Der Missbrauch griechischer Symbole geht in die nächste Runde

1. Mounikhion 2792 / 8. April 2.016

Gerade eben wurden wir über die Gründung einer neuen «griechischen» oder besser gesagt romäischen Partei in Kenntnis gesetzt. Die neue politische Formation, die von Takis Baltakos und dem früheren Vorsitzenden der christlich-nationalistischen Partei LA.O.S. Georgios Karatzaferis ins Leben gerufen wurde, heißt «Ethniki Enotita», zu Deutsch: «Nationale Einheit». Ersten Angaben zufolge wird Karatzaferis formal das Amt des Vorsitzenden innehaben, während Baltakos das des Generalsekretärs ausüben wird. Wie dem auch sei, die verfolgte Taktik der beiden erinnert ein wenig an die ersten Jahre nach Gründung des «griechischen» Nationalstaats, als das romäische Establishment die Bevölkerungsgruppen innerhalb der neuen Staatsgrenzen auf den Namen der «Hellenen» taufte und die Romiosini sich eine hellenische Palla überstreifte, vorgebend die Fortsetzung des historischen Hellenentums zu sein. Alt ist die Taktik, alt auch die politische Orientierung:

Unsere kulturelle hellenisch-orthodoxe Identität wird tagtäglich verfälscht und die Orthodoxie, die Seele unsrer Seele, ständig in Frage gestellt.

Quelle: iefimerida, zuletzt abgerufen am 08.04.«2016»

Unser Problem liegt jedoch im Gebrauch oder eher Missbrauch hellenischer Symbole durch das politische Establishment der Romiosini. Die neue Partei wählte den Pyrsos (Fackel), umgeben von einem offenen Kranz, zu ihrem Symbol. Eine derartige Pervertierung des Pyrsos, eines Symbols der griechischen Göttin Hekate, zu einem Logo einer nationalistischen romäischen Partei, kann vor dem Hintergrund des kulturellen Völkermordes an den Hellenen nur als kultureller Niedergang bewertet werden. Der moralische Einbruch gewisser Individuen scheint bodenlos.

Zweihundert Jahre nach der blutigen Niederschlagung der sich im Rahmen der «Franzosenherrschaft» bewegenden ethnisch-hellenischen Revolution auf den Ionischen Inseln durch die russisch-osmanische Seeflotte unter dem heiliggesprochenen Admiral F.F. Uschakow (Gedenktag: 2. Oktober), des «großen Beschützers Griechenlands» (Orthodoxie), gefeierten «Heiligen» und «großen Griechenfreunds» («Goldene Morgenröte»), wird das tausendfach zu Boden getretene ethnische Hellenentum von gewissen Leuten und Interessengruppen immer neu ausgeschlachtet. Zuerst vergewaltigte die Goldene Morgenröte die Symbole des hellenischen Ethnismus, den Mäander und den Lorbeerkranz, wodurch der Schatten der nationalistischen Bestialität auf die antiken Griechen geworfen wurde, dann besetzte die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) die Akropolis, eine Partei, deren Ideologie die Straßen der Weltgeschichte mit ungefähr 100 Millionen Menschenleichen und wahrscheinlich ebenso vielen Tierkadavern pflasterte, und jetzt schleift eine «Nationale Einheit», ungewollt möchten wir meinen, den Pyrsos durch die Senkgrube des romäischen Parlamentarismus.

Diese Parteien, die sich als Alternative zum Establishment anbieten, sind keine Antwort auf die Krise (nicht dass die anderen besser wären), sondern wie die Krise selbst, Folgen einer zivilisatorischen Degeneration und der devoten Unterwerfung aller bisherigen Regierungen unter dem Primat eines im Mittelalter hängengebliebenen kirchlichen Nebenstaates. 

Wir Hellenen sind eine Kulturnation, folglich kann unsere Kultur nicht mit dem romäischen Staat, der «griechischen» Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie in den Farben des Freistaates Bayern oder mit neuzeitlichen Ideologien identifiziert, noch dürfen seine heiligen Symbole zu «Maskottchen» politischer Parteien der Romiosini umfunktioniert werden. Letzteres verbietet sich schon allein wegen der Geschichte.

Ohne irgendwelche «vorgelagerten» persönlichen Animositäten rufen wir die Herren Baltakos und Karatzaferis dazu auf, ihre Entscheidung hinsichtlich der Wahl des Pyrsos zum Logo ihrer neuen Partei zu überdenken und zumindest das Andenken der Hellenen zu achten, die vom Byzantinischen Reich und seiner Kirche entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.

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