Empedotimos: «ΕΝΑΔΕΣ (ΘΕΟΙ) – Γενικά», in: empedotimos.blogspot (März 2008), zuletzt abgerufen am 20.05.2020. Aus dem Griechischen von Stilian Korovilas.
Die Henaden sind die Götter, die im Grunde das EN [EINE] bilden, zumal sie in ihm verwurzelt sind.
Ein Grundprinzip der PROODOS [Hervorgang] lautet, dass jede nachfolgende Ebene zahlreicher als die vorherige, und jedes Glied dieser nachfolgenden Ebene schwächer ist als die Glieder der vorherigen Ebene.
Das heißt, wenn das EINE Eines wäre und eine Vielheit generieren würde (wie klein sie auch sein möge), dann würde das Hervorgehen dieser Vielheit mit einer Schwächung einhergehen und damit würde das unmittelbar nach dem Einen Erscheinende (die Henaden) nicht aufgrund des Überflusses an Macht hervorgehen, aber das entspricht nicht dem EINEN.
Folglich ist das EINE eigentlich VIELES, und diese VIELE sind die Henaden, welche die Götter sind. Es ist also eindeutig, dass der Polytheismus von Anfang an gegeben ist, er wird nicht erzeugt.
Wenn wir akzeptieren würden, dass aus etwas, das EINES ist, VIELES hervorgeht, gäbe es keinen wesentlichen Unterschied zu anderen Traditionen (bspw. die monotheistischen), die der Meinung sind, dass es nur einen Gott gibt.
Der Polytheismus ist also keine Frage der Vielzeugung! Dies wird im weiteren Verlauf deutlich werden, wenn wir uns dem Aufbau des Universums zuwenden.
Denn wenn das Agathon [Gute] sich vervielfacht, wäre der Hervorgang aller Dinge auf die Schwächung und Loslösung, und nicht auf die Fülle des Guten zurückzuführen.
Proklos, Platonische Theologie, II 50.20-22
Aber die allererste und mit der Natur des Einen vereinte [sumphuomenos] Vielheit hat die Form des Einen [henoeides], ist unsagbar, überseiend und ihrer Ursache ganz ähnlich … baute um sich selbst die göttliche Menge auf und vereinte sie mit seiner Einfachheit. Das Eine verleiht den wesenden Henaden vor den Wesen ihre Grundlage.
Proklos, Platonische Theologie, III 12.22
Weil alles, was aufsteigt, bei den Henaden landet, da von dort aus alles seinen Eingang in die Existenz findet.
Proklos, Kommentare zu Euklid, 142.5
Doch wie es scheint, ist das Eine nicht Eines (= es ist also Vieles), noch ist es (= d.h. es hat sich nicht manifestiert, denn sein manifestierter Zustand sind die Henaden), wenn wir dieser Schlussfolgerung trauen dürften.
Platon, Parmenides, 141e