Erklärung von Begriffen, die in hellenischen Texten häufig auftauchen. Das Glossar wird stetig erweitert.
A
Ábaton: eine heilige Stätte, die nicht betreten werden darf.
Aberglauben: siehe Deisidamonia.
Achaioi, Achäer: Sammelbezeichnung für die alten Griechen.
Adyton: eine geheime Kammer oder Räumlichkeit im Heiligtum, die allein den mit der Pflege des Kultes oder des Orakels Anvertrauten vorbehalten ist; das Allerheiligste eines Tempels.
Ágalma: Statue, Kultbild, Götterbildnis.
Agápe: absolute Akzeptanz. Freundschaftliche oder erotische Beziehung zu einem anderen Menschen. Liebe.
Agathón: das Gute.
Agathós Daimon: «der gute Geist», segensreicher Hausgeist in Schlangengestalt. Ihm wird nach dem Mittagsmahl traditionell etwas Wein dargebracht. Manchmal mit dem Eauton oder Genethlion Daimon gleichgesetzt, dem Schutzgeist der Menschen, kann er in der täglichen Andacht eine zentrale Rolle innehaben (der Daimon Eautou gilt auch als Lehrer, innere Stimme, Ratgeber). Sein Symbol ist die Schlange, die heute noch auf Naxos als Glücksbotin gesehen und gemäß den alten Weisungen nicht getötet werden darf.
Agieus, Agyieus: Beiname Apollons als Gott der Straßen, Wege und Hauseingänge, der den Bereich an der Grenze zum Haus bewacht. Zusammen mit Hermes Strophaios und Hekate Prothyraia wacht er über den Bereich außerhalb des eigentlichen Heimes.
Agon: Wettkämpfe und Wettbewerbe zu Ehren der Götter. Bekannte Beispiele: die Olympischen und die Nemeischen Spiele zu Ehren des Zeus.
Aídos: Ehrfurcht, heilige Scheu. Aidos ist außerdem der Name des Daimons der Ehrfurcht, der Achtung und Selbstachtung. Aidos ist die Begleiterin der Göttin Nemesis.
Aioloi: ein hellenischer Stamm.
Aletheia: Daimon der Ehrlichkeit, Wahrheit und Aufrichtigkeit. Ihr Name bedeutet «Wahrheit».
Alexikakos: «Unheilabwehrer, Unheilabwender». Ein Beiname verschiedener Götter (Zeus, Apollon, Herakles), die Schlechtes abwehren und vor Unheil schützen.
Alke: Daimon der Tapferkeit, des Mutes und der Kampfkraft. Ihr Name bedeutet «Kampf, Wächterin».
Amarysia: «die Leuchtende». Kulttitel der Artemis. Das Hauptheiligtum der Artemis Amarysia lag in Amarynthos bei Eretria.
Amphiaraos: Daimon des Wahrsagens. Sein Name bedeutet «sehr heilig».
Amphidrómien: das Neugeborene wird ca. 7 Tage nach seiner Geburt um das Herdfeuer (hestía) getragen, unter dem Schutz der Familien- bzw. Hausgötter gestellt und offiziell in den Haushalt (oikos) eingegliedert. Wird durch d. Vater oder d. Mutter ausgeführt. Im Anschluss oder ca. drei Tage danach folgt die Namensgebung (onomatodosía).
Anemoi, hoi: siehe Windgötter, Winde.
Anánke, anágke: Notwendigkeit, Schicksal.
Anáthima: Weihgabe, Votivgabe. Wird den Göttern für eine Bitte gespendet, die erhört wurde oder von der man ausgeht, dass sie erhört wird. Plural: Anathímata.
Animismus: siehe Pandaimonismus.
Anthesterion: «Blüten-, Blumenmonat». Der A. ist der achte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Februar/März des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von anthos (Blume, Blüte) ab. Im Anthesterion wird das große Fest der Anthesterien gefeiert.
Antihellenismus: Hellenenfeindlichkeit. Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Hellenen, ihrer Religion und Kultur. Kolonialistische Haltung gegenüber den Hellenen und ihrer Geschichte. Verfälschung und Enteignung der hellenischen Tradition. Der Hass auf das Hellenentum oder die Darstellung desselben als Vorläufer oder Vergangenheit einer anderen Kultur, wodurch der hellenischen Ethnie die Souveränität abgesprochen wird. Es gab drei unterschiedliche Formen des Antihellenismus: den makkabäischen (die Hasmonäer Mattatias und Judaus), den römischen (Cato der Ältere) und den christlichen (Basilius von Caesarea, Johannes Chrysostomos, Justinian). Eine Sonderform des christlichen ist der romäische, d.h. byzantinische Antihellenismus (Gennadios II. Scholarios). Im heutigen Griechenland wirkt der romäische Antihellenismus unter dem Gewand des «Antipaganismus» in kirchlichen und nationalistischen Kreisen fort. In den vergangenen Jahren hat sich im angloamerikanischen Raum ein paganer Antihellenismus gebildet, der eine rassistische und kolonialistische Komponente enthält. Dieser richtet sich in erster Linie gegen Hellenen, die gegen die Aneignung und Kommerzialisierung des Hellenismos öffentlich Stellung beziehen. Der Antihellenismus ist nicht mit der Kritik am Hellenismos oder seiner Ablehnung zu verwechseln.
Anzestral: der Vorfahren, auf die Vorfahren zurückgehend, von den Vorfahren überliefert.
Anzestrale Religionen: siehe ethnische Religionen.
Aparchē: das erste Opfer, die erste Opfergabe zu Beginn einer Zeremonie.
Apeiron: ein Begriff der Philosophie. Das Unbegrenzte, Unendliche. Bei Anaximander der Urgrund aller Dinge, aus dem alles hervorgeht.
Aphrodite: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Liebe, der Sexualität, des Krieges, der Erneuerung des Lebens, der Gewässer, der Schönheit und Lust, der Geburt, des Wachsens und Entstehens.
Apollon: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott der Weissagung und Wahrheit, der Musik und des Tanzes, der Dichtkunst und Heilkunst, der Reinheit und des Lichtes, der Weisheit und Vernunft, der Verkündigung und Rechtsprechung. Schutzgott der Stadt Milet.
Aposynthese, aposýnthesis: Zersetzung, Abbau, Auflösung, Demontage, Zerfall, etwas in seine Bestandteile zerlegen.
Apotropäisch: Unheil abwendend, Übles abwehrend.
Apotropaios: «Abwender, Abwehrer». Beiname verschiedener Götter. Bezeichnet eine Gottheit, die Schaden und Unglück abwendet.
Archaios nómos, Arkhaios nomos: die alte Sitte (bezieht sich auf die sakralen Angelegenheiten).
Archäolatrie: bed. so viel wie Verehrung, Anbetung der Antike, auch Glorifizierung des Altertums (von archaiótita = Antike und latreía = Verehrung). Eigentlich ein abwertender Begriff, wurde früher vereinzelt von ethnischen Hellenen positiv verwendet, seit einigen Jahren aber vermehrt fallen gelassen, teilweise abgelehnt, weil er zunehmend negativ konnotiert und von religiösen Fundamentalisten in Griechenland mit dem sog. Archäozentrismus und dessen Ufo-Kult in Zusammenhang gebracht wurde.
Archäothrēsksos: der altreligiöse Mensch, Altgläubige, Polytheist oder Animist (von Archaiotita = Antike und thrēskeia = Religion).
Archäozentrismus: eine esoterisch-rassistische Bewegung in Griechenland. Unter dem Begriff des A. werden in erster Linie pseudo-philologische und pseudo-historische Phänomene zusammengefasst, die sich in den letzten drei Jahrzehnten in Griechenland gebildet haben. Die Entstehung des A. geht auf eine Gruppe von Personen zurück, die im Teleshopping, in Videos auf YouTube, Interviews im Radio und Fernsehen, in einschlägigen Zeitschriften, auf Webseiten, in Foren und Blogs ein loses religiöses und verschwörungsideologisches Weltbild vertreten, das zunehmend den Charakter einer Bewegung angenommen hat. Der A. ist ein pejorativer Begriff, seine Anhänger bezeichnen sich selber als «Hellenozentristen» oder «Hellenen» und ihre Bewegung «Hellenozentrismus». Die Bewegung wird von der Außenwelt auch mit Bezeichnungen wie «Archäolatrie», «Hellenolatrie», «Antikeritis» u.a. bestimmt. Die Archäozentristen verstehen sich nicht als eine Bewegung, die sich vom Rest der Gesellschaft absetzt, sondern identifizieren sich mit der vorherrschenden Kultur und der offiziellen staatlichen Geschichtsschreibung. Sie verstehen sich schlicht als Griechen, die im Besitz einer Wahrheit sind, die den allermeisten Menschen verschlossen bleibt. Das Weltbild des Archäozentrismus kreist um das antike Griechenland und die sog. «Omada Epsilon». In gewisser Hinsicht stellt der A. das romäische Pendant zur Ariosophie dar. Zudem gibt es Parallelen zur New-Age-Bewegung in den USA (Indigo-Kinder, neues Zeitalter). Die Bewegung besteht aus verschiedenen Strömungen, die sich teilweise widersprechen. Allerdings weisen sie alle Elemente auf, die allen archäozentrischen Erzählungen gemein sind, dazu gehören: Antijudaismus, Biologismus, Pseudophilologie, Geschichtsrevisionismus, Soteriologie, Annahme einer Überlegenheit der antiken Griechen oder der «weißen Rasse», ein auf Selbstvergottung ausgerichteter Hellenenkult und die Ablehnung der Evolutionstheorie. Das Positive Christentum spielt ebenfalls eine große Rolle im A.
Vorherrschend ist die Idee einer Abstammung der Griechen vom Sirius oder von den auf Engeln oder Außerirdischen herabgestuften griechischen Göttern, die «Elohim» oder «El» genannt und mit Elementen aus den Apokryphen vermengt werden. Allerdings ist die semitische Herkunft der Namen «Elohim» und «El» den allermeisten Anhängern des A. unbekannt, vielmehr assoziieren sie diese mit den griechischen Wörtern für Griechenland (Ellas, Ellada) und Griechen (Ellines, Hellines). Laut dem A. hätten diese Überwesen Ende 2012 auf der Erde landen und ein Goldenes Zeitalter einleiten sollen. Apokalyptische Szenen aus der Bibel vermischen sich mit christlicher Soteriologie und dem griechischen Mythos vom Goldenen Zeitalter.
Fast sämtliche Erzählungen des A. sind von der Vorstellung einer genetischen Überlegenheit der «griechischen Rasse» durchzogen. Dem «griechischen Blut» wird durchgehend eine große Bedeutung beigemessen, die «griechischen Gene» in einen beinahe sakralen Rang erhoben. So sollen sich die Griechen von allen anderen Menschen biologisch unterscheiden, «echte Griechen» durch besondere physiologische Merkmale auszeichnen. Erzählungen über die Überlegenheit der eigenen Nation sind in Griechenland gewiss keine Seltenheit, allerdings werden diese in den meisten Fällen mit dem Verweis auf «die glorreiche Antike» begründet. Der A. verzichtet auf derlei historische Rationalisierungen und postuliert eine Überlegenheit der «griechischen Rasse» durch Abstammung. Nicht selten werden die Überlegenheitsgeschichten des A. rezipiert und verbreitet, ohne Wissen um ihre Quellen. Das liegt sicher auch daran, dass der A. schwer zu fassen und einzuordnen ist, seine Kernelemente kaum differenziert betrachtet, seine Geschichte bisher nicht tiefgehend untersucht wurde. Hinzu kommt, dass der A. in erster Linie ein mediales Phänomen darstellt, das seine Popularität Radio- und Fernsehsendungen verdankt. Dadurch ist es ihm gelungen, an den Mainstream anzudocken, zumal er sich nicht als spezifische Bewegung oder literarische Strömung zu erkennen gab. Die Themen des A. wurden bereits vom Mainstream gesetzt, seine Geschichten wurden in der einen oder anderen Form bereits in Umlauf gebracht, seine Hauptmotive stammen aus der gleichen Quelle wie die Legenden um den Marmor-Kaiser und die Wiederauferstehung des byzantinischen Reiches. Der A. greift auf populäre Volkslegenden zurück. Er fordert den Mainstream nicht heraus, vielmehr bietet er diesem eine neue Bühne.
Wie viele orthodoxe Hardliner, behaupten auch die A., dass die Philosophen unter den Hellenen Monotheisten gewesen, den sogenannten «wahren Gott» gekannt hätten. Auch der A. legt großen Wert auf die Betonung einer Einheit des orthodoxen Christentums mit dem Hellenentum, wobei der Tanach entweder ignoriert oder ausgeklammert wird. Der Antijudaismus des A. ist in weiten Teilen mit dem in Griechenland weit verbreiteten Antijudaismus identisch, welcher von der orthodoxen Theologie herrührt und antagonistisch ausgerichtet ist, nur dass diesem zusätzlich eine kosmische Dimension verliehen und die postulierte Feindschaft zwischen der mit dem Hellenentum gleichgesetzten Romiosini und dem Zionismus pseudohistorisch begründet wird. Der A. ist dem historischen Hellenismos, meist «Götzendienst» und «Paganismus» genannt, eher feindlich gesinnt. Vertreter des Hellenismos und Archäozentrismus sind seit den 1990er Jahren aneinandergeraten. Die Archäozentristen sind orthodoxe Christen, welche die Bibel unter Einbeziehung der Theosophie neu auslegen und das sog. «Alte Testament» gegenüber dem Neuen abwerten. Einige von ihnen unterhalten enge Beziehungen zu Mönchen aus der Mönchsrepublik Athos, verwerten Aufnahmen von Exorzismen als Belege für ihre Thesen oder vertreten die Ansicht, dass Jesus Grieche gewesen sei, wofür sie auch von kirchlichen Kreisen kritisiert wurden.
Von hellenischer Seite wird ihnen die Missinterpretation und Instrumentalisierung griechischer Mythen vorgeworfen. Gewissen Autoren aus der Szene, wie zum Beispiel Anestis Keramydas, wurde eine Nähe zum Hellenismos nachgesagt, indes ist dieses Bild dahingehend zu korrigieren, dass diese Personen als Vertreter eines neuartigen, esoterischen Euherismus auftreten, der wiederum auf eine Vergöttlichung griechischer Gene ausgerichtet scheint. Unter den Archäozentristen gibt es außerdem eine kleine Fraktion von Atheisten und völkischen Neuheiden, die eben diesen esoterischen Euhemerismus vertreten. Letztere profilieren sich als Kritiker der orthodoxen Kirche und Anwälte der hellenischen Kultur. Die Ansichten dieser Splittergruppe werden von einer dualistischen Polarisierung von Licht und Finsternis respektive Hellenentum und Judentum beherrscht. So wird beispielsweise behauptet, dass das Christentum von den Juden mit der Absicht erfunden wurde, die hellenische Kultur zu vernichten. Hinter dem zur Schau getragenen Philhellenismus verbirgt sich nicht selten ein hartnäckiger Antijudaismus, der (scheinbar von hellenischen Flügeln getragen) sich an der Ideenkammer des Nationalsozialismus bedient. Hinter allen, von archäozentrischer und nationalistischer Seite ausgemachten «degenerativen» Erscheinungsformen in der neuromäischen Gesellschaft werden die Juden als Drahtzieher oder Geldgeber vermutet.
Aber unter «Degeneration» fallen die im Zuge der «Modernisierung» fortschreitende sexuelle Liberalisierung, der Atheismus, die rechtliche Besserstellung von Schwulen und Lesben, gewisse Anzeichen einer beginnenden staatlichen Säkularisierung und die Kritik an der Kirche. Dennoch ist der Archäozentrismus bemüht, seinen Aussagen einen Anschein von Humanität zu verleihen und den Vorwurf des Rassismus mit Hilfe von Differenzierungen zu umgehen. So geht zum Beispiel der archäozentrische, seit neustem auch der kirchliche Antijudaismus im antizionistischen Gewand einher. Einem aufmerksamen Beobachter der Szene fällt jedoch auf, dass nicht der Nationalismus per se abgelehnt wird, sondern lediglich seine jüdische (Zionismus) oder türkische (Kemalismus) Variante. Der eigene Nationalismus wird nicht hinterfragt, erst recht nicht verworfen. Die gleiche selektive Einstellung beobachten wir im Umgang mit Muslimen.
So gehört der Judenhass und die Islamophobie zum festen Bestandteil archäozentrischen Denkens, wird die Eindämmung einer angenommenen Islamisierung Europas an Forderungen nach einer Umkehr zu den «eigenen Wurzeln» gekoppelt, womit das Christentum oder ein Phantasiehellenentum gemeint ist, doch sind von dieser feindseligen Einstellung nur das Judentum und der Islam betroffen, d.h. die jüdische und islamische Variante des Monotheismus, aber nicht der Monotheismus selbst. Mitunter wird die Verteidigung des Rechts aller Menschen auf Religionsfreiheit als «Islamophilie» oder «Judenfreundlichkeit» ausgelegt, obwohl die Verteidigung dieses Rechts objektiv nichts über eine bestimmte Religion aussagt, schließlich wird nicht die Religion eines Menschen verteidigt, sondern dessen Recht auf die freie Ausübung seiner Religion.
Der von romäischen Nationalisten und Archäozentristen gepflegte Antibolschewismus, ein Relikt des Bürgerkrieges, ist ein weiteres Beispiel selektiver Einstellung. Gilt der Kampf gegen «kommunistische Auswüchse» als lobenswerte Tugend, wittert man hinter jeder Ablehnung des Nationalismus bolschewistische Überzeugungen, Verrat, unterdessen wird der Nationalismus und Faschismus verharmlost und seine Verbrechen geleugnet oder rationalisiert. Eine Form des Totalitarismus wird glorifiziert und eine andere an den Pranger gestellt, aber der Totalitarismus selbst bleibt unangetastet. Auf der anderen Seite lehnt die hellenische Tradition, welche gemäß den Wünschen der Archäozentristen, sie selbst und die Romiosini miteinschließt, den Monotheismus, den Nationalismus und den Totalitarismus kategorisch ab, zumal sie aufgrund ihres Ethnismus in sich selbst verankert und daher nicht auf eine negative Definition angewiesen ist.
Die populärste, mittlerweile zur Volkslegende avancierte Richtung innerhalb des archäozentrischen Spektrums ist zweifelsfrei das Theoriegebilde um die imaginäre Omada E (Gruppe Epsilon), mit deren Erfindung durch den Antijudaisten und Antihellenen Ioannis Fourakis eine eigene verschwörungsideologische und pseudophilologische Literaturgattung in Griechenland etabliert wurde. Mehr dazu unter: Omada Epsilon.
Ares: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Krieges, der Schlacht und des Mutes. Schutzgott der Stadt Biennos.
Arete: die Tugend. Tapferkeit, Exzellenz, Tüchtigkeit. Das Wort Arete dient als allgemeiner Oberbegriff zur Bezeichnung des hellenischen Wertesystems. Arete ist auch der Name des Daimons der Tugend, Exzellenz, Güte und des Mutes, der laut der Volkstradition den Göttern nahe steht.
Agrotera: «die Wilde, Ländliche, Bäuerliche». Ein Beiname der Artemis als Göttin der Jagd.
Archegetida: «Führerin». Ein Beiname verschiedener Göttinnen als Göttinnen, die der Auswanderung, Expedition und Gründung einer neuen Stadt (Kolonie) vorstehen.
Archegetes: «Führer». Ein Beiname verschiedener Götter als Götter, die der Auswanderung, Expedition und Gründung einer neuen Stadt (Kolonie) vorstehen.
Aristokratie: Bestherrschaft, Herrschaft der Besten. Die Aristokratie (von griech. aristos = bester und griech. kratos = Herrschaft, Macht) ist eine Staatsform, in der die besten und kompetentesten Bürger regieren. Die aristokratische Politik orientiert sich am Gemeinwohl. Die Frage nach der besten Verfassung oder Staatsform (politeia) bildet dabei den zentralen Punkt aller politischen Diskurse. Nach dem aristokratischen Konzept sind Ämter anhand der Fachkompetenz und den Fähigkeiten der einzelnen Bürger zu vergeben. Ihr Gegenteil ist die Oligarchie (Herrschaft der Wenigen), die sich an der Wahrung der Interessen einer Minderheit orientiert. Ohne anerkannte Bürgerrechte und kostenlosen Zugang zu Bildung (paideia) unabhängig vom sozioökonomischen Status des Elternhauses kann die Aristokratie allerdings in Plutokratie (Herrschaft der Reichen) und institutionelle Ausbeutung ausarten. Die Aristokratie zählt zu den typischen Staatsformen der griechischen Kultur. In ihrer konkret existierenden Wirklichkeit wiesen viele dieser Staatsformen Merkmale unterschiedlicher Modelle auf, weshalb sie als «Mischformen» bezeichnet werden könnten. In der heutigen Zeit wird die Aristokratie mit dem Feudalismus identifiziert und mit einer auf dem Prinzip der Erbfolge beruhenden Herrschaftsform assoziiert.
Artemis: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Jagd, der Geburt, der Wälder und Bergspitzen, der Freiheit, Vielheit und der Tiere. Göttin des Übergangs der Jungen und Mädchen zu erwachsenen Männern und Frauen. Schutzgöttin der Stadt Ephesos.
Asklepios: griechischer Gott der Gesundheit, Heilung und Medizin. Zu seinem Gefolge gehören Epione, Hygia und der Daimon Telesphoros. Schutzgott der Stadt Pergamon.
Asphaleios: «der Sichernde, Sicherheitsgeber». Ein Beiname des Poseidons als Gott, der Sicherheit auf See verleiht.
Astrologie: eine Protowissenschaft, aus der die Astronomie hervorgegangen ist, wobei sich die beiden Disziplinen im Altertum kaum voneinander unterscheiden ließen. Die Astrologie befasst sich mit dem Studium der Sterne, Planeten und astronomischen Ereignisse, um daraus einen Zusammenhang zwischen dem Geschehen im All und dem Leben des Menschen auf Erden herzustellen. Die Astrologie gründet sich auf der Beobachtung der Sterne und der Annahme, dass die Himmelskörper und Gestirnkonstellationen Einfluss Leben und Charakter der Menschen nehmen. Ihren Ursprung hat die Astrologie in Babylonien. Von dort kam sie über Mesopotamien und Ägypten schließlich nach Griechenland.
Auf jeder ihrer Stationen wurde die Astrologie mit neuen Elementen angereichert und von den verschiedenen Völkern und ihren Weltanschauungen geprägt. So stammen die Tierkreiszeichen aus Babylon, die Dekane aus Ägypten und die Elemente aus Griechenland. Tatsächlich ist die klassische Astrologie das Ergebnis eines Kulturtransfers und blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. In der alten Welt wurde sie von Spezialisten ausgeübt, besaß aber zu keiner Zeit eine einheitliche Theorie. So war es nur natürlich, dass es verschiedene Theorien über den Einfluss der Sterne und Planeten gab.
Einige wollten den Charakter und Lebensweg des Menschen, sogar das Schicksal ganzer Völker durch die Sterne determiniert wissen, andere betonten die angeblichen Einflüsse der Planeten auf das menschliche Verhalten, während wiederum andere im Himmel Vorzeichen auf zukünftige Ereignisse fanden. Allgemein wurden astronomische Ereignisse wie Kometen oder auffällige Planetenkonstellationen vielfach als Warnungen und Zeichen interpretiert, auch im Krieg. Die Philosophen machten sich eigene Gedanken über den Sinn oder Unsinn der Astrologie. Im Laufe der Zeit wurde die Astrologie verfeinert und zu einem komplexen, vielseitigen Bezugs- und Bedeutungssystem weiterentwickelt, stand jedoch zu keiner Zeit isoliert von der restlichen Kultur da, sondern war stets eingebunden in ein reiches Spektrum an Mythen, Astralkulten, astronomischen Erkenntnissen, kosmologischen Hypothesen, mathematischen Kenntnissen, philosophischen Weltbildern, divinatorischen Vorstellungen, Alchemie, Medizin, Riten, Politik und Psychologie.
Zweifelsohne besitzen die Tierkreiszeichen und Himmelskörper noch heute eine hohe Symbolkraft, sowohl bei den indigenen als auch bei den kapitalistischen Gesellschaften. Aus diesen Gründen stößt die Astrologie seit jeher auf großes Interesse bei Fachvertretern der verschiedensten akademischen Disziplinen (Religions- und Geschichtswissenschaft, Anthropologie, Psychologie). Bisher lassen sich die Hypothesen der Astrologie nicht empirisch belegen. Insbesondere wird kritisiert, dass die Astrologie auf dem Stand von vor 2000 Jahren stehen geblieben ist und sich nicht wesentlich weiterentwickelt hat.
Ataraxia: Begriff der Philosophie. Unerschütterlichkeit, Seelenruhe.
Athanatoi, hoi Athanatoi: die Unsterblichen. Eine Bezeichnung für die Götter.
Athena: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin des Kampfes und der praktischen Vernunft, des Handwerks und der Handarbeit. Schutzgöttin der Stadt Athen.
Autonomia: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Autonomia bezeichnet die Selbstverwaltung der Polis bzw. des Staates. Der Begriff wird heute gemeinhin mit Eigenständigkeit übersetzt, aber eigentlich bedeutet Autonomia «Selbstgesetzgebung», «sich selbst Gesetze geben». Sie ist die Freiheit der Bürger, ihre Gesetze selbst zu beschließen und kann mit dem heutigen Begriff der Volkssouveränität gleichgesetzt werden.
B
Bacchanalia: geheimer Dionysos-Kult, der nur Frauen zugänglich war. Wurde 186 v.u.Z. vom Senat in Rom verboten. 7000 der Bacchanalia Überführte wurde der Prozess gemacht und die meisten davon mit dem Tod bestraft. Die B. wurden erst in der Spätantike toleriert.
Barbaren: Menschen, die kein Griechisch sprachen, keine griechische oder griechisch-römische Bildung genossen hatten. Das Besondere an der hellenischen Sprache war ihre Musikalität, die anderen Sprachen fehlte. Wurden diese Sprachen im Beisein von Hellenen gesprochen, verstanden diese deshalb nur «bar-bar-bar», folglich stand der Barbar für den Nicht-Hellenen. Wurde zeitweise geringschätzend verwendet (im Sinne von «unzivilisiert», rückständig oder ungebildet).
Boedromion: «Monat des zu Hilfe Kommens». Der B. ist der dritte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten September/Oktober des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Boedromia ab, einem Fest zu Ehren des Apollon Boedromios («der in der Schlacht, in der Not zu Hilfe eilt»).
Boedromios: «der zu Hilfe Eilende, wenn angerufen». Ein Beiname des Apollon.
Boulaia: Kulttitel verschiedener Göttinnen in ihrer Eigenschaft als «Ratgeber» und Beschützer des Bouleuterion. Das Bouleuterion war in den griechischen Staaten der Versammlungsraum des Stadtrates.
Boulaios: Kulttitel verschiedener Götter in ihrer Eigenschaft als «Ratgeber» und Beschützer des Bouleuterion. Das Bouleuterion war in den griechischen Staaten der Versammlungsraum des Stadtrates.
Brauronia: «von Brauron». Beiname der Artemis. Verehrung der Artemis im attischen Brauron.
C
Chaos: gähnende Leere, ungeordneter Urstoff, aus dem Gaia heraustrat.
Chthon: die Erde. Die chthonischen Götter sind die Götter der Unterwelt, des Todes, aber auch der Fruchtbarkeit.
Cultural appropriation: kulturelle Aneignung, Fremdaneignung. Der Begriff «Cultural Appropriation» stammt aus dem Amerikanischen. Ursprünglich wurde das Phänomen, das wir heute als «cultural appropriation» kennen, mit «cultural colonialism» bestimmt. Kulturelle Aneignung ist die unerlaubte Aneignung von kulturellen Elementen oder Ethnonymen indigener Völker durch außenstehende Dritte. Die Praxis dient häufig dem Kommerz, aber ebenso der Betonung einer angenommenen Singularität der eigenen Person, dem Prestige des aneignenden Außenstehenden, der nicht selten für das betreffende indigene Volk sprechen, dessen öffentliches Bild prägen, seine Religion definieren oder gar besitzen will, wodurch der kulturellen Aneignung eine kolonialistische Komponente verliehen wird. Die kulturelle Fremdaneignung ist in der Werbung und in religiösen Bewegungen wie der New-Age-Bewegung und dem Neopaganismus weit verbreitet, wird nicht selten vom Bestreben begleitet, die jeweilige indigene Kultur von außen zu «korrigieren» oder «modernisieren», will heißen den eigenen kulturellen oder milieuspezifischen Normen zu unterwerfen, gemäß den eigenen Vorlieben und Vorstellungen zu formen.
In der «Kriegserklärung der Lakota gegen die Ausbeuter der Lakota-Spiritualität» aus dem Jahre 1993 wenden sich fünfhundert Repräsentanten der Lakota, Dakota und Nakota aus den USA und Kanada gegen diese Praxis, die sie auf das Schärfste verurteilen. Denn kulturelle Fremdaneignung ist nicht allein mit Ausbeutung und Machtmissbrauch, sondern ebenso sehr mit der Entweihung, Verspottung und der Stigmatisierung der betroffenen Kulturen verbunden, indem beispielsweise abwertende Stereotype perpetuiert und traditionelle Praktiken verfälscht werden. Der Begriff findet immer häufiger auch in der hellenischen Diaspora Verwendung (hauptsächlich in den USA), um die zunehmende Vereinnahmung des Hellenismos durch faschistische Bewegungen, besonders aber durch den Paganismus und Okkultismus zu bestimmen, die häufig rassistische und ethnozentrische Züge aufweist und auf eine Enteignung der hellenischen Tradition hinausläuft, die zum Allgemeingut oder zum gemeinsamen Erbe der «westlichen Zivilisation» erklärt wird. Dieses Vorgehen wird nicht selten mit biologistischen und historisch nicht zutreffenden Äußerungen begründet, was zu einer anti-paganen Haltung in Teilen der hellenischen Diaspora geführt hat.
Zwischen dieser neuen Vereinnahmung des Hellenismos durch die oben genannten Bewegungen und seiner früheren Vereinnahmung durch die alten Christen gibt es Parallelen. Des Weiteren ist in dieser Vereinnahmung eine unausgesprochene Ablehnung von kultureller Diversität und Alterität zu erkennen, welche in einer intoleranten und missionarischen Haltung ihren deutlichsten Ausdruck findet. Allerdings beschränkt sich dieses Phänomen beinah ausschließlich auf den angloamerikanischen Paganismus und Okkultismus.
Im Cambridge Dictionary wird «Cultural Appropriation» definiert als «Übernahme und Verwendung von Dingen aus einer Kultur, die nicht die eigene ist, vor allem ohne Verständnis oder Respekt für diese zu zeigen» (Cambridge Dictionary, Stichwort: cultural appropriation, zuletzt abgerufen am: 16. August «2019»).
Die kulturelle Fremdaneignung ist nicht mit dem Austausch oder der Wertschätzung zwischen den Kulturen zu verwechseln.
D
Daimon: in ältester Zeit gleichbedeutend mit Gott, Göttin, Gottheit, das Schicksal, eine unbestimmte ominöse Wesenheit. Damit können auch die Toten gemeint sein.
Daimonen: Wesen, die zwischen Gott und den Menschen stehen. Boten der Götter, diesen untergeordnet. Stehen über den Heroen. Gemäß den Platonikern stehen sie den Menschen näher als die Götter.
Daimonion: göttliche Macht, Gottheit, etwas Göttliches.
Daimosyne: Kenntnis, Wissen.
Daktyles, Daktylen: Erdgeister. Hierzenberger bezeichnet sie als «Zwerge». Hilfreiche Geister, welche den menschlichen Schmieden an die Hand gingen, wenn sie angerufen wurden.
Danaer: ein griechischer Stamm.
Deipnon: Mahl, Opfermahl, Mittagessen.
Deisidaimonia, Deisidämonie: Furcht oder übermäßige, d.h. unverhältnismäßige Angst vor dem Tod, göttlichen Strafen, Göttern, Geistern und Daimonen. Übertriebenes Interesse an Vorzeichen, Omen und sogenannten «paranormalen» Aktivitäten. Mystizismus. Aberglauben. Viele Vorstellungen und Praktiken des orthodoxen Christentums (z.B. der Leichen- und Reliquienkult), der monotheistische Teufelsglaube und magische Praktiken werden ebenfalls als deisidaimonia aufgefasst.
Delphinios: Beiname des Apollon. Apollon «des Mutterleibes». Wurde in Milet als Hafengott verehrt.
Demeter: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin der Erde und Landwirtschaft, des Getreides und der Ernte, der Gesetze und der Fruchtbarkeit. Schutzpatronin der Bauern. Schutzgöttin der Stadt Theben.
Demiurg: der «für das Wohl der Gemeinschaft Schaffende» oder «der für die Gemeinschaft Schaffende», wird im Deutschen mit «Schöpfer» wiedergegeben.
Demokratie: die Volksherrschaft. Der Begriff setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern Demos (Volk) und Kratos (Macht, Herrschaft) zusammen. Die Demokratie ist eine Herrschaftsform, in der alle Bürger zu gleichen Teilen an der Herrschaft partizipieren und die öffentlichen Angelegenheiten («Politik») regeln. Die Demokratie ist die selbstregierte Gesellschaft, das heißt: in der Demokratie herrschen die Bürger über sich selbst. Beschlüsse und Entscheidungen kommen durch Los oder Wahlen zustande. So werden auch Ämter vergeben. Das Gemeinwohl steht im Mittelpunkt alles politischen Geschehens und ist allen Individualinteressen übergeordnet. Daraus ergibt sich das spezifische Wesen dieser Herrschaftsform, die sich stark von der Monarchie und Oligarchie unterscheidet. Die höchste Institution der Demokratie ist die ekklesia (Volksversammlung). Ihre Grundelemente oder Hauptmerkmale sind die Autonomie, Isokratie, Isonomie, Isagorie und Parrhesia. Ohne Verfassung und staatlich garantierte Bürgerrechte kann die Demokratie allerdings in Ochlokratie (Pöbelherrschaft) und Willkür ausarten. Die Demokratie zählt zu den typischen Staatsformen der griechischen Kultur. In ihrer konkret existierenden Wirklichkeit wiesen viele dieser Staatsformen Merkmale unterschiedlicher Modelle auf, weshalb sie als «Mischformen» bezeichnet werden könnten. Heutzutage wird die Demokratie mit dem Parlamentarismus verwechselt und folglich mit Parteien und Parlamenten assoziiert. Diese Vorstellung von «Demokratie» ist der hellenischen Kultur fremd.
Dionysos: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Weines und der Vegetation, der Festlichkeit und des Genusses, der Freiheit und Errettung, der Ekstase und Erneuerung des Lebens.
Dioskuren, Dioskouroi: Kastor und Polydeukes. Zwillingssöhne des Zeus. Schutzpatrone junger Menschen, Retter in der Not (vor allem auf See).
Divination: siehe Mantik.
Dodekaeder: repräsentiert das Element Aither (Äther), die zwölf Götter des Olymps oder das Sein.
Dodekatheon, das: die zwölf olympischen Götter (von dodeka = zwölf und theos = Gott). Zum Dodekatheon gehören Zeus, Poseidon, Hephaistos, Demeter, Hera, Artemis, Apollon, Aphrodite, Hermes, Athena, Ares, Hestia. (Manchmal nimmt Dionysos den Platz der Hestia ein).
Dogma: Meinung, Lehrsatz, Ansicht.
E
Eiothóta, iothóta: das von den Vätern und Müttern übernommene Brauchtum (siehe auch: nomizómena).
Eiothótos: nach den Sitten der Väter, nach alter Sitte.
Eirene: Göttin des Friedens.
Eiresione: Symbol des Reichtums, Glücks und Segens. Die E. ist ein Oliven- oder Lorbeerzweig, der mit Wolle (eiros) umwunden und mit Feigen, Brötchen und kleinen Gefäßen mit Honig, Olivenöl und Wein behangen wird. Die E. findet in einigen Riten Verwendung.
Efktaia Kháris: das Dankesopfer.
Ekdilosi, ekdílosis: Manifestation, Äußerung, Erscheinung, Ausdruck.
Eklektisch: siehe Eklektizismus.
Eklektizismus: Terminus der Philosophie. Zusammenführung und Mischung von Ideen aus unterschiedlichen philosophischen Schulen, beispielsweise aus der Akademie (Platonismus) und der Stoa (Stoizismus). Der Begriff wird heute auch in der Kunst und Architektur verwendet.
Ekphorá: Trauerzug. Siehe Kēdhia.
Ékstasis, Ekstase: Zustand des Gelöst-Seins. Aus sich heraustreten, Trance.
Elaphebolion: «Hirschjagdmonat». Der E. ist der neunte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten März/April des gregorianischen Kalenders. Der Name des Monats leitet sich von einem Fest zu Ehren der Artemis Elaphebolos ab.
Elaphebolos: «Hirschtrefferin, Hirschjägerin». Ein Kultname der Artemis.
Eleftherios, Eleutherios: «der Freie, der Befreier». Ein Beiname des Zeus. Sein Altar symbolisierte ein freies Griechenland.
Eleos: Daimon des Mitgefühls, der Gnade und Barmherzigkeit. Sein Name bedeutet «Gnade». Sein Altar stand auf dem athenischen Marktplatz.
Elysion: das Elysion, auch bekannt als die elysinischen Felder, war ursprünglich die Insel der Seligen, wohin die Heroen entrückt wurden, denen die Götter Unsterblichkeit verliehen hatten. Nach der Encyclopedia Britannica hat die hellenische Religion die Vorstellung von den elysinischen Feldern von der ursprünglichen minoischen Religion erhalten und bewahrt. Das E. erscheint zunächst als ein Ort vollkommener Glückseligkeit am äußersten Rand der Welt, an den Ufern des Okeanos. In früheren Zeiten wurde gedacht, dass nur die Auserwählten der Götter ins Elysion eingehen und die Unsterblichkeit verliehen bekommen. Ab dem 6./5. Jahrhundert wird das E. als der Aufenthaltsort der seligen Toten verstanden, der nur denen offen steht, die ein gerechtes bzw. tugendhaftes Leben geführt haben. In manchen Beerdigungszeremonie wird den Toten eine «friedliche Reise», «ein guter Übergang» ins Elysion, in die «lichten und friedlichen Felder», gewünscht.
EN, hen: das Eine (to hen). Einheit, aus der die Götter herausgetreten sind. Deshalb werden die Götter auch Henádes (dt. Henáden) genannt. Die Götter sind also «vervielfältigtes Eines». Zeus bei Plethon. Das Eine ist unpersönlich, daher die Unpersönlichkeit der Götter. Da das Eine außerhalb der Vorstellungskraft des Menschen liegt, kann es nur negativ definiert werden, d.h. über das Eine kann lediglich gesagt werden, was es nicht ist. Diese Methode wird auch «negative Dialektik» genannt.
En kai pan: eins und alles, Eins ist Alles. Ontologische Formel für das Welterleben der Alleinheit, des Universums und der wechselseitigen Verwobenheit allen Seins. Findet sich zuerst bei den Vorsokratikern.
Energie: Tätigkeit, Kraft, Betätigung.
Epakrios: «der Höhen, der auf den Höhen Weilende». Ein Beiname des Zeus. Der Kult des Zeus Epakrios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.
Epanellínisi: Rehellenisierung, Wiederhellenisierung. Bezeichnung für die hellenische Re-Indigenisierungsbewegung.
Epidotes: Daimon, der vor Zorn schützt. Sein Name bedeutet «Geber, Schenker». Er steht den Reinigungsriten vor, die vom Miasma des Mordes befreien.
Epiklese, Epiklesis: die Epiklese ist die Anrufung einer Gottheit unter einem ihrer vielen Beinamen (Epitheta), z.B. des Zeus unter dem Beinamen Hypsistos (Allerhöchster).
Epikureismus: siehe Kēpos.
Epiphron: Daimon der Sorgfalt, Besonnenheit und Klugheit. Sein Name bedeutet «nachdenklich».
Epistēmē: die Wissenschaft.
Epitheta, die: Beinamen oder Kulttitel, unter denen die Götter angerufen werden.
Epoptes: «der Aufseher». Ein Beiname des Zeus. Der Kult des Zeus Epoptes erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epakrios, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.
Erato: die Muse der lyrischen Liebesdichtung und des Gesangs.
Erechtheus: «der Erderschütterer». Ein Beiname des Poseidons.
Ergane: «der Werke, die Werkerin». Ein Beiname der Athena als Schutzherrin des Handwerks.
Eriphos: «Böcklein». Kulttitel des Dionysos.
Ethnie: siehe Ethnos.
Ethnikí, Ethnikerin: siehe Ethnikos.
Ethnikos, Ethniker: (der Ethniker, die Ethniker) bedeutet «der Ethnie zugehörig» oder «zur Ethnie gehörend». E. sind alle Menschen, die ihrer ethnischen Tradition folgen, die Götter ihrer Ahnen verehren und Träger eines indigenen Ethos sind; die Polytheisten oder Animisten, die von den Monotheisten als «Paganisten» und «Götzendiener» Bezeichneten. Die Hellenen und Römer wurden von den Juden und später von den Christen Ethniker (ta éthnē) genannt. Der Ethniker wurde in christlicher Zeit vollends mit dem «Götzendiener» identifiziert. Im Neugriechischen ist der E. Substantiv und Adjektiv zugleich («Ethniker», «national»). Im Rahmen der Rehellenisierung wurde der E. streng im Sinne seiner immanenten Semantik rehabilitiert, von seiner früheren, abwertend konnotierten Bedeutung befreit und mit expliziter Betonung seiner Etymologie (éthos) wieder eingeführt, diesmal als Selbstbezeichnung (hellenische Ethniker, ethnische Hellenen). Da heute aber «Ethnos» mit «Nation» übersetzt, zwischen Kultur- und Staatsvolk generell nicht differenziert wird, ist die Notwendigkeit nach einer regelmäßigen Erklärung des «Ethnikers» gegeben, was wiederum die graduelle Wiederherstellung seiner ursprünglichen Semantik zur Folge hat, schließlich wurde er auf der Grundlage eben dieser Semantik dem neugriechischen Wortschatz zugeführt. Zudem wird das Adjektiv «ethnisch» im Hellenismos häufig synonym zu indigen, autochthon und polytheistisch gebraucht. Der. E. wird von einigen Hellenen als Selbstbezeichnung abgelehnt, weil der Begriff lange Zeit für den «Götzendiener» («eidololatres») stand. Diese Ablehnung wird von anderen Hellenen mit Unverständnis aufgenommen, denn «Ethniker bedeutet eigentlich zum Volk gehörig» (Ch. M. Wieland, J. G. Gruber: Sämmtliche Werke: Philosophische und kulturhistorische Werke, Bd. 6. S. 439-440, Göschen 1825), der Rest ist lediglich ein Zusatz späteren Datums, der in keinem Verhältnis zu seiner Etymologie steht.
Ethnisch: dieses Adjektiv leitet sich aus dem altgriechischen Ethnos ab; bed. vom oder zum Volk, aus dem Volk. Im Neugriechischen: von der Nation, aus der Nation, national (z.B. «ta ethnika zitimata», dt. «die nationalen Fragen»). Im Hellenismos: polytheistisch, indigen, authochthon, eingeboren, anzestral, zur Ethnie gehörend, die Ethnie betreffend. Es ist interessant, dass das Adjektiv «ethnisch» im Deutschen früher genau in diesem Sinne verwendet wurde, zumindest in literarischen Kreisen: «Der letzte Versuch, die ethnische Weltanschauung philosophisch und religiös zu gestalten, ist durch den Gegensatz gegen das siegreich vordringende Christentum hervorgerufen» (Deutsche Litteraturzeitung, hg. von Dr. Max Roediger, S. 745, II Jahrgang, Nr. 19, Berlin, 7. Mai 1881). Siehe auch: Ethnismos.
Ethnische Hellenen: die hellenischen Ethniker. Jene griechischssprachigen Menschen, die nicht nur ihrer Abstammung, sondern vor allem auch ihrer Religion, Weltanschauung und ihrem Ethos nach Hellenen sind. Eine Ethnie ist eine Gruppe von Menschen, deren Einheit auf ein gemeinsames Ethos zurückgeht. Das Wort Ethnos stammt vom altgriechischen Begriff Ethos ab (Gemoll). Ethos bedeutet so viel wie Gepflogenheit, Sitte, Brauch, Charakter. Daraus lässt sich die Definition der Ethnie als eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos ableiten. Demnach ist die Ethnie ein Kulturvolk und unterscheidet sich damit vom Staatsvolk der Nationalstaaten. Wer am indigenen Ethos einer Ethnie partizipiert, ist automatisch ein Ethniker, will heißen ein Mitglied der jeweiligen Ethnie. Die Hellenen sind ein Ethnos, das durch eine gemeinsame Abstammung, Sprache, Religion und ein gemeinsames Ethos bestimmt wird (Herodot, 8.144). Ethnische Hellenen sind alle griechischen Menschen, deren Ethnismus (= Identität) hellenisch ist, dabei ist es nicht relevant, ob sie Staatsbürger eines Nationalstaates sind, der den Namen ihrer Ethnie angenommen hat. Ethnische Identität und Staatsbürgerschaft sind nicht identisch. Der ethnische Hellene ist ein Mitglied der hellenischen Ethnie, weil er an ihrem Ethnismus partizipiert und dadurch Träger ihrer Kultur ist (Religion, Sprache, Lebensweise). Bis in die Neuzeit hinein wurden nur die ethnischen Hellenen als Hellenen bezeichnet, später bildete sich der Vorläufer des heutigen griechischen Staates und verlieh allen seinen Bürgern den Namen des Hellenen, koppelte aber auch deren Identität an die Orthodoxie. Streng genommen sind nur die Ethniker Hellenen, weil nur sie das besondere Ethos führen, welches sie als Mitglieder der hellenischen Ethnie auszeichnet.
Ethniker und Hellene galten lange Zeit als Synonyme: «die Hellenen, d.h. die Ethniker», heißt es z.B. beim Historiographen Dionysios Sourmelis (Κατάστασις συνοπτική της πόλεως Αθηνών από της πτώσεως αυτής υπό των Ρωμαίων, 2. Aufl., S. 19, Athen 1842, org. 1816). Bei Konstantinos Oikonomou sind es die «ethnischen Hellenen» (Περί των Ο, ερμηνευτών της παλαιάς θείας Γραφής, Buch 4, Band 2, S. 298, Athen 1844), so auch bei G. I. Papadopoulos (Λόγος Πανηγυρικός, S. 5, Konstantinopel 1900), Panagiotis Ch. Doukas (H Σπάρτη δια μέσου των αιώνων, S. 351, New York 1922) oder Margaritis Dimitsas (Ιστορία της Αλεξανδρείας, S. 696, Athen 1885). Und der Philologe Basilios Nikolaos Tatakis wusste «das ethnische Hellenentum» (ethnikós hellēnismós) vom sogenannten «Hellenenchristentum» Neugriechenlands zu unterscheiden (Η συμβολή της Καππαδοκίας στη χριστιανική σκέψη, S. 172, Athen 1960), wie auch das Patriarchat Alexandriens und Afrikas «die ethnischen Hellenen» (Ethnikoi Hellēnes) von den griechischsprechenden orthodoxen Christen zu unterscheiden wusste (Εκκλησιαστικός Φάρος, S. 221, Alexandrien 1908-1932). Aber auch schon vor der Griechischen Revolution unterscheidete man mit «ethnische Hellenen» («εθνικοί Έλληνες») die Hellenen von den Romioi, d.h. den griechischsprachigen Christen (Athanasios Parios, Αλεξίκακον Φάρμακον, S. 58, Leipzig 1818).
Während sich im Abendland die abwertende Bezeichnung «Paganist» durchsetzte, bezeichnet der Ethniker in Griechenland noch heute den Polytheisten oder Animisten. So wurde Pierre Chuvins A Chronicle of the Last Pagans (Cambridge/London 1990) unter dem Titel «Οι τελευταίοι εθνικοί» (Die letzten Ethniker) ins Griechische übersetzt (Thessaloniki 2003) und E. R. Dodds Pagan and Christian in an Age of Anxiety (Cambridge 1991) unter dem Titel «Εθνικοί και χριστιανοί σε μια εποχή αγωνίας» (Ethniker und Christen in einer Zeit der Angst, Athen 1995). Im Hellenismos wurde der «Ethniker» von der pejorativen Semantik des «Götzendieners» geläutert und auf dem Sockel seiner Etymologie als Selbstbezeichnung neu aufgestellt. Der neugriechische Staat heißt offiziell Hellenische Republik und seine Bürger heißen und verstehen sich alle als Hellenen, darum wird die Bedeutung des Adjektivs ethnisch bei vielen Hellenen stark betont, dient diesen gar zur Abgrenzung von der dominierenden Kultur. Mit der notwendigen Dopplung des ethnischen Hellenen wird die eigene Autonomie gegenüber der romäischen Kultur unterstrichen. Einige verzichten auf das Adjektiv ethnisch, da sie die Bezeichnung «Hellene» («Έλληνας») für ausreichend befinden. Im Mittelalter wurden die Hellenen auch «Hellenizontes» (Hexabiblos, Bd. 2, Kap. 11, S. 745) und «Hellenisten» (Gennadios Scholarios, An Raoul Oises) genannt.
Ethnische Religion: die ursprüngliche Religionsform der Menschheit. Als «ethnische Religionen» werden Religionen und Kulte bezeichnet, die typischerweise ethnisch gebunden, auf ein Gebiet oder Volk begrenzt sind und lokale Besonderheiten aufweisen, wodurch sich ihre Inhomogenität erklärt. Sie sind auch bekannt als traditionelle, indigene, autochthone, anzestrale und Stammesreligionen. Ethnische Religionen sind wichtige Bestandteile ethnischer Kulturen und werden durch kulturelle Gemeinsamkeiten (Sitten, Sprache, Werte, Geschichte) bestimmt. Der Begriff bezeichnet im Grunde die anzestralen Riten und Überlieferungen einer Ethnie und schließt den Ahnenkult mit ein.
Die ethnischen Religionen sind parallel zu den Kulturvölkern gewachsen und mit ihrer kollektiven ethnischen Identität untrennbar verflochten. Sie bilden eine soziopolitische Gesamtheit und sind als solche in das Bedeutungs- und Wertesystem einer Ethnie eingebunden. Sie können polytheistisch, animistisch, kosmotheistisch oder all das gleichzeitig sein und darüber hinaus auch noch Einflüsse aufweisen, die heute gemeinhin als «schamanisch» bezeichnet werden, wobei zu vermerken ist, dass die Begriffe Animismus und Kosmotheismus neueren Datums sind und eine Perspektive widerspiegeln, die von den entsprechenden Völkern oder Stämmen nicht unbedingt geteilt wird. Die ethnischen unterscheiden sich in erheblichem Maße von den sogenannten universalen oder Offenbarungsreligionen, weil es sich bei ihnen um gewachsene, kulturspezifische Religionen handelt, die in besonderer Weise mit der Kosmologie, aber auch mit dem Siedlungsgebiet, der natürlichen Umwelt (Berge, Gewässer, Flora, Tiere) der jeweiligen Ethnie verbunden sind.
Aus diesem Grund suchen sie nicht nach neuen Mitgliedern, sind nicht allein Religion, sondern Teil einer kulturell spezifischen Lebensweise. Im heutigen religionswissenschaftlichen Diskurs werden mit dem Begriff der ethnischen Religion üblicherweise nur die traditionellen Religionen der nicht-industrialisierten Völker angesprochen, während im Hellenismos die traditionellen Religionen aller Kulturvölker ethnisch heißen. Im Rahmen einer Politik der Re-Indigenisierung seitens nativistischer Bewegungen ist es während der letzten Jahrzehnte zu einer organisierten Revitalisierung ethnischer Religionen bei einer Reihe von Ethnien gekommen, zu denen beispielsweise das Volk der Lakota in Nord- und das der Kayapo in Südamerika zählen. Ein solches Bestreben geht in aller Regel mit der Restauration der eigenen ethnischen Identität und Lebensweise einher, die durch den Kolonialismus, die damit einhergehende Landwegnahme und Christianisierung einer partiellen oder vollständigen Vernichtung ausgesetzt worden ist (Ethnozid). Die populärsten ethnischen Religionen der Gegenwart sind der Hinduismus und Shintoismus. Im Griechischen lässt sich die Bezeichnung «ethnische Religion» («εθνική θρησκεία») mindestens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, im Deutschen bis ins Jahr 1837 zurückverfolgen.
Ernst Kapp erkannte damals schon in der griechischen Religion eine ethnische Religion: «Die griechische Religion war Polytheismus. Der Polytheismus ist die Spitze der ethnischen Religionen … Im Vorigen ist der Zusammenhang aufgesucht worden, in welchem der griechische Polytheismus als ethnische Religion mit den allgemeinen physischen Mächten steht; es lässt sich aber auch eine weitere Beziehung desselben zur Natur, und zwar zu der Lokalität des Landes erkennen» (Dr. Ernst Kapp, Philosophische oder vergleichende allgemeine Erdkunde als wissenschaftliche Darstellung der Erdverhältnisse und des Menschenlebens nach ihrem inneren Zusammenhang, Bd. 1, S. 191-192, Braunschweig 1845). Interessant scheint zudem, dass bereits damals bekannt war, dass eine ethnische Religion weit über das «Religiöse» hinausgeht. Der orthodoxe Theologe Anastasios Diomedes Kyriakos hat dazu folgendes geschrieben: «Die ethnische Religion war eng verbunden mit der Geschichte, den Sitten, der Erziehung, der Bildung der Völker, sodass ihr Umsturz notwendiger Weise den Umsturz aller Systeme, der ganzen Welt der Ideen, Gefühle, Institutionen, Sitten zur Folge hatte. Abgesehen davon musste der natürliche Respekt vor der Antike bekämpft werden, wenn die neue Religion sich durchsetzen wollte» (Anastasios Diomedes Kyriakos, Δοκίμιον Εκκλησιαστικής Ιστορίας: Χάριν των περί την θεολογίαν σπουδάζοντων, 2. erweit. Aufl., S. 39, Athen 1874). Während der Begriff der ethnischen Religion für manche problematisch ist, wird er im Hellenismos nicht wertend verwendet, wobei es einige Hellenen gibt, die diesen Begriff mit der Begründung ablehnen, dass dieser nicht von den alten Griechen stammt.
Ethnismos: lat. Ethnicum, dt. Ethnismus. Ethnische Religion und Tradition (gemeinhin als «Paganismus» und «Götzendienst» bezeichnet), aber auch Ethnizität, ethnische Identität und kulturelles Bewusstsein, Heimatliebe (Philopatrie), heute auch Nationalbewusstsein. Der Begriff «Ethnismos» («εθνισμός») taucht im Griechischen zum ersten Mal 1826 auf. 1827 erscheint er in Isaak Lowndes’ Modern Greek and English Lexicon als Synonym für «die Religion der Ethniker» («Paganism, ουσ., η θρησκεία των εθνικών, εθνισμός», dt. «Paganismus, Subst., die Religion der Ethniker, Ethnismos», S. 359). Der E. ist ein komplexer und für die Hellenen wichtiger Begriff. Mit ihm wird im Hellenismos die ethnische Identität auf der Grundlage der ethnischen Religion, des ethnischen Wertesystems und der Sprache zum Ausdruck gebracht, zumal Religion, Identität, Wertesystem und Sprache hier als Einheit wahrgenommen werden.
Der Begriff leitet sich aus dem altgriechischen Wort «Ethnos» («Ethnie») ab, das von den ethnischen Hellenen streng im etymologischen Sinne verwendet wird. «Ethnos» selbst stammt wiederum vom altgriechischen «Ethos» ab (Charakter, Brauch, Sitte, Lebensweise). Demzufolge ist die Ethnie eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos. Die westeuropäische oder moderne Semantik von «Ethnos» («Ethnie») und «ethnisch» (wie auch die dahinterstehenden Vorstellungen) werden vom Hellenismos abgelehnt (so zum Beispiel auch die «Rasse», ein westeuropäisches Konzept aus dem 17. Jahrhundert, das den Hellenen logischer Weise fremd war, weshalb es in der hellenischen Sprache auch kein Wort für «Rasse» gab. «Phyle», das Wort, welches im heutigen Griechenland für «Rasse» verwendet wird, stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet «Stamm» oder «Klan». Die «phylai» waren soziale und politische Unterteilungen des Ethnos).
Der Ethnismus wird in modernen Wörterbüchern fast ausschließlich nur mit «Nationalbewusstsein» oder «Nationalität» übersetzt, in manchen englischen und deutschen Lexika gar als Synonym für «Nationalismus» geführt, ein Umstand, der von mangelnder Kenntnis der Materie oder zumindest von der Ausklammerung seiner Geschichte zeugt. Im Gegensatz zum homogenisierenden Nationalismus (der die natürliche Diversität zwischen und innerhalb der Ethnien kontrastiert), setzt der inhomogene Ethnismus die ethnische Identität nicht mit Nationalstaaten oder Staatsbürgerschaften gleich, sondern mit der Kultur und Religion, dem besonderen Ethos der jeweiligen Ethnie. Bereits diese Tatsache zeigt, dass eine sorgfältige Differenzierung zwischen Ethnismus und Nationalismus geboten ist. Der Ethnismus kann schon deshalb nicht mit dem Nationalismus gleichgesetzt werden, weil er so alt ist wie die Ethnien selbst. Der Nationalismus hingegen ist «eine moderne Bewegung» (Encyclopaedia Britannica: Nationalism) und genau dieses Faktum führt eine solche Gleichsetzung ad absurdum. Siehe auch: ethnisch.
Ethnizität: die kollektive ethnische Identität. Ethnisches Bewusstsein, welches sich aus der gemeinsamen Kultur, Symbolik und Religion speist. Hierdurch unterscheiden sich die Kultur- von den Staatsvölkern.
Ethnodiversität: die Vielfalt, Polymorphie und Unterschiedlichkeit zwischen und innerhalb der Ethnien; die Vielfalt von Sprachen, Sitten, Mythen, Religionen, Weltanschauungen und Lebensweisen (Kulturen). Die Ethnodiversität ist das Hauptcharakteristikum der Ethnosphäre. Der Erhalt der ethnokulturellen Vielfalt wird durch die Christianisierung, die Islamisierung, den internationalen Kulturimperialismus und heute vor allem durch die Folgen des Klimawandels bedroht.
Ethnos: Volk, Kulturvolk, eine Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Ethos (Charakter, Verhalten, Sitten, Gepflogenheiten). Das Wort Ethnos stammt vom altgriechischen Begriff éthos ab. Die Ethnien sind inhomogene, polymorphe und durch ein soziokulturelles Netz zusammengehaltene souveräne und selbstständige Einheiten, die sich über ihr Ethos (Herkunft, Sprache, Sitten, Götterkult) definieren. Ethnien werden auch als Kulturvölker bezeichnet. Heute wird der Begriff des «Ethnos» mit der «Nation» gleichgesetzt oder allein auf die Herkunft reduziert. Deshalb bemühen sich viele Hellenen um eine Rückführung des Begriffs auf seine etymologische Semantik.
Ethnosphäre: die ursprüngliche oder natürliche Gesamtheit aller Weltanschauungen, Mythen, Religionen, Sitten, Wertesysteme, Vorstellungen, Denk- und Lebensweisen und Ethnien. Jener Raum, in dem Ethnien wachsen, leben und sterben.
Ethnozid: kultureller Völkermord, Kulturmord. Die gezielte Vernichtung der Religion, Sprache oder Lebensweise einer Ethnie.
Ethos: Gewohnheit, Verhalten, Charakter, Gepflogenheit, Sitte, Brauch, Seins- oder Lebensweise. Ethos ist das hellenische Wort für «Kultur». Bei Heraklitos wird das Ethos eines Menschen zu seinem Schicksal. Das Ethos eint die verschiedenen Stämme und Sippen und steht somit am Anfang jeder Ethnie, ist ihr Fundament und Bezugspunkt. Das Ethos ist das ethnienbildende Element par excellence.
Euchē, efchē: Bitte, Gebet.
Euhemerismus: eine von Euhemeros aus Messene (340-260) erfundene Theorie, wonach die Götter keine kosmischen Mächte, sondern lediglich verstorbene weise Herrscher gewesen sein sollen, die nach ihrem Tod wegen ihrer Verdienste zu Göttern erhoben wurden. Auf diese Weise soll der Kult der griechischen Götter zustande gekommen sein. Der Euhemerismus gehörte zu den degenerativen Erscheinungsformen der damaligen Epoche. Durch seine entwertende Profanisierung und Vermenschlichung der Götter fügte er den religiösen Sitten des Volkes ernsten Schaden zu.
Eunomia: das gute Gesetz, Wohlgesetzlichkeit. Bezeichnet die Verfasstheit des Rechtssystems eines Staates. Die Eunomia steht in enger Verbindung zur Eutaxia, der guten Ordnung. «Denn das Gesetz ist eine Art von Ordnung [taxis], und gute Gesetze [eunomia] stellen zwangsläufig eine gute Ordnung [eutaxia] dar» (Aristoteles, Politik, 1326a,25-27). Eunomia ist der Name einer der Horen. Zusammen mit ihren «Schwestern» Dike (Gerechtigkeit) und Eirene (Frieden) steht sie für die gute Ordnung, das Recht und den Frieden innerhalb eines Staates.
Eusébeia: Pietät. Der Götterkult, die von den Ahnen tradierten Kulte. Die E. drückt sich im Ritualismus aus (siehe Orthopraxie).
Eusebéo: (Verb) etwas mit Ehrfurcht behandeln, verehren, anbeten.
Eutaxie, Eutaxia: gute Ordnung. Bezeichnet sowohl den Kosmos als auch die innere Verfassung eines Staates. Das Gegenteil von eutaxia ist ataxia (fehlende Ordnung).
Euterpe: die Muse der Musik.
Exeumenisterion: Sühneopfer.
G
Gamelion: der siebte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht ungefähr den Monaten Januar/Februar des gregorianischen Kalenders. Der Name des Monats leitet sich von ghamos ab (Tag der Hochzeit). Im Monat Gamelion wurden die meisten Ehen geschlossen.
Georgos: «Landwirt, Ackerbauer». Ein Beiname des Zeus als Gott des Ackers und Getreides.
Ghámos: (Tag der) Hochzeit; hat einen hochgradig symbolischen Charakter und ist das Fundament der Bürgerschaft.
Goetia: Zauberei, Hexerei, schwarze Magie, Schadenszauber. Die «schlechte Kunst» (kakotechnia). Die Magie ist der Versuch, dem Kosmos den eigenen Willen aufzudrücken, die Götter oder Toten zu «zwingen», die Wünsche des Magiers oder seiner Kunden zu erfüllen. Die griechische Magie ist größtenteils Sympathiemagie. Die Magie ist im Hellenentum äußerst negativ besetzt und gilt als mit dem Prinzip der Pietät unvereinbar. In allen Jahrhunderten hat es Griechen gegeben, die die Dienste der Magier in Anspruch nahmen, um etwa einem Konkurrenten zu schaden oder einen materiellen Vorteil zu erlangen. Die sogenannten «Fluchtafeln» bezeugen, dass derartige Praktiken weit verbreitet waren. Dennoch war die Magie den Hellenen suspekt, vielen gar ein Gräuel. Für Apollonios von Tyana war der Magier «eine verabscheuungswürdige Kreatur» (Phil., Leben des Apollonios von Tyana, 8.7.3-10) und bei Plotinos sind Hexer «schlechte Menschen» (4.4.40-44). In der Literatur erscheinen Hexen und Magier als leichenschändende, frevelhafte Individuen, die nach Macht und die Herrschaft über die Weltordnung streben. Im Hellenismos wird Magie mit Grabschändung, Leichenverstümmelung und Nekromantie assoziiert. Darum werden magische Praktiken oft als miasmatisch gewertet. Das spiegelt sich sowohl in der Literatur als auch in den alten Bezeichnungen für Magier und Zauberinnen wider. So heißt die Zauberin unter anderem auch «tymbas/τυμβάς» (die auf Gräbern wütet und den Leichen die Glieder abschneidet) und der Magier «baskanos/βάσκανος» (der Verleumder, jmd. der schlecht über einen spricht, im Neugriechischen der Urheber des «bösen Blickes»). Von vielen als Aberglauben abgetan, steht die Magie mit Vorstellungen von den Göttern in Verbindung, die gemeinhin als unwürdig oder albern gelten.
H
Hades: griechischer Gott und König des Totenreiches («Unterwelt»), der in seiner Funktion als Gott des Reichtums, Wohlstands und der Fülle Pluton genannt wird. Hades ist sowohl der Name des Gottes als auch der Name für die Unterwelt.
Hausgötter: Götter des Hauses (oikos), des Herdes, Speichers und Zaunes. Des Gartens, der Türen und Tore. Die athenischen und wohl bekanntesten Hausgötter der Griechen sind: Hestia, Zeus Herkeios, Zeus Ktesios, Hermes Strophaios, Apollon Agieus und Hekate Prothyraia.
Heilkunde, antike: in den Tempeln des Asklepios von Ärzten und Heilern praktiziert. Diät, Kuren, Traumdeutung, Inkubation, Hypnose, Phythotherapie (Pflanzenheilkunde), Aromatherapie, Seelenheilkunde, Bäder, Hypnotherapie, Philosophie. Reinigungs- und Heilungsriten («Geistheilung») waren ebenfalls nicht unüblich. Die hellenische Heilkunde verfolgte einen holistischen Ansatz. Noch heute herrscht im Hellenismos die Ansicht, dass es nicht im Interesse des Patienten ist, die eine Therapie zugunsten einer anderen aufzugeben (Dualismus), außer es liegen medizinische Vorbehalte vor. Im Hellenismos wird kein Gegensatz zwischen Komplementärtherapien und Schulmedizin konstruiert.
Zusätzlich zur traditionellen Heilkunde und Schulmedizin können Hellenen heutzutage die klassische Meditation zur Entspannung und Stressreduktion in ihr Fitnessprogramm aufnehmen. Gleiches gilt für die Aktive Imagination, die z.B. in der Traumatherapie Anwendung findet, oder andere Praktiken.
Hekate: griechische Göttin der Übergänge und der Unterwelt, der Ehrungen und Siege, der Kreuzungen und Eingänge, die Schaden und Unglück vom Haus abwendet. Hekate und Zeus Panamaros sind die Schutzgötter der Stadt Stratonikeia.
Hekatombaion: «Monat der Hekatombe». Der H. ist der erste Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Juli/August des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Hekatombe ab, d.h. eines Opfers von hundert Rindern. Im H. wird das große Fest der Panathenaia zu Ehren der athenischen Stadtgöttin Athena gefeiert.
Helladisch: das griechische Land bzw. Festland betreffend. Der Ausdruck Helladisch hat in der Wissenschaft eine andere Bedeutung.
Helladische Staat: der «Griechische Staat», Staat auf griechischem Boden, der moderne griechische Nationalstaat, der im Jahr 1830 ausgerufen wurde und der sich in seinem Selbstverständnis auf die Orthodoxe Kirche des byzantinischen Ritus und die Vorstellung stützt, die griechischen Kultur fortzuführen. Seine Grenzen erstrecken sich über das hellenische Mutterland und andere hellenische Stammgebiete. Der Begriff bezeichnet also einen Staat auf hellenischem Boden.
Hellenen: das hellenische Volk, Angehörige der hellenischen Ethnie. Der «Hellene» ist die Eigenbezeichnung der Griechen. Die Hellenen der «archaischen» und «klassischen Zeit» sind aus der Verbindung der mykenischen mit der minoischen und anderen helladischen Kulturen hervorgegangen.
Hellenen, ethnische: siehe: Ethnische Hellenen.
Hellenentum: siehe Hellenismos.
Hellenikon, to: die Totalität alles Hellenischen, bereits bei Herodot dokumentiert (8.144.2), definiert als der Vierklang aus gemeinsamer Abstammung, Lebensweise, Sprache, Religion. Wurde später von den Christen mit der «Idolatrie» («Götzendienst») gleichgesetzt. «To Hellenikon» ist die usprüngliche Bezeichnung für den Hellenismos.
Hellenisch: das die Hellenen und ihre Kultur Betreffende.
Hellenismos: die hellenische Kultur und Lebensweise. Sprache, Religion, Sitten und Lebensweise der Hellenen, die in Summe ihre ethnische Identität ausmacht. Der Begriff stammt aus der Antike und ist von «Hellenes», der Eigenbezeichnung der Griechen, abgeleitet. Hellenismos bedeutet «der Hellenen […]. II. Verwendung eines klaren hellenischen Stils und Idioms» (Liddell/Scott, S. 536). In der Antike «bezeichnete er die Beherrschung der griechischen Sprache, darüber hinaus auch die Aneignung griechischer Kultur und Religion. In diesem letzteren Sinne wurde der Begriff von denjenigen negativ verwendet, die Polytheismus, den ‹Götzendienst›, der Griechen ablehnten, zunächst von Juden, später von den Christen» (Heinz Heinen, Geschichte des Hellenismus, S. 9, München 2003). Das ist der Grund, weshalb «der Hellenismos» oft undifferenziert mit dem Ethnismus («Polytheismus») gleichgesetzt wurde.
Zu Zeiten Kaiser Julians (330-363) entwickelte sich der Begriff zum offiziellen Namen der hellenischen Religion, weil diese eben nicht nur den Götterkult, sondern ebenso die politischen Vorstellungen, die Bildung (paideia) und Kultur der Hellenen umfasst (Marion Giebel, Kaiser Julian Apostata: Die Wiederkehr der alten Götter, S. 8, Düsseldorf 2006). Hellenismos ist demnach sowohl Kultur als auch Religion. Im modernen Griechenland war der Begriff noch vor zwei Jahrhunderten negativ konnotiert, wurde mit «Götzendienst», der «hellenischen Irrlehre» und dem «Trug der Götzen» assoziiert. Dies änderte sich nach der Revolution von 1821 und im Zuge der neugriechischen Nationsbildung. Das christliche Griechenland eignete sich sukzessive den Begriff Hellenismos an, identifizierte den H. mit der Romiosini und setzte ihn schließlich offiziell mit der griechischen Staatsbürgerschaft gleich, sodass im heutigen Griechenland unter «Hellenismos» etwas völlig anderes verstanden und bezeichnet wird als im Hellenismos selbst, nämlich ganz allgemein «die Griechen».
Die Wiederaneignung des «Hellenismos» seitens der Hellenen hat in Griechenland zu Konflikten geführt, weil die orthodoxen Christen den Hellenismos nun mit dem orthodoxen Christentum identifizieren und die Rehabilitierung des Begriffs als Angriff auf ihre Identität werten, wobei sie unter Hellenismos nicht diesen selbst meinen, sondern die Romiosini. Die ethnischen Hellenen hingegen halten an der ursprünglichen Bedeutung fest, die im Wort selbst angelegt ist, und gebrauchen den Begriff im griechischen Sinne.
In den USA gibt es seit einigen Jahren neuheidnische Gruppen, die sich «hellenisch» oder «hellenisch-polytheistisch» nennen, aber in keiner Verbindung zum Hellenismos und der hellenischen Diaspora stehen. Im Internet präsentieren sie sich als Teil der hellenischen Community und versuchen diese von außen zu definieren, indem sie beispielsweise ihre Version des Paganismus als «Hellenismos» ausgeben, den sie auf das Religiöse reduzieren. Dabei werden alte, durch das Christentum tradierte Stereotype perpetuiert. Daraus resultiert eine Gegenaufklärung zu Lasten des Hellenismos. Im Rahmen dieser kolonialen Vereinnahmung der hellenischen Kultur wurde die Kontinuität des Hellenischen angezweifelt und der Genozid an den Griechen im Osmanischen Reich offen geleugnet, um dadurch die Fremdaneignung des Hellenismos zu rationalisieren. Immer mehr amerikanische Hellenen wehren sich gegen diese Aneignung, Kommerzialisierung und den Missbrauch ihres Ethnonyms seitens des angloamerikanischen Paganismus, was vor allem auf den sozialen Medien zu heftigen Auseinandersetzungen und in Teilen der hellenischen Community zu einer anti-paganen Einstellung führte.
Der deutsche Begriff für Hellenismos lautet «Hellenentum».
Hellenismus: im Deutschen die Bezeichnung einer bestimmten Epoche der griechischen Geschichte, konkret verwendet für den Zeitraum 336 v.u.Z. bis 30 u.Z. Als Epochenbezeichnung wurde der H. vom deutschen Historiker Johann Gustav Droysen (1808-1884) in die Geschichtsforschung eingeführt. Die hellenische Sprache kennt nur den «Hellenismos», der recht häufig mit «Hellenentum» oder «Griechentum» übersetzt wird.
Hellenisten: zunächst eine Bezeichnung für die griechischsprachigen Juden der Diaspora, die im Rahmen der Hellenisierung des Nahen Ostens mit der griechischen Kultur in Kontakt kamen und die griechische Lebensweise übernommen hatten. Die H. waren ebenso bekannt als Hellenizontes («die Griechischlebenden»), d.h. als Juden, die einen griechischen Lebensstil pflegten. Dieses Judentum wird mit dem Begriff «Hellenistisches Judentum» bestimmt. Später eine Bezeichnung für die sogenannten Judenchristen, die ersten Jesus-Anhänger. Paulus von Tarsus, der Gründer des Christentums, war ein hellenistischer Judenchrist. In der Spätantike wandelte sich die Bedeutung des Hellenisten wieder. Unter H. waren nun alle Bewohner des Römischen Reiches gemeint, die nicht nur Griechisch sprachen, sondern den traditionellen Kulten und Traditionen die Treue hielten, so explizit bei Kaiser Julian. Im Mittelalter wurden auch die Hellenen selbst als «Hellenisten» bezeichnet (Gennadios Scholarios, An Raoul Oises).
In Neugriechenland werden damit vor allem die Altertumsforscher gemeint. Diese spezielle Disziplin der Altertumswissenschaften wird «Hellenistik» genannt. Aus diesem Grund werden z.B. Jean-Pierre Vernant und Jacqueline de Romilly als Hellenisten bezeichnet. Der Begriff wird manchmal auch für die «Liebhaber» oder «Bewunderer der griechischen Kultur» verwendet. Im Hellenismos wiederum dient der Begriff zur Bestimmung der Nichthellenen, die den Hellenismos praktizieren, d.h. die hellenische Sprache sprechen, die hellenische Lebensweise und Religion pflegen. Aber vor allem dient der Hellenist diesen Menschen als Selbstbezeichnung.
Hellenistisch: die im Deutschen als «Hellenismus» bezeichnete Epoche griechischer Geschichte betreffend. Mit dem «hellenistischen Zeitalter» wird der Zeitraum 336 v.u.Z. bis 30 u.Z. gemeint. Diese Epoche ist mit dem Namen Alexanders III. verbunden.
Hellenizität, Hellenikotita: griechisches Gepräge, griechische Identität.
Hellenizontes: die «Griechischlebenden». Im Mittelalter war dies eine weitere Bezeichnung für die Hellenen.
Henádes, Henáden: die Götter; die Mächte, die aus dem Einen («to en») herausgetreten sind, deshalb auch als «vervielfältigtes Eines» bezeichnet werden. Siehe auch: Theoi.
Hephaistos: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Feuers und der Schmiede, der Handwerkskunst und Metallverarbeitung. Patron der Handwerker.
HER: Abkürzung für «Hellenische ethnische Religion». Die Bezeichnung «Hellenische ethnische Religion» wurde vom YSEE geprägt, der auch den offiziellen Träger der HER bildet. Andere Kollektive lehnen diese Bezeichnung ab, zumal die HER mit dem YSEE assoziiert und als die hellenische Religion zu verstehen ist, wie sie allein der YSEE begreift, deutet und praktiziert. Der YSEE definiert die HER als die ungebrochene hellenische Religion, wie sie im Untergrund von Generation zu Generation bis in die neueste Zeit weitergegeben wurde. Dem YSEE zufolge ist die «Hellenische ethnische Religion» seit dem Jahr 1730 die offizielle Bezeichnung für die hellenische Religion. Seit dem Jahr 2010 bildet die Theorie der ungebrochenen Kontinuität die offizielle Linie des YSEE. Dabei stützt er sich auf Plethon, die Stratioti, die hellenischen Jakobiner der Ionischen Inseln, besonders aber auf die «Mittelalterliche Bibliothek» von Konstantinos Sathas und private Familienarchive. Im Jahr 2017 wurde die HER vom griechischen Staat als «bekannte Religion» anerkannt, wodurch Namensgebungen, Hochzeiten und Beerdigungen staatliche Anerkennung finden. Die HER grenzt sich von anderen Trägern der hellenischen Religion scharf ab. Siehe auch: YSEE.
Hera: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Die Göttin der Ehe und Niederkunft, des Himmels und der Materie. Schirmherrin der Ehefrauen und Schutzherrin des Menschengeschlechts. Schutzgöttin der Stadt Argos.
Herakles: ein Hauptheros des Hellenismos und der beliebteste Held der Griechen. Der populärste Mythos über Herkunft und Leben des Herakles berichtet, dass Herakles der «Sohn» des Zeus und der Alkmene war. Der Mythos erzählt, dass Herakles‘ Leben von vielen Abenteuern und großem Leid geprägt war. Er stellte sich zahlreichen Herausforderungen, meisterte gefährliche Aufgaben und kämpfte gegen mächtige Ungeheuer. Auf seinem Weg musste er viele Hindernisse überwinden, doch Herakles gab sich nicht geschlagen und trotzte dabei sogar den Göttern. Am Ende wurde er mit großen Ehren in den Olymp aufgenommen. Im Hellenismos gilt Herakles als Beschützer der Menschen. Er wehrt Gefahren ab und vertreibt alles Schlechte. In dieser Hinsicht ähnelt er dem buddhistischen Mahakala und dem jüdischen Engel Michael. Darüber hinaus steht er für Beharrlichkeit und Tapferkeit, für die Meisterung des Lebens und die Erlangung der Tugend (arete).
Herkeios: «des Zaunes». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als ionischer Hausgott und Wächter über den häuslichen Zaun und all dessen, was sich darin befindet.
Hermes: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott der Wege, Kommunikation, Rhetorik, Gymnastik und Sprache, der Reisen, Wege und Grenzen. Schutzgott der Reisenden, der Hirten und Herden, der Kaufleute und Diebe. Schutzgott der Stadt Tanagra.
Hermetismus, Hermetik: der H. war eine ägyptische Geheimlehre, Produkt des jüdisch-ägyptischen Synkretismus und seiner Vermählung mit griechischem Gedankengut (Platonismus, Stoa). Zudem weist er Einflüsse aus dem Gnostizismus auf. Als Verfasser der hermetischen Schriften wurde unter anderem Hermes Trismegistos ausgegeben. Damit war der Ägyptergott Thoth gemeint. In der Encyclopaedia Britannica lesen wir: «Die in griechischer und lateinischer Sprache verfasste Sammlung [der Texte] stammt wahrscheinlich» aus dem Zeitraum zwischen der Mitte des 1. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Die Schriften wurden in der Form platonischer Dialoge niedergeschrieben und lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: «den ‹populären› Hermetismus, der sich mit Astrologie und den anderen okkulten Wissenschaften befasst; und den ‹erlernten› Hermetismus, der sich mit Theologie und Philosophie befasst.» Beide Formen des Hermetismus scheinen in der «griechisch-ägyptischen Kultur der ptolemäischen und römischen Zeit entstanden zu sein» (Encyclopaedia Britannica: Hermetic writings).
Der H. stand den ethnischen Göttern eher feindlich gegenüber, teilweise degradierte er sie zu bösen Geistern. Vom H. wird oft fälschlich angenommen, dass er zum Hellenismos gehöre, tatsächlich wird der H. in hellenischen Publikationen kaum erwähnt, findet auch auf hellenischen Online-Plattformen keine Beachtung, was sicher auch auf ein mangelndes Interesse an Mystik und Offenbarungen zurückzuführen ist. Christliche Apologeten und Esoteriker in Griechenland rekurrieren häufig auf die hermetischen Schriften, wollen in ihnen den Beweis für einen Monotheismus der alten Griechen gefunden haben, zumindest den ihrer Philosophen. Zudem werden die «Offenbarungen des Hermes Trismegistos» gelegentlich auch als Zeugnis für die Richtigkeit der christlichen Offenbarung und deren postulierte Vereinbarkeit mit dem Hellenentum geführt. Doch nützt der Rekurs auf die hermetischen Schriften nichts, weil der H. nicht zum Hellenismos gehört.
Hestia: eine Hauptgöttin des Hellenismos. Göttin des Herdfeuers und des Heimes.
Hiera, ta: pl., die heiligen Kultgeräte, die Gegenstände des Götterkults.
Hieropraxie: der Ausdruck Hieropraxie (heilige Handlung, sakraler Akt) bezeichnet die heiligen Kultriten der hellenischen Religion, insbesondere die Opferhandlung, und wird daher synonym zu Orthopraxie gebraucht. Siehe auch: Orthopraxie.
Hieron: das Heiligtum.
Horios: «der Grenzen». Ein Beiname des Zeus als Wächter von Grenzsteinen. Der Kult des Zeus Horios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Epakrios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Teleios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.
Hybris: Überheblichkeit, Zügellosigkeit, Dreistigkeit, Arroganz. Anmaßung in Wort und Tat gegenüber den Göttern.
Hypatos: «der Höchste». Beiname des Zeus als Gott der Berge und Burgen. Gott, der Gesundheit spendet.
Humanismus: der Begriff des H. entstammt dem Lateinischen humanitas (Menschsein, Menschlichkeit, Menschennatur). Der Begriff selbst ist neueren Datums. Inhaltlich ist der Begriff mit der griechischen philanthropia (Liebe/Zuneigung zum Menschlichen) und paideia (hellenische Bildung) verwandt. Der Humanismus beschreibt eine edle Lebenshaltung, die sich durch Milde auszeichnet. Darüber hinaus bezeichnet er die sittliche und geistige Bildung des Menschen, welche das Mitempfinden, den angemessenen Umgang mit anderen Menschen und die Selbstachtung in den Mittelpunkt menschlichen Handelns stellt. Die Stoa übte großen Einfluss auf den H. aus, weshalb dieser mit der stoischen Philosophie assoziiert wird. Siehe auch: Kalokagathia.
Hyle: Materie, Stoff, Substanz.
Hylozoismus: von Hyle (Materie) und Zoe (Leben), Lehre von der Belebtheit der Materie. Die Vorsokratiker, die ersten griechischen Philosophen, waren Hylozoisten. Auf der Suche nach der Arche, dem Urstoff des Universums, fand Heraklit sie im Feuer, Thales erklärte das Wasser zum Urstoff, Anaximenes die Luft, Pythagoras fand sie in der Monade (die Zahl 1) und Anaxagoras im Nous. Alle diese Stoffe, vom Feuer zur Monade bis zum Nous, wurden aus winzig kleinen Materieteilchen bestehend gedacht. Der Hylozoist und Stoiker Vlassis G. Rassias beschreibt den Hylozoismus mit den Worten: «Alles ist Materie. Die Götter, Gedanken, eben alles. Alles ist Materie, lebende Materie». Der Hylozoismus wird gelegentlich mit dem Materialismus verwechselt.
Hýparxis: Existenz, Dasein.
Hypobasis: die Abstufung, Herabgehen, Rückschritt. Im Platonismus die Manifestation des Einen von den oberen zu den unteren Ebenen innerhalb einer Hierarchie (Taxis).
Hypostase, Hypostasis: der zugrunde liegende Zustand, Grundlage. Substantialisierung, Verwirklichung, Wirklichkeit, Wesen, Substanz. Im Platonismus die Seinsstufen, die aus dem Einen herausgehen (proodos).
I
Iama, pl. Iamata: Heilung durch eine Gottheit, meistens Asklepios. Ein Beispiel aus der Geschichte: Im Jahr 350 besuchte ein Junge zusammen mit seinem Vater das Heiligtum des Asklepios in Epidauros. Der Junge war seit seiner Geburt taubstumm. Nach dem Opferritus und den Riten, die Vater und Sohn gemeinsam verrichteten, kam ein Priester auf die beiden zu und schaute sich den Jungen genauer an. Er sagte dem Vater, dass eine Weihgabe innerhalb des Jahres notwendig sei, um das zu erhalten, was sich der Vater wünschte. Noch bevor der Vater antworten konnte, rief der Junge: «Ich verspreche es!» Sein Vater konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Er bat den Jungen, er möge doch wieder etwas sagen. Der Junge wiederholte, diesmal lauter: «Ich verspreche es!» (Iamatische Inschrift Epidauros, IG IV²,1 121). Solche Heilungserlebnisse werden als Iamata bezeichnet.
Iatromantie, Iatromantik: rituelle Heilkunst. Der Begriff setzt sich aus «iatros» (Arzt, Heiler) und «mantike» (Divination) zusammen. Die Iatromantie ist eine Bezeichnung für Reinigungs- und Heilungsriten, die neben der offiziellen Religion existieren oder in ihren Institutionen (Heiltempel) eingebunden sind. Man könnte sie als das griechische Pendant zum Schamanismus beschreiben. Iatromanten werden auch als Reinigungspriester bezeichnet. Bekannte Iatromanten der Antike waren Abaris, Hermotimos, Aristeas und Epimenides. Mehr dazu unter: Heilkunde.
Idea, Idee: bei Platon sind alle Dinge in der materiellen Welt nur ein Abglanz oder Schattenbilder der ewigen und unveränderlichen Ideen, der Urbilder aus der immateriellen Welt.
Idolon, eidolon: Statue, Skulptur, Bildnis. Seine Pluralform (ta eidola) bezieht sich auf die Götterbildnisse.
Indigenisierung: ein Begriff aus der Ethnologie, der eine Form des Widerstands indigener Völker gegen die Assimilation an das Abendland bezeichnet. Dabei werden technische oder funktionale Elemente der westlichen Welt zwar übernommen und den eigenen Rahmenbedingungen angepasst, doch wird damit die Bewahrung der eigenen kulturellen Identität und keine Unterwerfung an den Westen beabsichtigt. Demnach ist die Indigenisierung eher als selbstgewählte Erneuerung und nicht als Modernisierung zu werten. Eine Erneuerung setzt auf technischen, medizinischen oder sozialrechtlichen Fortschritt, während die sogenannte «Modernisierung» häufig auf eine Anpassung an den Westen und dessen lineares Zeitverständnis hinausläuft. Dabei fungiert der Westen als Maßstab zivilisatorischer Entwicklung.
Iris: Botin der Götter; hält die Verbindung des Menschenreiches zum Reich der Götter intakt.
Isegoria: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Isegoria ist eng mit der Parrhesia verwandt und wird heute allgemein als Redefreiheit übersetzt, dabei steht dieses Prinzip für das gleiche Rederecht vor der ekklesia (Volksversammlung), der höchsten Institution der Demokratie.
Isokratie: eines der fünf Grundelemente der Demokratie, das allen Bürgern einen gleichen Anteil an der Macht und öffentlichen Verwaltung des Staates garantiert.
Isonomie: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Isonomie bezeichnet die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz.
K
Kalender: nahezu jede griechische Polis hatte eigene Kalender und teilweise auch andere Namen für die Monate. Heute orientieren sich die meisten Hellenen, weil in Athen lebend, am Attischen Kalender, der mit dem Monat Hekatombaion beginnt (ca. 23. Juni – 23. Juli) und mit Skirophorion endet (ca. 24. Mai – 22. Juni). Der Attische ist ein Lunarkalender und gehört zu den ionischen Kalendern. Es gibt eine Anzahl von Hellenen, die den Attischen an den Gregorianischen Kalender anpassen, was die Anzahl der Tage und die Monats- und Jahresanfänge betrifft, indes verwenden sie weiterhin die attischen Monatsnamen: Gamelion (Januar), Anthesterion (Februar), Elaphebolion (März), Mounykhion (April), Thargelion (Mai), Skirophorion (Juni), Hekatombaion (Juli), Metageitnion (August), Boedromion (September), Pyanepsion (Oktober), Maimakterion (November), Poseidion (Dezember). Traditionell werden die Monate in drei 10-Tage-Abschnitte unterteilt. Die erste Woche heißt Istamenos (zunehmender Mond), die zweite Mesountos (Mitte des Monats), die dritte Fthinontos (abnehmender Mond). So haben wir den ersten, zweiten, dritten etc. Istamenos des Monats X oder Y usw. Die dritte Woche wird in vielen Fällen rückläufig gezählt.
Je nach Wohnort oder Herkunft wird ein anderer Kalender befolgt, deshalb ergeben sich bei den Monatsnamen Unterschiede und es werden Feste gefeiert, welche lokalabhängig, daher nicht von allen begangen werden. Es kann also sein, dass die Hellenen in Serres beispielsweise einen anderen Namen für den Monat Anthesterion haben und andere Feste feiern, als die Hellenen in Athen oder auf Kreta. Viele Feste sind polisabhängig und würden an anderen Orten keinen Sinn ergeben. Andere sind an bestimmte Heiligtümer gebunden und könnten aus diesem Grund nicht korrekt begangen werden, ohne geltendes Recht zu brechen. Die hellenische Religion ist regional strukturiert und vom lokalen Moment abhängig. Dadurch ergibt sich ihre Polymorphie. Siehe auch: Zeitrechnung.
Kalliope: die Muse der Dichtung. Ein beliebter Mädchenname im heutigen Griechenland.
Kalokagathía: das andere, wohl bedeutendere Ziel der Paideia. Die K. beschreibt das Ideal eines schönen (kálos), heißt wohlgeformten Körpers und eines ebenso guten (agathós) Geistes durch die Bildung der körperlichen und geistigen Natur des Menschen und seiner Erziehung zum Schönen und Guten.
Kakón: das Schlechte, etwas oder jemand, der unfähig oder unwürdig ist, unhöflich, dreist, vulgär, feige, gemein, scheußlich oder niederträchtig. Der Epikureer Marios Verettas gibt hierzu zwei Beispiele aus der altgriechischen Literatur: 1) Aristoteles nennt das Schaf «das schlechteste unter den Vierbeinern» und meint damit, dass das Schaf das feigste Tier von allen sei. 2) Theokritos erwähnt einen Soldaten und nennt ihn «Kákisto Stratióte», einen schlechten Soldaten, weil dieser sehr feige gewesen sein soll. Im Neugriechischen bedeutet K. «das Böse».
Karien: Küstenland im südwestlichen Kleinasien, gehört heute zum Staatsgebiet der Türkei. K. wurde schon sehr früh von Hellenen besiedelt (Kolonialstädte), die an der Küste ihre Städte errichteten. Spuren des Mutterrechts blieben in K. noch lange Zeit lebendig.
Katharmós: Reinigungsritus, rituelle Reinigung. Reinigung durch Khernips, Bäder im Meer oder in fließenden Gewässern, Verwendung von Weihrauch u.a. Rituelle Reinigung von Menschen, Häusern, Sachen und Städten. Rituelle Reinigung vor dem Besuch eines Heiligtums oder der Teilnahme an einem religiösen Fest. Der Hellenismos kennt unterschiedliche Reinigungsriten für unterschiedliche Zwecke.
Katharsis: Reinigung, Läuterung. Körperliche, seelische und geistige Läuterung.
Kathartisch: reinigend, läuternd, in einem weiteren Sinn den naturgemäßen Zustand wiederherstellend.
Kēdhia: Begräbnis. Der Tote wird gewaschen, mit aromatischen Ölen eingerieben, in helle Gewänder gehüllt ohne das Gesicht zu verschleiern und mit Bändern umwickelt. So liegt er ca. zwei Tage auf einem Totenbett, das innerhalb des Hauses aufgestellt wird. Es findet dann der Leichenzug statt (von der Polis zur Nekropole), und der Verstorbene wird entweder beerdigt oder eingeäschert, beide Bräuche sind überliefert. Es werden verschiedene Gaben auf dem Grab gelegt, heutzutage meist Lebensmittel und Blumen. Es folgt das Trankopfer und Tage danach der Leichenschmaus. Reinigungsriten finden statt, um jene zu reinigen, die mit der Leiche des Verstorbenen in Berührung kamen. Der Tote wird an seinem Geburtstag geehrt. Sowohl die Aufbahrung des Verstorbenen im Haus als auch der Leichenzug haben in der griechischen Provinz überlebt.
Képos: der Garten. Die Schule und Lebensweise des Epikuros.
Khernips: geweihtes Wasser. Wird für die Reinigung religiöser Stätten verwendet, um Miasma zu vermeiden und den Erfolg der religiösen Riten zu garantieren. Es existieren verschiedene Möglichkeiten zu seiner Herstellung. Khernips wird, nachdem es seinen Zweck erfüllt hat, vom Ort des sakralen Geschehens entfernt, da es nun als unrein gilt. In den öffentlichen Zeremonien unserer Zeit besprenkeln die Priester den Altar mit Salzwasser und verwenden hierfür Lorbeerblätter. Erst später werden dann z.B. Rauchopfer gebracht und die bis zu diesem Zeitpunkt verhüllten Bildnisse der Götter den Augen der Gemeinschaft preisgegeben. Der Thiasos Delphys, der vom YSEE unterhalten wird, weiht seinen mobilen Altar immer wieder neu mit Khernips, wenn er diesen für die heiligen Riten in der Natur oder bei alten Heiligtümern aufstellt. Wird auch im Hauskult verwendet, besonders bei kathartischen oder apotropäischen Riten.
Kirke: eine mythische Zauberin.
Kleinasien: Vorderasien, das westliche Küstengebiet der heutigen Türkei. Seit dem 2. Jahrtausend v.u.Z. die Heimat vieler Völker (Hethiter, Karer, Lyder), darunter auch der Thraker und Hellenen. In K. befinden sich bedeutsame und berühmte Städte wie Pergamon, Ephesos und Smyrna. Der Tempel der Artemis in Ephesos gehörte zu den Sieben Wundern der Antike.
Klio: die Muse der Geschichtsschreibung.
Kollektivismus: Betonung des Politischen gegenüber dem Privaten, Vorrang der Bedürfnisse des Gemeinwesens vor Individualwünschen, Primat der Gemeinwohlinteressen über Partikularinteressen. Gesellschaftsordnung, in der die privaten Interessen dem Gemeinwohl untergeordnet sind. Der Kollektivismus war das Gesellschaftssystem der altgriechischen Staaten, auch wenn der Begriff selbst neueren Datums ist. Die Aristokratie und Demokratie waren Formen des Kollektivismus, d.h. Gesellschaftsordnungen, in der das Politische an erster Stelle steht und die Themen: pólis (Staat), polítes (Bürger), politeia (Bürgerschaft), démos (Volk) und politismós (Verwaltung) die zentralen Punkte darstellen. Im Kollektivismus genießen die Interessen des Gemeinwesens oberste Priorität. Denn nur das Gemeinwesen kann – in Gestalt der staatlichen Entität – die autonomia (Selbstgesetzgebung) garantieren und folglich die Freiheit und kollektive Würde der Bürger wahren. In der Freiheit äußert sich in gewisser Hinsicht die Würde des Menschen als denkendes und soziales Wesen. Im Kollektivismus erlebt sich der Mensch als Bestandteil eines größeren Ganzen, definiert sich selbst über seine Beziehungen zu seiner Familie, seinem Stamm, Staat und seinem direkten Umfeld, über seine Pflichten gegenüber den Lebenden und den Toten. Ohne eine Verfassung zur Regelung der Beziehungen der einzelnen Mitglieder des Gemeinwesens untereinander und zur staatlichen Entität, ohne Isokratie und dezidiert politische Rechte kann der Kollektivismus allerdings in eine Art «Cliquen-Tyrannis» ausarten, in der unter dem Vorwand der Wahrung der Interessen des Gemeinwohls eine Minderheit ihre eigenen Interessen durchsetzt. In der aktuellen politischen Debatte wird der Begriff des Kollektivismus in die Nähe des Leninismus oder Nationalsozialismus gerückt. Im griechischen Raum findet der Kollektivismus als Synonym für Planwirtschaft Gebrauch. Aus diesem Grund taucht er in griechischen Texten des Hellenismos nicht auf. Dafür wird von einigen Autoren und Bloggern der Terminus koinotismos (von griech. koinotita = Gemeinde, Kommune) favorisiert, der am ehesten mit «Kommunitarismus» oder «Kommunalismus» ins Deutsche übersetzt werden kann, jedoch ohne Einbindung der ideologischen Implikationen, die diese Begriffe mit sich führen.
Kollektivistisch: siehe Kollektivismus.
Kolonien: ab dem 8. Jh. wurden Poleis außerhalb der Heimat gegründet. Gründe hierfür waren u.a. die mangelnde Getreideversorgung und Arbeitslosigkeit junger Männer. Mehr als 1500 solcher Kolonien wurden von den Griechen geschaffen, oft auf Anraten eines Orakels, z.B. des delphischen. Eine Kolonie war eine Ansiedlung von Hellenen, die an unbewohnte Küsten zogen, eine neue Polis bauten und Handel trieben. Die K. waren unabhängig von der Heimat, ihr aber weiterhin verbunden. Gründe hierfür waren: familiäre Beziehungen, religiöse Bindungen, gemeinsame Gepflogenheiten.
Kontinuitätslegende: ein ideologisches Konstrukt, das eine lineare Kontinuität von der Antike über das byzantinische Reich bis zum neugriechischen Staat suggerieren will. Bildet das Fundament der neugriechischen Nationsbildung und der staatlichen Ideologie der sogenannten «hellenochristlichen Zivilisation», welche die neugriechische Identität an den christlich-orthodoxen Glauben knüpft und das Hellenentum mit der Orthodoxie gleichsetzt, die wiederum als die Bewahrerin alles Hellenischen während der Zeit der Osmanenherrschaft dargestellt wird. Theorie von der Fortsetzung des Hellenentums im orthodoxen Christentum. Kernelement des griechischsprachigen Nationalismus. Als deren Erfinder gelten Spyridon Zampelios und Konstantinos Paparrigopoulos. Letzterer hat den Begriff des «Hellenochristianismus» geprägt und gilt heute als «Historiker der Nation».
Kosmiotis, kosmiotes: Ordnung, Ordentlichkeit, Geordnetheit, Zivilität, Höflichkeit, gesittetes Benehmen. Bezeichnet sowohl die innere Verfasstheit eines Staates als auch eine Tugend.
Kosmogonie: Lehre von der Entstehung der Welt. Die älteste vollständige Kosmogonie, die aufs Papier gebracht und uns überliefert ist, ist die K. des Hesiodos aus dem 7. Jh. v.u.Z. (Am Anfang war das Chaos. Aus dem Chaos entstieg Gaia, Mutter Erde, dann erschien Eros. Chaos und Gaia generierten beide weitere göttliche Mächte; im Verlauf der Geschichte erhält die Welt ihre Ordnung.) Bei der Entwicklung ihrer Weltanschauung knüpfte die Orphik an Hesiodos’ Theogonie an.
Kosmos: die Welt, Weltordnung. Ordnung, Schmuck. Das griechische Substantiv kósmima (Schmuckstück) und das Verb kosmízei (schmücken) leiten sich beide von Kósmos (griech. Κόσμος) ab. Der K. steht im Mittelpunkt der griechischen Weltanschauung, die sich um das Universum und seine Gesetze dreht. Obschon die Götter ihm seine Ordnung verliehen, ihn aus den Urstoffen zu einer sinnvollen Ganzheit geeint haben, gilt der Kosmos im Hellenismos nicht als «Schöpfung». Siehe auch: Kosmotheismus.
Kosmothéasis: Weltanschauung, Weltverständnis. Ein neuzeitlicher Begriff.
Kosmotheismus: der K. bezeichnet eine religiöse Lehre oder Vorstellung vom Universum als ewiges Ganzes. Entsprechend dieser Anschauung ist der Kosmos anfangslos oder aus sich selbst heraus entstanden. Seine Gesetze entstammen seinem Inneren. Dieses ist wiederum von einem Prinzip durchdrungen, das dem Willen der Götter übergeordnet ist. Dieses Prinzip heißt im Hellenismos moira (Schicksal), ananke (Notwendigkeit) oder heimarmene (kausaler Determinismus). Folglich nimmt im Kosmotheismus der Kosmos selbst die zentrale Rolle ein und steht an Wichtigkeit auch über den Göttern.
Kourotrophos: eine athenische Gottheit, die als Beschützerin der Kinder und Jugendlichen verehrt wird. Zudem ist Kourotrophos ein Beiname verschiedener Götter, welche die Neugeborenen und jungen Menschen beschützen.
Kreitontes: die Mächtigen. Ein Titel für die Götter und die Toten.
Kult: Verehrung, Anbetung, Religion im weitesten Sinn. Stammt aus dem Lateinischen und bedeutet «Pflege», seine griechische Entsprechung ist das Femininum «latreia/λατρεία». Dieser Begriff wird z.B. in den USA gern verwendet, weil es den Charakter der griechischen Götterverehrung eher trifft, als die «Religion», die ihrerseits an Glaube und Katechese denken lässt, an Offenbarungsreligionen, welche sich aber von den ethnischen oder traditionellen Religionen unterscheiden. Der Kult hat die Zeremonie, die korrekte Ausübung der Riten zum Mittelpunkt des Geschehens. Er bedeutet Pflege und Fortsetzung der anzestralen Ritualistik.
Kulturelle Aneignung: siehe Cultural appropriation.
Ktesios: «der Besitztümer». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als Hausgott und Beschützer der materiellen Güter des Hauses (oikos).
Kykladen, Kykladenkultur: unter dem Begriff der Kykladenkultur werden die Kulturen zusammengefasst, die während der Bronzezeit auf den kykladischen Inseln blühten. Die K. entstand unabhängig von der Sesklokultur und weist darüberhinaus kretische Einflüsse auf.
Kyrenaiker: philosophische Schule oder Lebensweise, die vom Schüler des Sokrates Aristippos aus Kyrene (435-360) gegründet wurde. Gemäß dieser Lebensweise besteht das höchste Ziel des menschlichen Lebens im Erlangen von Lust und Genuss.
L
Labrys: «Labrys» ist eine Kultgemeinschaft und ein bedeutendes hellenisches Kollektiv, welches sich beherzt für die Revitalisierung der hellenischen Kultur einsetzt. Labrys orientiert sich stark an das sogenannte Klassische Zeitalter und die rituelle Tradition Attikas. Die allermeisten Mitglieder der Gemeinschaft sind Athener bzw. leben in Athen. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass die athenische Religion eine dominierende Rolle in der Gemeinschaft einnimmt. Labrys legt großes Gewicht auf die Kultpraxis. In Athen unterhält die Gemeinschaft Räumlichkeiten, die für das Abhalten von Seminaren und Vorträgen vorgesehen sind. Sie organisiert jedes Jahr die Attischen Dionysien und das Fest der Phallophorien im Zentrum von Athen. LABRYS und YSEE sind verschiedene Kollektive und stehen in keiner Beziehung zueinander.
Lenaios: Kulttitel des Dionysos. Zu Ehren des Dionysos Lenaios wurden in Athen die Lenaia gefeiert. Der Titel Lenaios leitet sich vom Lenaion ab, dem heiligen Bezirk des Dionysos auf der Agora von Athen.
Lethe: Fluss in der Unterwelt. Trinkt die verstorbene Seele aus der Lethe, vergisst sie ihre Vergangenheit und alle vorherigen Erfahrungen.
Literatur, griechische: das gesamte schriftliche Werk der griechischen Kultur: Epos, Lyrik, Komödie, Drama/Tragödie, Geschichtsschreibung, Mythos, Mathematik, Astronomie, Astrologie, Botanologie, Zoologie, Mineralogie, Physik, Philosophie (Theologie, Ontologie, Kosmologie, Ethik), Politik, Biografien et cetera.
Logik(ē): Vernunft; richtiges, zusammenhängendes Denken. Schlüsse ziehen, Argumente formulieren, Beweise bringen. Gebrauch vom rationalen Anteil der Seele.
Lykeios: Beiname und Verehrung des Apollon als Wolfsgott, «der vor Wölfen schützt» und die erwachsenen Männer beschützt.
M
Magie: siehe Goetia.
Maimakterion: «der stürmische Monat». Der M. ist der fünfte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten November/Dezember des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Maimakteria ab, einem Fest zu Ehren des Zeus Maimaktes.
Makares, hoi Makares: die Seligen. Eine Bezeichnung für die Götter.
Mantik, antike: die Weissagekunst, Divination. Traumdeutung (Artemidoros; psychologische und divinatorische), Bibliomantie (Homeros und Hesiodos), Kristallomantie, Pendel, Bohnenorakel, Würfelorakel, Arithmologie, Libanomantie (Weissagung aus dem Weihrauch), Dendromantie (Weissagung durch Bäume bzw. aus dem Rascheln ihrer Blätter im Wind), Hydromantie, Pyromantie. Losorakel, klassische Astrologie (Ptolomäus, Manilius) u.a. Erhaltene und heute verwendete hellenische Orakel sind z.B. das Pythagoras- und das Alphabet-Orakel.
Medizin, antike: hippokratische Medizin, Naturtherapie, Narkose, Behandlung von Brüchen und Verrenkungen, Chirurgie, Prognose, Diagnose, Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Kräuterumschläge, Pulslehre, Hygiene, Sport, Diät. Bekannte Ärzte waren Hippokrates, Herophilos, Galenos und Asklepiades (Begründer der medizinischen Forschung). Natürliche Heilverfahren der traditionellen Naturheilkunde wurden in die Med. aufgenommen. Es gab zahlreiche Schulen, die teilweise zerstritten waren. Die sog. Pneumatische Schule stand unter stoischem Einfluss, setzte vor allem auf die vitalisierende Kraft der Natur und entwickelte eine bessere Pulslehre. Die Dogmatische Schule baute auf die Philosophie und zeigte ein großes Interesse an den Körperorganen. Die Empiriker gaben viel auf die Beobachtung des Umfelds des Patienten und feilten an der Pharmakologie.
Galenos vereinte in seinem System die verschiedenen Lehren und wurde zu einer Koryphäe auf seinem Gebiet. Hippokrates und Galenos sind die berühmtesten Mediziner des Hellenentums. Seit dem 5. Jh. machte sich die Medizin von der Religion unabhängig, setzte eigene Standards auf und entwickelte neue Verfahren, dabei übernahm sie das Wissen und den ganzheitlichen Ansatz der traditionellen Naturheilkunde. Die antike Medizin erreichte ihren Höhepunkt im hellenistischen Alexandrien. Siehe auch: Heilkunde.
Meilichios: «freundlich, sanft, mild». Kulttitel verschiedener Götter, allen voran des Zeus.
Melpomene: die Muse der Tragödiendichtung.
Metageitnion: «Wechsel der Nachbarschaft, der Nachbarn». Der M. ist der zweite Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten August/September des gregorianischen Kalenders. Sein Name geht auf das Nachbarschaftsfest Metageitnia zurück, das zu Ehren des Apollon Metageitnios begangen wird.
Metageitnios: «der Nachbarschaftswechsler». Ein Beiname des Apollon.
Metaphysik: Studium von Prinzipien, die sich den Sinnesorganen entziehen und somit zum Objekt von Spekulationen werden.
Miasma: (rituelle) Unreinheit. Befleckung, Verunreinigung. Kann sowohl den einzelnen Menschen als auch eine Gruppe betreffen. Es wird zwischen kleinen, vorübergehenden (z.B. Tod) und großen (z.B. Mord) Miasmen unterschieden. Die großen Miasmen treten in Folge eines groben Verstoßes wider die sittlichen oder kosmischen Gesetze auf.
Mnemosyne: die Mutter der Musen. Ihr Name bedeutet «Erinnerung».
Moiren, Moira: die Schicksalsgöttin(nen). Sind die «Töchter» des Zeus und der Themis, beugen sich aber nicht dem Willen des Göttervaters. Wurden im Kult anscheinend nicht bildlich dargestellt. Moira bedeutet Schicksal.
Monotheismus: die Religion des «einen» oder «einzigen Gottes», des «einen Buches». Der M. stammt aus dem Mittleren und Nahen Osten. Im Hellenismos wird der Monotheismus nicht allein als Religion, sondern als Ganzheit aus Religion, Kultur und Politik verstanden, weil der M. die gesamte Imagination des Subjektes Mensch durchdringt und imprägniert, unabhängig davon, ob der einzelne Mensch sich als gläubig oder atheistisch versteht. Folglich wird vom religiösen, säkularen, kulturellen oder politischen Monotheismus gesprochen. Diese Ganzheit wird innerhalb des YSEE mit dem Begriff «angewandter Monotheismus» bestimmt. Auf religiöser Ebene stellt der Monotheismus die Lehre vom «einen» oder «einzig wahren Gott» dar, der i.d.R. als allmächtig, außerkosmisch, als Person und als Schöpfer des Universums dargestellt wird. Dieser ist keiner Notwendigkeit verpflichtet und sein Wille ist für das Universum, das hier als «Schöpfung» gilt, bindend.
Aus diesem religiösen M. ist der kulturelle M. hervorgegangen (Abendland, Romiosini u.a.), der auch in heute säkularen Staaten seinen Fußabdruck hinterlassen hat, beispielsweise in der Gesetzgebung, Kunst, allgemeinen Moral und den Wissenschaften. Diesem kulturellen M. folgte der politische Monotheismus, der in den Ideologien Westeuropas seinen prominentesten Ausdruck findet. Damit sind in aller Regel die Hauptideologien des Abendlandes gemeint, die seit der Neuzeit das politische Denken des Planeten bestimmen: Konservatismus, Liberalismus, Nationalismus und Internationalismus. Diese Ideologien entstammen der christlichen Kultur, der Kultur des Monotheismus, weisen zum Teil einen messianischen Charakter auf, vertreten eine säkulare politische Eschatologie und haben ihrerseits eigene Stereotype und Denkschemata generiert, die vom Monotheismus durchdrungen sind und sich wie eine Membran auf die Rezeptoren des Menschen legen, wodurch sie seinen «Blickwinkel» bedingen. Viele Hellenen zählen den Leninismus und Nationalsozialismus ebenfalls zum Monotheismus, den sie als die Mutter des Totalitarismus in Europa verstehen.
Mounykhion, Mounikhion: «Mounykhia-Monat». Der M. ist der zehnte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten April/Mai des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von einem Fest zu Ehren der Artemis Mounykhia ab, das in ihrem Tempel auf dem Hügel Mounykhia in Piräus abgehalten wurde.
Musen: begabte Göttinnen, neun an der Zahl. Ihre Namen sind Kalliope, Thalia, Klio, Melpomene, Erato, Euterpe, Polihymnia, Erato, Urania und Terpsichore. Die Musen sind die Geister der Wissenschaft und Schönen Künste.
Musikinstrumente, traditionell hellenische: Kithara, Lyra, Harfe, Syrinx (Hirtenflöte).
Mystagogos: der in die Mysterien einweiht.
Mysten: die in die Mysterien Eingeweihten.
Mysterien, mysteria: Geheimkulte, die neben der Staatsreligion existierten. Durch die Einweihung in die Mysterien wurde die Angst des Mysten vor dem Tod gelindert, da ihm durch die Bewusstwerdung des Todes, rituell nachgestellt, ein gutes Leben nach dem Tod gesichert wurde. Man kann sie sicherlich als eine Art von Psychotherapie bezeichnen, da die Angst, ein Leiden der Psyche, geheilt wird und der Mensch bemächtigt, ohne Angst vor dem Tod, entspannt sein Leben zu verbringen. Demnach bedeuteten die Mysterien auch Heilung der Deisidaimonia, des Aberglaubens.
Mythoi, Mythen: Erzählungen über die Entstehung der Welt (Kosmogonie) und des Lebens auf Erden, über den Ursprung der Götter (Theogonie) und die Taten der vorzeitlichen Helden.
N
Naïskos: der Naïskos (pl. Naïskoi) ist ein kleiner bzw. Mini-Tempel, der Motive aus der Mythologie zeigt oder solche, die weit verbreitet sind, z.B. den Dionysos, wie er Trauben isst. In früheren Zeiten schmückten sie die Friedhöfe der Hellenen, gleichzeitig stellten sie die Toten dar, ähnlich den heutigen Porträtfotos, die auf den Grabmälern angebracht werden. Des Weiteren dienten sie als Dankesgaben an die Götter. Naïskoi konnten aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, nicht nur aus Terrakotta, sondern auch aus Gold. Heute spielen sie nur noch im Hauskult eine Rolle, wo sie als Schreine dienen oder auf den Opfertischen zu finden sind. In Neugriechenland werden unter dem Begriff Naïskos kleine Kirchen bzw. Mini-Kirchen am Wegesrand oder auf Privatgrundstücken verstanden, die in Fachgeschäften für Kirchenbedarf geführt werden.
Namensgebung: siehe Amphidrómien.
Naturdaimonen: lokale Schutzgeister, die in der Natur, in den Elementen leben (Quellen, Flüssen, Bäumen etc.). Nymphen. Mit Bewusstsein ausgestattete Naturmächte. Sind den Menschen meist wohlgesinnt und gutmütig, können aber auch Menschen wegen begangener Vergehen bestrafen. Die bekanntesten griechischen Naturdaimonen sind die Nymphen und Dryaden.
Naturgeister: siehe Daimonen und Naturdaimonen.
n.chr.Z.: nach der christlichen Zeitrechnung, nach der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, nach «unserer Zeitrechnung» (n.u.Z.). Diese Jahreszählung ist im Hellenismos sehr weit verbreitet; sie nimmt Bezug auf die heute übliche Zeitrechnung, gezählt ab dem angeblichen Geburtsjahr Jesu, ohne den christlichen Hintergrund oder die damit verbundene Spaltung der Menschheit zu übernehmen.
Nekropolis: Friedhof, Stadt der Toten.
Nekysia, ta: Totenopfer, Totenfeier, Opfergaben an die Verstorbenen, die Ahnen.
Nemesis: die Göttin der Vergeltung, Strafe und des Gleichgewichts zwischen Glück und Unglück.
Noema, das: Gegenstand des Denkens, das Wahrgenommene, Gedanke, Begriff, Vorstellung, Bedeutung, Sinn.
Noemon: denkend, vernünftig, intelligent.
Noerisch: intellektuell, kognitiv, mental, mit dem Nous geschehend. Das durch den Verstand Wahrnehmbare, Erkennbare. Dem Bereich des Geistes und nicht des Sinnlichen angehörig.
Noesis, die: geistige Tätigkeit, Denken, geistig wahrnehmen, Verstehen, Begreifen. Intellekt.
Noetisch: den Nous betreffend, zum Denken gehörig, intelligibel, erkennbar, denkbar, vorstellbar, geistig.
Nomizomena, ta: die traditionellen Anschauungen und Sitten, die gebräuchlichen Normen und Regeln. Das Verb nomizo bedeutet, dass man an etwas festhält, pflegt, folgt.
Noumenia: Neumondtag. Erster und gleichzeitig heiligster Tag eines jeden hellenischen Monats.
Nous, der: Vernunft, Verstand, Intellekt, Geist. Der Begriff spielt in der Philosophie eine sehr große Rolle.
Nymphen: niedere Naturgottheiten, gute Geister. Dryaden (Baumgeister), Oreaden (Berggeister), Naiaden und Hydriaden (Wassergeister), Kreniden (Quellnymphen) und Epimeliden (Schutzgeister der Herden). Wächter von Orten, Quellen etc. Der Kult der Wassernymphen wurde in Athen besonders gepflegt, vor allem von Frauen. N. wurden in Grotten verehrt, unter freiem Himmel, bei Quellen. Ihnen wurden Blumen, Milch und Früchte geopfert. Fördern die Fruchtbarkeit, schützen die Weiden, helfen Wanderern. Die Dryaden sind sterblich; sie sterben mit ihren Bäumen. Die N. werden im entsprechenden Eintrag von Löwe/Stoll mit den Feen verglichen.
Nymphegetes: «Nymphenführer». Kulttitel des Apollon.
n.Z.: nach der christlichen Zeitrechnung, nach der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, nach «unserer Zeitrechnung» (n.u.Z.).
O
Oikos: die Hausgemeinschaft, Familie, die familiäre oder häusliche Einheit (zu der auch der Haussklave zählte).
Oinochoē: siehe Hiera.
Okeanos: Urmacht. Ur-Meeresgott. Vater der Okeaniden.
Olympios: «der Olympische». Ein Kultname des Zeus. Der Kult des Zeus Olympios ist von panhellenischer Bedeutung.
Omada E, Epsilon: die Erzählungen über die sogenannte Omada E (Gruppe Epsilon) sind die einflussreichsten und meistdiskutierten innerhalb der archäozentrischen Szene (siehe: Archäozentrismus). Der juden- und hellenenfeindliche Autor Ioannis Fourakis gilt gemeinhin als Erfinder der urbanen Legende von der Gruppe Epsilon. Fourakis stellte 1989 die Theorie auf, dass eine geheime Gruppe aus griechischen Wissenschaftlern, Unternehmern und Politikern im Verborgenen über Griechenland wache und seine Interessen schütze. Fourakis behauptete, Mitgliedern der Omada Epsilon begegnet zu sein und von ihnen geheime Informationen erhalten zu haben, auf die sich seine Erzählungen stützen würden. Angeblich kam er auch mit Mitarbeitern der NASA in Kontakt, die ihn über geheime Forschungsprojekte unterrichtet haben sollen, die alle einen Bezug zum antiken Griechenland hätten. Fourakis machte das antike Griechenland zur Hauptkulisse seiner Szenarien. So sollen die alten Griechen hypermoderne Waffen besessen, sogar Raumschiffe gebaut haben. Wie im Archäozentrismus üblich, werden die Juden für die «Vertuschung» dieses Wissens verantwortlich gemacht. Generell schien Fourakis Zeit seines Lebens besessen von den Juden. Nicht sie, sagte er, seien die ersten Monotheisten gewesen, sondern die Orphiker. Die Juden hätten alles von den Griechen gestohlen, wie sie überhaupt den Griechen ihre Errungenschaften neiden.
Fourakis machte hinter allen Übeln der Welt die Juden aus, die er zu uralten Feinden der Hellenen stilisierte. Ihnen verhasste Theorien wie die Evolutionstheorie verdammen die Epsilon-Anhänger als «Erfindung der Zionisten», weswegen sie auch als Gegner der Aufklärung bezeichnet werden könnten. Verschwörungsgeschichten sind in diesen Kreisen weit verbreitet. Manche Anhänger dieser Ideologie können oder wollen zwischen sich und der hellenischen Tradition nicht unterscheiden, fühlen sich gar durch die Reaktionen von hellenischer Seite brüskiert. Bereits in den 1990er Jahren geriet Fourakis, der die klassische romäische Vorstellung einer Einheit von Hellenentum und Orthodoxie verteidigte, in Konflikt mit dem Obersten Rat der ethnischen Hellenen (YSEE), einen Konflikt, den er bis zu seinem Lebensende schürte. In seinem letzten Auftritt im Jahr 2010 behauptete Fourakis, dass die hellenischen Organisationen von Freimaurern gegründet worden und sie alle Betrüger seien, seine Wenigkeit miteingeschlossen. Am gleichen Abend erklärte er vor laufender Kamera, ihm wäre ein Koffer voller Geld für seine Arbeit übergeben worden. Dieser Ausschnitt aus seinem Auftritt wurde von christlichen Fanatikern im Netz verbreitet und als Beweis für den angeblichen Betrug, die «geheime Agenda» der Neuheiden gewertet, wie ethnische Hellenen auch genannt werden. Indes sind diese Behauptungen nicht neu, sondern werden seit Jahrzehnten von christlichen Fanatikern, Nationalisten und Würdenträgern der orthodoxen Kirche in Griechenland in Umlauf gebracht. Fourakis soll den entscheidenden «Beweis» für die Richtigkeit dieser Behauptungen geliefert haben.
Obwohl Fourakis seinen eigenen Betrug vor laufender Kamera zugab, hat sein Bekenntnis seiner Glaubwürdigkeit keinen relevanten Abbruch getan. Die Theorien von Fourakis wurden Anfang der 1990er Jahre von anderen Autoren aufgegriffen, modifiziert, teilweise kopiert und neu verpackt auf Papier gebracht. So gibt es heute mehrere Versionen dieser Theorie, die sich zum Teil voneinander unterscheiden. Mal treten die El oder Epsilon, wie sie auch genannt werden, als außerirdische Vorfahren der Griechen in Erscheinung, die in grauer Vorzeit, nachdem sie mit ihrem Raumschiff in Griechenland gelandet seien, von den damaligen Menschen als Götter missverstanden wurden. Mal erscheinen sie als Engel des dreifaltigen Christengottes, nicht mehr Jahwe, sondern der platonische Demiurg, dann wieder als begabte Menschen, die die mystischen Informationen im hellenischen Blut aktiviert und auf diese Weise Unsterblichkeit erlangt hätten.
Ein besonderes Element, das alle diese Theorien gemein haben, ist die herausragende Bedeutung, die den Außerirdischen, ihren Raumschiffen und ihrer vermeintlichen Vorgeschichte verliehen wird. Diese sollen ursprünglich aus dem Sirius stammen und die Ahnenväter der heutigen Griechen sein; auf diese Weise wird die Überlegenheit der sogenannten griechischen Rasse gegenüber allen Völkern dieser Erde begründet. In ihrer Version als übernatürliche Wesen werden sie z.B. von Demosthenes Liakopoulos Elohim, El oder Hellanioi genannt. Angeblich sei der sagenumwobene Kontinent Atlantis in den Wirren des Krieges zwischen Hellenen und Juden, will heißen: den El und den Nephelim, zerstört worden. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Erzählungen rund um die Gruppe Epsilon und ihre wundersamen Abenteuer legt den Schluss nahe, dass sie deshalb so erfolgreich waren, weil sie ein soziokulturelles Elend zu kompensieren scheinen, welches sie in Wahrheit noch deutlicher akzentuieren. Es gibt in Griechenland Vereine, die sich selber den Namen Epsilon gegeben haben und von dieser modernen Paramythologie profitieren. Der sogenannte «Tempel der Hellenisten in Thessaloniki», wie es auf Wikipedia heißt, gehört einer solchen Gruppierung an, wird fälschlicherweise aber als Tempel des Hellenismos bezeichnet, obwohl er offensichtlich keinen korinthischen, dorischen oder einen anderen Baustil aufweist, der heutzutage bedingt durch wirtschaftliche Zwänge präferiert wird. Es gibt viele Missverständnisse dieser Art, nicht wenige davon gehen auf die griechische Presse zurück, die sich durch einen laienhaften Journalismus und mangelhafte Redaktionsarbeit auszeichnet.
Es gibt eine Reihe von Elementen, die Archäozentristen als Autoritäten anerkennen und als Belege für die Richtigkeit ihrer Ideologie anführen: dazu zählen die pseudo-sibyllinischen Orakel, die Hermetik, antike griechische Tragödien, zu Prophezeiungen umfunktioniert, und der Euherismus. Der Name der Gruppe leitet sich aus dem griechischen Buchstaben Epsilon (E) ab, mit dem die griechischen Wörter für Hellenen und Griechenland beginnen. Das von der Bewegung verwendete Symbol ist das archäologisch belegte altgriechische Delphische Epsilon, das an einer Stelle im Apollonheiligtum von Delphi geritzt war. Den Epsilonisten zufolge sind Apollon und Demeter mit dem gleichen Raumschiff in Griechenland gelandet. Der Ort, an dem Demeter angeblich zuerst erschienen ist, wurde daraufhin Eleusis (Ankunft) genannt. Der delphische Tempel des Apollon soll nach dieser Legende eben genau dieses Raumschiff sein, zu dem nur die Eingeweihten Zutritt gehabt hätten. Angeblich kommunizierten die Priester der Olympier über einen geheimen Code mit diesen und koordinierten über diesen Weg die Gründung hellenischer Kolonien.
Andere Autoren behaupten, über ihren PC mit den Olympiern zu kommunizieren. Die Inhalte dieser «Botschaften», die immer wieder die baldige Rückkehr der Olympier verkünden, sind dezidiert antijudaistisch und soteriologisch. Auch Fourakis wurde nie müde zu sagen, dass die Ankunft der Alien-Götter kurz bevorstehe, angeblich Ende 2012 erfolgen würde. Die «dunklen Mächte», immer gemäß Fourakis, versuchten ihre Ankunft zu verhindern, weil die Olympier ihre Ordnung aufheben und eine neue weltweite Ordnung des Friedens schaffen würden. Alle bekannten und relevanten Autoren dieser Szene, von kirchlichen Kreisen dem Neuheidentum zugeordnet, sind bekennende Christen (Toulatos, Liakopoulos, Fourakis etc.), die mithilfe pseudowissenschaftlicher Methoden das nationalistische Postulat einer Einheit von Hellenismos und Christentum zu stützen suchen, indem sie die griechischen Götter zu Dienern ihres eigenen Gottes herabstufen, aus Jesus einen Griechen machen und aus dem Christentum die Fortsetzung der griechischen Kultur.
Opfergaben, unblutige: Pelanos (Kuchen), Sponde, Choe; Kuchen, Wein, Milch, Olivenöl, Wasser, Blumen, Früchte, Getreide (Brot, Reis), Bohnen, Aromen, Weihrauch (Olibanum, Styrax), Votivgaben, Schmuck.
Orgēon: Kultgemeinschaft oder -verein.
Orgia, Orgien: das, was «Erfüllung gefunden» hat. Die dyonisischen Riten und die damit verbundene Ekstase, Ergriffenheit, Rollenwechsel und die Befreiung von strikten gesellschaftlichen Konventionen.
Orphik, Orphismus: antike, angeblich vom «Schamanen» Orpheus begründete Geheimlehre mit eigener Theologie und Kosmogonie, welche an Hesiodos anknüpft. Die Orphik war keine einheitliche Bewegung und blieb dem hellenischen Götterkult vom Wesen her fremd. Die Orphik existierte parallel zur hellenischen Religion und ihren Mysterien. Einzelne Vorstellungen werden vereinzelt im heutigen Hellenismos gepflegt, von den sog. «Orphischen Hymnen» im Götterkult Gebrauch gemacht, die Orphik selbst jedoch spielt im heutigen Hellenismos keine Rolle und gewinnt nur im Rahmen der Orphisch-Pythagoreisch-Platonischen Philosophie an Relevanz. Zwar wird sie nicht von allen abgelehnt, hier und da sogar studiert, die Hymnen und Fragmente aufmerksam gelesen, doch in in ihrer Ganzheit lässt sie sich nicht mit dem Hellenismos vereinbaren. Die späteren Orphiker werden im Hellenismos negativ bewertet und sind für die ethnischen Hellenen ohne Bedeutung.
Orthia: «die Stehende». Beiname der Artemis als Göttin der Epheben und deren Abhärtung in Sparta. Der Kult der Artemis Orthia war der vielleicht wichtigste spartanische Kult. Artemis Orthia bereitete die Epheben auf ihre zukünftige Rolle als Krieger und Verteidiger Spartas vor. Außerdem stellte sie die Gesundheit der Frauen nach der Geburt wieder her.
Orthopraxie: das Wort Orthopraxie bedeutet soviel wie korrektes Handeln, richtiges Praktizieren (von orthos = richtig, korrekt und praxis = Handlung). Der Begriff bezieht sich ausschließlich auf die Einhaltung des reglementierten Ritualablaufs und den korrekten Vollzug der Kultriten. Daher bedeutet Orthopraxie die Religion kulturhistorisch korrekt oder katá ta pátria zu praktizieren, d.h. gemäß den väterlichen Sitten. Infolge bruchstückhafter Überlieferungen sind viele Riten nur partiell revitalisierbar. Dadurch ergibt sich zwingend die Notwendigkeit von Ergänzungen. In der Praxis heißt das, dass bestehende Lücken mit Fragmenten aus vergleichbaren Quellen, z.B. aus späteren Epochen oder aus anderen Poleis des gleichen Stammesverbandes geschlossen werden.
Orthosios: «der geraden Wege, des richtigen Weges». Beiname des Poseidons als Gott, der zum Ziel führt und vor Irrwegen auf See bewahrt.
Ósia, hósia: bezeichnet das Heilige oder das Heilige Betreffende. Zeremonien, Opferriten, aber auch die Bestattungsriten und die letzten Ehrungen für die Toten.
Ousia, die: das Seiende, Wesen, Seiendheit. Wirklichkeit, Substanz.
Οuthen ex Outhenos: nichts kommt aus dem Nichts. Ein hellenisches Grundkonzept.
P
Paideia: Erziehung, Bildung. Die P. ist das hellenische Bildungs- und Erziehungssystem, welches sowohl den Körper als auch den Geist anspricht. Musik, Mathematik, Schreiben, Lesen, Rhetorik, Philosophie und Sport waren die klassischen Unterrichtsfächer. Die P. entwickelte sich zum Merkmal des zivilisierten Menschen und gilt als das Fundament des hellenischen Menschen.
Pan: griechischer Gott der Hirten und Jäger, der Wiesen und Wälder.
Pandaimonismus, Pandaimonie: der P. ist die Vorstellung, dass die Natur beseelt ist, von Daimonen (Geistwesen) bevölkert wird. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern pan (alles) und daimon (Geist, Gottheit) zusammen.
Pandemos: «des ganzen Volkes». Ein Beiname der Aphrodite.
Panhellenismus: der Panhellenismus bezeichnet die übergeordnete Einheit, die aus der Gesamtheit aller hellenischen Stämme und Staaten (poleis) besteht. Der Panhellenismus resultiert aus der gemeinsamen Abstammung, Sprache, Religion und Lebensweise der Hellenen, fand bereits in den Olympischen Spielen und im Orakel von Delphi seinen Ausdruck, entwickelte sich allerdings erst dann zu einer zentralen politischen Frage, als Griechenland von außen bedroht wurde, nämlich durch das persische Reich. Das Bewusstsein für die gemeinsame Bedrohung beförderte die Bildung eines neuen Gemeinschaftsgefühls, denn die persische Invasion und die damit einhergehende Notwendigkeit zur Zusammenarbeit führten dazu, dass sich die Hellenen nicht primär als Athener oder Spartaner, sondern in erster Linie als Hellenen verstanden. Unter Berufung auf die Idee des Panhellenismus legten die hellenischen Staaten ihre Differenzen bei und schmiedeten ein gemeinsames Bündnis gegen das übermächtige persische Reich. So gelang es ihnen letztlich die Angriffe der einmarschierenden persischen Truppen abzuwehren und ihre Freiheit zu verteidigen.
Pankarpia: eine traditionelle Opfergabe aus aller Art von Früchten.
Panospria: eine traditionelle Opfergabe aus aller Art von Hülsenfrüchten.
Palinórthosis, Palinorthose: Wiederherstellung. Setzt sich von pali (wieder) und orthosis (Aufstellung) zusammen. Der Begriff wird von Hellenen in Griechenland gebraucht, um der Revitalisierung des Götterkults einen Namen zu geben.
Parádosi(s), die: Tradition, das Weitergegebene. Der aktuelle lebendige Ausdruck einer Ethnie.
Parrhesia: eines der fünf Grundelemente der Demokratie. Die Parrhesia ist die eigentliche Meinungsfreiheit der Hellenen. Sie garantiert den Bürgern das Recht, über alles sprechen zu dürfen. Der Begriff ist ethisch konnotiert, denn er impliziert das wahrhaftige Aussprechen der eigenen Meinung. Die Parrhesia ist eine der Tugenden des Hellenismos.
Patroos: «der Väterliche, der Väter». Ein Beiname verschiedener Götter.
Pelanos: siehe Unblutige Opfergaben.
Persephone: griechische Göttin und Königin der Unterwelt, des Frühlings und des Wachstums.
Petreus: «der Steine, des Fundaments». Ein Beiname des Zeus.
Philanthropia: Liebe oder Zuneigung zum Menschlichen. Güte, Milde, Fürsorge, Freundlichkeit, die selbstlose Bereitstellung von grundlegenden Materialien, die dem Wohl anderer Menschen dienen, besonders ihrem körperlichen Wohl. Handlungen, die auf das Wohl der Gemeinschaft abzielen, selbst dann, wenn diese die handelnde Person in Gefahr bringen könnten. Deshalb steht die P. mit der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft in Verbindung. Insbesondere die Götter werden als «philanthropoi» bezeichnet. Bereits in den alten Zeiten wurden Götter wie z.B. Hermes oder Eros «philanthrop» genannt. Als «philanthrop» könnten im Grunde alle selbstlosen Taten bezeichnet werden, die dem Wohl der Menschen dienen. Damit können Wohltaten für einzelne Gruppen oder für die Menschheit als Ganzes gemeint sein. Die P. steht in enger Beziehung zur Philosophie, paideia (Bildung) und arete (Tugend). Aischylos’ Prometheus kann als der Archetyp des «philanthropos» betrachtet werden.
Philhellenismus: die Freundschaft zum Hellenentum. Als Philhellenismus wird die Förderung, aktive Unterstützung und die Sympathisierung mit der hellenischen Kulturtradition bezeichnet. Philhellenen setzen sich für die Belange des Hellenentums ein, orientieren sich geistig an Hellas und bemühen sich um hellenische Paideia. Der Philhellenismus kann verschiedene Formen annehmen und auf ebenso viele Weisen begründet werden.
Philosophie: die Suche nach Weisheit. Ergründung dessen, was ist (Sein), Psychotherapie (Seelenheilkunde), praktische Orientierung für eine ethische Lebensführung. Als erster griechischer Philosoph gilt Thales von Milet. Es war aber Pythagoras, der sich als erster einen Philosophen nannte. Die Frage nach der arché (Anfang) des Universums beschäftigte die ersten Philosophen mehr als alles andere. Kosmologische Überlegungen beherrschten die philosophische Landschaft. Erst mit Sokrates und Platon verlegte sich der Schwerpunkt der Philosophie weg von der Kosmologie und hin zu der Ethik, der Frage nach der richtigen Lebensführung. Deshalb stellt Sokrates eine Zäsur dar, werden die Philosophen in die Zeit vor und nach Sokrates eingeteilt, obschon sich bereits Demokritos mit Fragen der Ethik und Lebensführung beschäftigte, wie seine Fragmente demonstrieren (Diels, Frag. 37, 61, 103, 191, 237 u.a.). Obwohl zu Lebzeiten des Sokrates gelebt, wird auch er zu den Vorsokratikern gerechnet.
Die Philosophen, aber nicht nur sie, reflektierten über den Sinn oder Unsinn der Mythen, übten scharfe Kritik an gewissen Kultpraktiken und Vorstellungen von den Göttern. Einige von ihnen sahen sich im kriegsgebeutelten Athen, das nach seiner Niederlage im peloponnesischen Krieg in der Tradition Zuflucht suchte, Verfolgungen ausgesetzt, so Protagoras, Sokrates und Aristoteles. Die Prozesse waren politisch motiviert oder bezogen sich auf eine angenommene Respektlosigkeit gegenüber der sozioreligiösen Ordnung. Die Philosophen wurden nicht wegen Unglauben oder dergleichen belangt, sondern wegen Asebie vor Gericht gebracht; die Anklage hatte den Gedanken zur Grundlage, dass der Angeklagte die nomizómena nicht einhielt und eine despektierliche Haltung gegenüber der Kultordnung an den Tag legte, somit die Ordnung der Polis in Frage stellte.
Dies wird von manchen als Ablehnung des Polytheismus und Hinwendung zum Monotheismus, Atheismus oder Rationalismus abendländischer Art gedeutet. Beide Gruppen täuschen sich, wie W. Burkert und P. Veyne deutlich veranschaulichen, denn Platon, die Stoiker und Plotin sind Polytheisten gewesen, auch wenn die Menschen sich damals nicht so nannten. Gleiches gilt für die Vorsokratiker von Thales zu Pythagoras bis zu Heraklitos. Nur war die Pietät, im Gegensatz zum Atheismus, nicht markiert, sondern selbstverständlich. Man musste nicht extra darauf hinweisen, denn dazu gab es keinen Anlass. Der Monotheismus war den Hellenen fremd und die Atheisten konnten an einer Hand gezählt werden. Auf hellenischer Seite werden derartige Fehlschlüsse als das Ergebnis von Projektionen des Eigenen auf das Unbekannte gewertet. Die Philosophen werden also zu Vorreitern des Atheismus oder Monotheismus gedeutet, je nach den Präferenzen der jeweiligen Deuter, weil mit monotheistischen Augen auf sie geschaut wird. Anders verhält es sich mit dem Agnostizismus, der tatsächlich in der Philosophie seinen Anfang nahm und zum Hellenismos gehört.
Die Hellenen sehen in der Philosophie eine Verwandte des Mythos und seiner Dialektik. Die Philosophen wunderten sich über die Welt, sie fingen an, ihre Umgebung zu beobachten und Fragen zu stellen, die von der traditionellen Kosmogonie nicht zufriedenstellenden beantwortet wurden. Also mussten sie ihre Fragen selber beantworten, reisen, forschen, sich um Verständnis bemühen. Dabei entwickelten sie Theorien und erkannten Gesetzmäßigkeit.
Es bildeten sich mit der Zeit verschiedene philosophische Schulen heraus, die bedeutendsten unter ihnen waren die Akademie (Platonismus), die Stoa (Stoizismus) und der Kepos (Epikureismus).
Seit der Spätantike wird zwischen Götterkult und Philosophie kein Unterschied gemacht. Die Philosophen, vor allem die Platoniker unter ihnen, waren die edelsten Bewahrer der hellenischen Tradition, hielten sie mit aller Kraft am Leben und erwiesen sich dadurch als die größten Gegner des Christentums. Der letzte hellenische Philosoph war Georgios Gemistos-Plethon. Die Philosophie ist das vielleicht wichtigste, kostbarste Gut des Hellenismos. Ohne die P. hätte es keinen Julian, Proklos und Plethon gegeben, und somit vielleicht auch keinen Hellenismos mehr, zumal Plethon der letzte Träger hellenischer Bildung gewesen ist. Die P. hat in der Weltanschauung, im Wertesystem, in der Religion der Hellenen ihren Fußabdruck hinterlassen. Sie ist kein bloßes Gedankensystem, sondern eine Anleitung zur arete (Tugend), eine praktische Hilfe im Leben, Zuflucht, Medizin und Stütze der Verlassenen, Verfolgten und Missverstandenen.
Philotis: Daimon der Zuneigung und Freundschaft. Ihr Name bedeutet «Freundschaft».
Phratria, Phratrie: die Phratrie bzw. Phratrien (griech. phratries) waren Verwandtenverbände, die aus mehreren Klans bestanden. Die Phratrien waren Untergruppen oder Untereinheiten der Phylḗ. Die Ph. pflegten neben den allgemeinen Götterkulten ganz eigene Kulte, die ihre gemeinsame Abstammung und ihr Selbstverständnis in den Vordergrund stellten. Bei der Ph. handelte es sich um ein komplexes soziales Netzwerk, das mehrere Zwecke erfüllte und unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen konnte. So konnte die Ph. ebenfalls als wirtschaftlicher und politischer Akteur in Erscheinung treten. Aufgrund ihrer eigenen Kulte, Riten und Versammlungen sind die Ph. ebenso als Kultverbände aufzufassen. Im Laufe der Jahrhunderte machte sich ein sukzessiver Rückgang ihrer politischen Macht bemerkbar. Trotzdem blieben sie ein wichtiger Teil der politischen Ordnung. Die Phratrie kann mit dem heutigen «sói» verglichen werden, welches mit «Sippe» übersetzt wird und noch heute eine große Rolle in Griechenland spielt, insbesondere bei den Pontos-Griechen, für die auch die herausragende und herrschende Rolle der Mütter und Großmütter innerhalb der Sippe geradezu charakteristisch ist.
Phratria: «der Phratrie». Beiname verschiedener Göttinnen als Beschützerinnen von Phratrien. Das bekannteste Beispiel ist Athena Phratria.
Phratrios: «der Phratrie». Beiname verschiedener Götter als Beschützer von Phratrien. Das bekannteste Beispiel ist Zeus Phratrios, der mit Zeus Patroos gleichzusetzen ist.
Phylḗ, die: Stamm, Verband. Die Phylen (griech. Phylai) waren soziopolitische Untergruppen oder Untereinheiten des hellenischen Ethnos. Das antike Griechenland kannte unzählige Phylen. Im heutigen Griechenland wird der Begriff «Phylḗ» gebraucht, um die «Rasse», ein westeuropäisches Konzept aus dem 17. Jahrhundert, ins Griechische zu übertragen. Das hat zur Folge, dass der Begriff völlig abgelöst von seiner etymologischen Herkunft und ursprünglichen Bedeutung gebraucht wird.
Physis: die Natur.
Planeten & Himmelsrichtungen: Mond und Osten (Artemis-Selene), Merkur und Norden (Hermes), Venus und Westen (Aphrodite), Sonne und Süden (Apollon-Helios), Erde und Mars (Ares), Jupiter und Zentrum (Zeus) (nach PGM).
Platonische Körper: die vier platonischen Körper Würfel (Erde), Tetraeder (Feuer), Oktaeder (Luft), Ikosaeder (Wasser).
Pluton: Aspekt des Gottes Hades als Gott des Reichtums, des Wohlstandes und der Fülle.
Poine: Daimon der Vergeltung, Wiedergutmachung und Bestrafung von Mord. Ihr Name bedeutet «Strafe».
Polias: «der Polis, des Staates». Beiname verschiedener Göttinnen als oberste Staatsgöttinnen und Beschützerinnen der jeweiligen Staaten.
Polieus: «der Polis, des Staates». Beiname verschiedener Götter als oberste Staatsgötter und Beschützer der jeweiligen Staaten.
Polihymnia: die Muse der Rhetorik.
Politik: die Befassung mit den Angelegenheiten der Polis (Staat). Regelung der öffentlichen Angelegenheiten. Die Politik umfasst sowohl die Theorien über die unterschiedlichen Formen staatlicher Organisation (Monarchie, Aristokratie, Oligarchie, Demokratie), die gestaltenden Normen des öffentlichen Raumes und die konkreten Gesetze zur Regelung der öffentlichen Angelegenheiten.
Polymorphie: Vielgestaltigkeit. Das Wort setzt sich zusammen aus «poly» (viel) und «morphe» (Gestalt, Körper, Form).
Pompē: Prozession zum Altar der Götter; die Teilnehmer an der Prozession finden sich i.d.R. im Halbkreis um den Altar der Gottheit ein, deren Fest zelebriert werden soll. Die P. wird von Musik oder Hymnen begleitet.
Pontos: «das Meer», ein Meeresgott.
Poseideon: «Monat des Poseidonfestes». Der P. ist der sechste Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Dezember/Januar des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Poseidea ab, einem Fest zu Ehren des Poseidon. Im alten Griechenland wurden alle zwei bis drei Jahre ein dreizehnter Monat, ein zweiter Poseideon als Schaltmonat eingeführt.
Poseidon: ein Hauptgott des Hellenismos. Gott des Meeres und seiner Stürme, der Flüsse, Quellen und der Vegetation an den Meeresufern. Schutzgott der Stadt Mantineia.
Praxidike: Daimon der Gerechtigkeit. Ihr Name bedeutet «die Gerechtigkeit ausübt». Zusammen mit ihren «Töchtern» Arete und Homonoia bildet sie eine göttliche Triade, bekannt als Praxidikai.
Priapos: ein Naturgott. Schützt vor Diebstahl und wendet Unheil ab. Er bietet Schutz vor dem Schlechten. Ein «Sohn» der Aphrodite.
Proodos, Prohodos, die: Hervorgang, Hervortreten. Im Platonismus der Prozess des Hervorgehens der Hypostasen aus dem Einen; Manifestation des Einen von den oberen zu den unteren Hierarchien (taxeis).
Prostaterios: «der Schützende». Ein Beiname Apollons. Vor Beginn der Volksversammlung wurde dem Apollon Prostaterios und der Artemis Boulaia geopfert.
Próthesis: siehe Kēdhia.
Prothyraia: «vor der Tür, vor dem Eingang». Ein Beiname der Hekate als Göttin, die Schaden und Unglück vom Haus (oikos) abwendet. Ihr Reich ist die Straße vor der Haustür. Zusammen mit Apollon Agieus und Hermes Strophaios wacht sie über den Bereich außerhalb des eigentlichen Hauses.
Pyanepsion: «Monat des Ackerbohnen-Kochens». Der P. ist der vierte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Oktober/November des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich von Pyanopsia oder Pyanepsia ab, einem Fest zu Ehren des Apollon. Pyanepsia setzt sich aus pyanos (Ackerbohne) und epso (kochen) zusammen.
Pythios: «der Pythische». Ein Beiname des Apollon.
R
Re-Indigenisierung: Prozess der Wiederherstellung der indigenen Kultur und der damit einhergehenden Revitalisierung von ethnischer Identität unter Berücksichtigung der herrschenden Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der jeweiligen Ethnie. Überwindung einer aufgezwungenen Identität oder Kultur und Wiederaneignung indigener Sprache, Bildung und Identität. Die Re-Indigenisierung ist ein weltweites Phänomen. Sie kann als eine angemessene Reaktion auf Kolonialismus, Christianisierung, Ethnozid oder auf eine aufgezwungene Angleichung an die dominierende Kultur der heutigen Welt verstanden werden. In Folge einer Re-Indigenisierung grenzt sich eine Ethnie vom Abendland («Moderne») oder dem Wertekanon der Eroberer ab, hebt das wiederentdeckte Eigene hervor und als Alternative der dominanten Kultur gegenüber. Die Re-Indigenisierung verfolgt einen spezifischen Zweck, will einen dauerhaften soziokulturellen Wandel herbeiführen. Es handelt sich also um einen kulturellen Wandel, der das ureigene ethnische Bewusstsein wiedererweckt und stärkt, wodurch etablierte Machtstrukturen infrage gestellt werden.
Ein solcher Prozess wird beispielsweise durch eine nativistische Bewegung organisiert und kann nur gelingen, wenn er von der großen Mehrheit der Ethnie oder des Stammes befürwortet und getragen wird, was aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen nicht immer selbstverständlich ist. Die Re-Indigenisierung kann den vollständigen Bruch mit den kolonialistischen Strukturen oder Normen bedeuten und den Kampf gegen Armut, Kriminalität oder um Landrechte und den Erhalt der eigenen Sprache beinhalten. Für die Freiburger Ethnologin und Südostasienexpertin Prof. Dr. Judith Schlehe ist die Re-Indigenisierung mit «Bemühungen um kollektive Selbstbestimmung» verbunden (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 17.08.2018). Die Hauptziele bestehen in der Rückbesinnung auf das eigene Ethos, der Orientierung am eigenen Wertesystem und kann letztlich in der Autonomie der jeweiligen Ethnie münden. Dies ist nur durch eine innere Abwendung von der dominierenden Kolonialmacht oder Kultur zu bewerkstelligen. Die Verdrängung kolonialer Kulturelemente schafft neuen Raum für die Regeneration der kollektiven Imagination. Ein solcher Freiraum erweist sich insbesondere dann als äußerst hilfreich, wenn das von der dominierenden Kultur negativ gezeichnete Bild von der eigenen Kultur im Zuge der Assimilierung internalisiert wurde und die Zugehörigkeit zum jeweiligen Stamm Scham erzeugt.
Hier kann die Identifizierung mit den traditionellen Werten oder den Helden aus der Mythologie heilend auf das kollektive Bewusstsein wirken und dabei helfen, sich nicht mehr über fremde Kategorien und Denkarten zu definieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Erlernen oder die Wiederaneignung der eigenen Sprache, der Mythen, Sitten, der Musik, Medizin, Mode und Literatur. Gleiches gilt für die Weltanschauung und Religion, von der Außenstehende oder Mitglieder der dominierenden Kultur auch ausgeschlossen werden, um beispielsweise die Riten vor Imitation, Verfälschung und Ausbeutung zu schützen. Die Kriegserklärung der Lakota gegen die Ausbeuter der Lakota-Spiritualität vom 10.06.1993 ist ein gutes Beispiel dafür. Wird die Re-Indigenisierung von der Mehrheit getragen, ist der Wandel vollzogen. Das Heranführen der Jugend an die eigene Kultur und die Wiedereinführung von traditionellen Strukturen soll die Nachhaltigkeit des Vorhabens garantieren. Ein solcher Prozess kann lange andauern und von den betroffenen Individuen und Gemeinschaften als schmerzhaft oder traumatisierend empfunden werden.
Aber das Phänomen Re-Indigenisierung umfasst nicht nur die Wiederbelebung der ethnischen Identität innerhalb der eigenen Gemeinschaft, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit, die politische Arbeit in der Außenwelt sowie die Gründung von Schulen und Institutionen, die Zurschaustellung von Indigenität durch das Tragen von Schmuck, traditioneller Kleidung oder durch öffentliche Zeremonien, die Botschaften nach innen und außen senden. Eine besondere Bedeutung kommt der Anerkennung der eigenen Kultur als eine eigenständige Größe von der Weltöffentlichkeit zu, weil nur dann andere Völker, Menschenrechtsorganisationen und internationale Instanzen im Hinblick auf politische Missstände und Verwerfungen sensibilisiert werden können. Ein gutes Beispiel einer geglückten Re-Indigenisierung bietet uns das südamerikanische Volk der Paez.
Restauration: siehe Palinórthosis.
Revitalisierung: Wiederherstellung oder Regeneration von indigenen Traditionen, Religionen, Wertesystemen, Lebensweisen, Gemeinschaftsstrukturen, Tänzen, Musikstilen oder Sitten als lebendige Wirklichkeit bei Kulturvölkern, die durch Kolonialismus, Ethnozid, Christianisierung und Islamisierung zerstört, unterdrückt oder gegenwärtig unter dem kapitalistisch-imperialistischen Druck nach einer Assimilation an das Abendland marginalisiert werden (Kulturimperialismus). Wiederherstellung einer Tradition, eines Wertesystems oder sozialer Strukturen, die bruchstückhaft überliefert oder inaktiv sind. Mit der Revitalisierung stellen Ethnien oder Stämme einzelne Elemente ihrer indigenen Kultur wieder her und hauchen ihnen neues Leben ein. Revitalisierung kann auch als Heilung transgenerationaler Wunden betrachtet werden, die Kolonialismus, Rassismus und die Erfahrung von Völkermord und Marginalisierung hinterlassen haben. Jedenfalls bedeutet Revitalisierung nicht die «Rekonstruktion» einer undefinierten Vergangenheit, zumal Tradition nicht als Vergangenheit oder Folklore verstanden wird, sondern als lebendige Gegenwart und Weitergabe von Wissen, Erfahrung und Blickwinkel an die nächste Generation. Was die Revitalisierung in erster Linie vom Rekonstruktionismus unterscheidet, ist der lebendige Bezug. Der Unterschied zwischen Re-Indigenisierung und Revitalisierung kann als der Unterschied zwischen der organisierten Wiederherstellung einer Ganzheit (Re-Indigenisierung) und der Wiederbelebung einzelner Kulturelemente (Revitalisierung) erklärt werden.
Romäisch: das die Romäer und ihre Kultur Betreffende.
Romios: der Byzantiner. Griechischsprachiger christlich-orthodoxer Untertan und Bewohner des Byzantinischen Reiches (Romania). Fällt heute allgemein unter der Bezeichnung des «orthodoxen Griechen». Seine weibliche Form ist «die Romia». Im Deutschen heißt der Romios Rhomäer oder Romäer.
Romiosini, Romiosyni: die auf christlich-orthodoxem Glauben und byzantinischer Kultur gegründete Identität der griechischsprachigen Christenheit. Das Byzantinische oder Oströmische Reich (eigentlich: Romania) bestand vom Jahre 529, anderen Historikern zufolge bereits seit dem Jahr 330, und endete 1453 mit dem Fall Konstantinopels an die Osmanen. Das byzantinische Wappen ist der gelbe doppelköpfige Adler vor einem roten Hintergrund (auf heutigen orthodoxen Kundgebungen wird der Adler meist in schwarzer Farbe vor einem gelben Hintergrund abgebildet). Die byzantinische Staatsform war der Absolutismus.
Die Byzantiner, die sich selbst als Romaioi oder Romioi bezeichneten, waren Anhänger der orthodoxen Kirche des byzantinischen Ritus und sprachen die griechische Sprache. Die Bezeichnungen Romios und Romiosini selbst kamen durch die Überzeugung der Byzantiner zustande, die legitimen Nachfolger Roms zu sein. Sie sahen sich als Römer und verstanden ihre Kultur als Weiterführung der römischen. Während der Osmanenherrschaft bildeten die orthodoxen Romioi, Arvaniten, Vlachen, Bulgarier und Serben die Romäische Nation (Rum Millet), deren Mitglieder sich hauptsächlich über die Religion definierten. Die griechischsprachigen Christen machten den größten Anteil der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reiches aus. Der von der Pforte anerkannte religiöse und politische Anführer der Rum Milet ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel gewesen. Seit der Griechischen Revolution, dem Befreiungskampf gegen die osmanische Herrschaft, erfolgte eine oberflächliche Rückbesinnung auf das antike Griechenland, die von der Vorstellung einer Abstammung der byzantinischen Kultur von den alten Griechen herrührte. Für andere indes war die Annäherung an die hellenische Kultur ein ernstes Anliegen. Im Zuge dieses Trends, der sich in spätbyzantinischer Zeit in den Kreisen der Intellektuellen großer Beliebtheit erfreute, wurde ein komplexer Prozess der Identifizierung der Romiosini mit dem Hellenentum ins Rollen gebracht.
Den Höhepunkt fand diese Entwicklung in den Federn der kreativen orthodoxen Historiker Spyridon Zambelios und Konstantinos Paparrigopoulos, auf die die Begriffe «christliches Hellenentum» (chrestianikos hellenismos) und «Hellenenchristentum» (hellenochristianismos) zurückgehen. Paparrigopoulos bildet die Quintessenz des Geschichtsunterrichts an den griechischen Schulen und den ideologischen Überbau der neugriechischen Nationbildung. Denn das «Hellenenchristentum» sieht eine Kontinuität zwischen der hellenischen Kultur und der Romiosini, welche gemäß seiner Historiographie die kulturelle Erbin der griechischen Antike ist. Die griechische Kultur sei von den Byzantinern übernommen und während der Osmanenherrschaft über die orthodoxe Kirche an die Griechen weitergegeben worden. So sei die Romiosini dem Hellenentum nicht entgegengesetzt, sondern bildet vielmehr seine Weiterentwicklung oder Fortsetzung. Als Beweis hierfür wird die griechische Sprache angeführt, die von der Kirche bewahrt worden sei. Deshalb wird der christlich-orthodoxe Glaube und die griechische Sprache als die beiden Kernelemente griechischer Identität angesehen. Daraus ist die Überzeugung erwachsen, dass das Hellenentum von der Orthodoxie gerettet und nur in ihr lebendig vorhanden sei.
Nationale Legenden fungieren als Stützen dieser weitverbreiteten Überzeugung. So wird erzählt, dass während der Osmanenherrschaft Priester und Mönche in nächtlichen Geheimschulen den jungen Menschen die griechische Sprache beibrachten. Unter dem Vorzeichen der Romantik und des Nationalismus entwickelt, identifiziert diese Ideologie die hellenische Ethnie mit dem heutigen griechischen Nationalstaat und die hellenische Identität mit der griechischen Staatsbürgerschaft. Wenn in Griechenland von hellenischer Kultur oder Geschichte, von Hellenismos die Rede ist, wird im Grunde diese als Hellenentum identifizierte Romiosini gemeint, die zwar nicht als solche erwähnt wird, wie sie auch selten als Selbstbezeichnung Verwendung findet, aber die Identität der Neugriechen oder Neoromäer bis heute prägt. Das sind die Gründe, weshalb die ethnischen Hellenen die hellenische Kultur mittels der Bezeichnung ethnisches oder historisches Hellenentum von der «hellenischen Kultur» Neugriechenlands und seiner offiziellen Historiographie differenzieren.
Die Ideologie des «Hellenenchristentums» beeinflusst bis heute das politische Geschehen in Griechenland und prägt das Selbstverständnis der Neugriechen. Wie allgemein in der romäischen Gesellschaft üblich, speziell in nationalistischen und orthodoxen Kreisen, wird mit dem Terminus des Hellenismos das ideologische Konstrukt des Paparrigopoulos, auch «Historiker der Nation» genannt, die neue Romiosini gemeint. Während die ethnischen Hellenen in Hellas die Zukunft Griechenlands sehen, verteidigt die orthodoxe Kirche die byzantinische Kultur als den Leitfaden und kulturellen Kompass Griechenlands. Dadurch ergeben sich kulturelle Differenzen, die zwar religiös konnotiert sind, aber vor allem eine soziokulturelle Bindungskraft entfalten, die von unterschiedlichen Lebensentwürfen herrühren.
Kritik an der Romiosini oder eine Ablehnung der Orthodoxie können deshalb den Vorwurf des Antihellenismus nach sich ziehen. Der historische Hellenismos, dem sein eigner Name verwehrt bleibt, weil für die Romiosini reserviert, wird bloß als die Religion der alten Griechen wahrgenommen, findet daher nur als Idolatrie, Dodekatheismus oder Vielgötterei Erwähnung, was wiederum viele zu der Annahme verleitet, dass der Konflikt zwischen ethnischen Hellenen und orthodoxer Kirche religiöser Natur sei.
S
Schrift: die Kreter entwickelten im 2. Jahrt. v.u.Z. die erste Schrift in Griechenland.
Schule: es gab in Griechenland kein einheitliches Bildungssystem. In Sparta wurden die Kinder alle gemeinsam erzogen. An erster Stelle stand die körperliche Ausdauer und Ertüchtigung, dann Lesen, Schreiben und Rechnen. Mädchen und Jungen trainierten zusammen, trieben nicht selten nackt gemeinsam Sport. In Athen sah es wiederum anders aus. Die athenischen Grundfächer waren Lesen, Schreiben, Rechnen, Musik, Sport. Die höhere Bildung umfasste Rhetorik und Philosophie. Fand der Unterricht nicht zuhause statt, führte ein Sklave das Kind, meistens ein Junge, zum Lehrer. Auf dem Weg zur Schule und zurück nach Hause trug der Sklave die Schulbücher des Kindes. Dem Jungen wurde alles beigebracht, was er später als Erwachsener beherrschen musste, um den Erwartungen an ihn als Bürger Athens und Familienvater gerecht zu werden.
Seira, Seirai (pl.): Reihe, Seinskette (Platonismus).
Sesklo: älteste neolithische Gesellschaft in Thessalien (3. Jahrtausend v.u.Z.).
Skira: «des Skiros». Ein Beiname der Athena.
Skirophorion: «Monat des Skiros». Der S. ist der zwölfte und letzte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Juni/Juli des gregorianischen Kalenders. Der Monat wurde nach Skiros benannt, einem Seher aus Dodona, der in der Schlacht zwischen Eleusis und Athen starb. Im S. wird das Fest der Skirophorien zu Ehren der Athena Skiras gefeiert.
Sophrosynē: Besonnenheit.
Soteira: «Retterin». Ein Beiname verschiedener Göttinnen.
Soteria: weiblicher Daimon des Schutzes, der Sicherheit und Rettung. Ihr Name bedeutet «Retterin». Ihr Heiligtum befand sich in Aigion.
Soterios: männlicher Daimon des Schutzes, der Sicherheit und Rettung. Sein Name bedeutet «Retter». «Soterios» ist außerdem ein Beiname des Zeus und des Dionysos.
Spondē: Trankopfer, Libation.
Stamm: Untergruppe einer Ethnie.
Strophaios: «der Türangel, bei der Türangel». Beiname des Hermes in seiner Eigenschaft als Hausgott, der an der Grenze zwischen «innen» und «draußen» Wache hält. Zusammen mit Apollon Agieus und Hekate Prothyraia wacht er über den Bereich außerhalb des eigentlichen Hauses.
Symbole des Hellenismos: Es gibt kein einheitliches Erkennungsmerkmal des Hellenismos. Aufgrund der Vielfalt der hellenischen Stämme, Kunststile und Mythen gibt es eine Vielfalt von Symbolen, die mehr oder weniger allen Hellenen geläufig sind und als Symbole für die Zugehörigkeit zum Hellenismos dienen. Dazu gehören: Labrys (Doppelaxt), minoischer Stierkopf, Schlangengöttin, gleicharmiges Kreuz (auch Griechisches Kreuz genannt), Maiandros, Biene (kleinasiatisches Hellenentum), Palmette, Akanthos, Lorbeerkranz, Olivenzweig, Hermesstab (Kerykeion), Dodekaeder, Pentagramm (pythagoreisches Symbol der Gesundheit).
Symbolon: ein Erkennungszeichen.
Synkretismus: ursprünglich bezog sich der Begriff auf den Zusammenhalt der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf Kreta. Heute wird mit S. die Vermischung unterschiedlicher Weltanschauungen, Kulte und Religionen gemeint.
Synthese, sýnthesis: Zusammensetzung, Aufbau (verschiedener Teilchen zu einer Einheit), Verbindung, Vereinigung; etwas zusammenstellen bzw. zusammenbauen (synthéto).
T
Ta pátria: die väterlichen Sitten, die alten Bräuche.
Taxis, Taxeis (pl.): Ordnung, Hierarchie, Klasse, Stufe, Seinsstufe (im Platonismus).
Telchinen: Erdgeister.
Teleia: «die Vollenderin». Beiname der Hera in ihrer Eigenschaft als Göttin der Ehe. Als solche steht sie in direkter Verbindung mit Zeus Teleios. Ihr und dem Zeus Teleios werden am Tag der Eheschließung Opfer dargebracht, denn sie stehen der Ehe als Grundlage der Bürgerschaft vor und wachen über das Eheglück.
Teleios: «der Vollender». Beiname des Zeus in seiner Eigenschaft als Gott der Hochzeit. Als Ehegott steht er in direkter Verbindung mit Hera Teleia. Dem Zeus Teleios und der Hera Teleia werden am Tag der Eheschließung Opfer dargebracht, denn sie stehen der Ehe als Grundlage der Bürgerschaft vor und wachen über das Eheglück. Der Kult des Zeus Teleios erscheint zusammen mit dem Kult des Zeus Horios, Epoptes, Meilichios, Polieus und Epakrios im religiösen Kalender der Gemeinde Erchia in Attika.
Telesphoros: ein Daimon. Begleiter des Asklepios. In seiner überlieferten Hymne wird er Sohn des Gottes genannt. Er fördert die Heilung, vollendet und bringt sie zum Schluss. Unterstützt den Patienten bei seiner Genesung.
Terpsichore: die Muse des Tanzes.
Thalia: die Muse der Geschichtsschreibung, Chronistik.
Thargelion: Der Th. ist der elfte Monat des attischen Kalenders. Er entspricht in etwa den Monaten Mai/Juni des gregorianischen Kalenders. Sein Name leitet sich womöglich von thargelos oder thalysios (dem Brot, das aus dem ersten Korn der neuen Ernte gebacken wird) oder von «ta argelia» (Erstlingsfrüchte) ab. Im Th. wird das große Erntefest Thargelia zu Ehren des Apollon und der Artemis gefeiert.
Themeliouchos: «Bewahrer der Fundamente». Beiname des Poseidons als Gott, der vor Erdbeben schützt.
Themis: Urgestalt der griechischen Religion. Sie verkündet die Zukunft. Repräsentiert gewissermaßen das, was ist, damit Ordnung sein kann.
Theognosie: das Wissen von den Göttern.
Theoi, hoi: die Götter.
Theos: Gott, die Gottheit. Ein allgemeiner Gattungsbegriff. T. stand später bei den Philosophen für Zeus. Theos bedeutet Ordner und stammt vom Verb títhimi ab, das ordnen, stellen bedeutet.
Theóthen: von den Göttern.
Theurgie, theourgia: das göttliche Werk. Die Theurgie ist eine Bezeichnung für religiöse und philosophische Riten, deren Ziel es ist, eine Beziehung zu den Göttern aufzubauen. Die Th. wird von einer besonderen Pietät getragen. Lange Zeit wurde die Th. mit den «Chaldäischen Orakeln» assoziiert, die in der Spätantike hohes Ansehen besaßen (vor allem in platonischen Kreisen), aber heute keine Rolle mehr spielen. Die Theurgie der «Chaldäischen Orakel» dient der Lösung des Theurgen von der materiellen Welt und seiner Vereinigung mit dem Göttlichen. Bekannte Theurgen der Spätantike waren Iamblichos aus Chalkis und Proklos Diadochos. Iamblichos verband die Th. mit der Wissenschaft seiner Zeit. Obwohl die Theurgie mit den «Chaldäischen Orakeln» assoziiert wird, ist sie nicht zwingend an deren engen Kontext gebunden. So werden Praktiken und Riten, die zwar keinen Bezug zu den «Chaldäischen Orakeln» haben, aber auf das gleiche Ziel ausgerichtet sind, ebenfalls als Theurgie bezeichnet. Solche Praktiken beinhalten beispielsweise intensives Beten, Fasten, Kontemplation und den Gebrauch bestimmter Farben, Zeichen, Opfergaben, Pflanzen, Räucherungen, Edelmetalle und Götterfiguren. Ihr Zweck ist die Katharsis der Seele von Leidenschaften wie beispielsweise Gier, Habsucht oder Neid. Sie alle verbindet eine philosophische Lebensweise, die den Geist von schlechten Gedanken und den Körper von belastenden Stoffen befreien soll. Erst durch die Kultivierung der Arete und die damit verbundene Angleichung an Gott soll der Mensch in die Lage versetzt werden, die intelligible Schönheit zu schauen. Im Hellenismos werden die Iatromanten Abaris, Melampos, Hermotimos, Epimenides und die Philosophen Pythagoras, Empedokles und Apollonios von Tyana manchmal ebenfalls zu den Theurgen gezählt. Die hellenischen Theurgie ist nur unvollständig überliefert. In der Vergangenheit wurde die Th. fälschlicherweise mit Magie gleichgesetzt, indes widersprechen sich Th. und Magie in ihren Zielsetzungen und Gottesvorstellungen von einander. Darüber hinaus ist die Th. von Pietät und einer Hingabe durchdrungen, die der Magie fremd ist. Im offiziellen Kultus und in der öffentlichen Debatte spielt die Th. keine Rolle, jedoch kann sie für einzelne Hellenen von großer Bedeutung sein.
Thiagón: Opferkuchen.
Thiasos: Versammlung der Kultteilnehmer. Bezeichnet heute eine feste Kultgemeinschaft bzw. eine Gruppe von Menschen, die für die Organisation, Einhaltung und Pflege der Götterkulte und heiligen Feste verantwortlich ist.
Thyrsos-Hellenes Ethnikoi: ein dem YSEE nahestehendes hellenisches Kollektiv, das großen Wert auf die Pflege der Freundschaft zwischen den indigenen Traditionen Europas legt und seinen Teil für die Restauration des Hellenentums beiträgt.
Thysia, die: Opferung, Opferhandlung, Opfer. Die thysia ist das Kernelement des Götterkultes. Sie macht den sakralen Akt aus und füllt die Bitten mit Leben.
Tradition: siehe Parádosi.
Tritopatores: athenische Ahnengeister, Ahnengruppe eines Stammes. Geister der Ehe, der Geburt und der Winde. Amaleides, Protokles, Protokleon, Kottos, Briareos, Gyges, Tmolus, Zagreus.
V
Vaterland: das Land, die Erde, welche die Knochen und Körper der Vorfahren beherbergt, die durchdrungen ist von den Göttern der Ahnen und mit der der Mensch mental verbunden ist. Der Begriff Vaterland ist die exakte Übersetzung des griechischen Wortes «πατρίδα». Das Wort «πατρίδα» («patrida») setzt sich aus «patris» (väterlich, der Väter) und «da» (Erde, Land) zusammen. Neben der «patrida» wird häufig auch der Begriff «mitrida» («Mutterland») gebraucht. Das V. wird in erster Stelle als imaginäre Entität erlebt, welche die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft, die Nachfahren mit den Ahnen verbindet. Das V. ist nicht identisch mit dem heutigen Nationalstaat. Die moderne Auffassung des Vaterlandes wird von den Hellenen nicht geteilt, zumal der Begriff heute ideologisch überladen ist, während er im Hellenismos bloß eine natürliche Gegebenheit ausdrückt.
v.chr.Z.: vor der christlichen Zeitrechnung, vor der heute allgemein gültigen Zeitrechnung, vor «unserer Zeitrechnung» (v.u.Z.). Diese Jahreszählung ist im Hellenismos sehr weit verbreitet; sie nimmt Bezug auf die heute übliche Zeitrechnung, gezählt ab dem angeblichen Geburtsjahr Jesu, ohne den christlichen Hintergrund oder die damit verbundene Spaltung der Menschheit zu übernehmen.
v.Z.: vor der christlichen Zeitrechnung, vor der heute allgemein gültigen Zeitrechnung.
U
Übergangsrituale: Amphidromien und Namensgebung, Markierung des Übergangs von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter, Gámos, Kēdhia.
Urania, Ourania: «die Himmlische». Die Muse der Astronomie. Außerdem ein Kultname der Aphrodite.
W
Wasserleitung: seit dem 6 Jh. v.u.Z. gab es in Griechenland Wasserleitungen. Ab der hellenistischen Epoche besaß jede hellenische Stadt ihre eigenen Wasserleitungen.
Weihrelief: Relief, das einer Gottheit gewidmet wird. Opfer, um der Gottheit für ihre Hilfe oder die Rettung aus einer Notlage zu danken. Ging der erhaltenen Hilfe oder Wunscherfüllung ein Gelübde voraus, wird von einer Votivgabe gesprochen.
Wein: das Nationalgetränk der Griechen. Ob arm oder reich, Wein gab es in jedem hellenischen Haushalt. Die Hellenen trinken den W. mit Wasser vermischt. Wein dient auch als Opfergabe im Kult.
Windgötter, Winde: Euros, Notos, Zephyros, Boreas, Apheliotes. Haben den Griechen im Krieg und in Zeiten großer Not beigestanden. In der Schlacht gegen die einmarschierenden, zahlenmäßig überlegenen Perser haben sie den Griechen einen großen Vorteil verschafft.
X
Xenios: Beiname des Zeus als Gott, der die Institution der Gastfreundschaft (xenia) und den Fremden Schutz garantiert. Außerdem garantiert er die körperliche Unversehrtheit der Gäste oder Fremden. Der Bruch der xenia stellt eine Beleidigung des Zeus Xenios dar.
Xoanon: siehe Idolon.
Y
YSEE: Ypato Symboulio Ellinon Ethnikon, der Oberste Rat der ethnischen Hellenen. Das bekannteste hellenische Kollektiv. Der YSEE ist als Dachorganisation im athenischen Vereinsregister eingetragen und versteht sich als offizieller Träger der «Hellenischen ethnischen Religion». Er setzt sich für die Belange der ethnischen Hellenen ein und betrachtet die Rehellenisierung Griechenlands als sein oberstes Ziel. Er unterhält den Thiasos «Delphys», die philosophische Einrichtung «Hekatevolos» und eine Priesterschule. Der YSEE verleiht in soziopolitischen Fragen und gesellschaftlichen Debatten den Hellenen eine Stimme. Außerdem ist er Gründungsmitglied des Kongresses der Europäischen Religionen (ECER, früher WCER). Er ist bekannt für seine Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen in der griechischen Gesellschaft, seinen Kampf gegen Antihellenismus sowie für seinen Einsatz für die Erneuerung hellenischen Lebens in Griechenland.
Die «Mythologische Werkstatt für Kinder», wo Kindern u.a. Altgriechisch und Philosophie beigebracht wird, sie auf spielerische Weise die Mythen und Sitten ihrer Vorfahren kennen lernen und unter Aufsicht von Archäologen, Soziologen, Philosophen und andrer Akademiker Ausflüge zu antiken Stätten unternehmen, das Seminar «Thymele – Theaterpädagogik für Kinder» und die «Kurse in Altgriechisch» (für Erwachsene) unter der Aufsicht der Soziologin Dr. Ourania Toutountzi wurden auf seine Initiative hin gegründet und werden weiterhin von ihm organisiert und finanziert. Die «Mythologische Werkstatt für Kinder» nimmt am jährlichen «Athens Science Festival» teil und stellt eigene Projekte vor. Die Kulträumlichkeiten des YSEE in Athen wurden 2017 vom Staat als «Tempel der hellenischen ethnischen Religion» anerkannt. Der YSEE vertritt seit 2010 die These einer ungebrochenen, organisierten Kontinuität der hellenischen Religion von der Zeit Plethons bis in die heutige Zeit. Dabei meint er nicht die vielen dokumentierten Bräuche, Riten, Überlieferungen und Ansichten der hellenischen Religion, die das Christentum überlebt und weiterhin lebendig sind. Der YSEE meint damit die hellenische Religion als organisiertes Ganzes.
Nach diesem Verständnis stelle die «hellenische ethnischen Religion» keine Eigenform der hellenischen Religion dar, sondern vielmehr die hellenische Religion selbst. Dieser These zufolge waren Plethon, die Stratioten, die Attische Gesellschaft und die hellenischen Jakobiner auf den Ionischen Inseln (1797-1799) keine voneinander losgelösten oder isolierten historischen Erscheinungen, sondern voneinander abhängige Größen, Glieder einer Kontinuitätskette, die im Untergrund weiter bestand. Dabei stützt sich der YSEE u.a. auf Konstantinos Sathas (1842-1914) und auf private Familienarchive in Griechenland und Süditalien, zu denen seinem Generalsekretär Vlassis G. Rassias der Zutritt gewährt wurde. Der YSEE grenzt sich von den anderen hellenischen Kollektiven ab und pflegt keine Beziehungen zu diesen. Siehe auch: HER.
Z
Zauberei: siehe Goetia.
Zeitrechnung: die Hellenen besaßen keinen gemeinsamen oder einheitlichen Kalender. Die Monatsnamen und Jahresanfänge unterschieden sich von Polis zu Polis. Ab einem gewissen Zeitpunkt fingen die Hellenen damit an, wohl dem Beispiel ihrer Historiker folgend, eine panhellenische Zeitrechnung zu verwenden. So wurden die Jahre nach den panhellenischen Olympischen Spielen gezählt, die alle vier Jahre stattfanden. Die ersten aufgezeichneten Olympischen Spiele wurden im Jahre 776 v.u.Z. abgehalten. So war dieses Jahr das erste Jahr der 1. Olympiade, das nächste das zweite Jahr der 1. Olympiade, das übernächste das dritte Jahr der 1. Olympiade und das danach das vierte Jahr der 1. Olympiade. Danach folgte das erste Jahr der 2. Olympiade usw. Da diese Zeitrechnung heute manchen zu umständlich erscheint, passen einige ethnische Hellenen z.B. für externe Zwecke die hellenische Zeitrechnung dem Gregorianischen Kalender an.
Aber das bedeutet mitnichten, dass das Jahr für den Hellenen im Januar anfangen und im Dezember enden muss. Was das angeht, kann er es voll und ganz mit dem Attischen Kalender halten, auch wenn er sich in der äußeren Welt, in seinen Beziehungen mit Behörden oder dem Arbeitgeber weiterhin am Gregorianischen Kalender orientieren muss. Auch die Chinesen der Diaspora halten sich an den Gregorianischen Kalender und feiern trotzdem ihr eigenes Neujahrsfest. Die Entscheidung liegt bei jeder einzelnen Familie. Im Verlauf der letzten Jahre hat sich eine immer deutlichere Orientierung an die Tradition und Bevorzugung der traditionellen Zeitrechnung herausgezeichnet, nicht nur in Bezug auf die Zählung der Jahre, sondern zunehmend auch in Bezug auf die Einteilung der Wochen und die Namen der Tage, dabei stand und steht der Attische Kalender im Mittelpunkt, denn in Attika leben die meisten Hellenen.
Zeus: der Hauptgott des Hellenismos und oberste Gott der Hellenen. Gott des Regens, der Stürme, des Himmels und des Blitzes, der Ordnung, der Gesetze und der Gerechtigkeit. Außerdem ist er der Gott der Gastfreundschaft. Zeus ist Schirmherr der Schutzbedürftigen und der staatlichen Ordnung.
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