die unfähig oder unwürdig, vulgär, feige, gemein, scheußlich oder niederträchtig ist. Der Epikureer Marios Verettas gibt hierzu zwei Beispiele aus der altgriechischen Literatur: So nennt Aristoteles das Schaf «das schlechteste unter den Vierbeinern» und meint damit, dass das Schaf das feigste von allen Tieren sei. Der Dichter Theokritos erwähnt einen Soldaten, den er einen «kákisto stratióte» bezeichnet, weil dieser sehr feige gewesen sein soll. Im neueren Griechisch bedeutet «kakón, to kakó» «böse, das Böse».

Kakodaimon: «übler Geist». Bezeichnung für einen übelwollenden, feindlich gesinnten oder schlechten Geist. Die Bezeichnung setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «kakón» (Übel) und «Daimon» (Geist) zusammen. Die Pluralform von Kakodaimon lautet «Kakodaimonen» (kakodaimones).

Kakós Daimon: siehe Kakodaimon.

Karien: Küstenland im südwestlichen Kleinasien, gehört heute zum Staatsgebiet der Türkei. K. wurde schon sehr früh von Hellenen besiedelt (Kolonialstädte), die an der Küste ihre Städte errichteten. Spuren des Mutterrechts blieben in K. noch lange Zeit lebendig.

Katharmós: Reinigungsritus, rituelle Reinigung. Reinigung durch Khernips, Bäder im Meer oder in fließenden Gewässern, Verwendung von Weihrauch u.a. Rituelle Reinigung von Menschen, Häusern, Sachen und Städten. Rituelle Reinigung vor dem Besuch eines Heiligtums oder der Teilnahme an einem religiösen Fest. Der Hellenismos kennt unterschiedliche Reinigungsriten für unterschiedliche Zwecke.

Katharsis: Reinigung, Läuterung. Körperliche, seelische und geistige Läuterung.

Kathartisch: reinigend, läuternd, in einem weiteren Sinn den naturgemäßen Zustand wiederherstellend.

Kēdhia: Begräbnis. Der Tote wird gewaschen, mit aromatischen Ölen eingerieben, in helle Gewänder gehüllt ohne das Gesicht zu verschleiern und mit Bändern umwickelt. So liegt er ca. zwei Tage auf einem Totenbett, das innerhalb des Hauses aufgestellt wird. Es findet dann der Leichenzug statt (von der Polis zur Nekropole), und der Verstorbene wird entweder beerdigt oder eingeäschert, beide Bräuche sind überliefert. Es werden verschiedene Gaben auf dem Grab gelegt, heutzutage meist Lebensmittel und Blumen. Es folgt das Trankopfer und Tage danach der Leichenschmaus. Reinigungsriten finden statt, um jene zu reinigen, die mit der Leiche des Verstorbenen in Berührung kamen. Der Tote wird an seinem Geburtstag geehrt. Sowohl die Aufbahrung des Verstorbenen im Haus als auch der Leichenzug haben in der griechischen Provinz überlebt.

Képos: der Garten. Die Schule und Lebensweise des Epikuros.

Khalkeia: siehe Chalkeia.

Kharisteria: siehe Charisteria.

Khernips: geweihtes Wasser. Wird für die Reinigung religiöser Stätten verwendet, um Miasma zu vermeiden und den Erfolg der religiösen Riten zu garantieren. Es existieren verschiedene Möglichkeiten zu seiner Herstellung. Khernips wird, nachdem es seinen Zweck erfüllt hat, vom Ort des sakralen Geschehens entfernt, da es nun als unrein gilt. In den öffentlichen Zeremonien unserer Zeit besprenkeln die Priester den Altar mit Salzwasser und verwenden hierfür Lorbeerblätter. Erst später werden dann z.B. Rauchopfer gebracht und die bis zu diesem Zeitpunkt verhüllten Bildnisse der Götter den Augen der Gemeinschaft preisgegeben. Der Thiasos Delphys, der vom YSEE unterhalten wird, weiht seinen mobilen Altar immer wieder neu mit Khernips, wenn er diesen für die heiligen Riten in der Natur oder bei alten Heiligtümern aufstellt. Wird auch im Hauskult verwendet, besonders bei kathartischen oder apotropäischen Riten.

Khloe, Chloe: «die Grünende». Ein Beiname der Göttin Demeter als Beschützerin der jungen Saat. Ihr zu Ehren wurde in Athen das Fest Chloeia oder Chloia gefeiert.

Khryseoi: «die Goldenen», auch bekannt als khryseoi daimones («die goldenen Daimonen»), sind eine Gruppe von dreißigtausend Daimonen, die gemäß der Tradition über die Menschen wachen. Sie galten als die tugendhaften Seelen der Menschen eines goldenen Zeitalters, die nach ihrem Tod in Daimonen verwandelt wurden.

Kirke: eine mythische Zauberin. In der Mythologie wird sie als «Tochter» des Sonnengottes Helios und der Persea dargestellt. Bekannt wurde Kirke durch ihre prominente Rolle im homerischen Epos der «Odyssee». Ihr Name ist womöglich vom Altgriechischen «kirkos» (Falke) abgeleitet.

Kleinasien: Vorderasien, das westliche Küstengebiet der heutigen Türkei. Seit dem 2. Jahrtausend v.u.Z. die Heimat vieler Völker (Hethiter, Karer, Lyder), darunter auch der Hellenen. In K. befinden sich bedeutsame und berühmte Städte wie Pergamon, Ephesos und Smyrna. Der Tempel der Artemis in Ephesos gehörte zu den Sieben Wundern der Antike.

Klio: die Muse der Geschichtsschreibung.

Kollektivismus: Betonung des Politischen gegenüber dem Privaten, Vorrang der Bedürfnisse des Gemeinwesens vor Individualwünschen, Primat der Gemeinwohlinteressen über Partikularinteressen. Gesellschaftsordnung, in der die privaten Interessen dem Gemeinwohl untergeordnet sind. Der Kollektivismus war das Gesellschaftssystem der altgriechischen Staaten, auch wenn der Begriff selbst neueren Datums ist. Die Aristokratie und Demokratie waren Formen des Kollektivismus, d.h. Gesellschaftsordnungen, in der das Politische an erster Stelle steht und die Themen: pólis (Staat), polítes (Bürger), politeia (Bürgerschaft), démos (Volk) und politismós (Verwaltung) die zentralen Punkte darstellen. Im Kollektivismus genießen die Interessen des Gemeinwesens oberste Priorität. Denn nur das Gemeinwesen kann – in Gestalt der staatlichen Entität – die autonomia (Selbstgesetzgebung) garantieren und folglich die Freiheit und kollektive Würde der Bürger wahren. In der Freiheit äußert sich in gewisser Hinsicht die Würde des Menschen als denkendes und soziales Wesen. Im Kollektivismus erlebt sich der Mensch als Bestandteil eines größeren Ganzen, definiert sich selbst über seine Beziehungen zu seiner Familie, seinem Stamm, Staat und seinem direkten Umfeld, über seine Pflichten gegenüber den Lebenden und den Toten. Ohne eine Verfassung zur Regelung der Beziehungen der einzelnen Mitglieder des Gemeinwesens untereinander und zur staatlichen Entität, ohne Isokratie und dezidiert politische Rechte kann der Kollektivismus allerdings in eine Art «Cliquen-Tyrannis» ausarten, in der unter dem Vorwand der Wahrung der Interessen des Gemeinwohls eine Minderheit ihre eigenen Interessen durchsetzt. In der aktuellen politischen Debatte wird der Begriff des Kollektivismus in die Nähe des Leninismus oder Nationalsozialismus gerückt. Im griechischen Raum findet der Kollektivismus als Synonym für Planwirtschaft Gebrauch. Aus diesem Grund taucht er in griechischen Texten des Hellenismos nicht auf. Dafür wird von einigen Autoren und Bloggern der Terminus koinotismos (von griech. koinotita = Gemeinde, Kommune) favorisiert, der am ehesten mit «Kommunitarismus» oder «Kommunalismus» ins Deutsche übersetzt werden kann, jedoch ohne Einbindung der ideologischen Implikationen, die diese Begriffe mit sich führen.

Kollektivistisch: siehe Kollektivismus.

Kolonien: ab dem 8. Jh. wurden Poleis außerhalb der Heimat gegründet. Gründe hierfür waren u.a. die mangelnde Getreideversorgung und Arbeitslosigkeit junger Männer. Mehr als 1500 solcher Kolonien wurden von den Griechen geschaffen, oft auf Anraten eines Orakels, z.B. des delphischen. Eine Kolonie war eine Ansiedlung von Hellenen, die an unbewohnte Küsten zogen, eine neue Polis bauten und Handel trieben. Die K. waren unabhängig von der Heimat, ihr aber weiterhin verbunden. Gründe hierfür waren: familiäre Beziehungen, religiöse Bindungen, gemeinsame Gepflogenheiten.

Kontinuitätslegende: ein ideologisches Narrativ, das eine lineare Kontinuität der hellenischen Kultur von der Antike über das byzantinische Reich bis zum neugriechischen Staat suggerieren will. Die K. stützt sich insbesondere auf die historische Kontinuität der griechischen Sprache, die wiederum als Beleg für die Richtigkeit der K. herangezogen wird. In einem weiteren Sinne bezeichnet die Kontinuitätslegende die Annahme oder Auffassung von der Fortsetzung der hellenischen Kultur in der griechischsprachigen orthodoxen Kirche. Darüber hinaus stellt sie das zentrale Element des griechischsprachigen Nationalismus dar. Die K. bildet das Fundament sowohl der neuromäischen Nationsbildung als auch der Staatsideologie der sogenannten «hellenochristlichen Kultur». Die «hellenochristliche» Ideologie postuliert eine Einheit griechischer Kultur und christlicher Religion; sie knüpft die neugriechische Identität an den christlich-orthodoxen Glauben und setzt das Hellenentum mit der orthodoxen Kirche gleich, die wiederum als Bewahrerin alles Hellenischen während der Zeit der Osmanenherrschaft dargestellt wird. Aus diesem Grund ist die K. im griechischen Schulwesen fest verankert. Als deren Erfinder gelten der Schriftsteller Spyridon Zampelios (1815-1881) und der Historiker Konstantinos Paparrigopoulos (1815-1891). Letzterer hat den Begriff des «Hellenochristianismus» geprägt und gilt im heutigen Griechenland als «Historiker der Nation». Sinn und Zweck der Erzählung von der Kontinuität der hellenischen Kultur im Christentum ist die Identifikation des Hellenismos mit dem griechischsprachigen orthodoxen Christentum und folglich mit der Romiosini. Dadurch wird implizit wie explizit die griechischsprachige orthodoxe Kirche zum Garant «griechischer Identität» und die Romiosini zum «neueren Hellenentum» deklariert. Aus diesem imaginativen Moment leitet sich die gehobene soziale Stellung der orthodoxen Kirche in der neugriechischen Gesellschaft sowie die Verneinung der Möglichkeit einer selbständigen Existenz des Hellenentums außerhalb der Romiosini ab.

Kontinuitätsnarrativ, romäisches: siehe Kontinuitätslegende.

Kore: «Mädchen». Name der Göttin Persephone.

Kosmesis: «Verzierung». Das Beschmücken der Kultbildnisse der Götter anlässlich einer Feier.

Kosmiotis, kosmiotes: Ordnung, Ordentlichkeit, Geordnetheit, Zivilität, Höflichkeit, gesittetes Benehmen. Bezeichnet sowohl die innere Verfasstheit eines Staates als auch eine Tugend.

Kosmogonie: «Weltentstehung». Erzählung oder Mythos von der Entstehung der Welt. Die älteste vollständige Kosmogonie, die uns überliefert ist, ist die des Dichters Hesiodos aus dem 7. Jh. v.u.Z., die wiederum auf älteren Erzählungen beruht. Nach dieser Erzählung war am Anfang nur das Chaos (Leere). Aus dem Chaos entstieg Gaia (Erde), dann erschienen Tartaros (Unterwelt), Eros (Zeugungskraft), Erebos (Dunkelheit) und Nyx (Nacht). Später brachte Gaia den Uranos (Himmel) hervor. Gaia und Uranos generierten beide weitere göttliche Mächte; im weiteren Verlauf der Geschichte erhält die Welt ihre Ordnung.

Kosmos: Welt, Weltordnung. Ordnung, Schmuck. Das griechische Substantiv kósmima (Schmuckstück) und das Verb kosmízein (schmücken) leiten sich beide von Kósmos (griech. Κόσμος) ab. Der K. steht im Mittelpunkt der griechischen Weltanschauung, die sich um das Universum und seine Gesetze dreht. Obschon die Götter ihm seine Ordnung verliehen, ihn aus den Urstoffen zu einer sinnvollen Ganzheit geeint haben, gilt der Kosmos im Hellenismos nicht als «Schöpfung», sondern als unenstanden oder selbstentstanden. Siehe auch Kosmotheismus.

Kosmotheasi: Weltanschauung, Weltverständnis.

Kosmotheismus: Verehrung des Kosmos als höchstes Wesen, religiöse Lehre oder Vorstellung vom Weltall als «Erscheinungsform des göttlichen Seins» (Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15). In einem weiteren Sinne steht der Begriff für die Identifikation des Kosmos mit dem göttlichen Sein und die Betrachtung der Götter als dessen Erscheinungsformen. Nach dieser Anschauung ist der Kosmos anfangslos oder aus sich selbst heraus entstanden und bildet darüber hinaus ein ewiges oder sich selbst erneuerndes Ganzes, dessen Gesetze seinem Innersten entstammen; dieses ist wiederum von einem dem göttlichen Willen übergeordneten oder gleichgesetzten Prinzip durchdrungen. Im Hellenismos heißt dieses Prinzip moira (Schicksal), ananke (Notwendigkeit) oder heimarmene (zugewiesener Anteil). Folglich nimmt im Kosmotheismus der Kosmos selbst eine herausragende Rolle ein. So ist die Frage nach dem Verhältnis von Kosmos und Gott für dieses religiöse System bezeichnend. Aus diesen und anderen Gründen wurde der Kosmotheismus in der Vergangenheit mit dem Pantheismus gleichgesetzt. Geprägt wurde der Begriff vom französischen Rechtsanwalt und Staatsmann Lamoignon-Malesherbes (1721-1794), um insbesondere der stoischen Kosmotheologie einen Namen zu geben. In den letzten Jahren wurde der «Kosmotheismus» besonders vom deutschen Ägyptologen Jan Assmann wieder aufgegriffen, popularisiert und inhaltlich erweitert. Im Deutschen lässt sich der Begriff mindestens bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. 

Kourotrophos: «Kindnährer». Eine athenische Gottheit, die als Beschützerin der Kinder und Jugendlichen verehrt wird. Zudem ist Kourotrophos ein Beiname von Göttern, die als Wächter von Neugeborenen und jungen Menschen fungieren.

Kraneiai: die Nymphen der Kirschbäume.

Kreitontes: die Mächtigen. Ein Titel für die Götter und die Toten.

Kronia: ein Fest zu Ehren des Gottes Kronos.

Kult: Verehrung, Anbetung, Religion im weitesten Sinn. Stammt aus dem Lateinischen und bedeutet «Pflege», seine griechische Entsprechung ist das Femininum «latreia/λατρεία». Dieser Begriff wird z.B. in den USA gern verwendet, weil es den Charakter der griechischen Götterverehrung eher trifft, als die «Religion», die ihrerseits an Glaube und Katechese denken lässt, an Offenbarungsreligionen, welche sich aber von den ethnischen oder traditionellen Religionen unterscheiden. Der Kult hat die Zeremonie, die korrekte Ausübung der Riten zum Mittelpunkt des Geschehens. Er bedeutet Pflege und Fortsetzung der anzestralen Ritualistik.

Kulturelle Aneignung: siehe Cultural appropriation.

Ktesios: «der Besitztümer». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als Hausgott und Beschützer der materiellen Güter des Hauses (oikos).

Kybernisia: ein attisches Fest zu Ehren des Steuermannes, der den Heros Theseus nach Athen zurückbrachte, nachdem dieser den Minotauros getötet hatte.

Kykladen, Kykladenkultur: unter dem Begriff der Kykladenkultur werden die Kulturen zusammengefasst, die während der Bronzezeit auf den kykladischen Inseln blühten. Die K. entstand unabhängig von der Sesklokultur und weist darüberhinaus kretische Einflüsse auf.

Kyrenaiker: philosophische Schule oder Lebensweise, die vom Schüler des Sokrates Aristippos aus Kyrene (435-360) gegründet wurde. Gemäß dieser Lebensweise besteht das höchste Ziel des menschlichen Lebens im Erlangen von Lust und Genuss.


L

Labrys: griechische Doppelaxt, die vor allem im minoischen Kreta verbreitet war. Die Labrys besitzt eine religiöse Symbolkraft und wird häufig mit dem griechischen Wort für «Labyrinth» in Verbindung gebracht.

Labrys-Gemeinschaft: «Labrys» ist eine Kultgemeinschaft und ein bedeutendes hellenisches Kollektiv, welches sich beherzt für die Revitalisierung der hellenischen Kultur einsetzt. Labrys ist in Athen aktiv und gehört zur attischen Tradition. Die allermeisten Mitglieder der Gemeinschaft leben in Athen. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass die athenische Religion eine dominierende Rolle in der Gemeinschaft einnimmt. Labrys legt großes Gewicht auf die Kultpraxis. In Athen unterhält die Gemeinschaft Räumlichkeiten, die für das Abhalten von Seminaren und Vorträgen vorgesehen sind. Sie organisiert jedes Jahr die Attischen Dionysien und das Fest der Phallophorien im Zentrum von Athen. LABRYS und YSEE sind verschiedene Kollektive und stehen in keiner Beziehung zueinander.

Lenaia: ein attisches Fest zu Ehren des Dionysos Lenaios. Der Name leitet sich vom Lenaion ab, dem heiligen Bezirk des Dionysos auf der Agora von Athen.

Lenaios: «vom Lenaion». Ein Beiname des Gottes Dionysos. Zu Ehren des Dionysos Lenaios wurde in Athen das Fest der Lenaien gefeiert. Der Titel Lenaios leitet sich vom Lenaion ab, dem heiligen Bezirk des Dionysos auf der Agora von Athen.

Lethe: Fluss in der Unterwelt. Trinkt die verstorbene Seele aus der Lethe, vergisst sie ihre Vergangenheit und alle vorherigen Erfahrungen.

Leukaspis: ein Gefährte des Aineias.

Literatur, griechische: das gesamte schriftliche Werk der griechischen Kultur: Epos, Lyrik, Komödie, Drama/Tragödie, Geschichtsschreibung, Mythos, Mathematik, Astronomie, Astrologie, Botanologie, Zoologie, Mineralogie, Physik, Philosophie (Theologie, Ontologie, Kosmologie, Ethik), Politik, Biografien et cetera.

Logik, Logikḗ: Vernunft; richtiges, zusammenhängendes Denken. Schlüsse ziehen, Argumente formulieren, Beweise bringen. Gebrauch vom rationalen Anteil der Seele.

Lykeios: «von Lykia» oder «der Wölfe». Ein Beiname verschiedener Götter, so z.B. des Apollon, der als Lykeios «vor Wölfen schützt» und als Patron der erwachsenen Männer fungiert.


M

Magie: siehe Goetia.

Maimakteria: ein attisches Fest zu Ehren des Zeus Maimaktes. Zu den Maimakteria sind nur wenige Informationen überliefert.

Maimakterion: «der stürmische Monat». Der M. ist der fünfte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten November/Dezember des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Maimakteria ab, einem Fest zu Ehren des Zeus Maimaktes.

Maimaktes: «stürmisch, unbändig». Ein Beiname des Zeus als Herrscher über die wilden Winterwinde.

Makares, hoi Makares: die Seligen. Eine Bezeichnung für die Götter.

Maliades: die Nymphen der Fruchtbäume und Beschützer der Schafe.

Mantik, antike: die Weissagekunst, Divination. Traumdeutung (Artemidoros; psychologische und divinatorische), Bibliomantie (Homeros und Hesiodos), Kristallomantie, Pendel, Bohnenorakel, Würfelorakel, Arithmologie, Libanomantie (Weissagung aus dem Weihrauch), Dendromantie (Weissagung durch Bäume bzw. aus dem Rascheln ihrer Blätter im Wind), Hydromantie, Pyromantie. Losorakel, klassische Astrologie (Ptolomäus, Manilius) u.a. Erhaltene und heute verwendete hellenische Orakel sind z.B. das Pythagoras- und das Alphabet-Orakel.

Medizin, antike: hippokratische Medizin, Naturtherapie, Narkose, Behandlung von Brüchen und Verrenkungen, Chirurgie, Prognose, Diagnose, Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Kräuterumschläge, Pulslehre, Hygiene, Sport, Diät. Bekannte Ärzte waren Hippokrates, Herophilos, Galenos und Asklepiades (Begründer der medizinischen Forschung). Natürliche Heilverfahren der traditionellen Naturheilkunde wurden in die Med. aufgenommen. Es gab zahlreiche Schulen, die teilweise zerstritten waren. Die sog. Pneumatische Schule stand unter stoischem Einfluss, setzte vor allem auf die vitalisierende Kraft der Natur und entwickelte eine bessere Pulslehre. Die Dogmatische Schule baute auf die Philosophie und zeigte ein großes Interesse an den Körperorganen. Die Empiriker gaben viel auf die Beobachtung des Umfelds des Patienten und feilten an der Pharmakologie.
Galenos vereinte in seinem System die verschiedenen Lehren und wurde zu einer Koryphäe auf seinem Gebiet. Hippokrates und Galenos sind die berühmtesten Mediziner des Hellenentums. Seit dem 5. Jh. machte sich die Medizin von der Religion unabhängig, setzte eigene Standards auf und entwickelte neue Verfahren, dabei übernahm sie das Wissen und den ganzheitlichen Ansatz der traditionellen Naturheilkunde. Die antike Medizin erreichte ihren Höhepunkt im hellenistischen Alexandrien. Siehe auch Heilkunde.

Meilichios: «der Milde». Ein Beiname verschiedener Götter, allen voran des Zeus als Gott der Sühne.

Meliai: die Nymphen der Eschen.

Melpomene: die Muse der Tragödiendichtung.

Menedeios: «der sich behauptet». Ein lokaler attischer Heros.

Metageitnia: ein Fest zu Ehren des Apollon Metageitnios in der attischen Gemeinde Melite.

Metageitnion: «Wechsel der Nachbarschaft, der Nachbarn». Der M. ist der zweite Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten August/September des gregorianischen Kalenders. Sein Name geht auf das Nachbarschaftsfest Metageitnia zurück, das zu Ehren des Apollon Metageitnios begangen wird.

Metageitnios: «der Nachbarschaftswechsler». Ein Beiname des Gottes Apollon.

Metaphysik: Studium von Prinzipien, die sich den Sinnesorganen entziehen und somit zum Objekt von Spekulationen werden.

Miasma: (rituelle) Unreinheit. Befleckung, Verunreinigung. Kann sowohl den einzelnen Menschen als auch eine Gruppe betreffen. Es wird zwischen kleinen, vorübergehenden (z.B. Tod) und großen (z.B. Mord) Miasmen unterschieden. Die großen Miasmen treten in Folge eines groben Verstoßes wider die sittlichen oder kosmischen Gesetze auf.

Mnemosyne: die Mutter der Musen. Ihr Name bedeutet «Erinnerung».

Moiren: die Schicksalsgöttinnen Klotho («die Spinnerin»), Lachesis («die Loszuteilerin») und Atropos («die Unabwendbare»). Im Mythos erscheinen die Moiren als die «Töchter» des Zeus und der Themis, als drei «Schwestern», die Macht über das Leben, das Los und den Tod der Sterblichen besitzen. Die Moiren sind dem Willen des Zeus übergeordnet. Die Vorstellungen von der «moira» (Schicksal) des Menschen leben bis heute im griechischen Volksglauben fort.

Monarchie: «Alleinherrschaft, Einherrschaft». Herrschaftsform, in der die Macht von einer einzigen Instanz oder Institution ausgeht. Ausübung der Macht durch ein einziges Organ. Konzentration der Macht auf eine einzige Ebene oder einen einzigen Träger. Herrschaft, die auf dem «Willen des Einen» beruht. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «monos» (allein, einer) und «archein» (herrschen, regieren) zusammen. In der heutigen Zeit bezeichnet er vor allem das Königtum.

Monokratie: «Alleinherrschaft, Einherrschaft». Staatsform, bei der die Herrschaft von einer einzigen Instanz oder Institution ausgeübt wird. Konzentration der Macht auf einen einzigen Pol oder ein einziges Organ. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «monos» (allein, einer) und «kratein» (herrschen) zusammen.

Monotheismus: die Religion des «einen» oder «einzigen Gottes», des «einen Buches». Der M. stammt aus dem Mittleren und Nahen Osten. Im Hellenismos wird der Monotheismus nicht allein als Religion, sondern als Ganzheit aus Religion, Kultur und Politik verstanden, weil der M. die gesamte Imagination des Subjektes Mensch durchdringt und imprägniert, unabhängig davon, ob der einzelne Mensch sich als gläubig oder atheistisch versteht. Folglich wird vom religiösen, säkularen, kulturellen oder politischen Monotheismus gesprochen. Diese Ganzheit wird innerhalb des YSEE mit dem Begriff «angewandter Monotheismus» bestimmt. Auf religiöser Ebene stellt der Monotheismus die Lehre vom «einen» oder «einzig wahren Gott» dar, der i.d.R. als allmächtig, außerkosmisch, als Person und als Schöpfer des Universums dargestellt wird. Dieser ist keiner Notwendigkeit verpflichtet und sein Wille ist für das Universum, das hier als «Schöpfung» gilt, bindend.
Aus diesem religiösen M. ist der kulturelle M. hervorgegangen (Abendland, Romiosini u.a.), der auch in heute säkularen Staaten seinen Fußabdruck hinterlassen hat, beispielsweise in der Gesetzgebung, Kunst, allgemeinen Moral und den Wissenschaften. Diesem kulturellen M. folgte der politische Monotheismus, der in den Ideologien Westeuropas seinen prominentesten Ausdruck findet. Damit sind in aller Regel die Hauptideologien des Abendlandes gemeint,
die seit der Neuzeit das politische Denken des Planeten bestimmen: Konservatismus, Liberalismus, Nationalismus und Internationalismus. Diese Ideologien entstammen der christlichen Kultur, der Kultur des Monotheismus, weisen zum Teil einen messianischen Charakter auf, vertreten eine säkulare politische Eschatologie und haben ihrerseits eigene Stereotype und Denkschemata generiert, die vom Monotheismus durchdrungen sind und sich wie eine Membran auf die Rezeptoren des Menschen legen, wodurch sie seinen «Blickwinkel» bedingen. Viele Hellenen zählen den Leninismus und Nationalsozialismus ebenfalls zum Monotheismus.

Mounichia: siehe Mounykhia.

Mounykhia: ein attisches Fest zu Ehren der Artemis Mounykhia. Andenken an den Sieg über die Perser in der Schlacht von Salamis. Der Name des Festes leitet sich vom Tempel der Artemis auf dem Hügel Mounykhia in Piräus ab.

Mounykhion, Mounikhion: «Mounykhia-Monat». Der M. ist der zehnte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten April/Mai des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von einem Fest zu Ehren der Artemis Mounykhia ab, das in ihrem Tempel auf dem Hügel Mounykhia in Piräus abgehalten wurde.

Musagetes: «Musenanführer». Ein Beiname des Gottes Apollon als Anführer und Lehrer der Musen.

Musen: die neun Göttinnen der schönen Künste und der Wissenschaften. Ihre Namen sind Kalliope, Thalia, Klio, Melpomene, Erato, Euterpe, Polihymnia, Erato, Ourania und Terpsichore. Im Mythos erscheinen sie als die «Töchter» des Zeus und der Mnemosyne («Erinnerung»). In einigen Mythen scheint es neun, in anderen sieben, drei oder nur zwei Musen zu geben. In der Kunst werden sie als junge Frauen dargestellt. In seinem Kompendium der Überlieferung zur griechischen Theologie schreibt der stoische Philosoph Cornutus über die Musen: «sie werden als Frauen dargestellt, weil die Wörter für die Tugenden und die Bildung weiblich sind … Sie verbinden sich und tanzen miteinander, um deutlich zu machen, dass die Tugenden untrennbar miteinander verbunden und nicht voneinander getrennt werden können» (Cornutus, 14.4 ).

Musikinstrumente, traditionell hellenische: Kithara, Lyra, Harfe, Syrinx (Hirtenflöte).

Mystagogos: der in die Mysterien einweiht.

Mysten: die in die Mysterien Eingeweihten.

Mysterien, mysteria: antike Geheimkulte, die neben der Staatsreligion existierten. Durch die Einweihung in die Mysterien wurde die Angst des Mysten vor dem Tod gelindert, da ihm durch die Bewusstwerdung des Todes, rituell nachgestellt, ein gutes Leben nach dem Tod gesichert wurde. Man kann sie sicherlich als eine Art von Psychotherapie bezeichnen, da die Angst, ein Leiden der Psyche, geheilt wird und der Mensch bemächtigt, ohne Angst vor dem Tod, entspannt sein Leben zu verbringen. Demnach bedeuteten die Mysterien auch Heilung der Deisidaimonia, des Aberglaubens.

Mythoi, Mythen: Erzählungen über die Entstehung der Welt (Kosmogonie) und des Lebens auf Erden, über den Ursprung der Götter (Theogonie), die Taten der vorzeitlichen Helden und die Gründungen von Staaten.


N

Naiaden: die Nymphen der Brunnen, Flüsse, Quellen und Seen.

Naïskos: der Naïskos (Plur. Naïskoi) ist ein kleiner bzw. Mini-Tempel, der Motive aus der Mythologie zeigt oder solche, die weit verbreitet sind, z.B. den Dionysos, wie er Trauben isst. In früheren Zeiten schmückten sie die Friedhöfe der Hellenen, gleichzeitig stellten sie die Toten dar, ähnlich den heutigen Porträtfotos, die auf den Grabmälern angebracht werden. Des Weiteren dienten sie als Dankesgaben an die Götter. Naïskoi konnten aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, nicht nur aus Terrakotta, sondern auch aus Gold. Heute spielen sie nur noch im Hauskult eine Rolle, wo sie als Schreine dienen oder auf den Opfertischen zu finden sind. In Neugriechenland werden unter dem Begriff Naïskos kleine Kirchen bzw. Mini-Kirchen am Wegesrand oder auf Privatgrundstücken verstanden, die in Fachgeschäften für Kirchenbedarf geführt werden.

Namensgebung: siehe Amphidrómien.

Naturdaimonen: lokale Schutzgeister oder Geistwesen, die in der Natur oder in den Elementen, in Quellen, Flüssen, Bäumen etc. leben. Mit Bewusstsein ausgestattete Naturmächte. Gelten meist als wohlgesinnt und gutmütig. Jedoch ist die Vorstellung verbreitet, dass sie die Menschen wegen begangener Vergehen bestrafen. Die bekanntesten griechischen Naturdaimonen sind die Nymphen.

Naturgeister: siehe Daimonen und Naturdaimonen.

n.chr.Z.: nach der christlichen Zeitrechnung, nach der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, nach «unserer Zeitrechnung» (n.u.Z.). Diese Jahreszählung ist im Hellenismos sehr weit verbreitet; sie nimmt Bezug auf die heute übliche Zeitrechnung, gezählt ab dem angeblichen Geburtsjahr Jesu, ohne den christlichen Hintergrund oder die damit verbundene Spaltung der Menschheitsgeschichte zu übernehmen.

Nekropolis: Friedhof, Stadt der Toten.

Nekysia, ta: Totenopfer, Totenfeier. Ein Privatfest zum Andenken an die Verstorbenen, die mit Opfergaben bedacht werden.

Nemesia: ein Fest zu Ehren der Göttin Nemesis. Opfer an die Verstorbenen.

Nemesis: die Göttin der Vergeltung, der Strafe und des Gleichgewichts zwischen Glück und Unglück.

Nike: «Sieg». Göttin des Sieges. Siegesbotin. Nike ist außerdem ein Beiname der Göttin Athena.

Noema, das: Gegenstand des Denkens, das Wahrgenommene, Gedanke, Begriff, Vorstellung, Bedeutung, Sinn.

Noemon: denkend, vernünftig, intelligent.

Noerisch: intellektuell, kognitiv, mental, mit dem Nous geschehend. Das durch den Verstand Wahrnehmbare, Erkennbare. Dem Bereich des Geistes und nicht des Sinnlichen angehörig.

Noesis, die: geistige Tätigkeit, Denken, geistig wahrnehmen, Verstehen, Begreifen. Intellekt.

Noetisch: den Nous betreffend, zum Denken gehörig, intelligibel, erkennbar, denkbar, vorstellbar, geistig.

Nomizomena, ta: die traditionellen Anschauungen und Sitten, die gebräuchlichen Normen und Regeln. Das Verb nomizo bedeutet, dass man an etwas festhält, pflegt, folgt.

Notos: Gott des Südwindes und der Sommerstürme. Er gehört zu den Anemoi. Siehe auch Anemoi, hoi.

Noumenia: «neuer Mond». Neumondtag. Erster und heiligster Tag eines jeden Mondmonats. Wird mit Opfergaben, Trankopfern, Hymnen und Gelagen begangen. Bekränzung der privaten Schreine und Kultbildnisse der Hekate.

Noumenios: «des neuen Mondes». Ein Beiname des Gottes Apollon. Apollon Noumenios wird zu Noumenia mit Opfergaben und Hymnen geehrt.

Nous, der: Vernunft, Verstand, Intellekt, Geist. Der Begriff spielt in der Philosophie eine sehr große Rolle.

Nymphen: niedere Naturgottheiten, gute Geister. Dryaden (Baumgeister), Oreaden (Berggeister), Naiaden und Hydriaden (Wassergeister), Kreniden (Quellnymphen) und Epimeliden (Schutzgeister der Herden). Wächter von Orten, Quellen etc. Der Kult der Wassernymphen wurde in Athen besonders gepflegt, vor allem von Frauen. N. wurden in Grotten verehrt, unter freiem Himmel, bei Quellen. Ihnen wurden Blumen, Milch und Früchte geopfert. Fördern die Fruchtbarkeit, schützen die Weiden, helfen Wanderern. Die Dryaden sind sterblich; sie sterben mit ihren Bäumen. Die N. werden im entsprechenden Eintrag von Löwe/Stoll mit den Feen verglichen.

Nymphegetes: «Nymphenführer». Ein Beiname des Gottes Apollon als Anführer der Nymphen.

Nyx: Göttin der Nacht. In Megaris besaß sie ein eigenes Orakel.

n.Z.: nach der christlichen Zeitrechnung, nach der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, nach «unserer Zeitrechnung» (n.u.Z.).


O

Oikos: die Hausgemeinschaft, Familie, die familiäre oder häusliche Einheit. In der Antike zählte der Haussklave ebenfalls dazu. Die Grundlage des Staates und das Zentrum der hellenischen Religion.

Oinochoē: siehe Hiera.

Okeanos: Urmacht. Ur-Meeresgott. Vater der Okeaniden.

Olympieia: ein Fest zu Ehren des Zeus Olympios.

Olympios: «der Olympische». Ein Kultname des Gottes Zeus. Der Kult des Zeus Olympios ist von panhellenischer Bedeutung.

Omada E, Epsilon: die Erzählungen über die sogenannte Omada E (Gruppe Epsilon) sind die einflussreichsten und meistdiskutierten innerhalb der archäozentrischen Szene (siehe Archäozentrismus). Der juden- und hellenenfeindliche Autor Ioannis Fourakis gilt gemeinhin als Erfinder der urbanen Legende von der Gruppe Epsilon. Fourakis stellte 1989 die Theorie auf, dass eine geheime Gruppe aus griechischen Wissenschaftlern, Unternehmern und Politikern im Verborgenen über Griechenland wache und seine Interessen schütze. Fourakis behauptete, Mitgliedern der Omada Epsilon begegnet zu sein und von ihnen geheime Informationen erhalten zu haben, auf die sich seine Erzählungen stützen würden. Angeblich kam er auch mit Mitarbeitern der NASA in Kontakt, die ihn über geheime Forschungsprojekte unterrichtet haben sollen, die alle einen Bezug zum antiken Griechenland hätten. Fourakis machte das antike Griechenland zur Hauptkulisse seiner Szenarien. So sollen die alten Griechen hypermoderne Waffen besessen, sogar Raumschiffe gebaut haben. Wie im Archäozentrismus üblich, werden die Juden für die «Vertuschung» dieses Wissens verantwortlich gemacht. Generell schien Fourakis Zeit seines Lebens besessen von den Juden. Nicht sie, sagte er, seien die ersten Monotheisten gewesen, sondern die Orphiker. Die Juden hätten alles von den Griechen gestohlen, wie sie überhaupt den Griechen ihre Errungenschaften neiden.
Fourakis machte hinter allen Übeln der Welt die Juden aus, die er zu uralten Feinden der Hellenen stilisierte. Ihnen verhasste Theorien wie die Evolutionstheorie verdammen die Epsilon-Anhänger als «Erfindung der Zionisten», weswegen sie auch als Gegner der Aufklärung bezeichnet werden könnten. Verschwörungsgeschichten sind in diesen Kreisen weit verbreitet. Manche Anhänger dieser Ideologie können oder wollen zwischen sich und der hellenischen Tradition nicht unterscheiden, fühlen sich gar durch die Reaktionen von hellenischer Seite brüskiert. Bereits in den 1990er Jahren geriet Fourakis, der die klassische romäische Vorstellung einer Einheit von Hellenentum und Orthodoxie verteidigte, in Konflikt mit dem Obersten Rat der ethnischen Hellenen (YSEE), einen Konflikt, den er bis zu seinem Lebensende schürte. In seinem letzten Auftritt im Jahr 2010 behauptete Fourakis, dass die hellenischen Organisationen von Freimaurern gegründet worden und sie alle Betrüger seien, seine Wenigkeit miteingeschlossen. Am gleichen Abend erklärte er vor laufender Kamera, ihm wäre ein Koffer voller Geld für seine Arbeit übergeben worden. Dieser Ausschnitt aus seinem Auftritt wurde von christlichen Fanatikern im Netz verbreitet und als Beweis für den angeblichen Betrug, die «geheime Agenda» der Neuheiden gewertet, wie ethnische Hellenen auch genannt werden. Indes sind diese Behauptungen nicht neu, sondern werden seit Jahrzehnten von christlichen Fanatikern, Nationalisten und Würdenträgern der orthodoxen Kirche in Griechenland in Umlauf gebracht. Fourakis soll den entscheidenden «Beweis» für die Richtigkeit dieser Behauptungen geliefert haben.
Obwohl Fourakis seinen eigenen Betrug vor laufender Kamera zugab, hat sein Bekenntnis seiner Glaubwürdigkeit keinen relevanten Abbruch getan. Die Theorien von Fourakis wurden Anfang der 1990er Jahre von anderen Autoren aufgegriffen, modifiziert, teilweise kopiert und neu verpackt auf Papier gebracht. So gibt es heute mehrere Versionen dieser Theorie, die sich zum Teil voneinander unterscheiden. Mal treten die El oder Epsilon, wie sie auch genannt werden, als außerirdische Vorfahren der Griechen in Erscheinung, die in grauer Vorzeit, nachdem sie mit ihrem Raumschiff in Griechenland gelandet seien, von den damaligen Menschen als Götter missverstanden wurden. Mal erscheinen sie als Engel des dreifaltigen Christengottes, nicht mehr Jahwe, sondern der platonische Demiurg, dann wieder als begabte Menschen, die die mystischen Informationen im hellenischen Blut aktiviert und auf diese Weise Unsterblichkeit erlangt hätten.
Ein besonderes Element, das alle diese Theorien gemein haben, ist die herausragende Bedeutung, die den Außerirdischen, ihren Raumschiffen und ihrer vermeintlichen Vorgeschichte verliehen wird. Diese sollen ursprünglich aus dem Sirius stammen und die Ahnenväter der heutigen Griechen sein; auf diese Weise wird die Überlegenheit der sogenannten griechischen Rasse gegenüber allen Völkern dieser Erde begründet. In ihrer Version als übernatürliche Wesen werden sie z.B. von Demosthenes Liakopoulos Elohim, El oder Hellanioi genannt. Angeblich sei der sagenumwobene Kontinent Atlantis in den Wirren des Krieges zwischen Hellenen und Juden, will heißen: den El und den Nephelim, zerstört worden. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Erzählungen rund um die Gruppe Epsilon und ihre wundersamen Abenteuer legt den Schluss nahe, dass sie deshalb so erfolgreich waren, weil sie ein soziokulturelles Elend zu kompensieren scheinen, welches sie in Wahrheit noch deutlicher akzentuieren. Es gibt in Griechenland Vereine, die sich selber den Namen Epsilon gegeben haben und von dieser modernen Paramythologie profitieren. Der sogenannte «
Tempel der Hellenisten in Thessaloniki», wie es auf Wikipedia heißt, gehört einer solchen Gruppierung an, wird fälschlicherweise aber als Tempel des Hellenismos bezeichnet, obwohl er offensichtlich keinen korinthischen, dorischen oder einen anderen Baustil aufweist, der heutzutage bedingt durch wirtschaftliche Zwänge präferiert wird. Es gibt viele Missverständnisse dieser Art, nicht wenige davon gehen auf die griechische Presse zurück, die sich durch einen laienhaften Journalismus und mangelhafte Redaktionsarbeit auszeichnet.
Es gibt eine Reihe von Elementen, die Archäozentristen als Autoritäten anerkennen und als Belege für die Richtigkeit ihrer Ideologie anführen: dazu zählen die pseudo-sibyllinischen Orakel, die Hermetik, antike griechische Tragödien, zu Prophezeiungen umfunktioniert, und der Euherismus. Der Name der Gruppe leitet sich aus dem griechischen Buchstaben Epsilon (E) ab, mit dem die griechischen Wörter für Hellenen und Griechenland beginnen. Das von der Bewegung verwendete Symbol ist das archäologisch belegte altgriechische Delphische Epsilon, das an einer Stelle im Apollonheiligtum von Delphi geritzt war. Den Epsilonisten zufolge sind Apollon und Demeter mit dem gleichen Raumschiff in Griechenland gelandet. Der Ort, an dem Demeter angeblich zuerst erschienen ist, wurde daraufhin Eleusis (Ankunft) genannt. Der delphische Tempel des Apollon soll nach dieser Legende eben genau dieses Raumschiff sein, zu dem nur die Eingeweihten Zutritt gehabt hätten. Angeblich kommunizierten die Priester der Olympier über einen geheimen Code mit diesen und koordinierten über diesen Weg die Gründung hellenischer Kolonien.
Andere Autoren behaupten, über ihren PC mit den Olympiern zu kommunizieren. Die Inhalte dieser «Botschaften», die immer wieder die baldige Rückkehr der Olympier verkünden, sind dezidiert antijudaistisch und soteriologisch. Auch Fourakis wurde nie müde zu sagen, dass die Ankunft der Alien-Götter kurz bevorstehe, angeblich Ende 2012 erfolgen würde. Die «dunklen Mächte», immer gemäß Fourakis, versuchten ihre Ankunft zu verhindern, weil die Olympier ihre Ordnung aufheben und eine neue weltweite Ordnung des Friedens schaffen würden. Alle bekannten und relevanten Autoren dieser Szene, von kirchlichen Kreisen dem Neuheidentum zugeordnet, sind bekennende Christen (Toulatos, Liakopoulos, Fourakis etc.), die mithilfe pseudowissenschaftlicher Methoden das nationalistische Postulat einer Einheit von Hellenismos und Christentum zu stützen suchen, indem sie die griechischen Götter zu Dienern ihres eigenen Gottes herabstufen, aus Jesus einen Griechen machen und aus dem Christentum die Fortsetzung der griechischen Kultur.

On: Wesen, Wesenheit.

Opfergaben, unblutige: Pelanos (Kuchen), Sponde, Choe; Kuchen, Wein, Milch, Olivenöl, Wasser, Blumen, Früchte, Getreide (Brot, Reis), Bohnen, Aromen, Weihrauch (Olibanum, Styrax), Votivgaben, Schmuck.

Oreiaden: die Nymphen der Berge.

Orgēon: Kultgemeinschaft oder -verein.

Orgia, Orgien: das, was «Erfüllung gefunden» hat. Die dyonisischen Riten und die damit verbundene Ekstase, Ergriffenheit, Rollenwechsel und die Befreiung von strikten gesellschaftlichen Konventionen.

Orphik, Orphismus: antike, angeblich vom sagenhaften «Schamanen» Orpheus begründete religiöse Lehre mit eigener Kosmogonie, welche an Hesiod anknüpft. Die Orphik war keine einheitliche Bewegung, vielmehr vereinte sie unterschiedliche theogonisch-kosmogonische Dichtungen, Vorstellungen und Riten. Im Zentrum der orphischen Kulte und Mysterien steht der Gott Dionysos. Allerdings ist die orphische Verehrung des Dionysos vom Dionysoskult zu unterscheiden, zumal die Orphik der griechischen Religion vom Wesen her fremd ist. Die späteren Orphiker werden im Hellenismos negativ bewertet. Die Orphik existierte parallel zur griechischen Religion und ihren Mysterien. Einzelne orphische Elemente fanden besonders durch den späteren Platonismus Einzug in die griechische Theologie, werden vereinzelt noch heute im Hellenismos gepflegt (z.B. die «Orphischen Hymnen»). Indes spielt die Orphik selbst keine Rolle im Hellenismos und gewinnt nur im Rahmen der orphisch-pythagoreisch-platonischen Philosophie an Relevanz.

Orthia: «die Stehende». Beiname der Artemis als Göttin der Epheben und deren Abhärtung in Sparta. Der Kult der Artemis Orthia war der vielleicht wichtigste spartanische Kult. Artemis Orthia bereitete die Epheben auf ihre zukünftige Rolle als Krieger und Verteidiger Spartas vor. Außerdem stellte sie die Gesundheit der Frauen nach der Geburt wieder her.

Orthopraxie: das Wort Orthopraxie bedeutet soviel wie korrektes Handeln, richtiges Praktizieren (von orthós = richtig, korrekt und práxis = Handlung). Der Begriff bezieht sich ausschließlich auf die Einhaltung des reglementierten Ritualablaufs und den korrekten Vollzug der Kultriten. Daher bedeutet Orthopraxie die Religion kulturhistorisch korrekt oder katá ta pátria zu praktizieren, d.h. gemäß den väterlichen Sitten. Infolge bruchstückhafter Überlieferungen sind viele Riten nur partiell revitalisierbar. Dadurch ergibt sich zwingend die Notwendigkeit von Ergänzungen. In der Praxis heißt das, dass bestehende Lücken mit Fragmenten aus vergleichbaren Quellen, z.B. aus späteren Epochen oder aus anderen Poleis des gleichen Stammesverbandes geschlossen werden.

Orthos Logos: «richtige Einsicht». Die richtig gebrauchte Vernunft, die richtige Anwendung des Verstandes, die sittliche Vernunft. Die richtige Vernunft als Grundlage der richtigen Handlung oder Haltung. Vernunft, die richtig unterscheidet, einordnet, versteht und folglich richtig entscheidet. Vernunftgeleitete Intention und Handlungsweise. Die praktische sowie ethische Vernunft, die das richtige Mittel wählt oder die richtige Wahl trifft. In einem weiteren Sinne ist damit der rechte Gebrauch der Vernunft als der Grundlage für die ethische Entscheidungsfindung gemeint. In der Stoa: Handlung oder Haltung in Übereinstimmung mit dem objektiven Vernunftgesetz, d.h. der dem Kosmos immanenten Vernunft. In der Stoa wird die kosmische Vernunft mit Zeus identifiziert. Der orthos logos ist ein wichtiges Konzept des griechischen Wertesystems.

Orthosios: «der geraden Wege, des richtigen Weges». Beiname des Poseidons als Gott, der zum Ziel führt und vor Irrwegen auf See bewahrt.

Oschophoria: ein attisches Fest zu Ehren der Athena Skiras, das der Tradition nach vom Heros Theseus begründet wurde.

Oskhophoria: siehe Oschophoria.

Ósia, hósia: «die heiligen Dinge». Der Begriff bezeichnet das Heilige. Zeremonien, Opferriten, aber auch die Bestattungsriten und die letzten Ehrungen für die Toten. Der Singular von «hosia» lautet «hosios».

Ousia, die: das Seiende. Wesen, Seiendheit, Wirklichkeit, Substanz.

Οuthen ex outhenos: «nichts kommt aus dem Nichts». Eine Grundvorstellung hellenischer Weltanschauung.


P

Paideia: Erziehung, Bildung. Die P. ist das hellenische Bildungs- und Erziehungssystem, welches sowohl den Körper als auch den Geist anspricht. Musik, Mathematik, Schreiben, Lesen, Rhetorik, Philosophie und Sport waren die klassischen Unterrichtsfächer. Die P. entwickelte sich zum Merkmal des zivilisierten Menschen und gilt als das Fundament des hellenischen Menschen.

Paian: ursprünglich ein Heilgott. Später ein Beiname verschiedener Götter als Helfer und Retter in der Not. Zugleich ist Paian die Bezeichnung für einen Lob- und Siegesgesang.

Paion: siehe Paian.

Pan: griechischer Naturgott. Gott der Hirten und Jäger, der Berge, Wiesen und der Herdentiere.

Panamaros: «von Panamara». Ein lokaler Beiname des Gottes Zeus. Der Name leitet sich aus dem religiösen Zentrum Panamara in Karien ab. Zeus Panamaros ist einer der beiden Schutzgötter der karischen Stadt Stratonikeia.

Panathenaia: ein attisches Fest zu Ehren der Göttin Athena in ihrer Funktion als Schutzgöttin der Polis Athen. In der Antike wurde zwischen den «kleinen» und den «großen» Panathenaia unterschieden. Die kleinen P. fanden jedes Jahr statt, die großen alle vier Jahre.

Pandaimonismus, Pandaimonie: der P. ist die Vorstellung, dass die Natur beseelt ist, von Daimonen (Geistwesen) bevölkert wird. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern pan (alles) und daimon (Geist, Gottheit) zusammen.

Pandemos: «des ganzen Volkes, das ganze Volk betreffend». Ein Beiname der Göttin Aphrodite, die als Pandemos alle attischen Stämme (dḗmē) eint.

Pandia: ein attisches Fest zu Ehren des Gottes Zeus.

Pandrosos: «die Allbetauende». Eine Taugöttin, die angerufen wurde, um Dürre abzuwehren.

Panhellenismus: der Panhellenismus bezeichnet die übergeordnete Einheit, die aus der Gesamtheit aller hellenischen Stämme und Staaten (poleis) besteht. Der Panhellenismus resultiert aus der gemeinsamen Abstammung, Sprache, Religion und Lebensweise der Hellenen, fand bereits in den Olympischen Spielen und im Orakel von Delphi seinen Ausdruck, entwickelte sich allerdings erst dann zu einer zentralen politischen Frage, als Griechenland von außen bedroht wurde, nämlich durch das persische Reich. Das Bewusstsein für die gemeinsame Bedrohung beförderte die Bildung eines neuen Gemeinschaftsgefühls, denn die persische Invasion und die damit einhergehende Notwendigkeit zur Zusammenarbeit führten dazu, dass sich die Hellenen nicht primär als Athener oder Spartaner, sondern in erster Linie als Hellenen verstanden. Unter Berufung auf die Idee des Panhellenismus legten die hellenischen Staaten ihre Differenzen bei und schmiedeten ein gemeinsames Bündnis gegen das übermächtige persische Reich. So gelang es ihnen letztlich die Angriffe der einmarschierenden persischen Truppen abzuwehren und ihre Freiheit zu verteidigen.

Pankarpia: eine traditionelle Opfergabe aus aller Art von Früchten.

Panospria: eine traditionelle Opfergabe aus aller Art von Hülsenfrüchten.

Pantheismus: religiöse und philosophische Vorstellung von der Einheit Gottes und der Welt. Identifikation Gottes mit der Welt. Idee von der Göttlichkeit des Weltalls. Vorstellung der Welt und ihrer mannigfaltigen Erscheinungen (Berge, Meere, Vulkane) als Manifestationen Gottes. Im Pantheismus ist die Vorstellung vom Kosmos untrennbar mit der Vorstellung von Gott oder den Göttern verbunden. Der Begriff «Pantheismus» setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «pan» (alles) und «theos» (Gott) zusammen.

Palinórthosis, Palinorthose: Wiederherstellung. Setzt sich von pali (wieder) und orthosis (Aufstellung) zusammen. Der Begriff wird von Hellenen in Griechenland gebraucht, um der Revitalisierung des Götterkults einen Namen zu geben.

Panpsychismus: Lehre von der Beseeltheit aller Dinge. Vorstellung von der Beseeltheit des ganzen Kosmos. Rudolf Eisler definiert den Panpsychismus wie folgt: «Allbeseelungs-Lehre, die Ansicht, nach welcher alles, das All beseelt, lebendig, seelisch ist, entweder actuell oder doch potentiell» (Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Berlin 1904). Der P. gehört zu den Grundvorstellungen der griechischen Philosophie. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «pan» (alles) und «psyche» (Seele) zusammen.

Parádosis, paradosi: Tradition, Übergabe, Übertragung Weitergabe. Die überlieferten Sitten, Erzählungen, Assoziationen und Welterfahrungen einer Ethnie. Ein weitergegebenes Ganzes an materiellen und imaginativen Ressourcen, Kenntnissen und Werten.

Parrhesia: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Parrhesia ist die eigentliche Meinungsfreiheit der Hellenen. Sie garantiert den Bürgern das Recht, über alles sprechen zu dürfen. Der Begriff ist ethisch konnotiert, denn er impliziert das wahrhaftige Aussprechen der eigenen Meinung. Die Parrhesia ist eine der Tugenden des Hellenismos.

Patroos: «der Väterliche, der Väter». Ein Beiname verschiedener Götter, die als Stammesgötter verehrt werden.

Pelanos: siehe Unblutige Opfergaben.

Peplos: langes, weites Kleid. Das gestickte, helle Gewand, mit dem beim Fest Panathenaia die Statue der Athena bekleidet wurde.

Perideipnon: Leichenschmaus. Das Perideipnon wird abgehalten, nachdem die Trauerphase für den Toten endet. In diesem Sinne markiert das Perideipnon sowohl das Ende der Trauerphase als auch den Beginn einer neuen Normalität. Um das Perideipnon ranken sich viele Vorstellungen und Bräuche, die regional unterschiedlich geprägt sind.

Persephone: griechische Göttin und Königin der Unterwelt, des Frühlings und des Wachstums. Im Mythos erscheint sie als «Tochter» der Demeter und «Gattin» des Hades.

Petreus: «der Steine, des Fundaments». Ein Beiname des Gottes Zeus.

Philanthropia: Liebe oder Zuneigung zum Menschlichen. Güte, Milde, Fürsorge, Freundlichkeit, die selbstlose Bereitstellung von grundlegenden Materialien, die dem Wohl anderer Menschen dienen, besonders ihrem körperlichen Wohl. Handlungen, die auf das Wohl der Gemeinschaft abzielen, selbst dann, wenn diese die handelnde Person in Gefahr bringen könnten. Deshalb steht die P. mit der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft in Verbindung. Insbesondere die Götter werden als «philanthropoi» bezeichnet. Bereits in den alten Zeiten wurden Götter wie z.B. Hermes oder Eros «philanthrop» genannt. Als «philanthrop» könnten im Grunde alle selbstlosen Taten bezeichnet werden, die dem Wohl der Menschen dienen. Damit können Wohltaten für einzelne Gruppen oder für die Menschheit als Ganzes gemeint sein. Die P. steht in enger Beziehung zur Philosophie, paideia (Bildung) und arete (Tugend). Aischylos’ Prometheus kann als der Archetyp des «philanthropos» betrachtet werden.

Philhellenismus: die Freundschaft zum Hellenentum. Als Philhellenismus wird die Förderung, aktive Unterstützung und die Sympathisierung mit der hellenischen Kulturtradition bezeichnet. Philhellenen setzen sich für die Belange des Hellenentums ein, orientieren sich geistig an Hellas und bemühen sich um hellenische Paideia. Der Philhellenismus kann verschiedene Formen annehmen und auf ebenso viele Weisen begründet werden.

Philosophie: die Suche nach Weisheit. Ergründung dessen, was ist (Sein), Psychotherapie (Seelenheilkunde), praktische Orientierung für eine ethische Lebensführung. Als erster griechischer Philosoph gilt Thales von Milet. Es war aber Pythagoras, der sich als erster einen Philosophen nannte. Die Frage nach der arché (Anfang) des Universums beschäftigte die ersten Philosophen mehr als alles andere. Kosmologische Überlegungen beherrschten die philosophische Landschaft. Erst mit Sokrates und Platon verlegte sich der Schwerpunkt der Philosophie weg von der Kosmologie und hin zu der Ethik, der Frage nach der richtigen Lebensführung. Deshalb stellt Sokrates eine Zäsur dar, werden die Philosophen in die Zeit vor und nach Sokrates eingeteilt, obschon sich bereits Demokritos mit Fragen der Ethik und Lebensführung beschäftigte, wie seine Fragmente demonstrieren (Diels, Frag. 37, 61, 103, 191, 237 u.a.). Obwohl zu Lebzeiten des Sokrates gelebt, wird auch er zu den Vorsokratikern gerechnet. 
Die Philosophen, aber nicht nur sie, reflektierten über den Sinn oder Unsinn der Mythen, übten scharfe Kritik an gewissen Kultpraktiken und Vorstellungen von den Göttern. Einige von ihnen sahen sich im kriegsgebeutelten Athen, das nach seiner Niederlage im peloponnesischen Krieg in der Tradition Zuflucht suchte, Verfolgungen ausgesetzt, so Protagoras, Sokrates und Aristoteles. Die Prozesse waren politisch motiviert oder bezogen sich auf eine angenommene Respektlosigkeit gegenüber der sozioreligiösen Ordnung. Die Philosophen wurden nicht wegen Unglauben oder dergleichen belangt, sondern wegen Asebie vor Gericht gebracht; die Anklage hatte den Gedanken zur Grundlage, dass der Angeklagte die nomizómena nicht einhielt und eine despektierliche Haltung gegenüber der Kultordnung an den Tag legte, somit die Ordnung der Polis in Frage stellte.
Dies wird von manchen als Ablehnung des Polytheismus und Hinwendung zum Monotheismus, Atheismus oder Rationalismus abendländischer Art gedeutet. Beide Gruppen täuschen sich, wie W. Burkert und P. Veyne deutlich veranschaulichen, denn Platon, die Stoiker und Plotin sind Polytheisten gewesen, auch wenn die Menschen sich damals nicht so nannten. Gleiches gilt für die Vorsokratiker von Thales zu Pythagoras bis zu Heraklitos. Nur war die Pietät, im Gegensatz zum Atheismus, nicht markiert, sondern selbstverständlich. Man musste nicht extra darauf hinweisen, denn dazu gab es keinen Anlass. Der Monotheismus war den Hellenen fremd und die Atheisten konnten an einer Hand gezählt werden. Auf hellenischer Seite werden derartige Fehlschlüsse als das Ergebnis von Projektionen des Eigenen auf das Unbekannte gewertet. Die Philosophen werden also zu Vorreitern des Atheismus oder Monotheismus gedeutet, je nach den Präferenzen der jeweiligen Deuter, weil mit monotheistischen Augen auf sie geschaut wird. Anders verhält es sich mit dem Agnostizismus, der tatsächlich in der Philosophie seinen Anfang nahm und zum Hellenismos gehört.
Die Hellenen sehen in der Philosophie eine Verwandte des Mythos und seiner Dialektik. Die Philosophen wunderten sich über die Welt, sie fingen an, ihre Umgebung zu beobachten und Fragen zu stellen, die von der traditionellen Kosmogonie nicht zufriedenstellenden beantwortet wurden. Also mussten sie ihre Fragen selber beantworten, reisen, forschen, sich um Verständnis bemühen. Dabei entwickelten sie Theorien und erkannten Gesetzmäßigkeit.
Es bildeten sich mit der Zeit verschiedene philosophische Schulen heraus, die bedeutendsten unter ihnen waren die Akademie (Platonismus), die Stoa (Stoizismus) und der Kepos (Epikureismus).
Seit der Spätantike wird zwischen Götterkult und Philosophie kein Unterschied gemacht. Die Philosophen, vor allem die Platoniker unter ihnen, waren die edelsten Bewahrer der hellenischen Tradition, hielten sie mit aller Kraft am Leben und erwiesen sich dadurch als die größten Gegner des Christentums. Der letzte hellenische Philosoph war Georgios Gemistos-Plethon. Die Philosophie ist das vielleicht wichtigste, kostbarste Gut des Hellenismos. Ohne die P. hätte es keinen Julian, Proklos und Plethon gegeben, und somit vielleicht auch keinen Hellenismos mehr, zumal Plethon der letzte Träger hellenischer Bildung gewesen ist. Die P. hat in der Weltanschauung, im Wertesystem, in der Religion der Hellenen ihren Fußabdruck hinterlassen. Sie ist kein bloßes Gedankensystem, sondern eine Anleitung zur arete (Tugend), eine praktische Hilfe im Leben, Zuflucht, Medizin und Stütze der Verlassenen, Verfolgten und Missverstandenen.

Philotis: Daimon der Zuneigung und Freundschaft. Ihr Name bedeutet «Freundschaft».  

Phratria, Phratrie: die Phratrie bzw. Phratrien (griech. phratries) waren Verwandtenverbände, die aus mehreren Klans bestanden. Die Phratrien waren Untergruppen oder Untereinheiten der Phylḗ. Die Ph. pflegten neben den allgemeinen Götterkulten ganz eigene Kulte, die ihre gemeinsame Abstammung und ihr Selbstverständnis in den Vordergrund stellten. Bei der Ph. handelte es sich um ein komplexes soziales Netzwerk, das mehrere Zwecke erfüllte und unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen konnte. So konnte die Ph. ebenfalls als wirtschaftlicher und politischer Akteur in Erscheinung treten. Aufgrund ihrer eigenen Kulte, Riten und Versammlungen sind die Ph. ebenso als Kultverbände aufzufassen. Im Laufe der Jahrhunderte machte sich ein sukzessiver Rückgang ihrer politischen Macht bemerkbar. Trotzdem blieben sie ein wichtiger Teil der politischen Ordnung. Die Phratrie kann mit dem heutigen «sói» verglichen werden, welches mit «Sippe» übersetzt wird und noch heute eine große Rolle in Griechenland spielt, insbesondere bei den Pontos-Griechen, für die auch die herausragende und herrschende Rolle der Mütter und Großmütter innerhalb der Sippe geradezu charakteristisch ist.

Phratria: «der Phratrie». Beiname verschiedener Göttinnen als Beschützerinnen von Phratrien. Das bekannteste Beispiel ist Athena Phratria.

Phratrios: «der Phratrie». Beiname verschiedener Götter als Beschützer von Phratrien. Das bekannteste Beispiel ist Zeus Phratrios, der mit Zeus Patroos gleichzusetzen ist.

Phylḗ, die: Stamm, Verband. Die Phylen (griech. Phylai) waren soziopolitische Untergruppen oder Untereinheiten des hellenischen Ethnos. Das antike Griechenland kannte unzählige Phylen. Im heutigen Griechenland wird der Begriff «Phylḗ» gebraucht, um die «Rasse», ein westeuropäisches Konzept aus dem 17. Jahrhundert, ins Griechische zu übertragen. Das hat zur Folge, dass im neueren Griechisch der Begriff völlig abgelöst von seiner etymologischen Herkunft und ursprünglichen Bedeutung gebraucht wird.

Physis: die Natur.

Phytalmios: «Ernährer». Ein Beiname des Gottes Poseidon, der als Gott der Gewässer und dadurch der Befruchtung der Erde verehrt wird. 

Planeten: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Satur. In der Antike waren nur diese fünf Planeten bekannt, weil diese mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Lange Zeit wurden Sonne und Mond ebenfalls zu den Planeten oder Himmelskörpern gezählt.

Plataia: ein Fest zu Ehren des Zeus Eleftherios und zum Andenken an die Krieger, die im Jahr 479 v.u.Z. in der Schlacht von Plataiai gegen die Perser ihr Leben ließen.

Platonische Körper: fünf vollkommene dreidimensionale Körper, die von regelmäßigen Vielecken begrenzt und nach dem griechischen Philosophen Platon benannt sind. Würfel (Erde), Tetraeder (Feuer), Oktaeder (Luft), Ikosaeder (Wasser) und Dodekaeder (Äther).

Platonismus: eine Schule der griechischen Philosophie. Gegründet wurde sie von Platon aus Athen. Die ursprüngliche Bezeichnung für diese Richtung der Philosophie lautet «Akademie», abgeleitet vom Hain des Heros Akademos, in dessen Nähe Platon seine Schule errichtete. Im Zentrum des Platonismus steht die Überwindung der Illusionen der sinnlichen Welt und die Erkenntnis des Wirklichen. In der platonischen Philosophie gelten die irdischen Erscheinungen als bloße Schattenbilder ewiger Urbilder oder Ideen, die als die eigentliche Wirklichkeit zu verstehen sind. Als höchste Idee gilt im Platonismus die Idee des Guten (agathon), die Platon mit dem Prinzip der Ordnung und dem seelischen Zustand der Glückseligkeit in Verbindung bringt. Die Erlangung der Glückseligkeit ist hier nur durch das Streben nach dem Guten möglich. In diesem Sinne legt der Platonismus großen Wert auf eine ethisch-sittliche Lebensführung. Darüber hinaus entwickelte der Platonismus im Verlauf der Jahrhunderte eine eigene Ontologie und Vorstellungen über die Bestimmung des Menschen, die bis heute den Hellenismos prägen. Seine hohe Bedeutung für den Hellenismos lässt sich außerdem an der Tatsache ablesen, dass alle Philosophen, die den Hellenismos bis in die Neuzeit hinein bewahrten und gegen das Christentum verteidigten, der platonischen Schule angehörten. Der Platonismus gehört zu den einflussreichsten Schulen der griechischen Philosophie und zu den beiden dominanten Strömungen innerhalb des heutigen Hellenismos.

Plerosia: ein Fest, das mit dem Fest der Proerosia identisch scheint. Zu den Plerosia sind nur wenige Informationen überliefert.

Pluton: Aspekt des Gottes Hades als Gott des Reichtums, des Wohlstandes und der Fülle.

Plynteria: ein attisches Fest zu Ehren der Göttin Athena. Dieses Fest ist der Pflege, Reinigung und Waschung der Statuen und Kultgegenstände der Göttin gewidmet. Die P. sind eng mit den Kallynteria verbunden. Der Name für das Fest leitet sich vom griechischen «plyno» (waschen) ab.

Poine: Daimon der Vergeltung, Wiedergutmachung und Bestrafung von Mord. Ihr Name bedeutet «Strafe».

Polias: «der Polis, des Staates». Beiname verschiedener Göttinnen als oberste Staatsgöttinnen und Beschützerinnen der jeweiligen Staaten.

Polieus: «der Polis, des Staates». Beiname verschiedener Götter als oberste Staatsgötter und Beschützer der jeweiligen Staaten.

Polihymnia: die Muse der Rhetorik.

Politik: die Befassung mit den Angelegenheiten der Polis (Staat). Regelung der öffentlichen Angelegenheiten. Die Politik umfasst sowohl die Theorien über die unterschiedlichen Formen staatlicher Organisation (Monarchie, Aristokratie, Oligarchie, Demokratie), die gestaltenden Normen des öffentlichen Raumes und die konkreten Gesetze zur Regelung der öffentlichen Angelegenheiten.

Polyarchie: «Vielherrschaft». Herrschaftsform, in der die Macht zwischen mehreren Polen, Instanzen oder Institutionen aufgeteilt ist. Verteilung der Macht auf viele oder verschiedene Ebenen, Gewalten oder Träger. Ausübung der Macht durch viele oder verschiedene Organe. Herrschaft, die sich durch Vielheit auszeichnet. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «poly» (viel) und «archein» (herrschen, regieren) zusammen. Er wird vor allem in den Altertumswissenschaften und in der Politikwissenschaft gebraucht, um die Herrschaftsstrukturen der einzelnen griechischen Staaten der Antike zu charakterisieren.

Polykratie: «Vielherrschaft». Staatsform, bei der die Herrschaft von mehreren Instanzen oder Institutionen ausgeübt wird. Aufteilung der Macht auf verschiedene Pole oder Organe. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «poly» (viel) und «kratein» (herrschen) zusammen. In der heutigen Zeit wird er vor allem in der NS-Forschung gebraucht, um die Herrschaftsstruktur des Dritten Reiches zu charakterisieren.

Polymorphie: Vielgestaltigkeit. Das Wort setzt sich aus den griechischen Wörtern «poly» (viel) und «morphe» (Gestalt, Körper, Form) zusammen.

Polytheïa: «Vielgötterei». Der Bergiff «Polytheïa» ist die ursprüngliche Bezeichnung für den Polytheismus. Siehe auch Polytheismus.

Polytheismus: Vielgötterei, Anerkennung und Verehrung vieler Gottheiten, religiöse Vorstellung von der Vielheit und Vielgestaltigkeit des Göttlichen. Eine Form der Religion, die die Existenz mehrerer Gottheiten anerkennt. Religionen, die als polytheistisch gelten, kennen mehrere Götter. Diese werden in der Regel entweder als individuelle oder als durch eine übergeordnete Einheit miteinander verbundene Mächte gedacht. Manche polytheistische Religionen unterscheiden zwischen «höheren» und «kleineren» Göttern. Andere gehen von der Existenz eines höchsten Gottes aus und betrachten die anderen Götter oder göttlichen Wesenheiten als dessen Boten oder Vermittler. «Einheit» und «Vielheit» des Göttlichen bilden hier keine Gegensätze und können einander sogar bedingen, so etwa in der hellenischen Religion. Neben den Göttern werden in polytheistischen Religionen auch andere Wesenheiten berücksichtigt, zum Beispiel Heroen oder Naturgeister. In den meisten Fällen sind polytheistische Religionen lokal verankert und dezentral organisiert. Daher weisen polytheistische Religionen regionale und lokale Besonderheiten auf. Der Polytheismus zählt zu den ältesten Religionsformen der Menschheit. Indes geht der Begriff selbst auf monotheistische Ursprünge zurück und diente den monotheistischen Religionen, allen voran dem Christentum, als Mittel der Abgrenzung von ihrer polytheistischen Umwelt. Demnach handelt es sich beim Polytheismus um eine Fremdbezeichnung; seine heute bekannte Interpretation als «Götzendienst» (Idolatrie) oder «Vorstufe zum Monotheismus» ist ebenfalls von einer Außensicht geprägt, die mit dem Selbstverständnis der als «polytheistisch» beschriebenen Religionen nicht übereinstimmt. Letztere Interpretation unterliegt dazu noch einem linearen Zeitverständnis, das für polytheistische Religionen nicht kennzeichnend ist. Der Polytheismus ist ein offenes System und kann als solches die Merkmale anderer Religionsformen (Animismus, Henotheismus, Kosmotheismus) in sich integrieren. Darüber hinaus können in polytheistischen Systemen verschiedene Gottesvorstellungen und Mythen nebeneinander existieren, zumal hier nicht der Glaube an zentraler Stelle steht, sondern die Riten. Polytheistische Religionen sind historisch gewachsene Religionen, die sich im Rahmen einer bestimmten Kultur entwickelt haben. Aus diesem Grund sind sie häufig untrennbar mit dem Umfeld, der Sprache und kollektiven Identität ihrer Anhänger verbunden. Aufgrund des für sie üblichen Naturbezuges wurden sie zeitweise mit der irreführenden Bezeichnung «Naturreligion» belegt. Die zur Zeit wohl bekannteste polytheistische Religion ist der Shintoismus. Siehe auch Ethnische Religionen.

Polytheist: der Verehrer vieler Gottheiten.

Pompē: Prozession zum Altar der Götter; die Teilnehmer an der Prozession finden sich i.d.R. im Halbkreis um den Altar der Gottheit ein, deren Fest zelebriert werden soll. Die P. wird von Musik oder Hymnen begleitet.

Pontos: «das Meer». Ein Meeresgott.

Poseidaia: siehe Poseidea.

Poseidea: ein attisches Fest zu Ehren des Gottes Poseidon. In der Antike wurden dem Poseidon zu diesem Anlass Kuchen dargebracht.

Poseideon: «Monat des Poseidonfestes». Der P. ist der sechste Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Dezember/Januar des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Poseidea ab, einem Fest zu Ehren des Poseidon. Im alten Griechenland wurden alle zwei bis drei Jahre ein dreizehnter Monat, ein zweiter Poseideon als Schaltmonat eingeführt.

Poseidon: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Meeres und seiner Stürme, der Flüsse, Quellen und der Vegetation an den Meeresufern. Schutzgott der Stadt Mantineia.

Praxidike: Daimon der Gerechtigkeit. Ihr Name bedeutet «die Gerechtigkeit ausübt». Zusammen mit ihren «Töchtern» Arete und Homonoia bildet sie eine göttliche Triade, bekannt als Praxidikai.

Priapos: ein Naturgott. Schützt vor Diebstahl und wendet Unheil ab. Er bietet Schutz vor dem Schlechten. Ein «Sohn» der Aphrodite.

Proerosia: «Vorpflügeopfer». Opfer an Demeter Proerosia in Athen, die ihr vor der Pflugzeit dargebracht wurden.

Proodos, Prohodos: Hervorgang, Hervortreten. Im Platonismus der Prozess des Hervorgehens der Hypostasen aus dem Einen; Manifestation des Einen von den oberen zu den unteren Hierarchien (taxeis).

Prostaterios: «der Schützende». Ein Beiname des Gottes Apollon. Vor Beginn der Volksversammlung wurde dem Apollon Prostaterios und der Artemis Boulaia geopfert.

Próthesis: siehe Kēdhia.

Prothyraia: «vor der Tür, vor dem Eingang». Ein Beiname der Göttin Hekate als Göttin, die Schaden und Unglück vom Haus (oikos) abwendet. Ihr Reich ist die Straße vor der Haustür. Zusammen mit Apollon Agieus und Hermes Strophaios wacht sie über den Bereich außerhalb des eigentlichen Hauses.

Prytan: «Fürst», steht in Verbindung mit protos («erster»). Der oberste Beamte. Der Begriff bezeichnete in mehreren griechischen Staaten die Geschäftsleiter oder Repräsentanten der Ratsversammlung und die Vorsitzenden der Volksversammlung. Die Pluralform von Prytan lautet «Prytanen».

Prytaneion: in den griechischen Staaten bildete das Prytaneion das öffentliche Gebäude, wo der Staatsherd mit dem ewigen Feuer der Hestia untergebracht war. Der Staatsherd war in gewisser Hinsicht eine Erweiterung des häuslichen Herdfeuers, wie der Staat selbst eine Erweiterung der Familie darstellte. Im Prytaneion speisten die Prytanen, außerdem wurde hier die «siteia» oder «sitesis», die öffentliche Beköstigung der Ehrenbürger einer Polis organisiert. Das Prytaneion steht in enger Verbindung zum Bouleuterion. Nicht selten lagen die beiden Gebäude nah beieinander. Das Prytaneion erfüllte eine bedeutende soziale und politische Funktion im öffentlichen Leben einer Polis.

Pyanepsia: ein attisches Fest zu Ehren des Gottes Apollon. Es werden Opfergaben aus gekochten Hülsenfrüchten und Eiresionen dargebracht. Letztere werden an den Haustüren aufgehängt.

Pyanepsion: «Monat des Ackerbohnen-Kochens». Der P. ist der vierte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Oktober/November des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Pyanopsia oder Pyanepsia ab, einem Fest zu Ehren des Apollon. Pyanepsia setzt sich aus pyanos (Ackerbohne) und epso (kochen) zusammen.

Pythios: «der Pythische». Ein Beiname des Gottes Apollon.


R

Rehellenisierung: die hellenische Re-Indigenisierungsbewegung. Prozess und Organisation der Wiederhellenisierung der kulturellen Identität unter Einschluss der Revitalisierung hellenischer Sprache, Bildung und Religion.

Re-Indigenisierung: Prozess der Wiederherstellung der indigenen Kultur und der damit einhergehenden Revitalisierung von ethnischer Identität unter Berücksichtigung der herrschenden Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der jeweiligen Ethnie. Überwindung einer aufgezwungenen Identität oder Kultur und Wiederaneignung indigener Sprache, Bildung und Identität. Die Re-Indigenisierung ist ein weltweites Phänomen. Sie kann als eine angemessene Reaktion auf Kolonialismus, Christianisierung, Ethnozid oder auf eine aufgezwungene Angleichung an die dominierende Kultur der heutigen Welt verstanden werden. In Folge einer Re-Indigenisierung grenzt sich eine Ethnie vom Abendland («Moderne») oder dem Wertekanon der Eroberer ab, hebt das wiederentdeckte Eigene hervor und als Alternative der dominanten Kultur gegenüber. Die Re-Indigenisierung verfolgt einen spezifischen Zweck, will einen dauerhaften soziokulturellen Wandel herbeiführen. Es handelt sich also um einen kulturellen Wandel, der das ureigene ethnische Bewusstsein wiedererweckt und stärkt, wodurch etablierte Machtstrukturen infrage gestellt werden.
Ein solcher Prozess wird beispielsweise durch eine nativistische Bewegung organisiert und kann nur gelingen, wenn er von der großen Mehrheit der Ethnie oder des Stammes befürwortet und getragen wird, was aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen nicht immer selbstverständlich ist. Die Re-Indigenisierung kann den vollständigen Bruch mit den kolonialistischen Strukturen oder Normen bedeuten und den Kampf gegen Armut, Kriminalität oder um Landrechte und den Erhalt der eigenen Sprache beinhalten. Für die Freiburger Ethnologin und Südostasienexpertin Prof. Dr. Judith Schlehe ist die Re-Indigenisierung mit «Bemühungen um kollektive Selbstbestimmung» verbunden (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 17.08.2018). Die Hauptziele bestehen in der Rückbesinnung auf das eigene Ethos, der Orientierung am eigenen Wertesystem und kann letztlich in der Autonomie der jeweiligen Ethnie münden. Dies ist nur durch eine innere Abwendung von der dominierenden Kolonialmacht oder Kultur zu bewerkstelligen. Die Verdrängung kolonialer Kulturelemente schafft neuen Raum für die Regeneration der kollektiven Imagination. Ein solcher Freiraum erweist sich insbesondere dann als äußerst hilfreich, wenn das von der dominierenden Kultur negativ gezeichnete Bild von der eigenen Kultur im Zuge der Assimilierung internalisiert wurde und die Zugehörigkeit zum jeweiligen Stamm Scham erzeugt.
Hier kann die Identifizierung mit den traditionellen Werten oder den Helden aus der Mythologie heilend auf das kollektive Bewusstsein wirken und dabei helfen, sich nicht mehr über fremde Kategorien und Denkarten zu definieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Erlernen oder die Wiederaneignung der eigenen Sprache, der Mythen, Sitten, der Musik, Medizin, Mode und Literatur. Gleiches gilt für die Weltanschauung und Religion, von der Außenstehende oder Mitglieder der dominierenden Kultur auch ausgeschlossen werden, um beispielsweise die Riten vor Imitation, Verfälschung und Ausbeutung zu schützen. Die Kriegserklärung der Lakota gegen die Ausbeuter der Lakota-Spiritualität vom 10.06.1993 ist ein gutes Beispiel dafür.
Wird die Re-Indigenisierung von der Mehrheit getragen, ist der Wandel vollzogen. Das Heranführen der Jugend an die eigene Kultur und die Wiedereinführung von traditionellen Strukturen soll die Nachhaltigkeit des Vorhabens garantieren. Ein solcher Prozess kann lange andauern und von den betroffenen Individuen und Gemeinschaften als schmerzhaft oder traumatisierend empfunden werden.
Aber das Phänomen Re-Indigenisierung umfasst nicht nur die Wiederbelebung der ethnischen Identität innerhalb der eigenen Gemeinschaft, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit, die politische Arbeit in der Außenwelt sowie die Gründung von Schulen und Institutionen, die Zurschaustellung von Indigenität durch das Tragen von Schmuck, traditioneller Kleidung oder durch öffentliche Zeremonien, die Botschaften nach innen und außen senden. Eine besondere Bedeutung kommt der Anerkennung der eigenen Kultur als eine eigenständige Größe von der Weltöffentlichkeit zu, weil nur dann andere Völker, Menschenrechtsorganisationen und internationale Instanzen im Hinblick auf politische Missstände und Verwerfungen sensibilisiert werden können. Ein gutes Beispiel einer geglückten Re-Indigenisierung bietet uns das südamerikanische Volk der Paez.

Restauration: siehe Palinórthosis.

Revitalisierung: Wiederherstellung oder Regeneration von indigenen Traditionen, Religionen, Wertesystemen, Lebensweisen, Gemeinschaftsstrukturen, Tänzen, Musikstilen oder Sitten als lebendige Wirklichkeit bei Kulturvölkern, die durch Kolonialismus, Ethnozid, Christianisierung und Islamisierung zerstört, unterdrückt oder gegenwärtig unter dem kapitalistisch-imperialistischen Druck nach einer Assimilation an das Abendland marginalisiert werden (Kulturimperialismus). Wiederherstellung einer Tradition, eines Wertesystems oder sozialer Strukturen, die bruchstückhaft überliefert oder inaktiv sind. Mit der Revitalisierung stellen Ethnien oder Stämme einzelne Elemente ihrer indigenen Kultur wieder her und hauchen ihnen neues Leben ein. Revitalisierung kann auch als Heilung transgenerationaler Wunden betrachtet werden, die Kolonialismus, Rassismus und die Erfahrung von Völkermord und Marginalisierung hinterlassen haben. Jedenfalls bedeutet Revitalisierung nicht die «Rekonstruktion» einer undefinierten Vergangenheit, zumal Tradition nicht als Vergangenheit oder Folklore verstanden wird, sondern als lebendige Gegenwart und Weitergabe von Wissen, Erfahrung und Blickwinkel an die nächste Generation. Was die Revitalisierung in erster Linie vom Rekonstruktionismus unterscheidet, ist der lebendige Bezug. Der Unterschied zwischen Re-Indigenisierung und Revitalisierung kann als der Unterschied zwischen der organisierten Wiederherstellung einer Ganzheit (Re-Indigenisierung) und der Wiederbelebung einzelner Kulturelemente (Revitalisierung) erklärt werden.

Romäisch: das die Romäer und ihre Kultur Betreffende.

Romios: der Byzantiner. Griechischsprachiger christlich-orthodoxer Untertan und Bewohner des Byzantinischen Reiches (Romania). Fällt heute allgemein unter der Bezeichnung des «orthodoxen Griechen». Seine weibliche Form ist «die Romia». Im Deutschen heißt der Romios Rhomäer oder Romäer.

Romiosini, Romiosyni: die auf der christlich-orthodoxen Kirche des byzantinischen Ritus und griechischer Sprache beruhende Kultur des Byzantinischen Reiches. Identität und Kultur der griechischsprachigen orthodoxen Christenheit. Das Byzantinische oder Oströmische Reich (eigentlich: Romania) bestand vom Jahre 529, anderen Historikern zufolge bereits seit dem Jahr 330, und endete 1453 mit dem Fall Konstantinopels an die Osmanen. Das byzantinische Wappen ist der gelbe doppelköpfige Adler vor einem roten Hintergrund (auf heutigen orthodoxen Kundgebungen wird der Adler meist in schwarzer Farbe vor einem gelben Hintergrund abgebildet). Die byzantinische Staatsform war der Absolutismus.
Die Byzantiner, die sich selbst als Romaioi oder Romioi bezeichneten,
waren Anhänger der orthodoxen Kirche des byzantinischen Ritus und sprachen die griechische Sprache. Die Bezeichnungen Romios und Romiosini selbst kamen durch die Überzeugung der Byzantiner zustande, die legitimen Nachfolger Roms zu sein. Sie sahen sich als Römer und verstanden ihre Kultur als Weiterführung der römischen. Während der Osmanenherrschaft bildeten die orthodoxen Romioi, Arvaniten, Vlachen, Bulgarier und Serben die Romäische Nation (Rum Millet), deren Mitglieder sich hauptsächlich über die Religion definierten. Die griechischsprachigen Christen machten den größten Anteil der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reiches aus. Der von der Pforte anerkannte religiöse und politische Anführer der Rum Milet ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel gewesen. Seit der Griechischen Revolution, dem Befreiungskampf gegen die osmanische Herrschaft, erfolgte eine oberflächliche Rückbesinnung auf das antike Griechenland, die von der Vorstellung einer Abstammung der byzantinischen Kultur von den alten Griechen herrührte. Für andere indes war die Annäherung an die hellenische Kultur ein ernstes Anliegen. Im Zuge dieses Trends, der sich in spätbyzantinischer Zeit in den Kreisen der Intellektuellen großer Beliebtheit erfreute, wurde ein komplexer Prozess der Identifizierung der Romiosini mit dem Hellenentum ins Rollen gebracht.
Den Höhepunkt fand diese Entwicklung in den Federn der kreativen orthodoxen Historiker Spyridon Zambelios und Konstantinos Paparrigopoulos, auf die die Begriffe
«
christliches Hellenentum» (chrestianikos hellenismos) und «Hellenenchristentum» (hellenochristianismos) zurückgehen. Paparrigopoulos bildet die Quintessenz des Geschichtsunterrichts an den griechischen Schulen und den ideologischen Überbau der neugriechischen Nationbildung. Denn das «Hellenenchristentum» sieht eine Kontinuität zwischen der hellenischen Kultur und der Romiosini, welche gemäß seiner Historiographie die kulturelle Erbin der griechischen Antike ist. Die griechische Kultur sei von den Byzantinern übernommen und während der Osmanenherrschaft über die orthodoxe Kirche an die Griechen weitergegeben worden. So sei die Romiosini dem Hellenentum nicht entgegengesetzt, sondern bildet vielmehr seine Weiterentwicklung oder Fortsetzung. Als Beweis hierfür wird die griechische Sprache angeführt, die von der Kirche bewahrt worden sei. Deshalb wird der christlich-orthodoxe Glaube und die griechische Sprache als die beiden Kernelemente griechischer Identität angesehen. Daraus ist die Überzeugung erwachsen, dass das Hellenentum von der Orthodoxie gerettet und nur in ihr lebendig vorhanden sei.
Nationale Legenden fungieren als Stützen dieser weitverbreiteten Überzeugung. So wird erzählt, dass während der Osmanenherrschaft Priester und Mönche in nächtlichen Geheimschulen den jungen Menschen die griechische Sprache beibrachten. Unter dem Vorzeichen der Romantik und des Nationalismus entwickelt, identifiziert diese Ideologie die hellenische Ethnie mit dem heutigen griechischen Nationalstaat und die hellenische Identität mit der griechischen Staatsbürgerschaft. Wenn in Griechenland von hellenischer Kultur oder Geschichte, von
Hellenismos die Rede ist, wird im Grunde diese als Hellenentum identifizierte Romiosini gemeint, die zwar nicht als solche erwähnt wird, wie sie auch selten als Selbstbezeichnung Verwendung findet, aber die Identität der Neugriechen oder Neoromäer bis heute prägt.
Das sind die Gründe, weshalb die ethnischen Hellenen die hellenische Kultur mittels der Bezeichnung ethnisches oder historisches Hellenentum von der «hellenischen Kultur» Neugriechenlands und seiner offiziellen Historiographie differenzieren.
Die Ideologie des «Hellenenchristentums» beeinflusst bis heute das politische Geschehen in Griechenland und prägt das Selbstverständnis der Neugriechen. Wie allgemein in der romäischen Gesellschaft üblich, speziell in nationalistischen und orthodoxen Kreisen, wird mit dem Terminus des Hellenismos das ideologische Konstrukt des Paparrigopoulos, auch «Historiker der Nation» genannt, die neue Romiosini gemeint. Während die ethnischen Hellenen in Hellas die Zukunft Griechenlands sehen, verteidigt die orthodoxe Kirche die byzantinische Kultur als den Leitfaden und kulturellen Kompass Griechenlands. Dadurch ergeben sich kulturelle Differenzen, die zwar religiös konnotiert sind, aber vor allem eine soziokulturelle Bindungskraft entfalten, die von unterschiedlichen Lebensentwürfen herrühren.
Kritik an der Romiosini oder eine Ablehnung der Orthodoxie können deshalb den Vorwurf des Antihellenismus nach sich ziehen. Der historische Hellenismos, dem sein eigner Name verwehrt bleibt, weil für die Romiosini reserviert, wird bloß als die Religion der alten Griechen wahrgenommen, findet daher nur als Idolatrie, Dodekatheismus oder Vielgötterei Erwähnung, was wiederum viele zu der Annahme verleitet, dass der Konflikt zwischen ethnischen Hellenen und orthodoxer Kirche religiöser Natur sei.


S

Schrift: die Kreter entwickelten im 2. Jahrt. v.u.Z. die erste Schrift in Griechenland.

Schule: es gab in Griechenland kein einheitliches Bildungssystem. In Sparta wurden die Kinder alle gemeinsam erzogen. An erster Stelle stand die körperliche Ausdauer und Ertüchtigung, dann Lesen, Schreiben und Rechnen. Mädchen und Jungen trainierten zusammen, trieben nicht selten nackt gemeinsam Sport. In Athen sah es wiederum anders aus. Die athenischen Grundfächer waren Lesen, Schreiben, Rechnen, Musik, Sport. Die höhere Bildung umfasste Rhetorik und Philosophie. Fand der Unterricht nicht zuhause statt, führte ein Sklave das Kind, meistens ein Junge, zum Lehrer. Auf dem Weg zur Schule und zurück nach Hause trug der Sklave die Schulbücher des Kindes. Dem Jungen wurde alles beigebracht, was er später als Erwachsener beherrschen musste, um den Erwartungen an ihn als Bürger Athens und Familienvater gerecht zu werden.

Seiendes, das: griechisch. «to on». Sein, Wesen. Das Seienhafte, das Wahre. Bei Platon «die Ideen», d.h. jene geistigen Kategorien, als deren bloße Schattenbilder alle veränderlichen Dinge gelten. Bei manchen Philosophen die höchste wesenhafte Kategorie. Die intelligible Welt.

Sein, das: griechisch. «to einai». Existenz, Dasein, Essenz. Grundbegriff der griechischen Philosophie, inbesondere der Naturphilosophie. Erscheint oft als das unveränderliche, ewige, ungewordene Wirkliche. Das Sein wird oft mit dem Denken identifiziert und dem Werden kontrastiert. 

Seira, die: Reihe, Seinskette (Platonismus). Die Pluralform von Seira lautet Seirai.

Selḕnai: «Monde». Pluralform von Selḗnē (Mond). Traditionelles Gebäck, dessen rundliche Form den Mond symbolisiert. Opfergaben, die der Göttin Artemis dargebracht werden.

Sesklo: älteste neolithische Gesellschaft in Thessalien (3. Jahrtausend v.u.Z.).

Skira: siehe Skirophoria.

Skiras: «des Skiron». Ein Beiname der Göttin Athena. Zu Ehren der Athena Skira wurde in Athen das Fest der Skirophoria oder Skira gefeiert. Außerdem wurde den Göttern Demeter, Persephone und Dionysos Opfergaben dargebracht. Der Beiname Skiras geht auf den Skiron zurück, d.h. einen weißen Regenschirm, der bei diesem Fest von der Priesterin der Athena Skiras zu kultischen Zwecken in Athen umhergetragen wurde.

Skirophoria: ein attisches Fest zu Ehren der Athena Skiras. Die Skirophoria gehen auf den Skiron zurück, d.h. einen weißen Regenschirm, der bei diesem Fest von der Priesterin der Athena Skiras zu kultischen Zwecken in Athen umhergetragen wurde.

Skirophorion: «Monat des Skiros». Der S. ist der zwölfte und letzte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Juni/Juli des gregorianischen Kalenders. Der Monat wurde nach Skiros benannt, einem Seher aus Dodona, der in der Schlacht zwischen Eleusis und Athen starb. Im S. wird das Fest der Skirophorien zu Ehren der Athena Skiras gefeiert.

Sophrosynē: Besonnenheit.

Sotḗr: «Retter». Ein Beiname verschiedener Götter, die als Beschützer in Erscheinung treten. Ein Beispiel ist Zeus Soter.

Soteira: «Retterin». Ein Beiname verschiedener Göttinnen, so z.B. der Artemis. Der Artemis Soteira wurde in der ganzen griechischen Welt gehuldigt. Einige Beispiele sind Megaris, Lakonien und Arkadien.

Soteria: weiblicher Daimon des Schutzes, der Sicherheit und Rettung. Ihr Name bedeutet «Retterin». Ihr Heiligtum befand sich in Aigion.

Soteria, Sotiria: ein attisches Fest zu Ehren des Zeus Soter. Zudem ist Soteria eine allgemeine Bezeichnung für Dankesopfer für die Rettung aus einer Not.

Soterios: männlicher Daimon des Schutzes, der Sicherheit und Rettung. Sein Name bedeutet «Retter». «Soterios» ist außerdem ein Beiname der Götter Zeus und Dionysos.

Spondē: Trankopfer, Libation.

Stamm: Untergruppe einer Ethnie.

Stenia: ein Fest zu Ehren der Göttinnen Demeter und Persephone. Das Fest ist mit dem Mythos vom Raub der Persephone verbunden. In der Antike besaß das Fest einen neckischen Charakter.

Stoa: eine Schule der griechischen Philosophie. Ihr Name leitet sich aus einer Säulenhalle (stoa) ab, wo ihr Gründer Zenon aus Kittion seine Lehren verbreitete. Im Zentrum der Stoa steht die praktische Ethik des alltäglichen Lebens und die Erlangung der Glückseligkeit durch eine tugendhafte Lebensführung. Glück und Tugend sind in der Stoa eng verknüpft, daher wird auf die Ethik großer Wert gelegt. Die Stoa entwickelte eigene Vorstellungen zum All und dem Schicksal, zu den Göttern und den Menschen. Hauptkategorien der stoischen Philosophie sind «Logik», «Physik» und «Ethik». Sie ist sowohl als philosophische Lebensweise sowie als Therapie für die Leiden der Seele zu verstehen. In dieser Hinsicht ähnelt sie dem Kynismus und Epikureismus. Zentrale Begriffe der Stoa sind «kata physin zen», d.h. ein Leben gemäß der Natur und folglich gemäß der Vernunft («kata logon») und der Tugend («kat‘ areten»), die «eusebeia» (Frömmigkeit) als «Gerechtigkeit gegen die Götter» und das «adiaphoron» (Gleichmut) gegenüber Tatsachen oder Qualitäten, die außerhalb der Einflusssphäre des Menschen stehen und daher sowieso kaum geändert werden können. Dazu zählt z.B. die Schönheit und der Reichtum. Nach stoischem Verständnis heißt dies, dass Schönheit und Reichtum für die Kultivierung der Tugend (arete) und die Erlangung der Glückseligkeit nicht von Bedeutung sind. Die Stoa gehört zu den einflussreichsten Schulen der griechischen Philosophie und zu den beiden dominanten Strömungen innerhalb des heutigen Hellenismos.

Stoizismus: siehe Stoa.

Strophaios: «der Türangel, bei der Türangel». Beiname des Hermes in seiner Eigenschaft als Hausgott, der an der Grenze zwischen «innen» und «draußen» Wache hält. Zusammen mit Apollon Agieus und Hekate Prothyraia wacht er über den Bereich außerhalb des eigentlichen Hauses.

Symbole des Hellenismos: Es gibt kein einheitliches Erkennungsmerkmal des Hellenismos. Aufgrund der Vielfalt der hellenischen Stämme, Kunststile und Mythen gibt es eine Vielfalt von Symbolen, die mehr oder weniger allen Hellenen geläufig sind und als Symbole für die Zugehörigkeit zum Hellenismos dienen. Dazu gehören: Labrys (Doppelaxt), minoischer Stierkopf, Schlangengöttin, gleicharmiges Kreuz (auch Griechisches Kreuz genannt), Maiandros, Biene (kleinasiatisches Hellenentum), Palmette, Akanthos, Lorbeerkranz, Olivenzweig, Hermesstab (Kerykeion), Dodekaeder (platonischer Körper), Pentagramm (pythagoreisches Symbol der Gesundheit).

Symbolon, Symbol: Erkennungszeichen, Zeichen, Sinnbild. Bildlicher Ausdruck einer Vorstellung oder Idee, Darstellung einer Erkenntnis oder Wahrheit, Verbildlichung eines Abstraktums. Sichtbarer Verweis auf etwas Unsichtbares. Wahrnehmbarer Hinweis auf eine Regelung. Äußere Erscheinung eines inneren Vorgangs. Rudolf Eisler gibt uns die folgende brauchbare Definition: «Symbol als Sinnbild, sinnvolles Bild, alles, was stellvertretend für einen Inhalt steht, der es nicht ist, sondern den es (im Bilde) repräsentiert». In der Religion und Philosophie können Symbole eine wichtige Rolle spielen. So fungieren etwa die heiligen Götterbildnisse als Zeichen für die Anwesenheit der göttlichen Mächte. In der Philosophie können die Naturelemente als kosmogonische Prinzipien oder als Symbole für anthropologische Qualitäten in Erscheinung treten. So lesen wir bei Proklos, dass das Element Luft ein Symbol für die Seele oder den Geist (pneuma) ist. Feuer steht für den Verstand, Wasser für die Natur und Erde für den Körper (Proklos, Kommentar zu Platons Kratylos, 170.25-29). Symbole können verschiedene Formen annehmen und unterschiedliche Funktionen ausüben. 

Synkretismus: ursprünglich bezog sich der Begriff auf den Zusammenhalt der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf Kreta. Heute wird mit S. die Vermischung unterschiedlicher Weltanschauungen, Kulte und Religionen gemeint.

Synoikia: ein attisches Fest zu Ehren der Göttin Athena, das an die Gemeindegründung durch den Heros Theseus erinnert.

Synthese, sýnthesis: Zusammensetzung, Aufbau (verschiedener Teilchen zu einer Einheit), Verbindung, Vereinigung; etwas zusammenstellen bzw. zusammenbauen (synthéto).


T

Ta pátria: die väterlichen Sitten, die alten Bräuche.

Taxis: Ordnung, Hierarchie, Klasse, Stufe, Seinsstufe (im Platonismus). Die Pluralform von Taxis lautet Taxeis.

Telchinia: «der Telchinen». Ein Beiname der Göttin Hera als Göttin, die von der rhodischen Urbevölkerung verehrt wurde.

Teleia: «des Ritus, die Vollenderin [des Ritus]». Beiname der Hera in ihrer Eigenschaft als Göttin der Ehe. Als solche steht sie in direkter Verbindung mit Zeus Teleios. Ihr und dem Zeus Teleios werden am Tag der Eheschließung Opfer dargebracht, denn sie stehen der Ehe als Grundlage der Bürgerschaft vor und wachen über das Eheglück. 

Teleios: «des Ritus, der Vollender [des Ritus]». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als Gott der Hochzeit. Als Ehegott steht er in direkter Verbindung mit Hera Teleia. Dem Zeus Teleios und der Hera Teleia werden am Tag der Eheschließung Opfer dargebracht, denn sie stehen der Ehe als Grundlage der Bürgerschaft vor und wachen über das Eheglück. Der Kult des Zeus Teleios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Epakrios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika. 

Telesphoros: ein Daimon. Begleiter des Asklepios. In seiner überlieferten Hymne wird er Sohn des Gottes genannt. Er fördert die Heilung, vollendet und bringt sie zum Schluss. Unterstützt den Patienten bei seiner Genesung.

Terpsichore: die Muse des Tanzes.

Thalia: die Muse der Geschichtsschreibung, Chronistik.

Thanatos: Gott des Todes. Geber des sanften Todes. Er gilt als «Sohn» der Göttin Nyx und «Bruder» des Hypnos.

Thargelia: ein attisches Ernte- und Sühnefest zu Ehren des Apollon Thargelios und der Artemis Thargelia.

Thargelion: Der Th. ist der elfte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Mai/Juni des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich womöglich von thargelos oder thalysios (dem Brot, das aus dem ersten Korn der neuen Ernte gebacken wird) oder von «ta argelia» (Erstlingsfrüchte) ab. Im Th. wird das große Erntefest Thargelia zu Ehren des Apollon und der Artemis gefeiert.

Themeliouchos: «Bewahrer der Fundamente». Beiname des Poseidons als Gott, der vor Erdbeben schützt.

Themis: Urgestalt der griechischen Religion. Göttin des Rechts, der Ordnung, der Aufrichtigkeit und der Divination. Ihr Name bedeutet soviel wie «die Verordnerin, die Ordnung setzende».

Theogamia: «Götterhochzeit». Ein Fest zu Ehren des Zeus Teleios und der Hera Teleia. Feier der heiligen Hochzeit des Gottes Zeus und der Göttin Hera. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «theos» (Gott) und «gamos» (Hochzeit) zusammen.

Theognosie: das Wissen von den Göttern. Das Wort setzt sich aus theós/Gott und gnósis/Wissen zusammen.

Theogonie: «Götterentstehung». Erzählung oder Mythos vom Ursprung der Götter. Mythologische Dichtung, in welcher die Abstammung oder Genealogie der Götter dargestellt wird. Die älteste vollständige Theogonie, die uns überliefert ist, ist die des Dichters Hesiodos aus dem 7. Jh. v.u.Z., die wiederum auf älteren Erzählungen beruht. Nach dieser Erzählung war am Anfang nur das Chaos (Leere). Aus dem Chaos entstieg Gaia (Erde), dann erschienen Tartaros (Unterwelt), Eros (Zeugungskraft), Erebos (Dunkelheit) und Nyx (Nacht). Später brachte Gaia den Uranos (Himmel) hervor. Gaia und Uranos generierten zusammen weitere göttliche Mächte; im weiteren Verlauf der Geschichte bevölkern diese den Kosmos und begründen dessen Ordnung.

Theoi, hoi: die Götter.

Theolatria, Theolatrie: Gottesverehrung, Götterkult. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern «theos» (Gott) und «latria» (Kult, Anbetung) zusammen.

Theos: Gott, die Gottheit. Ein allgemeiner Gattungsbegriff. T. stand später bei den Philosophen für Zeus. Theos bedeutet Ordner und stammt vom Verb títhimi ab, das ordnen, stellen bedeutet. 

Theóthen: von den Göttern.

Theseia: ein attisches Fest zu Ehren des Heros Theseus.

Thesmophoria: ein Fest zu Ehren der Demeter Thesmophoros, das von Frauen begangen wurde.

Thesmophoros: «Gesetzgeberin». Ein Beiname der Göttin Demeter als Urheberin von sozialen Institutionen und Ordnung.

Theurgie, theourgia: das göttliche Werk. Die Theurgie ist eine Bezeichnung für religiöse und philosophische Riten, deren Ziel es ist, eine Beziehung zu den Göttern aufzubauen. Die Th. wird von einer besonderen Pietät getragen. Lange Zeit wurde die Th. mit den «Chaldäischen Orakeln» assoziiert, die in der Spätantike hohes Ansehen besaßen (vor allem in platonischen Kreisen), aber heute keine Rolle mehr spielen. Die Theurgie der «Chaldäischen Orakel» dient der Lösung des Theurgen von der materiellen Welt und seiner Vereinigung mit dem Göttlichen. Bekannte Theurgen der Spätantike waren Iamblichos aus Chalkis und Proklos Diadochos. Iamblichos verband die Th. mit der Wissenschaft seiner Zeit. Obwohl die Theurgie mit den «Chaldäischen Orakeln» assoziiert wird, ist sie nicht zwingend an deren engen Kontext gebunden. So werden Praktiken und Riten, die zwar keinen Bezug zu den «Chaldäischen Orakeln» haben, aber auf das gleiche Ziel ausgerichtet sind, ebenfalls als Theurgie bezeichnet. Solche Praktiken beinhalten beispielsweise intensives Beten, Fasten, Kontemplation und den Gebrauch bestimmter Farben, Zeichen, Opfergaben, Pflanzen, Räucherungen, Edelmetalle und Götterfiguren. Ihr Zweck ist die Katharsis der Seele von Leidenschaften wie beispielsweise Gier, Habsucht oder Neid. Sie alle verbindet eine philosophische Lebensweise, die den Geist von schlechten Gedanken und den Körper von belastenden Stoffen befreien soll. Erst durch die Kultivierung der Arete und die damit verbundene Angleichung an Gott soll der Mensch in die Lage versetzt werden, die intelligible Schönheit zu schauen. Im Hellenismos werden die Iatromanten Abaris, Melampos, Hermotimos, Epimenides und die Philosophen Pythagoras, Empedokles und Apollonios von Tyana manchmal ebenfalls zu den Theurgen gezählt. Die hellenischen Theurgie ist nur unvollständig überliefert. In der Vergangenheit wurde die Th. fälschlicherweise mit Magie gleichgesetzt, indes widersprechen sich Th. und Magie in ihren Zielsetzungen und Gottesvorstellungen von einander. Darüber hinaus ist die Th. von Pietät und einer Hingabe durchdrungen, die der Magie fremd ist. Im offiziellen Kultus und in der öffentlichen Debatte spielt die Th. keine Rolle, jedoch kann sie für einzelne Hellenen von großer Bedeutung sein. 

Thiagón: Opferkuchen.

Thiasos: Versammlung der Kultteilnehmer. Bezeichnet heute eine Kultgemeinschaft bzw. eine Gruppe von Menschen, die für die Organisation, Einhaltung und Pflege der Götterkulte und heiligen Feste verantwortlich ist.

Thymele: ein Altar, in der Antike ein kleiner Altar des Dionysos in der Mitte des Orchesters eines Theaters.

Thymele-Gemeinschaft: eine hellenische Kultgemeinschaft, die aus der Labrys-Gemeinschaft hervorgegangen ist. Thymele ist in Athen und Umgebung aktiv.

Thyrsos-Hellenes Ethnikoi: ein dem YSEE nahestehendes hellenisches Kollektiv, das großen Wert auf die Pflege der Freundschaft zwischen den indigenen Traditionen Europas legt und seinen Teil für die Restauration des Hellenentums beiträgt.

Thysia, die: Opferung, Opfer, Opferritus. Die thysia ist das Kernelement des Götterkultes. Sie macht den sakralen Akt aus und füllt die Bitten der Sterblichen an die Götter mit Leben.

Tradition: siehe Parádosi.

Tritogeneia: «die am dritten Tag Geborene». Ein Beiname der Göttin Athena. Siehe auch Tritomenis.

Tritomenis: «die am dritten Tages des Monats Geborene». Ein Beiname der Göttin Athena in Athen. So genannt, weil sie am dritten Tag eines Monats oder weil sie nach Artemis und Apollon geboren wurde.

Tritonis: «die am dritten Geborene». Ein Beiname der Göttin Athena. Siehe auch Tritomenis.

Tritopatores: athenische Ahnengeister, Ahnengruppe eines Stammes. Geister der Ehe, der Geburt und der Winde. Amaleides, Protokles, Protokleon, Kottos, Briareos, Gyges, Tmolus, Zagreus.


V

Vaterland: das Land, die Erde, welche die Knochen und Körper der Vorfahren beherbergt, die durchdrungen ist von den Göttern der Ahnen und mit der der Mensch mental verbunden ist. Der Begriff Vaterland ist die exakte Übersetzung des griechischen Wortes «πατρίδα». Das Wort «πατρίδα» («patrída») setzt sich aus «patris» (väterlich, der Väter) und «da» (Erde, Land) zusammen. Neben der «patrida» wird häufig auch der Begriff «mitrída» («Mutterland») gebraucht. Das V. wird in erster Stelle als imaginäre Entität erlebt, welche die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft, die Nachfahren mit den Ahnen verbindet. Das V. ist nicht identisch mit dem heutigen Nationalstaat. Die moderne Auffassung des Vaterlandes wird von den Hellenen nicht geteilt, zumal der Begriff heute ideologisch überladen ist, während er im Hellenismos bloß eine natürliche Gegebenheit ausdrückt.

v.chr.Z.: vor der christlichen Zeitrechnung, vor der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, vor «unserer Zeitrechnung» (v.u.Z.). Diese Jahreszählung ist im Hellenismos sehr weit verbreitet; sie nimmt Bezug auf die heute übliche Zeitrechnung, gezählt ab dem angeblichen Geburtsjahr Jesu, ohne den christlichen Hintergrund oder die damit verbundene Spaltung der Menschheit zu übernehmen.

v.Z.: vor der christlichen Zeitrechnung, vor der heute allgemein gültigen Zeitrechnung.


U

Übergangsrituale: Amphidromien und Namensgebung, Markierung des Übergangs von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter, Gámos, Kēdhia.

Urania, Ourania: «die Himmlische». Die Muse der Astronomie. Außerdem ein Kultname der Göttin Aphrodite.


W

Wasserleitung: seit dem 6 Jh. v.u.Z. gab es in Griechenland Wasserleitungen. Ab der hellenistischen Epoche besaß jede hellenische Stadt ihre eigenen Wasserleitungen.

Weihrelief: Relief, das einer Gottheit gewidmet wird. Opfer, um der Gottheit für ihre Hilfe oder die Rettung aus einer Notlage zu danken. Ging der erhaltenen Hilfe oder Wunscherfüllung ein Gelübde voraus, wird von einer Votivgabe gesprochen.

Wein: das Nationalgetränk der Griechen. Ob arm oder reich, Wein gab es in jedem hellenischen Haushalt. Die Hellenen trinken den W. mit Wasser vermischt. Wein dient auch als Opfergabe im Kult.

Windgötter, Winde: siehe Anemoi, hoi.


X

Xenios: Beiname des Zeus als Gott, der die Institution der Gastfreundschaft (xenia) und den Fremden Schutz garantiert. Außerdem garantiert er die körperliche Unversehrtheit der Gäste oder Fremden. Der Bruch der xenia stellt eine Beleidigung des Zeus Xenios dar.

Xoanon: siehe Idolon.


Y

YSEE: Ypato Symboulio Ellinon Ethnikon, Oberster Rat der ethnischen Hellenen. Die bekannteste hellenische Organisation. Der YSEE ist als Dachorganisation im athenischen Vereinsregister eingetragen und versteht sich als offizieller Träger der «Hellenischen ethnischen Religion». Er setzt sich für die Belange der ethnischen Hellenen ein, verleiht diesen in gesellschaftlichen Debatten eine Stimme und betrachtet die Rehellenisierung Griechenlands als sein oberstes Ziel. Er unterhält den Thiasos «Delphys», die philosophische Einrichtung «Hekatevolos» und eine eigene Priesterschule. Außerdem ist er Gründungsmitglied des Kongresses der Europäischen Religionen (ECER, früher WCER). Er ist bekannt für seine Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen in der griechischen Gesellschaft, seinen Kampf gegen den Antihellenismus sowie für seinen Einsatz für die Erneuerung hellenischen Lebens in Griechenland.
Die «
Mythologische Werkstatt für Kinder», wo Kinder u.a. Altgriechisch und griechische Philosophie lernen, mit den Mythen und Sitten ihrer Vorfahren in Berührung kommen und unter Aufsicht von geschulten Akademikern Ausflüge zu antiken Stätten unternehmen, ist auf sein Betreiben zurückzuführen. Das Seminar «Thymele: Theaterpädagogik für Kinder» und die «Kurse in Altgriechisch für Erwachsene» unter Aufsicht der Soziologin Dr. Ourania Toutountzi wurden auf seine Initiative hin gegründet und werden weiterhin von ihm finanziert. Die «Mythologische Werkstatt für Kinder» nimmt am jährlichen «Athens Science Festival» teil und stellt dort eigene Projekte vor. Die Kulträumlichkeiten des YSEE in Athen wurden 2017 vom Staat als «Tempel der hellenischen ethnischen Religion» anerkannt. Der YSEE vertritt seit 2010 die These einer ungebrochenen, organisierten Kontinuität der hellenischen Religion von der Zeit des Georgios Gemistos-Plethon bis in die Neuzeit. Damit sind nicht jene Bräuche, Riten und Konzepte der hellenischen Religion gemeint, die das Christentum überlebt haben, sondern die hellenische Religion als organisiertes Ganzes.
Nach diesem Verständnis stelle die «hellenische ethnische Religion» keine Eigenform der hellenischen Religion dar, sondern sei vielmehr die hellenische Religion selbst.
Dieser These zufolge waren Plethon, die Stratioten, der Geheimbund der «Attischen Gesellschaft» und die Aktivitäten der hellenischen Jakobiner auf den Ionischen Inseln (1797-1799) keine voneinander losgelösten oder isolierten historischen Erscheinungen, sondern voneinander abhängige Größen, Glieder einer Kontinuitätskette, die im Untergrund weiter bestand. Dabei stützt sich der YSEE u.a. auf den siebten Band der «Mittelalterlichen Bibliothek» des griechischen Historikers Konstantinos Sathas (1842-1914) und auf private Familienarchive in Griechenland und Süditalien, zu denen seinem Generalsekretär Vlassis G. Rassias (1959-2019) der Zutritt gewährt wurde. Der YSEE ist in Griechenland, auf Zypern und in den USA aktiv. Von anderen hellenischen Organisationen grenzt er sich ab. Siehe auch HER.


Z

Zauberei: siehe Goetia.

Zeitrechnung: die Hellenen besaßen keinen gemeinsamen oder einheitlichen Kalender. Die Monatsnamen und Jahresanfänge unterschieden sich von Polis zu Polis. Ab einem gewissen Zeitpunkt fingen die Hellenen damit an, wohl dem Beispiel ihrer Historiker folgend, eine panhellenische Zeitrechnung zu verwenden. So wurden die Jahre nach den panhellenischen Olympischen Spielen gezählt, die alle vier Jahre stattfanden. Die ersten aufgezeichneten Olympischen Spiele wurden im Jahre 776 v.u.Z. abgehalten. So war dieses Jahr das erste Jahr der 1. Olympiade, das nächste das zweite Jahr der 1. Olympiade, das übernächste das dritte Jahr der 1. Olympiade und das danach das vierte Jahr der 1. Olympiade. Danach folgte das erste Jahr der 2. Olympiade usw. Da diese Zeitrechnung heute manchen zu umständlich erscheint, passen einige ethnische Hellenen z.B. für externe Zwecke die hellenische Zeitrechnung dem Gregorianischen Kalender an.
Aber das bedeutet mitnichten, dass das Jahr für den Hellenen im Januar anfangen und im Dezember enden muss. Was das angeht, kann er es voll und ganz mit dem Attischen Kalender halten, auch wenn er sich in der äußeren Welt, in seinen Beziehungen mit Behörden oder dem Arbeitgeber weiterhin am Gregorianischen Kalender orientieren muss. Auch die Chinesen der Diaspora halten sich an den Gregorianischen Kalender und feiern trotzdem ihr eigenes Neujahrsfest. Die Entscheidung liegt bei jeder einzelnen Familie. Im Verlauf der letzten Jahre hat sich eine immer deutlichere Orientierung an die Tradition und Bevorzugung der traditionellen Zeitrechnung herausgezeichnet, nicht nur in Bezug auf die Zählung der Jahre, sondern zunehmend auch in Bezug auf die Einteilung der Wochen und die Namen der Tage, dabei stand und steht der Attische Kalender im Mittelpunkt, denn in Attika leben die meisten Hellenen.

Zephyros: Gott des Westwindes und des Frühlings. Er gehört zu den Anemoi. Siehe auch Anemoi, hoi.

Zeus: der Hauptgott des Hellenismos und oberste Gott der Hellenen. Gott des Regens, der Stürme, des Himmels und des Blitzes, der Ordnung, der Gesetze und der Gerechtigkeit. Außerdem ist er der Gott der Gastfreundschaft. Zeus ist Schirmherr der Schutzbedürftigen und der staatlichen Ordnung.

 

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