Tempel des Apollon geschändet

Vandalismus
Stilian Ariston Korovilas, 19. Gamelion 2791 / 9. Februar «2015»

Wieder wurde ein griechischer Tempel geschändet. Dieses Mal hat es den Tempel des Apollon auf der Akropolis von Rhodos getroffen. Hinter der Tat werden diesmal keine religiösen Fanatiker, sondern Hooligans vermutet. Unbekannte sprayten Slogans und die Namen ihrer Fußballmannschaften auf der Außenwand des Tempels. Wahrscheinlich kennen sie den Wert des Tempels nicht oder es war ihnen schlicht und einfach egal. Denn andere Tempel, von Klostern abgebaut, Steinsäulen, von Imbissbesitzern zu Esstischen umfunktioniert, Funde, die Hühnerställen weichen mussten und Gedenksteine, abgebaut und in neuere «Kunstwerke» eingebaut, erleiden jedes Jahr die gleiche Behandlung von Menschen, welche sich «Hellenen» und direkte Nachfahren des Perikles nennen. Wer den Lehrstoff der «griechischen» Schulen, in denen der Verfassung zufolge die «hellenische Identität» vermittelt wird, und den Geist des Bildungsministeriums kennt, müssen sich nicht fragen, über welches Hellenentum hier gesprochen wird. Apollonios von Tyana hat einmal gesagt, dass es schändlich sei, den Namen einer Person, nicht aber ihren Charakter zu haben. Vielleicht sollten die Täter über diesen Satz nachdenken, bevor sie sich wieder in Bewegung setzen, um andere Kulturschätze zu beschädigen.

«Gegenüber dem hellenischen Altertum empfindet heute mancher Grieche eine Art Haßliebe, wenn nicht sogar eine ›ikonoklastische Wut‹. Die Revolte gegen die ruhmreiche Vergangenheit […] nimmt gelegentlich das Ausmaß des Verlangens nach einer regelrechten ›Säuberung‹ des Landes von den Denkmälern der Antike.»
Pavlos Tzermias: Neugriechische Geschichte: Eine Einführung. S. 17, 3. überarb. u. erw. Aufl., Francke Verlag, Tübingen 1999.