Empedotimos: «ΕΝ», in: empedotimos.blogspot (März 2008), zuletzt abgerufen am 18.04.2020. Aus dem Griechischen von Stilian Korovilas.
Das Eine (EN) ist der Anfang, von dem die ganze Manifestation «abhängt», ist in gewisser Hinsicht die «Batterie», welche die ganze Manifestation am Leben hält.
EN-AGATHON [das GUTE]
Wir gebrauchen den Begriff «EN» («EINES»), wenn wir über die PROODOS [Hervorgang] sprechen, wenn wir also Bezug nehmen auf diesen Ausgangspunkt der aufeinanderfolgenden Herabstufung des ON [Seienden], und den Begriff AGATHON [das GUTE], wenn wir auf den Prozess der EPISTROPHE [Rückkehr] Bezug nehmen.
Über das EN können wir nicht sprechen, aus dem einfachen Grund, dass es überseiend ist, sprich über dem Sein steht, daher kann es nicht noetisch erfasst werden. (Damit etwas noetisch erfasst werden kann, muss es ON, d.h. OUSIA sein, denn nur dieses kann vom NOUS erkannt werden.) Dasselbe gilt für die HENADEN, wie wir noch sehen werden.
Unsere einzige Quelle sind unsere Philosophen, die aufgrund ihrer weiten Entwicklung (und daher ihres Zugangs zur göttlichen Welt), rational erklären können, was genau das EN (und folglich auch die HENADEN) ist.
Insbesondere über das Eine, können wir nur negativ sprechen [apophasis, Negation], d.h. sagen, was es nicht ist, wie der göttliche Platon es in seinem Dialog «Parmenides» darstellt.
Und wie sagen wir aus, was das EN nicht ist? Ganz einfach, wir schauen uns an, was sich aus dem EN manifestiert, d.h. welche Götterhierarchien aus dem Einen hervorgehen, und nachdem wir deren Eigenschaften überprüft haben, werden wir diese vom Einen ablegen. Wir werden also sagen, das EN ist nicht dies, ist nicht jenes usw. Wir können nicht sagen, was das EN ist.
Über den Dialog «Parmenides» können wir kurz sagen, dass er aus den sogenannten neun Hypothesen besteht, deren erste Hypothese Angaben zum EN macht. In dieser Hypothese sind die Negationen vom Einen aufgezählt. In der zweiten Hypothese werden die vorherigen Negationen zu Bejahungen und beschreiben die göttlichen Hierarchien, die wir bereits erwähnt haben.
Für die Beschreibung der göttlichen Hierarchien werden die bekannten Gegensatz-Paare verwendet (nach Aristoteles; z.B. Gleichheit-Verschiedenheit, Gleiches-Ungleiches usw.), mit denen jede Hierarchie beschrieben wird und die leider von den selbsternannten «Mystagogen» von nebenan verzerrt und als zwei Seiendheiten dargestellt werden!
Wenn wir uns der Herausbildung des ON zuwenden, wird deutlich werden, dass alle, die über zwei Seiendheiten sprechen, ihre Unwissenheit zur Schau stellen.
Wie aus der Beschreibung der Henaden (Götter) deutlich hervorgeht, ist das EINE eigentlich ein VIELES, ist die Gesamtheit der Henaden (Götter), von denen die gesamte Manifestation ausgeht.
Aber, wie es scheint, ist das Eine weder Eines noch ist es, wenn man diesem Schluss trauen darf.
Platon, Parmenides, 141e
Zur Person: Vyron Zattas, bekannt als Empedotimos, ist ein hellenischer Autor und Blogger, der an der Fakultät für Physik und Mathematik der Universität Athen studierte und aufgrund seiner Artikel über die platonische Philosophie und die archäologischen Ausgrabungen in Amphipolis einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte. Empedotimos gehört zur Schule der Orphisch-pythagoreisch-platonischen Philosophie (OPPP). Durch seinen Blog hat er die OPPP in Griechenland bekannt und einer breiteren Masse zugänglich gemacht.