Empedotimos: «Η ΠΟΡΕΙΑ ΤΗΣ ΕΚΔΗΛΩΣΗΣ», in: empedotimos.blogspot (Februar 2008). URL: https://empedotimos.blogspot.com/2008/02/blog-post_23.html (zuletzt abgerufen am 18.04.2020). Aus dem Griechischen ins Deutsche von Stilian Korovilas.
Der Verlauf der Manifestation des SEIENDEN (ONTOS) reicht von einem vollkommenen Zustand (EN, das Eine) über ständig unvollkommenere Zustände bis zu einem endgültigen Zustand (Hyle, Materie).
Leider versuchen einige Leute, das griechische Denken mit der Behauptung zu verzerren, dass das Unaussprechliche Prinzip, das Seiende sich qualitativ weiter entwickelt, und zwar unendlich lange, ohne dass es irgendein Ende gäbe!
Sie behaupten, dass alle Dinge den Weg von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit gehen.
Der Übergang von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit finde statt, nachdem das Seiende während seines Übergangs vom Unvollkommenen zum Vollkommenen in gewisser Weise etwas «Energie» eingebüßt habe.
Wie kann etwas energetisch aufsteigen, wenn es von nirgendwo Energie bezieht?
Während seines Übergangs von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit wird es wiedererlangen, was es verloren hat.
Die Tatsache, dass mit fortschreitender Manifestation die Bewegung zunimmt, bedeutet nicht, dass auch die Energie zunimmt. Die kinetische Energie nimmt zu, aber in früheren Zuständen besitzt das Seiende eine dynamische Energie, die sich allmählich in eine kinetische Energie wandelt.
Der vollkommene Zustand ist der unbewegte Zustand, wie wir an anderen Stellen unseres Studiums feststellen werden. Deshalb betrachtet Parmenides sein Seiendes als Eines und als unbewegt. Wie Proklos uns mitteilt, ist das Seiende des Parmenides das Eine-Seiende Platons, also das Seiende, das unmittelbar aus dem Einen hervorgeht. Wir werden uns später ausführlicher mit diesem Thema auseinandersetzen.
Abgesehen von der Hybris, die sie begehen, indem sie das Unaussprechliche Prinzip als die niedrigste Hypostase (!) betrachten, ist es offensichtlich, dass diejenigen, die so etwas behaupten, weder die Texte der griechischen Philosophie studiert haben noch über Grundkenntnisse der Physik verfügen.
Zum besseren Verständnis werden Passagen aus den Texten Proklos’ zitiert, wo der Weg vom Einen zur Materie sehr deutlich beschrieben wird. Alle anderen griechischen Philosophen vertreten die gleiche Position.
Es ist also notwendig, dass es für die Wesen ein Allerstes und ein Letztes gibt.
Proklos, Platonische Theologie, Band 2, 28.14
Weil es vielleicht notwendig ist, dass, genau wie im Falle der Seelen, Naturen und Körper, die Demiurgie nicht beim Unvollkommenen beginnt.
Proklos, Kommentare zum platonischen Parmenides, 823.3
Denn nirgendwo beginnt die Natur mit dem Unvollkommenen. Weil das Unvollkommene nicht bis zum Ende fortschreiten würde, wenn es nicht zuvor das Vollkommene gegeben hätte, mit dem das Unvollkommene auf bestimmte Weise eine vage Ähnlichkeit hat, weil es ein unvollkommenes Bildnis davon besitzt.
Proklos, Kommentar zum platonischen Parmenides, 754.21
Wenn das den Ursachen Hinzukommende unendlich weiter voranschreitet und immer ein Wesen sich vor dem anderen befindet, kann es keine Wissenschaft des Seienden geben. Denn es gibt kein Wissen vom Apeiron. Und wenn die Ursachen ignoriert werden, wird es keine Wissenschaft ihrer Ergebnisse geben.
Proklos, Elemente der Theologie, 11
Denn vor den Unvollkommenen muss die Hypostase der Vollkommenen gegeben sein, vor allen anderen muss die Hypostase der Dinge gegeben sein, die in sich selber verankert sind.
Proklos, Kommentare zu Eukleides, 138.25
Denn es kann natürlich nicht wahr sein, dass die Natur das Unvollkommene generiert und das Vollkommene unverwirklicht ließ, noch könnten wir sagen, dass unsere Seele Dinge generiert, die präziser, vollkommener und regelmäßiger als der Nous und die Götter sind.
Proklos, Kommentare zu Eukleides, 140.10